Strategien zur Erhöhung des Männeranteils im Kindergarten

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1 Strategien zur Erhöhung des Männeranteils im Kindergarten Vortrag auf der Tagung Sag mir wo die Männer sind, 11. Mai 2015, Universität Innsbruck Dr. Bernhard Koch Fakultät für Bildungswissenschaften, Universität Innsbruck Seite 1

2 Kindergarten : Ein wachsendes Berufsfeld für Frauen Männer Frauen Statistik Austria, Kindertagesheimstatistiken Seite 2

3 Einige Gründe für den geringen Männeranteil Gehalt Sexismus (Missbrauchsverdacht) Kindergartenkultur und Image Männer sind weniger interessiert als Frauen Seite 3

4 Grundsätzliches Interesse von Burschen und Mädchen an einer Arbeit mit Kindern (N=486) im Kindergarten oder Hort arbeiten 24 Mädchen Burschen 60 FußballtrainerIn für Kinder (sehr interessiert und interessiert) Seite 4

5 Männer willkommen als politisch korrekte Phrase Europaweit ist es trotz Zielvorgaben kaum gelungen den Männeranteil nennenswert zu steigern. Auch in Ländern mit höchstem Niveau an Gleichstellungspolitik, Gehalt des Personals, Stellenwert des Kindergartens und Väterkarenz (z.b. Schweden 3-4% Männeranteil) Seite 5

6 Forschungsprojekt Seite 6

7 Effekte ( ) Einige Berichte in den Medien Seminare für Lehrkräfte von Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik Vernetzungstreffen von Schülern mit männlichen Fachkräften Seminar für MitarbeiterInnen des AMS Anzeigen in Zeitungen Seite 7

8 Kaum Effekte in den Bereichen. Ergänzung bei Gleichstellungsgesetzen (Männerförderungspläne) Änderung des Lehrplanes und der Außendarstellung der Ausbildungeinrichtungen Systematische Berufsorientierung in Schulen (männliche Kindergartenpädagogen als Vorbilder) Frauen/Männer-Thematik in Aus- und Weiterbildungen Medien-Kampagne Ausbildungskurse nur für Männer Seite 8

9 Vorbilder wirken Einstellungsänderungen bei männlichen Jugendlichen auch nach einem Jahr sichtbar (N= 296). Zustimmung in % Männer, die im Kindergarten arbeiten sind keine "richtigen" Männer Im Kindergarten arbeiten - das ist nur ein Beruf für Frauen Sollten mehr Männer im Kindergarten tätig sein? pre post Seite 9

10 Ambivalenzen in Kindergartenteams diskutieren und Vorteile einer Männerbeteiligung herausstreichen Kleinanzeige in Tageszeitung Kinder brauchen auch Männer! Wollen Sie den Kindergarten-oder Hortalltag mitgestalten?... Anfrage an 130 Kindergärten Bitte um Meldung offener Helferstellen 30 Rückmeldungen 0 Stellen (Okt-April) Seite 10

11 Ambivalenzen diskutieren (Leitungskräfte N=111) Zustimmung Es sollten mehr männliche Pädagogen beschäftigt sein weibliche Kindergartenpädagoginnen haben Vorbehalte gegenüber männlichen Mitarbeitern 99 % 40 % Seite 11

12 Ausbildung und Praxis männerfreundlich gestalten Wunschkindergarten (Fokusgruppen Männer) BAKIP Lehrkräfte (N= 23) offen, frei, Bewegung, Garten, auf eigene Art mit Kindern umgehen können (Zutrauen, Risikoeinschätzung etc.), direkte Kommunikation In Ausbildung und Beruf dominieren weibliche Erziehungsnormen und Werte. Um den Männeranteil zu erhöhen, muss sich bei der Ausbildung etwas ändern (Zustimmung jeweils rd. 70%) Seite 12

13 Kindergärten professionell weiterentwickeln KG zwischen Skepsis und echtem Willkommen ) Starre Regeln Monokultur Vielfalt als Problem Verteidigung von Claims Offen für Neues Diversität lernende Organisation Wertschätzung von weiblich und männlich konnotierten Normen Seite 13

14 Unterstützungsmodell Idee, Berufswunsch, Vorbilder, Bestärkung Praktikum in einem Kindergarten, der offen für Neues ist, Unterstützung durch AMS- Beratung, Stipendium geeignete Ausbildung Mentoren Viel Praxis Bewegung, outdoor, Umsetzung eigener Ideen ermöglichen Geeigneter Kindergarten Alternativ- Kindergarten, Innovationskindergarten, lernende Organisation Vernetzung, Austausch mit Männern Seite 14

15 Online-Fragebogenerhebung (N=562) Wenn mehr Männer im Kindergarten arbeiten, würden sie Frauen Leitungspositionen streitig machen. Das sehe ich schon als Problem Bildung Männerförderung Frauenförderung Elementarpädagogik Seite 15

16 Personen der Frauenförderung (N=60) 99% für Mehr Männer im Kindergarten 75% für Männerförderungspläne, für spezielle Männer-Kurse, für eine Männerförderung bei Ausschreibungstexten 50% für finanzielle Anreize Seite 16

17 Frauenförderung in bestimmte Berufsbereiche und höhere Positionen Männerförderung in bestimmte Berufsbereiche: Elementarpädagogik Argumentationsebenen Geschlechtergleichstellung Geschlechtergleichstellung Bedürfnisse von Kindern Seite 17

18 Geschlechterpolitik am Beispiel Universität und Kindergarten Universitäten Uni Data. Datenmeldungen der Universitäten auf Basis BidokVUni: Kopfzahlen: C3%A4ten/001+personal+an+universit%C3%A4ten+-+kopfzahl.xml&toolbar=true Kindergärten Kindertagesheimstatistik 2013/2014: Krippen, Kindergärten, altersgemischte Einrichtungen; (keine Horte) Frauen Männer Seite 18

19 Aufwendungen an Universitäten für genderspezifische Einrichtungen sowie für Maßnahmen zur Förderung der Gleichstellung sowie der Frauenförderung (2006 bis 2009) TU Graz 2,8 Tu Wien 2,5 Uni Wien 2,7 Uni Linz 1,9 Beachtenswert - im Sinne der Transparenz - wären vielleicht auch Frauenförderprogramme des Wissenschaftsfonds FWF. z. B in Höhe von etwa 50 Mio.. Quelle: convelop cooperative knowledge design (2011). Elita Evaluierung der FWF Programme Elise Richter und Hertha Firnberg, im Auftrag des BMWF, S. 18 Mill. Euro Quelle: Bericht des Rechnungshofes. Frauenförderung an Universitäten (2009), Bund 2011, 8 Seite 19

20 Selektives Gender Mainstreaming im Bildungssektor: Universitäten und Kindergärten im Vergleich Anzahl Pers. (rd.) Anteil Minderheitengeschlecht Universitätsprofessur % UniversitätsdozentIn % UniversitätslektorIn % Elementarpädagogik* % Quelle: Wissenschaftsministerium, Uni Data, Gender Monitoring, Personal, Universitäten, Personal nach Verwendung (2014, Kopfzahlen) gender+monitoring%2f001+personal+universit%u00e4 ten%2f001+personal+nach+verwendung.xml&toolbar=true *Statistik Austria: Kindertagesheimstatistik 2012/2013, nur Krippen, Kindergärten und altersgemischte Einrichtungen. 20Seite 20

21 Ungefähre Anzahl der Personen, die ersetzt werden müssten, um Geschlechterparität zu erzielen* Universität Kindergarten Investiert wird dort, wo??? * Eigene Berechnungen auf Basis von uni data und Kindertagesheimstatistik Seite 21

22 Geschlechterpolitik These: Geschlechterpolitik war bisher nicht imstande oder willens Gender Mainstreaming auf sich selbst anzuwenden Ziel: Förderungspläne für das jeweils unterrepräsentierte Geschlecht Seite 22

23 Das Rad muss nicht neu erfunden werden: Frauenförderungspläne als Vorbild Ziel des Frauenförderungsplans ist es, den Anteil der weiblichen Beschäftigten in allen Organisationseinheiten, auf allen Hierarchieebenen, in allen personalrechtlichen Kategorien und in allen Funktionen/Tätigkeiten ( ) auf mindestens 40% zu erhöhen. Die Dringlichkeit der Förderung von Frauen bestimmt sich nach dem Ausmaß der Unterrepräsentation. Die Universität Innsbruck strebt eine Erhöhung des Frauenanteils ( ) an und fordert daher qualifizierte Frauen ausdrücklich zur Bewerbung auf. ( ) Bei gleicher Qualifikation werden Frauen vorrangig aufgenommen. ** Um junge Nachwuchswissenschaftlerinnen besonders zu fördern, werden mindestens 40 Prozent des zur Verfügung gestellten Betrages an Frauen vergeben *** **Frauenförderungsplan der Universität Innsbruck (2002), *** Doktoratsstipendium NEU aus der Nachwuchsförderung der Universität Innsbruck - 1. Tranche 2015 Seite 23

24 Gleichstellung im Bereich der Förderpolitik: Berufe mit Mangel an qualifiziertem Personal Arbeitsmarktservice fördert Frauen in Handwerk und Technik + Arbeitsmarktservice fördert Männer in Erziehung und Pflege? z.b. FIT-Programm 2012*: 5000 Frauen, 22 Mio z.b. MIE-Programm 2016: 1000 Männer, 4 Mio *AMS (2013) Gleichstellung am österreichischen Arbeitsmarkt Seite 24

25 European Early Childhood Education Research Journal (SSCI) Koch B. & Farquhar S. (2015): "Breaking Through the Glass Doors: Men Working in Early Childhood Education and Care with Particular Reference to Research and Experience in Austria and New Zealand" Seite 25

26 Männerförderung im Bereich Erziehung/Bildung ist noch nicht in den Köpfen verankert Kaum Maßnahmen im rechtlichen und politischen Bereich (z.b. Österreich: Entschließung des Parlaments im Jahr 2010) Starke Beharrungstendenzen sowohl im System der Kinderbetreuung als auch im System der Gleichstellungspolitik. Notwendig sind Diskussionen mit allen Beteiligten über glass doors und Ambivalenzen die Deutung des Begriffs Geschlechtergerechtigkeit Seite 26

27 6 Handlungsfelder 1. Berufsorientierung 2. Öffentlichkeitsarbeit/Image des Kindergartens 3. Aus- und Weiterbildung (Zielgruppe Quereinsteiger) 4. Qualitäts- und Organisationsentwicklung in Kindergärten 5. Zivildienst und Freiwilligendienst 6. Reorganisation der Geschlechterpolitik, (z.b. auch finanzielle Förderungen für Männer, Friedrich Fröbel Programme ) Seite 27