Pflanzenschutzamt Berlin
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- Reiner Seidel
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1 Pflanzenschutzamt Berlin Grünes Blatt Berlin Fachinformation Pflanzenschutz für den Dienstleistungsgartenbau vom Die langandauernde Trockenheit wurde durch die Regenfälle in der 28. Woche kurzzeitig unterbrochen. Je nach Stadtlage fielen zwischen 50 und 80 l/m 2 Regen, wobei im Nordosten der Stadt die meisten Niederschläge heruntergingen. Aber die weiterhin heiße und trockene Witterung führt verstärkt zu Hitze-, Sonnenbrand- und Trockenschäden. Am Wochenende haben vor dem Gewitter stark böige Winde zu einem Laubfall fast wie im Herbst geführt. Viele Bäume reduzieren zum Schutz vor Wassermangel ihre Verdunstungsfläche, in dem sie einen Teil der Blattmasse verlieren. Diese Blätter vergilben zunächst bevor sie abfallen. So sind im Kronenbereich von Platanen, besonders aufmittelstreifen, fast 50 % der Blätter durch die Trockenheit vergilbt. Ebenso reagieren auch andere Baumarten auf einen permanenten Wassermangel. Abb. 1: Platanen mit beginnender Verfärbung Pflege von Pflanzflächen Die Hauptaufgabe bei der Pflege von Pflanzflächen und Bäumen besteht zur Zeit in der ausreichenden Wasserversorgung. Oftmals ist es durch die Standortgegebenheiten (Hanglage, kleine oder keine Baumscheiben, stark verdichtete Böden etc.) sehr schwierig, die notwendigen Wassermengen auch an die Wurzeln zu bekommen. Häufig wird der tatsächliche Wasserbedarf der Pflanzen unterschätzt und es kommt zu einer langfristigen Schädigung und somit zu einer erhöhten Anfälligkeit gegenüber Schadorganismen, u.a. Borkenkäfern. Als gute Hilfsmittel zur Überprüfung der Bodenfeuchtigkeit dienen Spaten oder Schippe. Wer Regner installiert hat, kann mittels einfacher Regenmesser ermitteln, wieviel Wasser in einem bestimmten Zeitraum die Fläche erreicht hat und wie tief (Spaten) dieses in den Boden eingedrungen ist. Pflanzenschutzamt Berlin, Mohriner Allee 137, Berlin pflanzenschutzamt@senuvk.berlin.de Internet: Bildnachweis: Pflanzenschutzamt Berlin
2 Pflanzenschutzamt Berlin, Grünes Blatt Berlin vom Seite 2 von 6 Für Baumpflanzungen kann unsere Bewässerungsempfehlung unter hilfreich sein. Nach wie vor gilt es, nicht ständig ein bisschen zu wässern, sondern durchdringend und tief, dafür weniger häufig. Spinnmilbenschäden an Linde Durch die trockene, warme und sonnige Witterung haben sich große Spinnmilbenpopulationen an Linden aufbauen können. Charakteristisch beginnt der Befall im unteren Kronenbereich (Abb. 2 u. 3), meist zur Sonnenseite und zieht sich im Verlauf des Sommers weiter in die Kronenperipherie. Abb. 2: Schadbild Spinnmilben an Linde Abb. 3: Befall an Linden von unten nach oben Die typischen Merkmale sind zunächst eine hellgelbe besprenkelte Färbung der Blätter, die im weiterem Verlauf zunehmend braun bzw. bronzefarben werden. Im Endstadium sind die Blätter oftmals mit feinen Gespinsten überzogen und fallen ab. Häufig wird das Schadbild mit Trockenschäden verwechselt. Besonders ausgeprägt sind Spinnmilbenschäden an Linden an Standorten mit hohem Versiegelungsgrad und starker Umbauung im Innenstadtbereich (Rückstrahlwärme). Nachhaltige Schäden an betroffenen Bäumen sind jedoch meist nicht zu erwarten. Abb. 4: Spinnmilbenschaden an den Blättern Abb. 5: mittlerer bis starker Saugschaden
3 Pflanzenschutzamt Berlin, Grünes Blatt Berlin vom Seite 3 von 6 Maulbeerschildlaus Im vergangenen Jahr ist die Maulbeerschildlaus (Pseudaulacaspis pentagona) erstmalig im Stadtgebiet Berlin in Erscheinung getreten. Es handelte sich hierbei um junge Schnurbäume (Sophora japonica). Bedingt durch die trocken-warme Witterung hat sich die Population der Tiere an den befallenen Bäumen stark aufbauen können, sodass vielfach stärkere Äste und der Stamm wie mit einem weißen Belag (Abb. 6) versehen aussehen. In diesem Sommer konnte auch ein Auftreten dieser Schildlausart an der Maulbeere (Morus sp.) nachgewiesen werden. Da durch die Saugtätigkeit der Tiere die Vitalität der Wirtsgehölze zum Teil erheblich beeinträchtigt wird, sind sämtliche vitalitätsfördernden Maßnahmen zur Stabilisierung eines betroffenen Baumes geeignet dies gilt insbesondere für eine optimierte Wasserversorgung und Düngung. Abb. 6: Maulbeerschildlaus am Stamm Abb. 7: Maulbeerschildlausbefall an Morus Abb. 8: befallene weiße Äste in der Krone gut erkennbar Eine Bekämpfung mittels Pflanzenschutzmittel gestaltet sich aufgrund der Biologie der Tiere schwierig und sollte im öffentlichen Grün nicht ohne vorherige Beratung durch den amtlichen Pflanzenschutzdienst erfolgen. Während der Wintermonate bietet sich die mechanische Bekämpfung der Tiere mittels Wurzelbürste an. Vorsorglich gilt es daher auch weitere Wirtspflanzen insbesondere Jungbäume der Gattungen Catalpa, Celtis, Juglans, Malus, Morus, Prunus, Pyrus und Sophora auf entsprechende Beläge der Rinde zu kontrollieren. Ebenso Sträucher der Gattungen Euonymus, Philadelphus und Ribes.
4 Pflanzenschutzamt Berlin, Grünes Blatt Berlin vom Seite 4 von 6 Schildläuse, Wollsackschildläuse, Napfschildläuse Es lohnt sich genauer hinzuschauen! Abb. 9: ein vermeintlicher Trockenschade an Cotoneaster Besonders in geschützten Innenhofbereichen können sich Schildlausarten und ihre Verwandten leicht und unbemerkt ausbreiten. Erst wenn die Pflanzen verkahlen oder trockene Triebe bekommen werden sie i.d.r. gründlicher kontrolliert und dabei fallen die Schildlaus-Arten auf. Abb. 10: absterbender Trieb Abb. 11: starker Besatz an Napfschildläuse Schildläuse treten an unterschiedlichen Pflanzenarten (u.a. Efeu, Hortensien, Euonymus, Ilex, Taxus), die gern für Innenhofbepflanzungen verwendet werden, auf. Abb. 12: Wollige Napfschildlaus, Hortensie Abb. 13: Wollsackschildlauseier, Ilex Abb. 14: Wollsackschildlaus am Ilex
5 Pflanzenschutzamt Berlin, Grünes Blatt Berlin vom Seite 5 von 6 Stark befallene Pflanzenteile werden zurückgeschnitten und entfernt. Die Bedingungen für die Pflanzen in Bezug auf die Wasser- und Nährstoffversorgung sind so optimal wie möglich zu gestalteten, da schlecht versorgte Pflanzen bevorzugt befallen werden. Eine Bekämpfung mit Pflanzenschutzmitteln kann im Einzelfall erfragt werden, das es sich bei solchen Bepflanzungen meist um Flächen der Allgemeinheit ( 17 PflaSchG) handelt und die Präparate eine entsprechende Genehmigung des BVL (Bundesministerium für Verbrauchschutz und Lebensmittelsicherheit) benötigen. Abb. 15: Schildlausbefall an Taxus Abb. 16: starker Befall mit Schildläusen Borkenkäfer Der Witterungsverlauf des Jahres hat die Entwicklung von Borkenkäfern äußerst begünstigt. Sie treten in bzw. nach warmen / heißen Trockenphasen bevorzugt auf. Vor allem geschwächte und gestresste Gehölze und Neupflanzungen in der Nähe von Altbäumen und in Waldrandlagen sind dann häufig von einem Befall betroffen. Abb. 17: Bohrlöcher des Großen Waldgärtners Abb. 18: Brutbild unter der Rinde, in der Mitte der Muttergang Besonders anfällig sind Gehölze, die unter Trockenheit leiden. Hier bohren sich die Käfer zur Paarung und Eiablage sowohl in die Stämme (Abb. 17), als auch in die Astansatzstellen im unteren Kronenbereich ein und beeinträchtigen den Wasser- und Assimilatstrom. In der Folge des Brutgeschäfts der Käfer (Abb. 18 ) können Welkeerscheinungen in der Krone auftreten und je nach Stärke des Befalls kann es auch zum Absterben des gesamten Baumes kommen. Die Erkennungsmerkmale sind Bohrlöcher, Bohrmehl, aber auch Saftfluss an den Stämmen von Laubgehölzen und Harzfluss an Nadelbäumen (Abb. 19 bis 25). Eine optimale Wasser- und Nährstoffversorgung sind neben dem richtigen Standort die besten Maßnahmen im Sinne des vorbeugenden Pflanzenschutzes. Das Auftragen von Stammfarbe als Rindenschutz gegen starke Sonneneinstrahlung hat hingegen keine schützende Wirkung gegenüber Borkenkäfern.
6 Pflanzenschutzamt Berlin, Grünes Blatt Berlin vom Seite 6 von 6 Abb. 19: Brutbild, Kleiner Ulmensplintkäfer Abb. 20: Saftfluss an Eiche Abb. 21: Harzfluss an Thuja Abb. 22: Harzgänge an Kiefer, Großer Waldgärtner Je nach Art der Fläche können Neupflanzungen und kurz vor der Auslieferung stehende Bäume mit einem Pflanzenschutzmittel im Streichverfahren behandelt werden. Auch auf öffentlich-zugänglichen Flächen ist es gemäß 17 PflSchG* möglich, eine Behandlung durchzuführen. Behandlungen im Haus- und Kleingartenbereich sind nicht zugelassen. Bei entsprechenden Problemen bitte unsere Beratung in Anspruch nehmen. Eine Insektizidbehandlung muss jedoch nach einem möglichen Anbringen von Stammfarbe erfolgen Abb. 23: Eichensplintkäfer beim Einbohren Abb. 24: Ausbohrlöcher Abb. 25: Befall in Eichenkrone * Die in der Gebrauchsanleitung angegebenen Auflagen und Anwendungsbestimmungen sind einzuhalten, ebenfalls die Regelungen des Wasser-, Natur- und Landschaftsschutzes. Genehmigungen der verantwortlichen Behörden können notwendig sein.
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