Arbeitszeitmodell der Software AG

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1 Arbeitszeitmodell der Software AG Langzeit- und Lebensarbeitszeitkonten in der Praxis Detlef Winterstein Betriebsrat bei der Software AG

2 Die Software AG Größter europäischer und einer der weltweit führenden Anbieter von Systemsoftware mit Sitz in Darmstadt Schwerpunkt: Datenmangement & Electronic Business Ausrichtung auf XML-Technologie für das Internet Umsatz im Jahr 2001 von 590 Millionen Euro Mitarbeiter weltweit davon Mitarbeiter in Deutschland Mitarbeiter am Standort Darmstadt 850 Mitarbeiter im Headquarter 400 Mitarbeiter in der deutschen Vertriebstochter

3 Das Ampelkonto "Sicherheitsabstand" Eigenverantwortliche Steuerung durch den Mitarbeiter Abstimmungsgespräche zwischen Mitarbeiter und Führungskraft Unzulässig; starke Dispositionsrechte der Führungskraft

4 Die Zeitkontensalden nach 3 Jahren Ampelkonto Auswertung von Zeitkonten: Vergütungsgruppe 4 Vergütungsgruppe 5 Vergütungsgruppe 6 AT / Erfolgsabhängig 30% Plusstunden Anteil der Mitarbeiter 20% > % > % > % 10% > % > % > % 0% 30% der Mitarbeiter oberhalb des Dispositionsrahmens, fast die Hälfte oberhalb des grünen Bereiches ca. 100h ca. 200h ca. 300h ca. 400h >500h Zeitkontensalden nach Vergütungsgruppen: Der Anteil der Mitarbeiter mit übergelaufenen Zeitkonten steigt mit Vergütungsgruppe

5 Gründe für hohe Zeitkonten unrealistische Zielvereinbarungen, überzogene Anforderungen Arbeit ist in der vorgegeben Zeit nicht zu schaffen Planungsfehler werden nicht zugegeben Fehlende Personalkapazität Reisezeiten Erreichbarkeitsdenken, vermeintliche Anwesenheitspflicht Hohes Zeitkonto als Engagementbeweis Mensch gehört zur Gattung Jäger und Sammler

6 Unterscheidung von Mitarbeitergruppen Mitarbeiter mit Zeitkontenführung flexible Arbeitszeiteinteilung möglich; Vergütung richtet sich primär nach der vereinbarten Arbeitszeit. AT-Angestellte, bei denen zusätzlich geleistete Arbeitszeit teilweise mit dem Entgelt abgegolten ist. Mitarbeiter ohne Zeitkontenführung Erfolgsvergütete Mitarbeiter, bei denen zusätzlich geleistete Arbeitszeit zur Erhöhung des variablen Gehaltes führt. Mitarbeiter, die freiwillig aus der Zeitkontenführung ausgeschieden sind --> Vertrauensarbeitszeit Mitarbeiter mit festen Arbeitszeiten, Schichtdienst

7 Grobkonzept Geringe Grenzen des Arbeitszeitkontos bis: ± 60 Stunden / Kappung Aufschreibung Zeitverbrauch statt Anwesenheit Vereinbarung von Zeitbudget ersetzt Beantragung von Überstunden Ersetzung der Mitbestimmungsrechte des Betriebsrates durch Vetoreglung und eine Arbeitszeitkommission Flexibilisierung der Lebensarbeitszeit durch Langzeitkonto Reisezeit fließt nicht in das Zeitkonto ein

8 Zeitkonten Zeitkonto für kurzfristige Schwankungen der Arbeitszeit Wertkonten für langfristigen zusätzlichen Arbeitszeitbedarf Langzeitkonto für die Flexibilisierung der Lebensarbeitszeit Lebensarbeitszeitkonto für die Reduzierung der Lebensarbeitszeit

9 Grundzüge +/- 60 Zeit- Konto Mehrarbeit Zeit-Budget Zusatzzeit- Budget Zeit- Konto Vergütung Reisezeit über vertragliche Arbeitszeit LZ-Konto Zuschläge Zu ungewöhnlichen Zeiten Auszahlung

10 Zeitkonto und Dispositionsrahmen Für Schwankungen innerhalb der vereinbarten Arbeitszeit. Das Zeitkonto wird mit einheitlicher Bandbreite in beide Richtungen geführt tägliche Kappung tägliche Kappung bei +/- 60 Stunden kein Entgeltanspruch

11 Zusatz-Zeitbudget Bei sich ändernden Arbeitsbedingungen muss Steuerung der Arbeitszeit einsetzen: Ist die Arbeit wirklich erforderlich? Kann die Arbeit umverteilt werden? Ist ein zeitnaher Freizeitausgleich möglich? Vereinbarung eines Arbeitszeitbudgets (für maximal sechs Monate) zwischen Führungskraft und Mitarbeiter Die tatsächlich erbrachte Arbeitszeit wird mit dem laufenden Entgelt ausgezahlt oder dem Langzeitkonto gutgeschrieben oder zu 50% ausgezahlt und zu 50% gutgeschrieben

12 Beispiel: Zusatz-Zeitbudget Beispiel 1: Zusatzzeitbudget: 5 Stunden Tatsächlich gearbeitet: 43 Stunden Beispiel 2: Zusatzzeitbudget: 5 Stunden Tatsächlich gearbeitet: 47 Stunden LZ-Konto

13 Zusatz-Zeitbudget und Zuschläge Klare Trennung von der Menge der zu erbringenden Arbeitszeit (Zusatz-Zeitbudget) und der Lage der tatsächlichen Arbeitszeit (betriebliche Notwendigkeit zu außergewöhnlichen Zeiten) Zuschläge werden auch ohne Zusatz-Zeitbudget gezahlt. Außergewöhnliche Zeiten sind Zeiten außerhalb Montags bis Freitags von 7:00 bis 20:00 Uhr. Arbeitszeiten zu außergewöhnlichen Zeiten werden vom Mitarbeiter eigenverantwortlich eingetragen, von der Führungskraft als betrieblich notwendig bestätigt.

14 Zuschläge Mitarbeiter mit Zeitvergütung Normalarbeitszeit Nachtarbeit Samstag Sonntag Feiertag 7:00 bis 20:00 Uhr 20:00 bis 7:00 Uhr 0:00 bis 24:00 Uhr 0:00 bis 24:00 Uhr Kein Zuschlag 50% 100% Mitarbeiter mit Erfolgsvergütung Halber Tag Ganzer Tag Samstag Sonntag / Feiertag 90,- 180,- 180,- 360,-

15 Langzeitkonto (I) Einzahlung: Gutschrift von geleisteten Stunden im Rahmen von Zusatz-Zeitbudgets Reisezeiten Umwandlung von Entgelt von bis zu 5 Wochenstunden z.b. Vergütung für 35 Stunden; Arbeitszeit 40 Stunden 13. und 14. Monatsgehalt (jeweils 50% oder 100%) (Monatsgehalt = 173 Stunden / 14 * 12) 74 Std., 148 Std., 222 Std. oder 296 Std.

16 Langzeitkonto (II) für die Flexibilisierung der Lebensarbeitszeit Teilzeitarbeit bei voller Vergütung zusätzliche Freistellungstage / Blockfreizeiten gleitenden Altersruhestand Zuführung überwiegend durch Zeitbestandteile keine Rendite für Mehrarbeit! Verzinsung über Gehaltsentwicklung des Mitarbeiters eine Stunde bleibt eine Stunde Software AG behält die Rendite (Differenz zwischen Wertentwicklung und Gehaltssteigerung) Software AG trägt die Kosten

17 Anlagemodell mit Treuhandvertrag (Lebensarbeitszeitkonto) Software AG Betriebsvereinbarung zur Sicherung der Wertguthaben Mitarbeiter Abtretung der Wertguthaben über Treuhandvertrag Finanzierung und Insolvenzsicherung Verpfändung der Wertguthaben Eröffnung eines Wertpapierdepots Bank

18 Lebensarbeitszeitkonto (I) Einzahlung: variable Gehaltsbestandteile Sonderzahlungen Umwandlung von Entgelt von bis zu 5 Wochenstunden (1 Stunde = Jahreszieleinkommen / 12 / 173) 13. und 14. Monatsgehalt (jeweils 50% oder 100%)

19 Lebensarbeitszeitkonto (II) für die Reduzierung der Lebensarbeitszeit Langfristige Teilzeitarbeit bei voller Vergütung gleitenden Altersruhestand Zuführung fast ausschließlich durch Geldbestandteile Verzinsung über Wertentwicklung des Investmentfonds z.b. bei einer Rendite von 8% werden aus einem Tag nach 25 Jahren drei Tage. Ausgabeaufschlag 1% Software AG trägt die Kosten für Implementierung

20 Insolvenzsicherung - doppelseitige Treuhand Unternehmen Treuhandvertrag Ansprüche aus Wertguthaben Verwaltungstreuhand/ Vertrag zu Gunsten Dritter Sicherungs- Treuhand Treuhandverein Mitarbeiter Vermögensverwalter

21 Aufbau des Treuhandvereins Treuhandverein 3 Vorstände Arbeitgeber 1 Mitglied 4 Mitglieder Betriebsrat

22 Anlagemodell 6 Dachfonds (Publikumsfonds) 1 Geldmarktfonds Aktienfonds Renten Fonds Aktienfonds Renten Fonds Aktienfonds Rentenfonds Aktien Dachfonds altern mit Mitarbeiter (Move Konzept) risikofreudig risikoavers

23 Erwartete Wertentwicklung Aktienfonds Rentenfonds Geldmarktfonds Wachstums- Phase Vermögensaufbau- Phase Vermögenssicherungs- Phase Umschichtung in Geldmarkt - Fonds

24 Zeitkonto und Wertkonten (Langzeitkonten) der prinzipielle Unterschied Das Zeitkonto saldiert Abweichungen von der vereinbarten Arbeitszeit. Es entsteht kein Entgeltanspruch. ( Zeit ist Zeit ) Wertkonten (Langzeitkonten) dienen der Umwandlung von Entgeltansprüchen in Ansprüche auf bezahlte Freistellung. ( Zeit ist Geld )

25 Verfahren Vereinbarung von Zusatz-Zeitbudgets zwischen Mitarbeiter und Führungskraft statt Anordnung von Überstunden. Betriebsrat und Personalabteilung erhalten Information; können nachträglich Veto einlegen. Bei Veto ist die Vereinbarung mit sofortiger Wirkung beendet. Arbeitszeitkommission erhält Information über Zeitkonten, gekappte Stunden und Zusatz-Zeitbudgets; berät und beschließt Maßnahmen.

26 Arbeitszeitkommission Die Arbeitszeitkommission erhält: gekappte Stunden auf Tagesbasis Zeitkontenstände Vereinbarte Zusatz-Zeitbudgets Vetorecht der Arbeitszeitkommission bei Zusatz-Zeitbudgets Arbeitszeitkommission wird aktiv aufgrund von Zeitkontenständen oder gekappten Stunden bei Anrufung durch Mitarbeiter bei Anrufung durch Betriebsrat

27 Einzahlung auf Wertkonten Zeit -Bestandteile Geld -Bestandteile Arbeitszeit Reisezeiten W-Stunden Grundgehalt 50% o. 100% 50% o. 100% 50% o. 100% 50% o. 100% bis zu 5 Std. oder bis zu 5 Std. Auszahlung Langzeit- Konto Lebensar- beitszeit- Konto 100% X * ¼ Maximal 25% des Jahreseinkommens Zuschläge Sonderzahlg. Bonus variable Bestandteile 14. Gehalt 13. Gehalt Zusatzzeitbudget

28 Auswertung der Kappungen (42 Mitarbeiter) Keine Angabe Wusste, dass gekappt wird Keine Angabe Maßnahmen eingeleitet 6 Eingabefehler immer egal Verfahren unklar Wusste nicht, dass gekappt wird diesmal egal Maßnahmen nicht möglich