Gewandhausorchester Leipzig Mittwoch, Uhr

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1 Gewandhausorchester Leipzig Mittwoch, Uhr So klingt nur Dortmund.

2 Gewandhausorchester Leipzig Riccardo Chailly Gewandhauskapellmeister Arcadi Volodos Klavier Abo: Orchesterzyklus II Meisterkonzerte In unserem Haus hören Sie auf allen Plätzen gleich gut leider auch Husten, Niesen und Handyklingeln. Ebenfalls aus Rücksicht auf die Künstler bitten wir Sie, von Bild- und Tonaufnahmen während der Vorstellung abzusehen. Wir danken für Ihr Verständnis! 2,50 E

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4 Peter Iljitsch Tschaikowsky Gemälde von Nikolai Kusnezow, 1893 Peter Iljitsch Tschaikowsky ( ) Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 b-moll op. 23 (1875) Allegro non troppo e molto maestoso Andantino simplice Allegro con fuoco Pause ca Uhr Peter Iljitsch Tschaikowsky»Francesca da Rimini«op. 32 (1876) Sinfonische Fantasie nach Dante Ottorino Respighi ( )»Pini di Roma«(»Pinien von Rom«) (1924) I pini di Villa Borghese (Die Pinien der Villa Borghese) Pini presso una catacomba (Pinien bei einer Katakombe) I pini del Gianicolo (Die Pinien auf dem Gianicolo) I pini della Via Appia (Die Pinien der Via Appia) Ende ca Uhr 6 I 7 Programm

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6 Überraschungen en masse Peter Iljitsch Tschaikowsky Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 b-moll op. 23 Große Kompositionen kämpfen oftmals mit Startschwierigkeiten, so auch im Falle des vielleicht berühmtesten Klavierkonzerts überhaupt. 1874/75 komponiert Tschaikowsky dieses Werk und spielt es am Weihnachtsabend 1874 dem berühmten Pianisten Nikolai Rubinstein privat vor, der aber einige unschöne Bemerkungen ob der Unspielbarkeit dieses Stückes verlauten lässt. Mit ein paar Anpassungen nach den Wünschen von Rubinstein wäre dieser aber bereit, das Werk zu spielen. Tschaikowsky ist darüber nicht amüsiert, zieht die Widmung zurück und überlegt, Sergej Tanejew als Widmungsträger und Uraufführungspianisten vorzusehen; schließlich erscheint ihm dieser aber zu jung und zu unbekannt, sodass die Wahl schließlich auf Hans von Bülow fällt. Er spielt die Uraufführung des Konzerts im Oktober 1875 in Boston mit grandiosem Erfolg. Bei der Moskauer Erstaufführung sind dann doch Tanejew am Flügel und Rubinstein am Dirigentenpult zu finden letzterer hat seine Vorbehalte schließlich aufgegeben. Die Uraufführungsgeschichte ist damit noch nicht abgeschlossen; sie kennt auch die Wiederentdeckung der Urfassung, die im heutigen Konzert gespielt wird und besonders diejenigen Passagen enthält, denen von Bülow Nichtspielbarkeit attestierte. In der Regel wird das Konzert in einer angepassten Fassung von 1889 aufgeführt. Wir folgen heute also den ursprünglichen Intentionen des russischen Romantikers. Der weltbekannte Konzertbeginn mit schmetternden Hörnern, markanten Orchesterakkorden und tastaturfüllenden Klaviergriffen ist ein tonartliches Täuschungsmanöver in b-moll die populäre und eingängige Streicherkantilene steht in Des-Dur, und dabei bleibt es auch. Diese Streicherkantilene Teil zwei der Täuschung ist aber eben nicht das erste Thema, sondern Teil der gigantischen 109 Takte langen Maestoso-Einleitung im 3/4-Takt. Die Anfangsmelodie kehrt übrigens weder so noch in ähnlicher Form wieder ein verschwenderischer Umgang eines Komponisten mit thematischen Edelsteinen. Erst der Allegro-con-spirito-Teil präsentiert das erste Thema, das aus von Pausen unterbrochenen, gehetzt wirkenden Triolenfiguren besteht. Das Seitenthema verbreitet hingegen schon den»üblichen«seidenglanz Tschaikowskys: Virtuose Fantasie und rhapsodischer Traum gehen eine kontrastreiche Beziehung ein; dem Klavier werden in den Solopassagen atemberaubende Schwierigkeiten abverlangt, die seit nunmehr 135 Jahren Ausführende wie Zuhörer gleichermaßen faszinieren. Auch eine veritable Cadenza sorgt für hohe virtuose Betriebstemperatur, bevor die machtvolle Coda von b-moll nach B-Dur führt. schlichter Schönheit dar. Auch hier warten Überraschungen auf den Hörer, indem das Klavier das Thema der Flöte bewusst mit einer einzigen Abweichung wiederholt. Das unerwartete Prestissimo im Mittelteil zitiert ein französisches Lied, das in Russland durch die Sängerin Désirée Artôt Popularität erlangte. Tschaikowsky beabsichtigte zeitweilig diese Dame zu heiraten. Das abschließende Allegro con fuoco im schnellen 3/4-Takt präsentiert eine markante ukrainische Volksmelodie, die als musikalische Grundlage dient. Ein breiter Des-Dur-Gesang verströmt Pathos, bevor Tschaikowsky zeigt, welch Meister großartiger Steigerungen er ist. Einem 30 Takte dauernden Crescendo und äußerst markanten Oktav-Kaskaden im Klavier folgt eine Apotheose des Gesangs-Themas in krönendem B-Dur, das vom Gestus an den Beginn des Konzerts erinnert. Höllenbilder und Liebeslust Peter Iljitsch Tschaikowsky»Francesca da Rimini«op. 32»Prima le parole, dopo la musica«zuerst soll die Dichtung sprechen: Dante gelangt in den zweiten Kreis der Hölle. Dort begegnet er den Seelen derjenigen, die im Leben der Sinnenlust ergeben waren und deren Strafe nun darin besteht, im ewigen Dunkel für immer den furchtbarsten Stürmen ausgesetzt zu sein, wie sie sich im Leben den Stürmen der Leidenschaften überließen. Unter diesen Unglücklichen erkennt er Francesca von Rimini, die ihre Geschichte erzählt. Der zweite Satz führt in eine vollkommen andere Gedankenwelt und stellt sich als»russischer Sommernachtstraum«mit volksliedhafter Thematik, wiegendem 6/8-Takt und 10 I 11 Werke

7 Kein Schmerz ist größer, Als sich der Zeit des Glückes zu erinnern, Wenn man in Elend ist; das weiß dein Lehrer. Hegst du jedoch, die Wurzeln unsrer Liebe Zu erkennen, solch entschiedenes Verlangen, So werd ich tun, wie wer im Reden weinet: Wir lasen eines Tages zum Vergnügen Vom Lanzelot, wie Liebe ihn umstrickte, Allein und unbeargwohnt waren wir. Oft hieß des Buches Inhalt uns einander Scheu ansehn und verfärbte unsre Wangen; Doch nur ein Punkt war s, welcher uns bewältigt. Denn als wir, wie das langersehnte Lächeln Von solchem Liebenden geküsst ward, lasen, Da küsste, dem vereint ich ewig bleibe, Am ganzen Leibe zitternd, mir den Mund. Zum Kuppler ward das Buch und der s geschrieben. An jenem Tage lasen wir nicht weiter. Und während so der eine Schatten sprach, Vergoss der andre solchen Strom von Tränen, Dass ich ohnmächtig ward, wie wenn ich stürbe, Und nieder fiel ich, wie ein toter Körper. (Dante Alighieri:»Göttliche Komödie«, Die Hölle, Fünfter Gesang; Übersetzung: Dr. Karl Witte) Im Februar 1876 erhält Tschaikowsky eine erste Anregung zur Komposition seiner»francesca«, indem ihm der Musikkritiker Hermann Laroche einen Operntext zu der entsprechenden Episode aus Dantes»Inferno«vorlegt. Tschaikowsky ist zu dieser Zeit zwar auf der Suche nach einem geeigneten Opernlibretto, aus diesem (Opern-)plan wird jedoch nichts. Oder doch? Aber dazu später... Zwischen dem 25. September und 14.Oktober 1876 schreibt er jedenfalls, angeregt von seinem Bruder Modest, an einer sinfonischen Dichtung und berichtet ihm dazu:»ich habe gerade meine neue Komposition beendet, eine Fantasie über Francesca da Rimini. Ich schrieb es mit Liebe, und die Liebe [d. h. der langsame, mittlere Teil] ist dabei sehr hübsch herausgekommen.«das Werk wird am 5. November vollendet, Tschaikowsky widmet es seinem früheren Schüler Sergej Tanejew und es wird am 25. Februar 1877 in Moskau unter Nikolai Rubinsteins Leitung erfolgreich uraufgeführt. Am 11. März 1878 wird es in St. Petersburg noch triumphaler aufgenommen und von verschiedenen russischen Komponisten (César Cui, Nikolai Rimski-Korsakow, Karl Juljewitsch Dawidow) intensiv, kontrovers aber auch anerkennend diskutiert. Tschaikowsky selbst hat dieses Werk besonders geliebt und es sechs Mal selbst dirigiert, obwohl er als Dirigent eher seltener auftrat. Francesca da Rimini ist eine groß angelegte sinfonische Dichtung, deren dreiteiliger Form eine spannungsgeladene Dramaturgie innewohnt. Der erste und der letzte Teil des Werkes sind farbenprächtige Höllenbilder. Hier arbeitet Tschaikowsky mit rhythmischen Spannungszonen, indem er immer wieder Zweier- und Dreier-Rhythmen bewusst gegeneinander setzt und so für dramatische Reibungsmomente sorgt. Düstere Kontrabass- und Cellochromatik grundieren das Höllenszenario schon zu Beginn angemessen grauenhaft. Oktavierte Violinen und ein dramaturgisch geschickter Klangaufbau in Blech und Pauken lassen den Hörer teilhaben an den Schreckensbildern von Dantes»Inferno«. Abgerissene Sequenzen lassen die zerrissenen Seelen zu wahren Irrlichtern werden. Tschaikowskys brillante Instrumentierungskunst, die das gesamte Orchester farbig schillernd zum Ausdruck kommen lässt, wird den Vorstellungen von einer sinfonischen Dichtung in höchstem Maße gerecht. Und wer vermisst hier Gesangsstimmen? Diese Francesca ist eine orchestrale Oper. Eine derartige Schilderung des Infernos mit den Mitteln eines romantisch besetzten Orchesters ist schlichtweg beispielhaft und unerreicht. Zarte Töne schlägt Tschaikowsky im Mittelteil der»großen Liebe«an. Eine verlockend schöne Klarinettenmelodie eröffnet sie, die Violinen setzen ein zweites Thema von unendlicher Weite und verzehrender Sehnsucht darauf. Tschaikowsky lässt diese Themen brillant durch die Orchesterstimmen wandern; auch hier erweist er sich als großer Künstler der Klangregistrierung. Er spielt mit den Klangfarben der einzelnen Instrumente derart souverän, wie vielleicht noch Berlioz, Liszt oder nach ihm Richard Strauss. Selbst Arnold Schönberg ist später beeindruckt von dieser Orchestrierungskunst der»francesca«. Apotheotisch türmen sich die Themen am Ende des Mittelteils zu einem riesigen Gebirge von Klängen und Gefühlen. Ottorino Respighi»Pini di Roma«(»Pinien von Rom«) Auch hier soll das Original-Vorwort zur Partitur den Anfang machen: I. Die Pinien der Villa Borghese Zwischen den Pinien der Villa Borghese spielen die Kinder. Sie tanzen Ringelreihen, führen Militärmärsche und Schlachten auf und berauschen sich an ihrem eigenen Geschrei wie Schwalben am Abend; dann laufen sie davon. Unvermutet wechselt die Szene I 13 Werke

8 II. Pinien bei einer Katakombe Im Schatten der Pinien rings um den Eingang einer Katakombe, aus deren Tiefe ein wehmütiger Gesang zu uns dringt. Er erhebt sich zur feierlichen Hymne und verklingt dann wieder. III. Die Pinien auf dem Gianicolo Ein Zittern geht durch die Luft: In klarer Vollmondnacht wiegen sanft ihre Wipfel die Pinien des Gianicolo. In den Zweigen singt eine Nachtigall. IV. Die Pinien der Via Appia Morgennebel über der Via Appia: Einsame Pinien stehen Wacht in der tragischen Landschaft der römischen Campagna. Undeutlich, aber immer wieder, glaubt man den Rhythmus zahlloser Schritte zu hören. Der Dichter sieht im Geist uralten Ruhm wieder aufleben: Unter dem Geschmetter der Buccinen naht ein Konsul mit seinem Heer, um im Glanze der neuen Sonne zur Via Sacra und zum Triumph auf das Kapitol zu ziehen. der Blechbläser und der Orgel bis in die äußersten Extreme und Höhen aus: ein wahres Fest für Trompeten, Posaunen und Schlagwerk. Dass Respighi für seinen letzten Satz der»pini«einen Marschrhythmus vorsieht, gerät der Komposition unverschuldet zum Verhängnis, weil der faschistische Diktator Benito Mussolini die Pinien der Via Appia für seinen Marsch auf Rom missbrauchte. Respighi war jedoch kein Mussolini-Anhänger, und auch der glühende Mussolini-Gegner Arturo Toscanini hat dieses Werk immer wieder dirigiert. Gehört im Konzerthaus Lorin Maazel hat zwei der Werke des heutigen Abends zuvor im Konzerthaus präsentiert: Mit der Filarmonia Arturo Toscanini spielte er 2005 die»pinien von Rom«, mit dem Philharmonia Orchestra und Simon Trpčeski am Klavier interpretierte er 2009 Tschaikowskys Klavierkonzert. Ottorino Respighi, einer der Erneuerer der italienischen Orchestermusik des beginnenden 20. Jahrhunderts, schafft mit seinen drei bedeutendsten Werken»Fontane di Roma«,»Pini di Roma«und»Feste Romane«einen singulären Kanon. Vergleiche mit Strawinsky und Richard Strauss hinken, zeigen aber gleichwohl, welchem Qualitätsanspruch der gebürtige Bologneser, später aber überzeugte Wahlrömer standhält. Geht es in dieser Komposition um Bäume? Wohl eher geht es um eine ganz spezielle römische Atmosphäre, die hier in mediterrane Klänge transformiert wird. Der erste Satz schäumt über vor Lebensfreude und überdrehter Kreativität der Kinderspiele, die sich selbst genügen, fantasievoll und zugleich verschwenderisch aufblitzen leider nur ein kurzes Schlaglicht, bevor geradezu in Filmschnitt-Technik plötzlich düstere Stimmung aufzieht. Bei uns spielen Sie die erste Geige. Der zweite Satz zeigt Respighis Interesse an der Musik der Gregorianik in einer entrückt-feierlichen Melodie der Ferntrompete überirdisch schön. Respighi baut seinen Gesang dynamisch zum Hymnus auf: wahre Filmmusik für das Kopfkino. Der dritte Satz überrascht mir einer rhapsodischen Klaviereinleitung, der ein einsam klagendes Klarinettensolo folgt. Edle Streichersoli erzeugen kammermusikalische Wirkung, Harfe und Oboe kommunizieren mit dem Solocello, bevor die Violinen gemeinsam brillieren dürfen. Respighi erweist sich als Orchestrierungskünstler, der in Deutschland immer noch weit unterschätzt ist. Die monotone Rhythmus-Grundierung des letzten Satzes lässt»sacre«- und»bolero«-assoziationen aufkommen, aber Respighi baut ein eigenständiges Tongebirge auf; er schichtet die Klänge dynamisch und dramaturgisch perfekt übereinander, nutzt die klanglichen Möglichkeiten Deshalb berät Sie der Chef persönlich. audalis Kohler Punge & Partner Wirtschaftsprüfer Steuerberater Rechtsanwälte Rheinlanddamm Dortmund Tel.: +49 (0) _AnzeigeGeige_audalis.indd :48 14 I 15 Werke

9 Audiophil Unser Programmheftautor Ulrich Schardt empfiehlt Tschaikowskys Klavierkonzert Nr. 1 bedarf es da noch einer Empfehlung für den überquellenden Plattenschrank? Mal angenommen, Sie haben noch nicht eine der drei Martha-Argerich-Aufnahmen mit Kirill Kondraschin, Charles Dutoit oder Claudio Abbado am Pult (alle Aufnahmen bei DG bzw. Philips) dann sollten Sie dies nachholen, denn Argerich spielt vulkanisch, dabei präzise, mit romantischem Feuer, aber gleichzeitig strukturiert und den Wert der Komposition herausstellend. Die beste Frau an den Tasten! Bei den Herren empfehle ich exemplarisch den legendären US- Amerikaner Van Cliburn, dessen mitreißende, moderne Lesart unterstützt vom Kontrollfanatiker Fritz Rainer am Pult sich berechtigterweise Millionen Mal verkaufte. Vollkommen aus dem Geiste der Spätromantik interpretiert Shura Cherkassky das Werk Anachronismus in schönstem Klavierklang und mit Liebe zum Verweilen (DG). Arcadi Volodos, der heutige Solist, spielt einen grandiosen, technisch überragenden Tschaikowsky, standesgemäß orchestriert von den Berliner Philharmonikern unter Seiji Ozawa (Sony Classics).»Francesca da Rimini«empfehle ich in drei Versionen: einmal mit den Berliner Philharmonikern unter Seiji Ozawa (EMI), die eine spannende, mit traumhaft gesanglichen Streichern und noblem Blech klanglich ausgewogene Interpretation liefern. Extreme Gefühlszustände arbeitet Leonard Bernstein in einer seiner letzten Aufnahmen mit dem New York Philharmonic heraus ein wahrer Höllenritt, auf dem das Orchester sich für Tschaikowsky und»lenny«förmlich zerreist (DG). Der Dirigent des heutigen Abends, Riccardo Chailly hat nur sehr wenige Tschaikowsky-Werke eingespielt leider. Diese wenigen gehören für mich aber zu den besten, so auch die»francesa«mit dem Cleveland Orchestra: amerikanische Perfektion in klanglicher Transparenz und mit italienischem Elan, große Gefühle ohne Sentimentalitäten (Decca). Interessanterweise sind die Meisterwerke Respighis fest in der Hand der amerikanischen Orchester. Lediglich bei Karajans meisterhaften Pinien aus dem Jahre 1978 zeigen die Berliner Philharmoniker, dass auch europäische Orchester ihren Respighi beherrschen eine der besten Karajan-Aufnahmen überhaupt. Karajan nimmt Respighi genauso ernst wie Werke von Richard Strauss, und das hat dieser Komponist auch verdient. Das amerikanische Rennen gewinnt für mich Lorin Maazel, dessen Perfektionsanspruch sowohl das Pittsburgh Symphony Orchestra (Sony Classics) als auch das Cleveland Orchestra (Decca) mehr als gerecht werden. Maazel liegen diese Werke einfach, und so schüttelt er die zauberhaften Klänge und gewaltigen Steigerungen aus dem Handgelenk. Ihm dicht auf den Versen folgt Riccardo Muti mit dem Philadeplhia Orchestra (EMI). VOLODOS ARCADI EXKLUSIV BEI SONY CLASSICAL DIE AKTUELLE CD VOLODOS LIVE IN WIEN Die Live-Aufnahme des sensationellen Konzertes aus dem Wiener Musikverein, mit Werken von Scriabin, den Valses nobles et sentimentales von Ravel, Schumanns Waldszenen, der Dante-Sonate von Liszt sowie Zugaben. Gramophone Award: Best Solo Recording 2010 Zweifellos nicht nur ein begnadeter Virtuose, sondern auch ein Poet. S.Z. Audio: Klassik-CD des Monats, Musik HHHHH Fono Forum: Musik & Klang HHHHH Piano News: Musik & Klang HHHHH TSCHAIKOWSKY KLAVIERKONZERT Tschaikowskys berühmtes b-moll-klavier-konzert in einer großartigen Live-Aufnahme mit Volodos und den Berliner Philharmonikern unter Seiji Ozawa. Außerdem auf der CD: sechs Stücke für Klavier solo von Sergei Rachmaninoff. Atemberaubend! Die Welt EBENFALLS ERHÄLTLICH Volodos plays Liszt Schubert: Solo Piano Works SK89647 Rachmaninoff: Klavierkonzert Nr. 3 SK I

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11 Gewandhausorchester Leipzig Das Gewandhausorchester Leipzig ist das älteste bürgerliche Konzertorchester der Welt. Keimzelle des Orchesters war die 1743 von 16 Kaufleuten gegründete Konzertgesellschaft Großes Concert. Mit dem Umzug in das Messehaus der Tuchwarenhändler im Jahre 1781 erhielt das Ensemble den Namen Gewandhausorchester bezog man das durch den Verkauf von Stiftungs-Anteilen errichtete neue Konzerthaus, das 1944 von Luftangriffen zerstört wurde wurde das neue Gewandhaus am Augustusplatz eingeweiht. Wenige andere Klangkörper waren an der Entwicklung der sinfonischen Musiktradition so beteiligt wie das Gewandhausorchester. Es spielte beispielsweise noch zu Lebzeiten des Komponisten sämtliche Beethoven-Sinfonien, der weltweit erste Bruckner-Zyklus ist dem Orchester zu verdanken, ebenso der erste Schostakowitsch-Zyklus in den 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts. Das Gewandhausorchester zeichnet sich durch ein selten großes Repertoire-Spektrum und eine ungewöhnlich hohe Aufführungsdichte aus, was auch an seinem großen Aufgabenfeld liegt: Konzertorchester, Opernorchester der Leipziger Oper und Kammerorchester, das gemeinsam mit den weltberühmten Thomanern die Kantaten in der Thomaskirche gestaltet. Mit weit über 200 Aufführungen in diesen drei Spielstätten und auf Tournee ist das Gewandhausorchester das musikalische Zentrum der Stadt Leipzig und ihr wichtigster musikalischer Botschafter. Einige der bedeutendsten Gewandhauskapellmeister waren Felix Mendelssohn Bartholdy, Arthur Nikisch, Wilhelm Furtwängler und Bruno Walter. Kurt Masur (Gewandhauskapellmeister bis 1996) und Herbert Blomstedt (1998 bis 2005) sind die Ehrendirigenten des Gewandhausorchesters. Die Gewandhausorchester-CD»Mendelssohn Discoveries«wurde von der französischen Zeitschrift»Diapason«mit dem»diapason d Or du mois«ausgezeichnet. Die CD erhielt außerdem die Auszeichnung»Choc du mois«der französischen Zeitschrift»Classica«. Unter der Leitung von Riccardo Chailly wurde das Gewandhausorchester für die Einspielung des Amtseinführungs-Konzertes mit dem»echo Klassik«2006 ausgezeichnet sowie für die Aufnahmen der beiden Klavierkonzerte von Brahms mit dem Solisten Nelson Freire mit dem»diapason d Or de l Année«. Diese Aufnahme wurde für einen»grammy«nominiert. Je einen»echo Klassik«2007 erhielten die Einspielungen der Schumann-Sinfonien Nr. 2 und 4 (arrangiert von Gustav Mahler) sowie die Aufnahme der Violinkonzerte von Mendelssohn Bartholdy und Bruch mit der Solistin Janine Jansen. Für die Schumann-Einspielungen in der Bearbeitung von Mahler für die innovativen Decca Concerts wurde das Orchester zum Editor s Choice der Zeitschrift»Gramophone«ernannt. Decca Concerts bietet auf itunes Livemitschnitte der so genannten Großen Concerte zum Download an. Die Einspielung der beiden Klavierkonzerte von Johannes Brahms durch das Gewandhausorchester und Nelson Freire unter der Leitung von Riccardo Chailly ist mit dem»gramophone Award«2007 zur Aufnahme des Jahres ernannt worden und wurde Siegerin in der Kategorie Konzert-Aufnahme. Im Jahr 2009 wurde das Gewandhausorchester als einziges Kulturunternehmen zur Marke des Jahrhunderts ernannt. Das Gewandhaus wurde im Mai 2009 für seine Konzertprogramme, die das Gewandhausorchester spielt, vom Deutschen Musikverleger-Verband mit dem Preis»Bestes Programm 2008/2009«ausgezeichnet. Das heutige Konzert wird präsentiert von den Stadtwerken Leipzig. Das Gewandhausorchester Leipzig im KONZERTHAUS DORTMUND Das Gewandhausorchester Leipzig hat seit der ersten Konzerthaus-Saison in Dortmund bereits zahlreiche Konzerte gegeben. Zuletzt spielte das Orchester im Dezember 2008 Bachs Weihnachtsoratorium im ausverkauften Haus. Riccardo Chailly Riccardo Chailly übernahm mit Beginn der Spielzeit 2005/06 das Amt des Gewandhauskapellmeisters. Der gebürtige Mailänder dirigierte die bedeutendsten Orchester und an den wichtigsten Opernhäusern der Welt. Eine enge Zusammenarbeit verbindet ihn mit renommierten Festivals wie den»salzburger Festspielen«, dem»lucerne Festival«,»Edinburgh Festival«und den Londoner»Proms«. Von 1983 bis 1986 war Riccardo Chailly Principal Guest Conductor des London Philharmonic Orchestra und von 1982 bis 1989 Chefdirigent des Radio-Symphonieorchesters Berlin. Von 1986 bis 1993 war er Musikdirektor des Teatro Comunale di Bologna und von 1988 bis 2004 Chefdirigent des Koninklijk Concertgebouworkest Amsterdam. Daneben leitete er von 1999 bis 2005 das Orchestra Sinfonica di Milano Giuseppe Verdi.1994 wurde Riccardo Chailly der Titel Grand Ufficiale della Repubblica Italia verliehen, 1998 der Titel Cavaliere di Gran Croce der italienischen Republik ernannte ihn die Royal Academy of Music in London zu ihrem Ehrenmitglied. Riccardo Chailly hat einen Exklusivvertrag mit der Plattenfirma Decca. Für seine Aufnahmen von mehr als 150 CDs, darunter zehn Opern, erhielt er viele Preise, u. a. mehrfach den»edison Award«und den»gramophone Award«, ferner den»diapason d Or«,»Academy Charles Cross Award«,»Unga Konotomo Award Japan«, das»toblacher Komponierhäuschen«, viele»grammy«-nominierungen sowie den»jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik«2005. Die Zeitschriften»Diapason«und»Gramophone«ernannten ihn 1998 zum Artist of the Year. Die neuesten Einspielungen mit dem Gewandhausorchester wurden mit dem»echo Klassik«2006 und 2007 sowie mit dem»classic FM Gramophone Award«in den Kategorien Konzert und Record of the Year ausgezeichnet wurde 20 I 21 Biografien

12 Riccardo Chailly mit dem»alexander-zemlinsky-preis«ausgezeichnet und erhielt den»orphée d Or Prix Herbert von Karajan«für seine außergewöhnliche Diskografie. Die erste künstlerische Begegnung Riccardo Chaillys mit dem Gewandhausorchester fand anlässlich der»salzburger Festpiele«1986 statt. Arcadi Volodos Der als»genie am Klavier«gefeierte Arcadi Volodos zählt zweifellos zu den herausragendsten und international interessantesten Pianisten der heutigen Zeit. Seine grenzenlose Virtuosität paart sich mit einzigartigem Empfinden für Zeit, Klangfarben und Poesie, was ihn zu einem romantischen Erzähler intensiver Geschichten macht in St. Petersburg geboren, begann Arcadi Volodos erst 1987 eine ernsthafte musikalische Ausbildung am dortigen Konservatorium und setzte anschließend seine pianistischen Studien am Moskauer Konservatorium bei Galina Egizarowa, später am Pariser Konservatorium bei Jacques Rouvier und in Madrid an der Escuela Superior de Música Reina Sofia bei Dimitri Bashkirov fort. Das erste Album mit spektakulären Transkriptionen, die Volodos teilweise selbst geschrieben hat, erschien im Herbst 1997 und sorgte, begleitet von den ersten Live-Konzerten des Pianisten, für unerhörtes Aufsehen. Die CD wurde vielfach ausgezeichnet (»Gramophone Editor s Choice«,»Preis der deutschen Schallplattenkritik«,»Diapason d Or«u. v. a.) und begeistert rezensiert. Dank des sensationellen CD-Debüts und umjubelter Konzerte erhielt Arcadi Volodos sehr schnell Angebote, Konzerte in den wichtigsten Sälen der Welt zu geben. Seitdem arbeitete er mit weltweit führenden Orchestern und Dirigenten zusammen, unter anderem mit den Berliner Philharmonikern, dem New York Philharmonic, London Philharmonic Orchestra, Israel Philharmonic Orchestra, Chicago Philharmonic Orchestra, Boston Philharmonic Orchestra und dem Koninklijk Concertgebouworkest Amsterdam. Im Jahre 1999 veröffentlichte Sony Classical Volodos legendäres Recital-Debüt in der Carnegie Hall aus dem Jahr Auch diese CD wurde international mit etlichen Auszeichnungen bedacht (»Preis der Deutschen Schallplattenkritik«,»Gramophone Award«,»ECHO Klassik«1999). Seitdem erschienen weitere hochgelobte CDs, u. a. mit Werken von Schubert, dem Klavierkonzert Nr. 3 von Rachmaninow mit den Berliner Philharmonikern unter James Levine und dem Klavierkonzert Nr. 1 von Tschaikowsky mit den Berliner Philharmonikern unter Seiji Ozawa. Im Februar 2007 veröffentlichte Sony Classical die CD»Volodos Plays Liszt«. Für diese CD erhielt er unter anderem den Jahrespreis der französischen Klassikzeitschrift»Diapason«und den deutschen»echo Klassik«. Mit Energie für die Kultur! Starke Leistung für Leipzigs Kultur. Das Gewandhausorchester spielt Tschaikowsky und die Stadtwerke Leipzig wünschen den Dortmunder Konzertbesuchern einen spannungsvollen Hörgenuss. Unserem Unternehmen ist die Bewahrung und Erneuerung der kulturellen Vielfalt sehr wichtig. Deshalb engagieren wir uns für das Gewandhaus zu Leipzig: präsentieren Konzerte, unterstützen Orchesterreisen und fördern viele weitere Kulturprojekte. Mehr unter: 22 I 23

13 Rechtsanwälte Partnerschaftsgesellschaft Notare Sinfonie und Konzert Höllisch gut Die Münchner Philharmoniker unter Thomas Hengelbrock führen die Konzertbesucher vom achten Höllenkreis in romantische Höhen: Nach Simon Wills»Malebolge«mit Bezug auf Dantes»Inferno«erklingen Schostakowitschs Violinkonzert Nr. 2 mit Sergej Khachatryan und Schuberts Sinfonie Nr. 8. Fr Der perfekte Einsatz. Bravourstück Bei der Symphonie um Vier steht ein Highlight der Celloliteratur auf dem Programm: Daniel Müller-Schott spielt Dvořáks Konzert in h-moll. Die Ungarische Nationalphilharmonie rundet das Programm mit Tschaikowskys»Kleinrussischer«Sinfonie ab. So staadenvonboxberg.de Monumental und innovativ Das London Philharmonic Orchestra unter Yannick Nézet-Séguin widmet sich nach Beethovens Klavierkonzert Nr. 5 mit Solist Lars Vogt einem sinfonischen Großereignis: der Sinfonie Nr. 5 von Gustav Mahler. Fr Spieker & Jaeger I kontakt@spieker-jaeger.de I Kronenburgallee 5 I Dortmund I Telefon Weiterhören

14 Texte Ulrich Schardt Fotonachweise S. 04 Gerd Mothes S. 08 Gerd Mothes S. 18 Ali Schafler Herausgeber KONZERTHAUS DORTMUND Brückstraße Dortmund T Geschäftsführer und Intendant Benedikt Stampa Redaktion Dr. Jan Boecker Marion Schröder Gestaltung Denise Graetz Anzeigen Anne-Katrin Röhm T Druck Hitzegrad Print Medien & Service GmbH Wir danken den beteiligten Künstleragenturen und Fotografen für die freundliche Unterstützung. Es war nicht in allen Fällen möglich, die Bildquellen ausfindig zu machen. Rechteinhaber bitte melden. Druckfehler und Änderungen von Programm und Mitwirkenden vorbehalten. Impressum