BEWERTUNG DER INFRASTRUKTURANLAGEN WV
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- Christa Heidrich
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1 Schweizerischer Brunnenmeister-Verband Weiterbildungskurse 2008 in Lostorf 4. bis 13. März 2008 BEWERTUNG DER INFRASTRUKTURANLAGEN WV von Niklaus Schwarz dipl. Bauing. FH/NDS BWL Ryser Ingenieure AG Engestrasse Bern 9 Tel Fax info@rysering.ch Homepage Seite 1/5
2 EINLEITUNG Bei der Bewertung von Infrastrukturanlagen der Wasserversorgung muss als erstes definiert werden, welchen Zweck die Bewertung erfüllen soll. Erfolgt die Bewertung um die jährlichen Erneuerungskosten (Einlage in einen Erneuerungsfonds bzw. Abschreibungen) der Wasserversorgung zu berechnen, handelt es sich um eine andere Bewertung als bei einem allfälligem Übertrag bzw. Verkauf der Anlagen (z.b. Fusion oder Verbandsgründung). Die Berechung der jährlichen Erneuerungskosten im Kanton Bern erfolgt heute linear. Das heisst, der Wiederbeschaffungswert (totale Erneuerungskosten zum Zeitpunkt X) der Anlage wird durch eine bestimmt Nutzungsdauer (Lebensdauer) dividiert. Franken jährliche Einlage Summe der jährlichen Einlage Nutzungsdauer Bei einem Übertrag bzw. Verkauf von Anlagen können verschiedene Bewertungsmethoden zur Anwendung kommen. Die einfachste Methode ist der unentgeltliche Übertrag der Anlagen. Weitere Möglichkeiten bilden die Zeitwert- und Buchwertmethode oder eine Punktebewertung mit Gewichtung. Die Berechung der jährlichen Erneuerungskosten bietet in der Regel keine grossen Probleme. Der Wiederbeschaffungswert kann auf verschiedene Arten erhoben werden. Liegen Bauabrechungen vor, können die damaligen Baukosten indexiert und so auf das Preisniveau zum Zeitpunkt X korrigiert werden. Bei fehlenden Bauabrechnungen gelangen Methoden wie die Berechnung mittels spezifischer Kosten (Erfahrungszahlen) oder gar die Erstellung eines Vor- oder Bauprojekts zur Anwendung. Für die Festlegung der Nutzungsdauer gibt es etliche Erfahrungswerte, welche herbeigezogen werden können. Beim Übertrag bzw. Verkauf einer Wasserversorgung wird es schwieriger. Neben der Bewertungsmethode sind auch technische Fragen zu beantworten (und entsprechend zu Seite 2/5
3 beurteilen!). Können die zu übernehmenden Anlagen weiterverwendet werden? Welchen zukünftigen Nutzen haben diese? Hat die Quelle eine Schutzzone? Wie sieht das zukünftige hydraulische System aus? ANLAGEN EINER WASSERVERSORGUNG Neben den Hauptanlagen wie Wassergewinnung (Quellen, Grundwasser, Seewasser), Wassertransport (Transport-, Verteilleitungen und Pumpwerke), Wasserspeicherung (Reservoire und Saugbassins)und Fernsteuerungsanlagen, sind je nach Anforderungen der Bewertung weitere Anlagen zu berücksichtigen. Hydranten, Entleerungsleitungen, Aufbereitungsanlagen, Wassermesser, Hauswasserzähler und Schächte gehören bei einer Anlagebewertung zur Ermittlung von tatsächlichen jährlichen Erneuerungskosten der Anlagen genau so dazu, wie die Erstellung/Erneuerung einer Generellen Wasserversorgungsplanung, einer Erneuerungsplanung oder allfällige Konzessionsgebühren. Bei vielen uns bekannten neu gegründeten Verbänden wurde beim Übertrag bzw. Verkauf der Wasserversorgung nur das so genannte Primärsystem (Wassergewinnung, Konzession, Transportanlagen, Wasserspeicherung, Aufbereitung und Steuerung) in den neuen Verband aufgenommen. Das Sekundärsystem (Verteilleitungen, Hydranten, Hauswasserzähler) bleibt bei den im Verband angeschlossenen Wasserversorgungen. Für die jährlichen Erneuerungskosten des Primärsystems kommt der Verband auf. Die Kosten des Sekundärsystemes sind bei den jeweiligen Wasserversorgungen einzurechnen. NUTZEN EINER ANLAGEBEWERTUNG Anhand einer detaillierten Anlagebewertung können die jährlichen Erneuerungskosten der gesamten Wasserversorgung berechnet und mit der richtigen Interpretation (Stichwort: langfristige Gebührenpolitik) in die Gebührenberechung integriert werden. Kennt man zusätzlich das Erstellungsjahr der Anlage, kann auch der so genannte Zeitwert (Wiederbeschaffungswert abzüglich der bisherigen Nutzungsdauer) berechnet werden (Zeitwertmethode). Damit hat man eine Wertgrösse für einen Übertrag von Anlagen. Anhand der Zeitwertmethode kann aber auch eine (theoretische) Erneuerungsplanung, basierend auf den Nutzungsdauern aufgebaut werden. Hier stellt sich jedoch die Frage, ob ein Anlageteil nach Ablauf der Nutzungsdauer wirklich erneuert werden muss bzw. ob ein Anlageteil die angenommene Nutzungsdauer auch wirklich erreicht. Leitungen sind dazu das beste Beispiel: diese können eine Nutzungsdauer von 80 Jahren überschreiten, aber auch massiv unterschreiten (Lochfras). Seite 3/5
4 Auch können anhand der Wiederbeschaffungswerte Grössenordungen für Betriebs-, Unterhalts- und Personalkosten ermittelt werden. Dazu können Erfahrungswerte, Prozentzahlen des Anlagewertes, zu Grunde gelegt werden. Solche Berechungen sind nicht geeignet für das jährliche Budget einer bestehenden, funktionierenden Wasserversorgung, sondern können für die Entscheidungsfindung allfälliger Zusammenschlüsse von Wasserversorgungen herbeigezogen werden. BEWERTUNGSMETHODEN Zur Berechung des effektiven Anlagewertes und damit zur Ermittlung von jährlichen Erneuerungskosten, ist eine bestehende Bauabrechnung, aufindexiert, eine genaue Methode. Eine noch genauere Methode ist die Ausarbeitung eines Vor- oder Bauprojektes der entsprechenden Anlagen. Bei bestehenden Anlagen ist dies jedoch unverhältnismässig. Spezialisierte Ingenieurbüros verfügen über Erfahrungswerte, welche es ermöglichen, Anlagewerte via spezifische Kosten zu berechnen. Bei Reservoiren kann dies über einen, wie im Haus- und Wohnungsbau ebenfalls üblichen, Preis pro Kubikmeter Inhalt erfolgen. Bei Leitungen dienen spezifische Kosten pro Laufmeter und Oberflächenart (Wiese/Acker, Strasse ausserorts/grundstücke, Strasse innerorts) als Berechnungsgrundlage. Hat eine Wasserversorgung ein Leitungsinformationssystem (LIS), bei welchem die Leitungslängen auf den cm genau definiert sind, können die spezifischen Leitungskosten mit der Oberflächenart pro Abschnitt hinterlegt werden und der Anlagewert der Leitungen ist so (recht) genau berechnet. Vorgängige Bewertungsmethoden berechnen den Wiederbeschaffungswert für die Ermittlung der jährlichen Erneuerungskosten oder für eine Erneuerungsplanung. Gilt es aber eine Bewertung für einen allfälligen Übertrag bzw. Verkauf von Anlagen zu machen, ist wie vorgängig beschrieben, zuerst die Bewertungsmethode zu definieren (Zeitwert, Buchwert, unentgeltlich oder eine Bewertung nach einem Punktierungsverfahren). Kennt man den Wiederbeschaffungswert, die Nutzungsdauer und das Erstellungsjahr, kann mit der Zeitwertmethode (Wiederbeschaffungswert abzüglich der bisherigen Nutzungsdauer) gearbeitet werden. Von der Buchwertmethode raten wir ab, da nicht alle die gleichen Abschreibungen tätigen (oder getätigt haben). Die aufwendigste Methode ist ein Punktierungsverfahren mit Gewichtung wie es im Schätzungsbuch der schweizerischen Schätzungsexperten-Kammer/Schweizerischer Verband der Immobilien-Treuhänder SEK/SVIT ( beschrieben ist. Dabei werden Seite 4/5
5 Bauart, Bauzustand, Entwicklungsmöglichkeiten, Zweckmässigkeiten, Rechte und Lasten, Absatzmöglichkeiten des Wassers, Betriebskosten, Höhenlage, etc. mitberücksichtigt und bewertet. Uns ist jedoch keine in der Praxis umgesetzte Bewertung dieser Art bekannt. Der unentgeltliche Übertrag einer Anlage ist betriebswirtschaftlich oft die sinnvollste Methode, jedoch in der Praxis schwierig umzusetzen. Wer gibt schon gerne etwas gratis ab, was gerade erst neu erstellt wurde? Eine betriebswirtschaftliche Überprüfung des unentgeltlichen Übertrages lohnt sich unserer Ansicht nach jedoch immer, da sich die Gesamtkosten nicht verändern, sondern lediglich eine Umverteilung stattfindet. Zudem ist bei Zusammenschlüssen das Einsparpotential infolge doppelter Anlagen (allenfalls können Anlagen stillgelegt werden) oder Anlagen, welche durch den Zusammenschluss nicht zusätzlich erstellt werden müssen (z.b. zusätzliches Reservoir) meistens vorhanden. SCHLUSSBEMERKUNGEN Die vorgängigen Erläuterungen beschreiben das Themengebiet Bewertung der Infrastrukturanlagen der Wasserversorgung jedoch ohne konkrete Zahlen, da diese jährlich ändern. Die Bewertung von Infrastrukturanlagen der Wasserversorgung ist komplex, benötigt das entsprechende Know-how, basiert auf vielen Erfahrungswerten und muss auf die jeweilige Situation (technisch und politisch) abgestimmt werden, ohne dabei aus dem gesetzlichen Rahmen zu fallen. Die Bewertung von Infrastrukturanlagen der Wasserversorgung soll von einem Ingenieurbüro bearbeitet und betreut werden, welches darin Erfahrung hat und über die notwendige technische, betriebswirtschaftliche und rechtliche Fachkompetenz verfügt sowie das nötige Gspüri für die politischen Belange entwickelt hat. Seite 5/5
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