LE 6: Die Finanzmarkt- und Bankenkrise (durcharbeiten: Moritz, S )
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- Gerhardt Dresdner
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1 6.1 Einführung 6.2 Chronologie LE 6: Die Finanzmarkt- und Bankenkrise (durcharbeiten: Moritz, S ) 6.3 Ursachen der Finanzmarktkrise 6.4 Deutsche Maßnahmen (Beispiele) 6.5 Europäische Maßnahmen (Beispiele) 6.6 Internationale Maßnahmen (Beispiele) 6.7 Übertragungswirkungen der Finanzsektorkrise auf Realwirtschaft (= Wirtschaftskrise ) 1 Literatur in Ergänzung der in LE K genannten: LE MONDE DIPLOMATIQUE, MANIERE DE VOIR 119, OCTOBRE/NOVEMBRE 2011: CRISE BANCAIRE LE CASSE DU SIECLE; (DBbk: Geschäftsberichte ab 2007; EZB: Jahresberichte ab 2007, vgl. auch: Alan Greenspan: The Age of Turbulence. Adventures in a new World. New York 2007; ausführliche Dokumentationen finden sich in den Jahresgutachten des Sachverständigenrats, siehe LE K, Hinweise 6.)
2 2 6.1 Einführung (1 von 2) Die internationalen Finanzmärkte wurden im Verlauf des Jahres 2007 durch die vom US-Hypothekenmarkt angestoßenen Kreditmarktturbulenzen belastet, die mit hohen Verlusten für den Finanzsektor und sich eintrübenden Wirtschaftsaussichten insbesondere für die USA einhergingen. Dabei hatten im Euro- Raum bis Mitte des vergangenen Jahres verbesserte Konjunkturerwartungen, das robuste Wachstum der Weltwirtschaft und lebhafte Übernahmeaktivitäten für eine freundliche Aktienmarktentwicklung und steigende Umlaufrenditen gesorgt. (DBbk: Geschäftsbericht 2007, S. 24; EZB: Jahresbericht 2007, S )
3 6.1 Einführung (2 von 2) 3 Es ist das erste Mal seit dem zweiten Weltkrieg, dass sich die Welt ernste Sorge um die Stabilität des gesamten Bankensystems machen muss. Nur so sind die dramatischen Eingriffe in den Markt zu verstehen, mit denen der amerikanische Finanzminister. versucht, eine systemische Bankenkrise abzuwenden. Die jetzige Krise entstand, weil die Welt zu lange in erster Linie von der amerikanischen Notenbank Fed - mit zu billigem Geld versorgt wurde. Gleichzeitig erlaubte ein rasanter Entwicklungssprung bei technischen Kreditprodukten den Marktteilnehmern, Kreditrisiken auf die Schultern unzähliger Investoren zu verteilen. Fatalerweise glaubten alle Beteiligten, diese Verteilung reduziere das Risiko, das jeder einzelne Marktteilnehmer trage. Dieser Trugschluss führte zu extrem niedrigen Risikoprämien. Fast alle Marktteilnehmer verkannten, dass genau diese Risikoverteilung im Krisenfall zu einem fatalen Vertrauensverlust im Bankensystem führen würde. (Bettina Schulz: Das Versagen der Aufsicht. FAZ , Nr. 225, S. 1; den vollständigen Artikel können Sie über die Internetseite der UB mit dem link zum FAZ-Archiv, Biblio, lesen.)
4 6.2 Chronologie Finanzmarktkrise (1 von 7) /2001: Die Internetaktienhausse in den USA platzt. Am : Terrorangriffe mit Flugzeugen u.a. auf World-Trade-Center. Fed befürchtet Konjunktureinbruch, senkt Leitzins auf 1% : Eigenheimbesetzer kündigen Festzinshypotheken und refinanzieren sich mit dem niedriger gewordenen Zins für langfristige Hypotheken. Folge: Hausbesitzer haben mehr Geld für Konsum und/oder erhöhen Hypotheken, um Konsum und/oder Investitionen zu steigern. Parallel: Steigerung der Preise für Wohnimmobilien wegen steigender Nachfrage. Zusätzliche zweitrangige Hypotheken werden zur Konsumfinanzierung verwendet (Home equity lines). Sparquote sinkt.
5 6.2 Chronologie Finanzmarktkrise (2 von 7) 5 Mitte 2004: Fed hebt Leitzins. Dennoch bleibt der langfristige Hypothekenzins niedrig. Weitere Immobilienhausse. Um vielen Kaufwilligen Kauf zu ermöglichen: SUBPRIME-Hypothekenkredite mit langsam steigenden Zinsen. Banken bündeln diese SUBPRIMES in einer Finanzinnovation zu tranchierten Anleihen wie folgt: Fällt in dem unterliegenden Portefeuille ein Kredit aus, wird dieser Verlust nicht anteilsmäßig auf alle Investoren verteilt; vielmehr muss diesen ersten Verlust allein die unterste hochriskante und deshalb extrahoch verzinste Tranche tragen. Fallen im Portefeuille weitere Verluste an, muss diese die nächsthöhere Tranche absorbieren und so fort. Die oberen Tranchen sind dadurch immer besser gegen Verluste abgeschirmt. Die Folge dieser < Finanzialchemie >: Ein Portefeuille von 100 Mio $ verwandelt sich in eine < hochtoxische > hochverzinste unterste Tranche über 5 Mio $, fünf mittlere Tranchen von zusammen 20 Mio $ und eine hochwertige Tranche über 75 Mio $ mit der besten Ratingnote AAA. (Quelle nächste Seite)
6 6.2 Chronologie Finanzmarktkrise (3 von 7) 6 Nach dem gleichen Muster werden auch andere Kredite verbrieft: Autodarlehen, Kreditkartenforderungen, Gewerbehypotheken. Die Finanzkonstruktionen werden immer komplexer, immer weniger durchschaubar. Die Ratingagenturen spielen mit, inflationieren die Vergabe ihrer Bestnote AAA.. Abnehmer für diese AAA-Tranchen hat in den vergangenen Jahren viele gegeben, in aller Welt. Denn das niedrige Zinsniveau der Staatsanleihen hat institutionelle Investoren wie Pensionskasse in <Anlagenotstand> gebracht: um ihre Renditeziele zu verwirklichen, suchen sie händeringend nach Anlagen, die bei attestierter AAA-Sicherheit ein paar Renditepunkte extra abwerfen. (Benedikt Fehr: Der Weg in die Krise. FAZ , Nr. 66, S. 11, dort auch Ausführungen zum Versagen der Bankenaufsicht, dem Einfluss der Hedgefonds, dem der Bonuszahlungen, dem Verstecken der Risiken in Conduit-Zweckgesellschaften und dem Einfluss der Notenbanken in Asien und den USA.)
7 6.2 Chronologie Finanzmarktkrise (4 von 7) : Abkühlung US-Immobilienmarkt. Sicherheiten für Hypothekenkredite verlieren an Wert. Der IWF drückt im Global Financial Stability Report, April 2006, S. 61 Zweifel aus, ob alle Investoren Kenntnis davon haben, wie sich das Risikoprofil strukturierter Kreditprodukte von dem Risikoprofil einer Unternehmensanleihe mit gleichem Rating unterscheidet, im Global Financial Stability Report, April 2007, S. 2 weist er darauf hin, dass sich die Kreditqualität im US-SUBPRIME-Sektor verschlechtert habe und dies Folgen für die Märkte für strukturierte Kreditprodukte haben könnte.
8 6.2 Chronologie Finanzmarktkrise (5 von 7) 8 Die Einstufung als SUBPRIME erfolgt u.a. dann, wenn der Kreditnehmer bereits eine Zahlungsunfähigkeit oder Zwangsversteigerung hinter sich hat oder wenn der mit Kreditraten in der jüngeren Vergangenheit in Verzug geraten ist. Bei Alt-A-Hypotheken muß der Kreditnehmer keine oder keine vollständigen Belege für sein Einkommen vorlegen.. Im Februar 2007 belief sich der Bestand an SUBPRIMEHypotheken auf 1300 Mrd US-$, der an Alt-A-Hypotheken auf 1000 Mrd US-Dollar. (Bundestagsdrucksache 16/ Jahresgutachten 2007/2008 des SVR, S. 99; Zum Ablauf der Krise der Finanzmärkte 2007 siehe dort S. 95 f.; ferner: Jahresgutachten 2008/2009 des SVR, BT-Drucksache 16/10985, S. 117 ff.)
9 6.2 Chronologie Finanzmarktkrise (6 von 7) 9 Die Fehleinschätzung der US-Behörden im Fall von Lehman Brothers: Durch den Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers am 15. September 2008 entstand eine völlig neue Situation, weil damit zum ersten Mal seit dem Ausbruch der Krise nicht nur die Aktionäre, sondern auch die Kreditgeber eines Finanzinstituts mit Vermögensverlusten konfrontiert wurden. Die Gründe für die mangelnde Unterstützungsbereitschaft der US-Behörden könnten darin zu sehen sein, dass die Gläubiger des Instituts international weit gestreut waren, sodass möglicherweise nicht mit systemischen Risiken gerechnet wurde. Diese Fehleinschätzung löste eine unerwartet große Kettenreaktion aus, da damit das Signal gesetzt wurde, dass bei einem Bankzusammenbruch nicht mehr automatisch mit einem Bail-out für Kreditgeber gerechnet werden kann. Zudem stieg die Unsicherheit bezüglich der Werthaftigkeit einer großen Reihe von Finanzprodukten extrem an, beispielsweise im Bereich von zur Versicherung gegen Ausfallrisiken gehaltenen Kreditderivaten.
10 6.2 Chronologie Finanzmarktkrise (7 von 7) 10 Der damit entstandene Vertrauensverlust brachte in der Folge nahezu das gesamte Kreditgeschäft zwischen den Banken (= Interbankenfinanzmarkt) zum Erliegen. Es hatte zwar bereits zu Beginn der Krise im Sommer 2007 in einzelnen Marktsegmenten vor allem bei Geldmarktgeschäften mit einer Laufzeit von mehreren Monaten größere Stockungen der Interbankenbeziehungen gegeben, insgesamt gesehen flossen die Kreditströme zwischen den Banken jedoch bis Mitte September 2008 in einigermaßen verlässlichen Bahnen. (Quelle: SVR-Gutachten 2008/2009, a.a.o., S. 122)
11 11 Quelle: FAZ , Nr. 213, S. 23
12 12 Quelle: FAZ , Nr. 213, S. 23
13 6.3 Ursachen der Finanzmarktkrise (Zusammenfassung) 13 Deregulierungen Niedrige Leitzinsen nach 2000 Technik der Verbriefung Rolle der Ratingagenturen Zweckgesellschaften Fristentransformation Globalisierung der Finanzmärkte und rechtsfreie Bank- und Steuerparadiese Carry-Trade Rolle der Notenbanken und der Aufsichtsinstitutionen (Zu diesen und anderen Ursachen vgl. Jahresgutachten 07/08 des SVR, a.a.o., S mit einer umfassenden Analyse aller Ursachen und einer Bibliografie von Quellen und Literatur, S ; ferner: Jahresgutachten 08/09, a.a.o.; vgl. auch Fehr, B.: Der Weg in die Krise. FAZ , Nr. 66, S. 11)
14 14
15 Deutsche Maßnahmen (Beispiele) Finanzmarktstabilisierungsgesetz FMStG Finanzmarktstabilisierungsergänzungsgesetz FMStErgG Gesetz zur Fortentwicklung der Finanzmarktstabilisierung Zweites und drittes FMStG (2012/2013) Gesetz zur Stärkung der Finanzmarkt- und der Versicherungsaufsicht Angemessenheit der Vorstandsvergütung (VorstAG)
16 6.5 Europäische Maßnahmen (EU) (1 von 2) 16 European System of Financial Supervision (ESFS) (vgl. Deutsche Bundesbank: Internationale Zusammenarbeit in der Bankenaufsicht. Monatsbericht September 2011, S und LE K) European Systemic Risk Board (ESRB)* (Three European Supervisory Authorities) European Banking Authoritiy (EBA) European Insurance and Occupational Pensions Authority (EIOPA) European Securities and Markets Authoritiy (ESMA) (*EBA, EIOPA und ESMA arbeiten in einem JOINT COMMITTEE überwiegend zusammen)
17 6.5 Europäische Maßnahmen (EU) (2 von 2) 17 Durch das Bundesgesetz Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie 2010/78 EU vom 24. November 2010 im Hinblick auf die Errichtung des Europäischen Finanzaufsichtssystems die Richtlinie wird auch Omnibusrichtlinie I genannt wurden zahlreiche Gesetze geändert, um folgendes zu erreichen: 1. Einbindung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bundesanstalt) in das Europäische Finanzaufsichtssystem, 2. Mitteilungs- und Unterrichtungspflichten der Bundesanstalt gegenüber den Europäischen Finanzaufsichtsbehörden, 3. Anpassung der Verschwiegenheitspflichten, die für die Beschäftigten der Bundesanstalt und vergleichbare Personengruppen gelten, sowie 4. Einbeziehung der Europäischen Finanzaufsichtsbehörden bei Meinungsverschiedenheiten oder mangelnder Zusammenarbeit zwischen nationalen Aufsichtsbehörden. (BT-Drucksache 17/6255, S. 2)
18 Internationale Maßnahmen (Beispiele) G8-Gipfel Heiligendamm, Juni G20-Gipfel London, April G20-Gipfel Pittsburg, September G20-Gipfel in Toronto, Kanada, 26./ Weltfinanzgipfel in Seoul, Südkorea, 11/2010
19 6.7 Übertragungswirkungen der Finanzsektorkrise auf Realwirtschaft (= Wirtschaftskrise ) (1 von 2) 19 Vermögenseffekt Nettovermögenskanal Bankbilanzkanal Risikostruktur-/Portfolio-Effekt Restrukturierungseffekt (Quelle: ifo-schnelldienst 8/2008, S. 5, wird verteilt)
20 6.7 Übertragungswirkungen der Finanzsektorkrise auf Realwirtschaft (= Wirtschaftskrise ) (2 von 2) 20
21 (Quelle: FAZ , Nr. 215, S.14) 21 Schuldenerlass im Jahr 1535: Kaufmann Anton Fugger verbrennt den Schuldbrief Kaiser Karls V., der sich Geld für den Tunesien-Feldzug geliehen hatte.
22 22 (Quelle: iw-dienst , Nr. 22, S. 3)
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