Das deutsche Arbeitsmarktwunder
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- Lothar Reuter
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1 Das deutsche Arbeitsmarktwunder Regina Konle-Seidl Thomas Rhein Michael Stops Weitere Informationen zum deutschen Arbeitsmarktwunder finden Sie in dem Artikel The German labor market response in the world recession de-mystifying a miracle von Joachim Möller in der Zeitschrift für ArbeitsmarktForschung, Jg. 42, H. 4, S
2 Die Arbeitsmarktkrise: Ausmaß und Betroffenheit Selbst wenn man den langfristigen fallenden Trend der Wachstumsrate des Bruttoinlandsproduktes berücksichtigt, war der Abschwung in den Jahren 2008 und 2009 der stärkste seit dem 2. Weltkrieg. 15 % 10 % Wachstumsrate des realen BIP Trend der Wachstumsrate des realen BIP 5 % 0 % -5 % Quelle: Deutsche Bundesbank; IAB
3 Die Arbeitsmarktkrise: Ausmaß und Betroffenheit Die Krise hat primär exportstarke Firmen des produzierenden Gewerbes in den wirtschaftlich stärkeren Regionen getroffen. Die Arbeitslosigkeit hat zwischen dem Herbst 2008 und dem Herbst 2009 besonders stark in solchen Regionen zugenommen, in denen das Niveau der Erwerbslosigkeit zuvor eher niedrig war. Dies ist ein Indiz dafür, dass insbesondere die wirtschaftlich stärkeren Regionen von der Krise in Mitleidenschaft gezogen wurden. Zudem waren eher diejenigen Regionen betroffen, in denen Firmen mit einem vergleichsweise hohen Exportanteil ansässig sind und in denen ein vergleichsweise hoher Anteil der Beschäftigten im sekundären Sektor tätig ist. Exportstarke Unternehmen sind aber im Durchschnitt sowohl produktiver als auch profitabler, so dass tendenziell die wirtschaftlich stärkeren Firmen unter der Krise gelitten haben.
4 Die Arbeitsmarktkrise: Ausmaß und Betroffenheit Die von der Krise stärker betroffenen Wirtschaftszweige hatten zuvor eher unter Rekrutierungsproblemen zu leiden. Anteil der Betriebe die sich von der Kriese betroffen fühlen 70 % 60 % 50 % 40 % 30 % 20 % Gesamt Regressionsgerade 6 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % Anteil der schwer besetzbaren Stellen an allen sofort zu besetzenden Stellen Quelle: IAB-Erhebungen des gesamtwirtschaftlichen Stellenangebots IV und II. 2009; IAB 1 Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 2 Verarbeitendes Gewerbe, Energie und Bergbau 3 Ernährung, Textil, Bekleidung, Möbel 4 Holz, Papier, Druck- und Verlagsgewerbe 5 Chemie, Kunststoff, Glas, Baustoffe 6 Metall, Metallerzeugnisse 7 Maschinen, Elektrotechnik, Fahrzeuge 8 Baugewerbe 9 Handel, Gastgewerbe, Verkehr und Nachrichtenübermittlung 10 Kredit- und Versicherungsgewerbe, wirtschaftliche Dienstleistungen 11 Private, soziale und öffentliche Dienstleistungen
5 Das deutsche Arbeitsmarktwunder Deutschland wurde von der Finanz- und Wirtschaftskrise stärker getroffen als der Durchschnitt der OECD-Länder. Dennoch zeigte sich der Arbeitsmarkt im Hinblick auf Beschäftigung und Arbeitslosigkeit robuster als in anderen OECD-Ländern. Trotz des starken Rückgangs des Bruttoinlandsproduktes um fünf Prozent sank die Beschäftigung lediglich um 0,3 Prozent. Der Anstieg der Arbeitslosenquote war mit 0,2 Prozentpunkten sogar der geringste unter allen EU-Mitgliedsstaaten. Daher wird international vom deutschen Arbeitsmarktwunder gesprochen. Veränderung der Arbeitslosenquote in Prozentpunkten Irland * Finnland Ungarn Dänemark Schweden Großbritannien Japan Italien Spanien Österreich Niederlande OECD * + USA Kanada Portugal Bruttoinlandsprodukt und Arbeitslosenquote Veränderungen 2009 gegenüber 2008 Griechenland Frankreich Schweiz Australien Polen 0 Deutschland Veränderung des Bruttoinlandsprodukts in Prozent * 3. Quartal 2009 gegenüber 3. Quartal 2008; + Geschätzte Werte; Durchschnitt bezogen auf jeweils die ersten drei Quartale; Quelle: OECD; IAB
6 Das deutsche Arbeitsmarktwunder Deutschland wurde von der Finanz- und Wirtschaftskrise stärker getroffen als der Durchschnitt der OECD-Länder. Dennoch zeigte sich der Arbeitsmarkt im Hinblick auf Beschäftigung und Arbeitslosigkeit robuster als in anderen OECD-Ländern. Der deutsche Arbeitsmarkt zeigte sich in der Tat nicht nur in besserer Verfassung als in früheren wirtschaftlichen Krisen, sondern ist in der gegenwärtigen Krise quasi zum Benchmark auf EU-Ebene avanciert. Deutschland Veränderung der Beschäftigung 2009 gegenüber 2008 in Prozent Niederlande Schweiz Italien Österreich Polen Japan Australien Frankreich Finnland Griechenland Portugal Großbritannien Schweden OEDC-Total * + Kanada Ungarn Dänemark USA Irland * Spanien Veränderung der Arbeitslosenquote 2009 gegenüber 2008 in Prozentpunkten * 3. Quartal 2009 gegenüber 3. Quartal 2008; + Geschätzte Werte; Durchschnitt bezogen auf jeweils die ersten drei Quartale; Quelle: OECD; IAB
7 Erklärung des deutschen Arbeitsmarktwunders Der deutsche Arbeitsmarkt befand sich zu Beginn der Krise in einer vergleichsweise guten Lage. Die Arbeitsmarktreformen der Jahre 2003 bis 2005 trugen dazu in nennenswertem Maße bei. Entwicklung der registrierten Arbeitslosigkeit und der stillen Reserve 1991 bis Personen in Mio Werte sind Jahresdurchschnittswerte ; Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Berechnungen des IAB; IAB
8 Erklärung des deutschen Arbeitsmarktwunders Deutsche Unternehmen und ihre Belegschaften wiesen eine besonders hohe interne Flexibilität auf, in dem sie verstärkt auf betriebliche Vereinbarungen zur Beschäftigungssicherung setzten und die Arbeitszeit situationsgerecht anpassten. Die Möglichkeiten, auf die Krise zu reagieren, hängen zunächst einmal stark von institutionellen Rahmenbedingungen ab. Im internationalen Vergleich ist Deutschland durch ein hohes Maß an Beschäftigungssicherheit für Stammbelegschaften, ein etabliertes System der Tarifautonomie und automatischer Stabilisatoren in der sozialen Sicherung gekennzeichnet. Nicht nur der intensive Einsatz der Kurzarbeit, sondern auch die hohe Arbeitszeitflexibilität in den deutschen Unternehmen haben den Arbeitsmarkt in der Krise gestützt. Die internen Pufferkapazitäten der Betriebe hierzulande sind durch betriebliche Bündnisse und die stärkere Nutzung von Arbeitszeit konten in den vergangenen zehn Jahren insgesamt stark gestiegen. Firmen können so Schwankungen der Nachfrage abfangen. Eine wichtige Voraussetzung für die Nutzung der betriebsinternen Instrumente ist eine Sozialpartnerschaft, die in Deutschland im internationalen Vergleich gut funktioniert. Da die meisten Unternehmen die Krise als vorübergehend und nicht als Strukturkrise betrachten, haben sie trotz eines starken Einbruchs des Auftragseingangs ein hohes Interesse daran, gut ausgebildete und eingearbeitete Arbeitskräfte zu halten ( Arbeitskräftehorten ).
9 Erklärung des deutschen Arbeitsmarktwunders Die Nutzung von Kurzarbeit hat das höchste Niveau seit Anfang der 1990er Jahre erreicht. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde Kurzarbeit überwiegend eingesetzt, um den strukturellen Anpassungsdruck in Ostdeutschland abzudämpfen. Heute wird sie hauptsächlich von den exportierenden wirtschaftsstarken Firmen genutzt. Anzahl der Personen in Kurzarbeit in den Jahren 1991 bis 2009 Personen in Mio 2 1,5 1 Deutschland West Ost 0, Werte sind Jahresdurchschnittswerte; Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit; IAB
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