Möglichkeiten von Palliative Care und Hospizkultur (Palliative Geriatrie) am Lebensende (in Pflegeheimen)
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- Kirsten Schulz
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1 Möglichkeiten von Palliative Care und Hospizkultur (Palliative Geriatrie) am Lebensende (in Pflegeheimen) Dirk Müller Master Palliative Care I Exam. Altenpfleger I Fundraising-Manager (FH) Vorstandsmitglied DHPV Dirk Müller I 2012 I unionhilfswerk.de I palliative-geriatrie-berlin.de Gesellschaftlicher Wandel Demographischer Wandel: Mehr alte und hochbetagte Menschen o Zunahme der Demenz als Ausdruck der Alterung der Gesellschaft o Pflegende Angehörige sind auch hochbetagt Ökonomische Krise - Ressourcenknappheit o Weniger Personalressourcen für die Altenhilfe Gesellschaftliche Stigmatisierung von Pflege in Institutioen o Spürbar auch als Stigmatisierung von Institutionen, die Sorgearbeit übernehmen: Schafft die Heime ab Heimerl, Müller: 2012
2 Zentrale Widersprüche, die es zu bearbeiten gilt Drei zentrale Widersprüche, um die eine Einrichtungen gebaut ist: Autonomie und Fürsorglichkeit o Freiheit und Sicherheit o Selbstbestimmtheit und Abhängigkeit Leben und Sterben o Rehabilitation und Hospizkultur/ Palliative Care o Wohnen und behandelt werden Qualität und Ökonomie o Zeitintensive Pflege und knappe Ressource Zeit o BewohnerInnenorientierter Tagesablauf und Notwendigkeit von Dienstplänen Heller, Heimerl Alte und hochbetagte Menschen brauchen eine andere Form der Palliative Care als TumorpatientInnen. Nötig sind ein erweitertes Verständnis von Palliative Care und ein Spagat der Pflegeheime zwischen Leben und Tod, zwischen Geburtstagsfeier und Liederabend einerseits und Pflegebedürftigkeit und Sterbebegleitung andererseits. Palliative Care für alte Menschen muss hierauf eigene Antworten finden. Hochbetagte sind im hohen Maße palliativbedürftig, und zwar dann, wenn Schmerzen und Symptome aufgrund der vielfachen Krankheiten und Einschränkungen zur Belastung werden und/ oder wenn sie `unheilbar dement werden. Dann brauchen sie umfassende, körperliche, seelische, soziale und spirituelle Begleitung, Pflege und Behandlung. Heimerl 2011: 16 Palliative Care für Hochbetagte ist nicht End-of-Life Care ist, sondern Lebensbegleitung bis zuletzt. Kojer, zitiert in Müller, D. 2010: 13
3 Wird Palliative Care auf das unmittelbare Lebensende reduziert, kommt sie für alte und hochbetagte Menschen zu spät. Während bei Tumorpatienten und patientinnen die letzte Lebensphase vergleichsweise klar abgrenzbar und der weitere zeitliche Verlauf weitgehend vorhersagbar ist, ist dieses bei chronischen Erkrankungen nicht der Fall. Hier wechseln sich Phasen der Verschlechterung und Phasen der Erholung ab. Der Versorgungsbedarf älterer Menschen wird deshalb häufig nicht adäquat erkannt, was die Zuweisung zur Palliativversorgung erschwert. So werden zum Beispiel geriatrische Patienten und Patientinnen mit Demenz bei ähnlichen physischen und psychosozialen Symptomen wie Tumorkranke nur selten palliativmedizinisch versorgt. Deutscher Bundestag 2010: 178 Problemhintergründe in Pflegeheimen 1. Nur einzelne Pflegeheime entwickeln eine Hospizkultur und ihre Palliative Care-Kompetenz. Nötig ist jedoch ein flächendeckendes Angebot. 2. Pflegeheime brauchen Unterstützung bei der Fortentwicklung ihrer hospizlichen und palliativen Kompetenzen sowie eine ausreichende Ressourcenausstattung. 3. Die medizinische Versorgung von PflegeheimbewohnerInnen ist häufig defizitär. 4. Regelhafte und verbindliche Kooperationsbeziehungen zwischen Pflegeheimen und Hospiz- und Palliativeinrichtungen sowie Verständigungsplattformen sind selten. 5. Die Allgemeine Ambulante Palliativversorgung (AAPV) ist unterentwickelt. 6. Die Auswirkungen der Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung (SAPV) sind unklar. 7. Wird Palliative Care erbracht, dann in der Regel nur für onkologische PatientInnen. (Müller, Dirk 2011: Sorge für Hochbetagte am Lebensende. Die Integration von Palliative Care in Berliner Pflegeheime als wichtiger Bestandteil kommunaler Palliativkultur. Unveröffentlichte Master Thesis im Rahmen des Internationalen Universitätslehrgang Palliative Care/ MAS an der Alpen-Adria Universität Klagenfurt, IFF- Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung, Abteilung Palliative Care und OrganisationsEthik Wien.)
4 Was bleibt?! Ich sitze hier und träume und weine. Ich weine, weil ich mich erinnere, wie schön das Leben war. Ich bin traurig, weil ich jetzt nichts mehr machen kann mit meinem Körper. Aber innerlich, da könnte ich noch tanzen! Burkowski, zitiert in Pfister 2011: 12 Dirk Müller I 2012 Sterbeforschung in den Pflegewohnheimen vom UNIONHILFSWERK (2010: n=170) Diagnoseklassen: 5,6 Herz-Kreislauferkrankungen (80%), Demenz (55%), Stoffwechselerkrankungen (31%), Tumor (21%), KRH des Bewegungsapparates (21%) Symptome im letzten Lebensmonat: Schmerzen (57,1%) Desorientiertheit (36%), Übelkeit/Erbrechen (28,8%) Luftnot (24,7%), Unruhe (16,5%) Sterbeort: 64,7 im Heim 35,3% im Krankenhaus Lindena, Woskanjan und Müller, D. 2011
5 (Sterbende) Hochbetagte wünschen Qualitätsdiskussion und -arbeit Schmerz- und Symptomkontrolle über den Tod sprechen können angemessene Aufklärung das Ausmaß der medizinischen Intervention mitbestimmen können Sterbebegleitung Sterbezeit und Sterberaum mit gestalten zu können (Heimerl 2007:134). Informationsbedarf Personal (2007: n=76) Info: Palliativmedizin 70 Info: Notfälle 64 Info: Ernährung 61 Info: Gesprächsführung Info: Palliativpflege Info: Umgang mit Angehörigen Info: eigene Psychohygiene 42 Info: spezielle Dienste 34 Woskanjan und Müller, 2008
6 Bedürfnisse hochbetagter Menschen Alte Menschen haben eindeutig besondere Bedürfnisse, weil ihre Probleme anders und oft komplexer sind, als die junger Menschen. World Health Organisation: 2004 Hospizkultur + Palliative Care für hochbetagte und/ oder von Demenz betroffene Menschen = Palliative Geriatrie = Betreuungs- und Veränderungsansatz für (ver)sorgende und (vor)sorgende Einrichtungen
7 Palliative Geriatrie im Pflegeheim Konsequente BewohnerInnenorientierung palliativmedizinische und -pflegerische Versorgung (Schmerztherapie & Symptomkontrolle) Respekt vor der Einzigartigkeit des Menschen (psychosoziale, spirituelle/ religiöse Bedürfnisse) Interdisziplinäre Zusammenarbeit Kommunikation (Mit)Verantwortung und Mitwirkung Konsequente MitarbeiterInnenorientierung Organisationsentwicklung (vgl. Kojer, Pirker 2009: 42-45). Abbildung: Palliative Geriatrie. (Kojer und Priker 2009: 42). Palliative Care (Palliative Geriatrie) = 10% Wissen + 90 % Haltung Student und Napiwotzky, 2007: 34
8 Multimorbide Patienten: Wider dem Absicherungswahn Bei pflegebedürftigen Patienten werden häufig fragwürdige Behandlungen veranlasst, weil sich Ärzte und Pflegekräfte absichern wollen. Ein gemeinsames, abgestimmtes Vorgehen könnte das verhindern. Deutsches Ärzteblatt , Projekt Palliative Geriatrie im UNIONHILFSWERK begonnen - Prozess noch nicht abgeschlossen
9 Sterbeforschung in den Pflegewohnheimen seit 2005 Entwicklung der Sterbeorte aller BewohnerInnen n=420 in % Pflegewohnheim Krankenhaus Zeitraum Leitlinie zur Begleitung und Betreuung von sterbenden Menschen sowie deren Angehörige und Nahestehende im UNIONHILFSWERK Begleitung beginnt nicht erst dann, wenn der Tod bereits im Vorzimmer wartet! DDr. Marina Kojer
10 Bildung miteinander reden, nachdenken, reflektieren Angst begegnen Schmerzen lindern Trauern helfen Wut aushalten Einsamkeit annehmen Notfälle planen Verwirrung zulassen Pflege denken Sprachlosigkeit besiegen Gelassen werden Gehen lassen bilden 140 MitarbeiterInnen mit 40-stündiger Ausbildung Palliative Praxis 25 MitarbeiterInnen mit 160-stündiger Zusatzqualifikation Palliative Care 20 MitarbeiterInnen mit Qualifikation Palliative Geriatrie 2 Palliativbeauftragte 4 HospizdienstkoordinatorInnen 1 Master Palliative Care
11 planen Projektarbeit 1. Trauer: Abschiedsgeschichten Mitarbeiterzufriedenheit im Pflegewohnheim Altglienicke 2. Kommunikation: Hand in Hand gemeinsam stark! Wie kommen wir zu guten Entscheidungen? 3. Angehörigenarbeit: Zugehörig werden Angehörigenarbeit im Pflegewohnheim Alt-Treptow 4. Bildung: Transfer von Fortbildungsinhalten für alle MitarbeiterInnen 5. Schmerz: Erhöhung der Lebensqualität durch verbesserte ärztliche Versorgung im Pflegewohnheim 6. Sterbebegleitung/ Ehrenamt: Mehr ehrenamtliche (Sterbe)begleitung im Pflegeheim 7. PR/ Marketing/ Fundraising: Damit die Menschen von uns wissen Dirk Müller I 2012
12 verwirren Dirk Müller I 2012 leben Dirk Müller I 2012
13 pflegen behandeln Kooperation mit HausärztInnen Kooperation mit dem Schmerzzentrum Berlin Kooperation mit SAPV- ÄrztInnen Kooperation mit SAPV- Pflegediensten SAPV = Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung
14 beraten 10 ehrenamtliche MitarbeiterInnen 5 hauptamtliche MitarbeiterInnen Beratungen : : 96-09/2012: 100 Spendenprojekt der Unionhilfswerk-Stiftung Aktion Uns geht ein Licht auf Ausbildung der MitarbeiterInnen ehrenamtlich (sterbe)begleiten 65 ehrenamtliche MitarbeiterInnen 4 hauptamtliche MitarbeiterInnen 10 Vorbereitungskurse* Begleitungen : : : 115 Spendenprojekt der Unionhilfswerk-Stiftung Aktion Hospizdienst Süd-Ost Begleitung der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen/ PatientInnen * Bezuschussung durch die GKV
15 sterben dürfen trauern können
16 bedanken und bezahlen reden
17 Wenn die öffentliche Hand leer ist, muss man private umso heftiger schütteln. Lutter: 1995 vernetzen Runder Tisch Hospiz- und Palliativversorgung im Land Berlin Arbeitsgruppe Hospiz- und Palliativkompetenz im Pflegeheim Landespflegeausschuss Berlin Deutscher Hospiz- und PalliativVerband e.v. (Vorstand) Hospiz- und PalliativVerband Berlin e.v. (Vorstand) PalliativZentrum Berlin-Brandenburg e.v. Netzwerk Palliative Geriatrie Berlin Netzwerk Palliative Geriatrie Hamburg Deutsches Netzwerk Palliativbetreuung in Pflegeheimen Konrad-Adenauer-Stiftung e.v. IFF Palliative Care und OrganisationsEthik Wien Berufsverband für Krankenpflegeberufe e.v. u.v.m.
18 Konzepte (ändern) Den Change nur zu managen, reicht nicht. Streit, H. U.: 2012 Abbildung: Konzepthaus. (Alsheimer 2008: 31). (Bearbeitung: Dirk Müller). Leitungsverantwortung Basisorientierung interdisziplinäre Zusammenarbeit zeitliche Kontinuität Ressourcen Kollegialität Offenheit Prinzip der Narrativität Es zählt, was erzählt wird und nicht es zählt, was gezählt wird.
19 Das Handeln und die Haltung den Bewohnerinnen und Mitarbeiterinnen gegenüber spiegelt sich in einem kontinuierlichen Reflexionsprozess wieder, der Einfluss auf die Umsetzungsprozesse der Ziele einer Organisation hat und somit die Organisationsentwicklung beeinflusst. DHPV/ DGP: 2012 Hospizkultur & Palliative Care-Kompetenzen im Pflegeheim entwickeln Es gibt unterschiedliche Ansätze, Projekte und Modelle mit dem Ziel, hospizliche und palliative Haltung und Know-how in den Pflegealltag von Heimen zu integrieren und somit Lernprozesse auf unterschiedlichen Ebenen in Gang zu setzen, welche die beteiligten Berufsgruppen, KooperationspartnerInnen und sämtliche MitarbeiterInnen verändern sollen (sog. Implementierung). (vgl. Wegleitner 2006: 4; Heller A. 2002: 182).
20 Netzwerk Palliative Geriatrie Berlin Pflegeheime mit palliativgeriatrischer Kompetenz. Wegbegleiter einer neuen Sorgekultur für alte Menschen NPG Berlin Kommunale Verantwortung Der Austausch über das, was ein gutes Heim auszeichnet und von einem schlechten Heim unterscheidet, ist ein wichtiger Schritt in der Umsetzung von Palliativer Geriatrie vor Ort sowie Ziel und Merkmal des NPG Berlin, auch bezogen auf die gesellschaftspolitische Debatte. (vgl. Müller 2011: , Der Senat von Berlin 2011).
21 Film Herzenswünsche zu Palliativen Geriatrie im UNIONHILFSWERK Veranstaltungstipp Palliative Geriatrie - Eine Vision wird Wirklichkeit 8. Fachtagung Palliative Geriatrie Berlin am 11. Oktober
22 Materialtipps Literaturtipps Der Senat von Berlin (Hrsg.) (2011): 3. Hospiz- und Palliativkonzept für das Land Berlin (Würde in der letzten Lebensphase). Drucksache des Senats von Berlin 16/4057. Heimerl, Katharina (2007): Bedürfnisse von Patientinnen und Bewohnerinnen am Lebensende. In: Knipping, Cornelia (Hrsg.): Lehrbuch Palliative Care. Bern: Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Heimerl, Katharina (2008): Orte zum Leben Orte zum Sterben. Palliative Care in Organisationen umsetzen. Freiburg im Breisgau: Lambertus. Heimerl, Katharina (2011): Palliative Care und Dementia Care im Pflegeheim. Die Hospizzeitschrift. Fachforum Palliative Care 13 (47): Heller, Andreas (2002): Der Umgang mit Sterbenden individualisierte und standardisierte Versorgung. In: Metz, Christian; Wild, Monika; Heller, Andreas (Hrsg.): Balsam für die Seele. Pflege in Hospiz- und Palliativer Betreuung. Freiburg im Breisgau: Lambertus, Heller, Andreas; Heimerl, Katharina, Husebø, Stein (2009): Wenn nichts mehr zu machen ist, ist noch viel zu tun. Wie alte Menschen würdig sterben können. Freiburg im Breisgau: Lambertus. Müller, Dirk 2011: Sorge für Hochbetagte am Lebensende. Die Integration von Palliative Care in Berliner Pflegeheime als wichtiger Bestandteil kommunaler Palliativkultur. Unveröffentlichte Master Thesis im Rahmen des Internationalen Universitätslehrgang Palliative Care/ MAS an der Alpen-Adria Universität Klagenfurt, IFF- Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung, Abteilung Palliative Care und OrganisationsEthik Wien. Müller, Dirk (2012): Der Einfluss des Personals auf Lebensqualität und Sterbekultur in Pflegeheimen. In: Kojer, Marina; Schmidl, Martina: Demenz und Palliative Geriatrie in der Praxis. Heilsame Betreuung unheilbar demenzkranker Menschen. Wien/ New York: Springer, Müller, Dirk; Wegleitner, Klaus, Heimerl, Katharina (2012): Sorgekultur am Lebensende in Berliner Pflegeheimen. Netzwerk Palliative Geriatrie. Handreichung vom Kompetenzzentrum Palliative Geriatrie. Kojer, Marina; Pirker, Susanne (2009): Palliative Care. In: Kojer, Marina (Hrsg.): Alt, krank und verwirrt. Einführung in die Praxis der Palliativen Geriatrie. Freiburg im Breisgau: Lambertus, Kojer, Marina; Schmidl, Martina (2011): Demenz und Palliative Geriatrie in der Praxis. Heilsame Betreuung unheilbar demenzkranker Menschen. Wien/New York: Springer. Wegleitner, Klaus (2006): Palliativversorgung in der stationären Altenhilfe. Von der Implementierung zur Nachhaltigkeit. Auswertung der 2. Internationalen IMM IFF Fachkonsultation. In: kursbuch palliative care 10/2006. Hg. Alpen-Adria Universität Klagenfurt, IFF-Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung, Abteilung Palliative Care und OrganisationsEthik Wien. Wien: IFF Eigenverlag.
23 Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit Dirk Müller I MAS (Palliative Care) Kompetenzzentrum Palliative Geriatrie KPG Tel: I Mail: www. Deutscher Hospiz- und PalliativVerband e. V. Tel: Mail: info@dhpv.de
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