Erlösung in Sichtweite Predigt zu Jer 23,5-8 (1. Advent 2016)

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1 Erlösung in Sichtweite Predigt zu Jer 23,5-8 (1. Advent 2016) Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen. Liebe Gemeinde, der Erste Advent ist so etwas wie ein Hinweisschild: Nicht mehr lange, dann haben Sie Ihr Ziel erreicht noch maximal vier Wochen, dann ist Weihnachten. Man könnte also sagen: Das, worauf ihr wartet, ist bereits in Sichtweite. Darum haltet ruhig schon mal Ausschau danach. Hinschauen, Ausschau halten es ist etwas in Sichtweite: Dazu fordert auch der Predigttext auf, der heute Morgen im Buch des Propheten Jeremia steht. Ich lese Jeremia 23, die Verse 5 bis 8: 5 Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will. Der soll ein König sein, der wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben wird. 6 Zu seiner Zeit soll Juda geholfen werden und Israel sicher wohnen. Und dies wird sein Name sein, mit dem man ihn nennen wird:»der HERR ist unsere Gerechtigkeit«. 7 Darum siehe, es wird die Zeit kommen, spricht der HERR, dass man nicht mehr sagen wird:»so wahr 1

2 der HERR lebt, der die Israeliten aus Ägyptenland geführt hat!«, 8 sondern:»so wahr der HERR lebt, der die Nachkommen des Hauses Israel heraufgeführt und hergebracht hat aus dem Lande des Nordens und aus allen Landen, wohin er sie verstoßen hatte.«und sie sollen in ihrem Lande wohnen. (Gebet) Liebe Gemeinde, zum Hinschauen fordert der Predigttext auf ganz ausdrücklich. Ganz am Anfang: Siehe, es kommt die Zeit und dann nochmal genau in der Mitte: Darum siehe, es wird die Zeit kommen Da wird etwas angekündigt, was noch aussteht, aber nicht in ferner Zukunft, sondern in Sichtweite: Schau hin, achte mal drauf: Da kommt etwas, was sich schon erahnen lässt. Da sind Vorzeichen, da gibt es Hinweise: Siehe, siehe, es kommt die Zeit. Die Zeit, die heute begonnen hat, ist auch so eine Zeit mit Vorzeichen. Advent Erwartungs- und Vorbereitungszeit auf Weihnachten. Eine Zeit voller Vorzeichen: Lichterketten, Tannengrün, Kerzenduft, Lebkuchen: Es ist nicht zu übersehen und zu überhören, dass Weihnachten vor der Tür steht. Man kann es sogar riechen, wenn man über den Weihnachtsmarkt läuft. 2

3 Nur was erwarten wir? Was sollen uns die Vorzeichen andeuten? Nur Konsum und Kitsch? Schauen wir mal genauer hin, was Jeremia in seinem Adventstext in Aussicht stellt: Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will. Der soll ein König sein, der wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben wird. Zu seiner Zeit soll Juda geholfen werden und Israel sicher wohnen. Und dies wird sein Name sein, mit dem man ihn nennen wird:»der HERR ist unsere Gerechtigkeit«. Jeremia lebte knapp 600 Jahre vor Jesus in einer der dunkelsten Epochen des Volkes Israel. Der nördliche Teil war bereits von den Assyrern erobert und eingenommen worden, der südliche Teil stand kurz vor dem Untergang. Der aktuelle König hieß Zedekia, ein schwacher König. Jeremia hatte die Aufgabe, ihn im Auftrag Gottes zu warnen, aber Zedekia hörte nicht auf seine Botschaft. Dabei hatte er einen frommen Namen. Zedekia bedeutet: Der Herr ist meine Gerechtigkeit. Aber von wegen: Auf Gott vertraute Zedekia schon lange nicht mehr, eher auf den politischen Pakt mit den Ägyptern, aber das war ein Trugschluss. Gegen die Großmacht 3

4 Babylon war er machtlos weil er Gottes Macht außer acht ließ. Der Prophet Jeremia sieht das Unheil längst kommen: Die Verbannung ins Exil, die Zerstörung Jerusalems und des Tempels. Aber sein Blick geht bereits weiter: Das Blatt wird sich wieder wenden. Ein neuer König wird eines Tages regieren, ein gerechter Nachkomme Davids, und dessen Name wird sein: Der Herr ist unsere Gerechtigkeit. Das ist fast derselbe Name wie Zedekia, aber mit dem entscheidenden Unterschied: Dieser Name trifft auch zu. Und mit einem weiteren wichtigen Unterschied: Nicht mehr: Der Herr ist meine Gerechtigkeit, sondern: Der Herr ist unsere Gerechtigkeit. Der neue König wird dem ganzen Volk Recht verschaffen, er wird Gerechtigkeit und Frieden bringen. Sie werden in Sicherheit wohnen. Das ist die erste Aussicht, die Jeremia gibt: Ein gerechter König, der wohl regieren wird, einer, der seinem Volk gut tut. Wie aktuell klingt diese Heilsaussicht angesichts von soviel Unheil in dieser Welt. Wie sehnen sich die Menschen in Ost-Aleppo und ganz Syrien nach einem Machthaber, der ihr Wohl im Blick hat statt sie mit Bomben anzugreifen. 4

5 Die zweite Aussicht lautet so: Siehe, es wird die Zeit kommen, spricht der HERR, dass man nicht mehr sagen wird:»so wahr der HERR lebt, der die Israeliten aus Ägyptenland geführt hat!«, sondern:»so wahr der HERR lebt, der die Nachkommen des Hauses Israel heraufgeführt und hergebracht hat aus dem Lande des Nordens und aus allen Landen, wohin er sie verstoßen hatte.«und sie sollen in ihrem Lande wohnen. Hier nimmt Jeremia schon die Zeit in den Blick, wenn Israel wieder aus dem Exil zurückkehren wird. Und dann werden sie Gottes große Taten rühmen und sie mit den großen Geschichten vergleichen, die sie aus alten Tagen gehört haben: Wie Gott sein Volk unter Mose aus Ägypten geführt hat. Diese Geschichte kannte und kennt bis heute jeder Jude. Damals hat Gott uns auf wunderbare Weise geführt. Ja, sagt Jeremia, aber ihr werdet Gottes Handeln auf so wunderbare Weise erleben, dass ihr euch neue Geschichten von Gottes Macht und Barmherzigkeit erzählen werdet. Ihr werden Gottes handeln selbst 5

6 erleben, im eigenen Leben, am eigenen Ort, in der eigenen Gegenwart. Darum geht es, wenn Gott Heil ankündigt: Kein Heil in fernen Zeiten oder an fernen Orten, sondern Heil für mich, hier und heute. Darum geht es im Advent: Die Erwartung von Gottes Kommen, hier und heute, in mein Leben. Advent bedeutet Ankunft : Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe. Wann kommt er? Und wo kommt er an? Er ist schon längst gekommen, damals als kleines Kind. Und er wird noch einmal wieder kommen, für alle sichtbar am Ende der Zeit. Und in der Zwischenzeit? In der Zwischenzeit leben wir und erwarten, dass er jetzt schon zu uns kommt, immer wieder, immer wieder überraschend, immer wieder neu zu mir und zu dir persönlich: Komm, Herr Jesu, sei unser Gast! O komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein. 6

7 Oder im Advent: Wie soll ich dich empfangen und wie begegne ich dir? Im Advent geht es um das Kommen Jesu hier und heute, um seine heilvolle Gegenwart in meinem Leben. Er, Jesus Christus, ist der König, der zurecht den Namen trägt: Der Herr ist unsere Gerechtigkeit. Er ist der, der Heil und Leben mit sich bringt. Oder wie wir es gleich singen werden: Jesus ist kommen, Grund ewiger Freuden. Der Autor und Journalist Daniel Schneider ein Buch geschrieben mit dem schönen Titel Glaube, Hoffnung, Liebe. Er entdeckt darin 36 alte Choräle auf eine neue, erfrischende Weise übrigens ein heißer Tipp für ein schönes Weihnachtsgeschenk. Zu dem Lied Jesus ist kommen stellt er sich die Frage: Was wäre eigentlich, wenn Jesus heute zu mir kommt? D. Schneider, Glaube, Hoffnung, Liebe, S

8 Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen. 8