"Unternehmen in Verantwortung Verantwortungsvolle Unternehmen" Jahrestagung des Katholischen Siedlungsdienstes, 29. April 2014, Mannheim
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- Maria Maier
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1 Präsident Vortrag Postfach 4 20, Freiburg Karlstraße 40, Freiburg Telefon-Zentrale Ihr Ansprechpartner Dr. Peter Neher Telefon-Durchwahl Telefax Peter.Neher@caritas.de Datum "Unternehmen in Verantwortung Verantwortungsvolle Unternehmen" Jahrestagung des Katholischen Siedlungsdienstes, 29. April 2014, Mannheim Sehr geehrte Damen und Herren, sehr herzlich danke ich für die Einladung zu Ihrer Jahrestagung. Auf den Internetseiten Ihres Verbandes heißt es: Die Verwirklichung innovativer, Energie effizienter und Demographie fester Wohnformen für Jung und Alt ist unsere Herausforderung. Dabei ergänzen sich wirtschaftliches und soziales Engagement. Vor diesem Hintergrund kann man meinen Beitrag Unternehmen in Verantwortung Verantwortungsvolle Unternehmen nicht treffender umschreiben. In meinem Vortrag werde ich Ihnen vorstellen, warum, wo und wie der Deutsche Caritasverband in diesem Themenbereich Verantwortung übernimmt. Es wird sich zeigen, an welchen Stellen es möglicherweise lohnenswert ist, dass sich das Engagement des Deutschen Caritasverbandes und des Katholischen Siedlungsdienstes ergänzen und bereichern können. Gilt es doch, sich der Herausforderung zu stellen, innovative, Energie effiziente und Demographie feste Wohnformen für Jung und Alt zu verwirklichen. Dabei gehe ich in folgenden Schritten vor: 1. Unternehmerische Verantwortung und Sozialraumorientierung 1.1. Leitlinien für unternehmerisches Handeln 1.2. Sozialraumorientierung 2. Theologische Vergewisserung 2.1 Unternehmen der Caritas in der Sendung der Kirche 2.2. Sozialethischer Zugang 3. Handlungs- und Kooperationsfelder 4. Fazit: Unternehmen in Verantwortung 1. Unternehmerische Verantwortung und Sozialraumorientierung 1.1. Leitlinien für unternehmerisches Handeln Anwalt, Solidaritätsstifter und Dienstleister das sind die Stichworte, mit denen der Deutsche Caritasverband heute seinen Auftrag umschreibt. Dass zwischen diesen Optionen Spannungen auftreten können, liegt auf der Hand. Die Anwaltschaftlichkeit für Menschen, die
2 von unterschiedlichen Problemlagen betroffen sind, kann durchaus zu Konflikten mit unternehmerischen Gesichtspunkten führen, die ein Dienstleister im Hilfesystem zu berücksichtigen hat. Die Delegiertenversammlung des Deutschen Caritasverbandes hat vor diesem Hintergrund im Jahr 2008 Leitlinien für Unternehmerisches Handeln in der Caritas 1 verabschiedet. Die Verankerung der wirtschaftlichen Aufsicht und der Transparenz nach innen und außen stellt einen zentralen Punkt dieser Leitlinien dar. Wie sehr die Glaubwürdigkeit katholischer Institutionen mit der Forderung nach Transparenz verknüpft ist, haben die Diskussionen im vergangen Jahr um die Vorgänge im Bistum Limburg und in der Folge um die Finanzen der Bischöflichen Stühle eindringlich gezeigt. Anspruch an alle Rechtsträger muss es sein, funktionierende Aufsichts- und Kontrollstrukturen zu schaffen und die erforderlichen betriebswirtschaftlichen Instrumente, einschließlich eines Risikomanagementsystems einzurichten. Die Bewusstseinsbildung dafür und die fachliche Beratung beim Aufbau von effektiven Aufsichtsstrukturen sowie die Qualifizierung der Ehrenamtlichen in den Aufsichtsgremien sind wichtige Aufgaben für die Unternehmen der Caritas. Dies wird auch von den gemeinsamen Transparenzrichtlinien von Caritas und Diakonie 2 sowie von der erst kürzlich überarbeiteten Arbeitshilfe 182 Soziale Einrichtungen in katholischer Trägerschaft und Aufsicht 3 der Deutschen Bischofskonferenz unterstützt und eingefordert. Weiter ist in den Leitlinien der Caritas festgehalten, dass jedes Unternehmen seinen Mitarbeitenden Zugänge zu spirituellen und seelsorglichen Angeboten ermöglicht und ein Konzept für eine strukturierte ethische Reflexion seiner Arbeit entwickelt. 4 Auch die strukturelle Beteiligung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Caritas wird in den Leitlinien thematisiert. Hier geht es um die Beteiligungsrechte, die sich aus der Mitarbeitervertretungsordnung (MAVO) ergeben. Die in den Einrichtungen und Diensten der Caritas möglicherweise bestehende Spannung zwischen dem anwaltlichen Anspruch einerseits und den Interessen der Einrichtung andererseits muss auch vor dem Hintergrund beschrieben werden, die selbstbestimmte Teilhabe Betroffener in den Einrichtungen und Diensten zu verwirklichen. 5 Gerade das wachsende Bewusstsein von der Bedeutung gesellschaftlicher Teilhabe und Selbstbestimmung stellt Einrichtungen der Caritas in den unterschiedlichen Hilfefeldern vor neue Herausforderungen, die sich auch in der Art und Weise, wie Baumaßnahmen zu planen sind, niederschlagen können Sozialraumorientierung Der Deutsche Caritasverband hat sich bereits seit längerem das Ziel gesetzt, die sozialräumliche Ausrichtung seiner Arbeit zu stärken und auszubauen. Sozialraum meint hier sowohl den lebensweltlichen Bezug der Menschen als auch den geografischen Ort, an dem sie wohnen. Sozialraumorientierung umfasst eine weitreichende Veränderung der fachlichen Ausrichtung, die mit den Begriffen des Raumprinzips, der Regionalisierung, der "Geh- Struktur" also der aufsuchenden Beratung, der Ressourcenorientierung und der Koopera- 1 Vgl. Leitlinien für unternehmerisches Handeln in der Caritas, in: neue caritas (nc) 20/2008, S Transparenzstandards für Caritas und Diakonie (s.: 3 Soziale Einrichtungen in katholischer Trägerschaft und Aufsicht 3., völlig überarbeitete Aufl. / hg. vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn 2014 (Arbeitshilfen; 182). 4 Ulrike Kostka, Anna Maria Riedl (2009): Ethisch entscheiden im Team. Ein Leitfaden für soziale Einrichtungen, Freiburg. 5 Siehe hierzu die Eckpunkte: "Selbstbestimmte Teilhabe sichern, Märkte ordnen, im Wettbewerb bestehen", die 2007 von der DV beschlossen worden sind, veröffentlicht in: nc, Heft 2/2008, S. 32 ff 2
3 tion zwischen beruflichen und zivilgesellschaftlichen Kräften nur angedeutet werden kann. Auf Basis von Sozialraumanalysen kann gemeinsam mit den vor Ort lebenden Menschen die jeweils notwendige Hilfe entwickelt werden. So können Netzwerke entstehen, wo Caritasdienste und Gemeinden mit ihren sozial-diakonischen Aufgaben und Zielen ineinandergreifen. Dabei besteht der Anspruch, soziale Probleme benachteiligter, von Armut und Ausgrenzung bedrohter Menschen mit ihnen zu lösen. Vor diesem Hintergrund lohnt sich ein Blick auf das ökumenische Projekt Kirche findet Stadt. Dieses Projekt lotet bundesweit Möglichkeiten neuer Ansätze der Zusammenarbeit von katholischer und evangelischer Kirche und deren Caritas und Diakonie in themen- und sektorübergreifenden lokalen Entwicklungspartnerschaften aus. 6 Denn eine integrierte Stadtentwicklung bezieht alle relevanten Akteure, Handlungsebenen und -felder ein. Die innovative Herausforderung dieses Projekts liegt darin, dass unterschiedliche Akteure, die bereits vor Ort tätig sind, Partnerschaften entwickeln. Bundesweit wurden über einen Aufruf Standorte identifiziert, an denen kirchliche Initiativen, Kirchengemeinden, kirchliche Träger sowie Caritas und Diakonie ihre Potenziale dafür einbringen, dass sich lokale Partnerschaften in innovativer Weise an der Entwicklung ihrer Städte beteiligen. Letztlich geht es darum, die Zukunftsfähigkeit ganzer Quartiere oder Städte aktiv mit zu gestalten. 2. Theologische Vergewisserung 2.1. Unternehmen der Caritas in der Sendung der Kirche Die Arbeit der verbandlichen Caritas begründet sich durch die Sendung und den Auftrag der Kirche. Die karitativen Organisationen der Kirche stellen ihr opus proprium dar, eine ihr ureigenste Aufgabe, in der sie nicht mitwirkend zur Seite steht, sondern als unmittelbar verantwortliches Subjekt selbst handelt und das tut, was ihrem Wesen entspricht. (29) So der emeritierte Papst Benedikt XVI. in seiner ersten Enzyklika Deus Caritas est. 7 Auch für die Unternehmen der Caritas mit ihren Trägern, Organen, Leitungen und Mitarbeitenden stellt deshalb die biblische Botschaft vom liebenden und befreienden Gott, der sich besonders der Schwachen, Kranken und ausgegrenzten Menschen angenommen hat, die grundlegende Orientierung dar. Gott beschenkt, bestärkt und befähigt die Verantwortlichen und Mitarbeitenden für diesen Dienst, auch in krisenhaften Situationen. Die Unternehmen der Caritas haben vor diesem Hintergrund nichts weniger als die Nähe Gottes für die Hilfesuchenden sowie für die Mitarbeitenden und die Gesellschaft erfahrbar zu machen. Der Dienst der Caritas ist ein christliches Tatzeugnis. Ob der Mensch dadurch eine Erfahrung des Glaubens macht, ist nicht zu planen. Eine solche Glaubenserfahrung der Heilung und Befreiung ist ein Geschenk Gottes und kann nicht eingefordert werden. Deshalb darf ein Hilfeangebot auch nicht religiös funktionalisiert werden. Wer im Namen der Kirche karitativ wirkt, wird niemals dem anderen den Glauben der Kirche aufzudrängen versuchen. Er weiß, dass die Liebe in ihrer Reinheit und Absichtslosigkeit das beste Zeugnis für den Gott ist, dem wir glauben und der uns zur Liebe treibt. (31) So Deus Caritas est. Dienstgeber und Dienstnehmer erfüllen in der Dienstgemeinschaft gemeinsam den kirchlichen Auftrag im Vertrauen auf die Führung Gottes. Ein wesentlicher Ausdruck hierfür ist das gemeinsame Feiern und Bekennen des Glaubens. Die Unternehmen der Caritas sind Teil der pilgernden und suchenden Kirche in der Welt und damit Orte der Erfahrbarkeit der Nähe Gottes (vgl. Kol 3,11; 1 Kor 15,28). Sie haben ihre Unternehmensentwicklung vor dem 6 Vgl. zum Projekt Kirche findet Stadt : nc, Nr.8/2012: Vernetzt im Quartier: Kirche findet Stadt, S. 12/13 und: nc, Nr. 16/2013 Sozialraum: Mitmachen zählt, S Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls Nr. 171, Enzyklika DEUS CARITAS EST von Papst Benedikt XVI., Bonn, 6. Korr. Auflage
4 Hintergrund der Botschaft des Evangeliums und des Wirkens des Heiligen Geistes zu reflektieren und zu deuten. Das ist sicher idealtypisch. Aber diese Orientierung am Evangelium würde es den Unternehmen der Caritas ermöglichen und sie dazu ermutigen, sich unternehmerisch flexibel und vertrauensvoll auf neue Herausforderungen einzulassen. Die Unternehmensführungen und alle ehrenamtlich und beruflich tätigen Mitarbeitenden handeln nämlich grundsätzlich aus einem gemeinsamen christlichen und kirchlichen Auftrag; bilden die Dienstgeber und Mitarbeitenden doch in ihrer gemeinsamen Verantwortung eine Dienstgemeinschaft. Diese Dienstgemeinschaft wird dann lebendig, wenn sie von gegenseitigem Respekt, Vertrauen, Achtsamkeit und wechselseitiger Solidar- und Lernbereitschaft sowie von Partizipation und Transparenz getragen ist. Entscheidend ist, ob eine Unternehmenskultur grundsätzlich Raum und Möglichkeit für die Erfahrung der Nähe Gottes gibt. 8 Dies zeigt sich z. B. in Wertschätzung und Anerkennung aller Mitarbeitenden unabhängig von Funktion und Leistung. Es zeigt sich ebenso in Verständigungsbereitschaft und gegenseitiger Offenheit, im gegenseitigen Mittragen von belastenden Lebenssituationen und Konflikten. Dienstgemeinschaft in Unternehmen der Caritas heißt in diesem Verständnis auch, dass sie ihren Auftrag für die Menschen und als kirchliches Unternehmen reflektiert. Unternehmen der Caritas brauchen Formen und Modelle der eigenen theologischen und ethischen Reflexion und der Glaubensfeier und -verkündigung. So sind Mitarbeitenden, wie es in den Leitlinien für unternehmerisches Handeln festgehalten ist, Zugänge zu spirituellen und seelsorglichen Angeboten zu eröffnen. Gleichzeitig bleibt die persönliche Glaubenserfahrung der Führungskräfte und Mitarbeitenden ein Geschenk in Freiheit. Die Arbeit des Deutschen Caritasverbandes ist seit jeher eingebettet in die Grundüberzeugungen der Kirchlichen Soziallehre. Auch diesen theologischen Zugang zur unternehmerischen Verantwortung möchte ich im Folgenden kurz erläutern Sozialethischer Zugang In der berühmten Pastoralkonstitution Gaudium et spes 9 des 2. Vatikanischen Konzils heißt es: Auch im Wirtschaftsleben sind die Würde der menschlichen Person und ihre ungeschmälerte Berufung wie auch das Wohl der gesamten Gesellschaft zu achten und zu fördern, ist doch der Mensch Urheber, Mittelpunkt und Ziel der Wirtschaft (Art. 63). Damit bestätigt und bekräftigt das 2. Vatikanische Konzil eine sozialethische Begründungslinie, die unter dem Titel Katholische Soziallehre die kirchlichen Positionen zu Geld, Markt und Mensch zusammenfasst. Die Katholische Soziallehre geht vom Grundgedanken der Sozialen Ordnung aus, also einer vernünftigen Ordnung des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Je mehr die Sozial-, Rechts- und Wirtschaftsordnung an die Leitbegriffe der Personalität, Solidarität und Subsidiarität sowie die Sozialprinzipien des Gemeinwohls und der Nachhaltigkeit angenähert werden, umso mehr entspricht die politische und wirtschaftliche Realität dem prinzipiell unerreichbaren Ideal sozialer Gerechtigkeit. Die Kirche vertritt seit jeher, dass die Wirtschaftstätigkeit nicht als antisozial angesehen werden darf, so der emeritierte Papst Benedikt XVI. in seiner Enzyklika Caritas in veritate von Der Markt ist an sich nicht ein 8 Rahmenbedingungen einer christlichen Unternehmenskultur in Caritas und Diakonie von Diakonie Bundesverband und Deutschem Caritasverband (s. menskultur) 9 Pastoralkonstitution Die Kirche in der Welt von heute (Gaudium et spes), in Rahner, Karl: Vorgrimmler, Herbert (Hrsg.), Kleines Konzilskompendium. Sämtliche Texte des Zweiten Vatikanums, Freiburg u.a
5 Ort der Unterdrückung des Armen durch den Reichen und darf daher auch nicht dazu werden. Die Gesellschaft muss sich nicht vor dem Markt schützen, als ob seine Entwicklung ipso facto zur Zerstörung wahrhaft menschlicher Beziehungen würde Es darf [aber] nicht vergessen werden, dass es den Markt nicht in einer Reinform gibt. 10 Gleichzeitig heißt es in der Enzyklika, dass die Wirtschaft und das Finanzwesen, insofern sie Mittel sind, tatsächlich schlecht gebraucht werden [können], wenn der Verantwortliche sich nur von egoistischen Interessen leiten lässt. So können an sich gute Mittel in schadenbringende Mittel verwandelt werden. 11 Noch schärfer formuliert es Papst Franziskus in seiner provokanten Äußerung: Diese Wirtschaft tötet Handlungs- und Kooperationsfelder Die verbandliche Caritas in Deutschland bündelt ihr Engagement seit einigen Jahren in Initiativen und Kampagnen, innerhalb derer die zentralen Anliegen der Caritas besonders deutlich benannt werden. So gab es im Jahr 2010 die Kampagne Experten fürs Leben bei der die Teilhabe alter und älterer Menschen thematisiert wurde war es unter dem Motto Familie schaffen wir nur gemeinsam der Blick auf die Familie und aktuell 2014 sind es Aspekte weltweiter Gerechtigkeit. Mit dem Titel Weit weg ist näher, als Du denkst werden die weltweiten Verflechtungen und Verantwortlichkeiten der Globalisierung aufgegriffen. Dabei hat sich die Caritas auf die Bereiche Klimawandel, Konsumverhalten, Flucht und Vertreibung sowie Migration und Integration konzentriert und setzt damit sozialpolitische Schwerpunkte, die konkretes Handeln erfordern. Bei allen drei Kampagnen lässt sich herausarbeiten, wie nah der Anspruch des Katholischen Siedlungsdienstes, die Verwirklichung innovativer, Energie effizienter und Demographie fester Wohnformen für Jung und Alt voranzutreiben, mit Grundanliegen der genannten Caritas- Jahreskampagnen einhergeht. In der Kampagne Experten fürs Leben ging es darum, die Erfahrungen alter und älterer Menschen ernst zu nehmen und aufzugreifen. Da die Zeiten der Großfamilien vorbei sind, gilt es Wohnformen zu entwickeln, welche die Teilhabe und Selbstbestimmung älterer und alter Menschen verwirklichen. Hier wünsche ich mir mehr Kooperationen zwischen den kirchlichen Siedlungswerken und den Einrichtungen und Diensten der Caritas vor Ort. Wir brauchen Wohnraum, in dem Alte und Junge barrierefrei zusammenwohnen und die Grundideen der Sozialraumorientierung bzw. der Sozialen Stadt sichtbar werden. Junge Menschen und Familien wiederum, das war eine der vielen Erkenntnisse unserer letztjährigen Kampagne Familie schaffen wir nur gemeinsam, brauchen bezahlbaren Wohnraum, der ihnen ein soziales Netz bietet, in dem im Notfall auch einmal die Kinderbetreuung geteilt werden kann. Zeit und Geld hießen zentrale Forderungen für Familien innerhalb unserer Kampagne. Hier ist der Deutsche Caritasverband als Arbeitgeber selbst in der Pflicht, Arbeitszeitmodelle zu entwickeln, die es Familien ermöglichen, beruflichen und familiären Anforderungen gerecht zu werden. Als Unternehmen sind die Kirchlichen Siedlungsdienste durchaus darauf angewiesen, Rendite zu erwirtschaften. Dieses unternehmerische Ziel aber steht möglicherweise in Spannung zur Anwaltschaft für Familien, aber ebenso für Menschen, die einkommensschwach sind. Diese Zielgruppen benötigen bezahlbaren Wohnraum ohne dass dieser ghettoartig nur in bestimmten Problemstadtteilen angesiedelt sein darf. Die 10 Enzyklika Caritas in veritate von Papst Benedikt XVI. an die Bischöfe, an die Priester und Diakone, an die Personen gottgeweihten Lebens, an die christgläubigen Laien und an alle Menschen guten Willens über die ganzheitliche Entwicklung des Menschen in der Liebe und in der Wahrheit, hg. vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn 2009, S. 55f. 11 Ebd. 12 Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls Nr. 194, Apostolisches Schreiben EVANGELII GAUDI- UM des Heiligen Vaters Papst Franziskus, Bonn
6 Frage stellt sich also auch für Sie, ob die Wohnungen, die von kirchlichen Siedlungsdiensten vermietet werden, für sozial schwache Menschen offen sind oder ob die Gefahr besteht, vor allem ein bürgerlich-katholisches Klientel zu bedienen? Die aktuelle Kampagne des DCV Weit weg ist näher, als Du denkst wiederum verweist auch auf die weltweiten Abhängigkeiten unseres Handelns. Aus den vielen Aspekten dieser aktuellen Kampagne, will ich an dieser Stelle insbesondere die Klimagerechtigkeit hervorheben. Klima effizientes Bauen hilft allen; gerade ärmeren Haushalten kann es auch bei uns helfen, Energiekosten zu sparen. Das Dilemma besteht allerdings darin, dass die energetische Sanierung von Wohnraum und das Energie effiziente Bauen, die Mieten steigen lassen. Dann wird Energie effizienter Wohnraum unter Umständen zum Luxusgut. Auch hier bedarf es der Verantwortung kirchlicher Unternehmen, die Spannung von Anwaltschaftlichkeit einerseits und unternehmenspolitischer Interessen andererseits nicht einseitig zu Gunsten der erlösorientierten Wirtschaftlichkeit aufzulösen. Insgesamt könnten frühzeitige Kooperationen von kirchlichen Siedlungswerken und Orts- bzw. Diözesancaritasverbänden hilfreich sein, um sich gegenseitig in der Verantwortung für Menschen in Not zu stärken. 4. Fazit: Unternehmen in Verantwortung Geld ebenso wie Wirtschaft, Kapitalmärkte oder Unternehmen ist, um es vereinfacht zu sagen, kein Selbstzweck. Es ist ein Mittel zur Gestaltung des Zusammenlebens, mit dem verantwortlich umzugehen ist. Es sollte der Wirtschaft und den Unternehmen deshalb immer darum gehen, einen Beitrag dazu zu leisten, dass Menschen ihr eigenes Leben besser, erfolgreicher oder selbstbestimmter gestalten können 13 Nicht nur Geld und Verantwortung gehören zusammen. Auch das Soziale geht mit Verantwortung einher. So gibt es zum einen eine Verantwortung gegenüber den zur Verfügung stehenden Ressourcen. Diese Verantwortung ist als Gebot zur Effizienz zu bezeichnen: Auch im sozialen Raum ist mit den gegebenen Mitteln verantwortlich und effizient umzugehen. Und eine zweite Verantwortung heißt: Es muss im Sozialen immer um die Befähigung von Menschen gehen, um die Unterstützung dazu, dass Menschen ihr Leben wieder selbst in die Hand nehmen können. Wo aber ein Mensch, aus welchen Gründen auch immer, noch nicht oder nicht mehr sein Leben selbst in die Hand nehmen kann, da besteht die Verantwortung, dies unterstützend auszugleichen. Das ist eine Erwartung, welche die Menschen zu Recht an katholische Organisationen haben an die verbandliche Caritas und nicht minder an ein katholisches Siedlungswerk. Prälat Dr. Peter Neher Präsident des Deutschen Caritasverbandes 13 Haasis, Heinrich (2012): Werte, Wertorientierung und Wertewandel. Die Rolle der Finanzwirtschaft und ihrer Akteure nach der Finanzkrise, in: Brun-Hagen, Hennekes/George, Augustin (Hg.), Wertewandel mitgestalten. Guthandeln in Gesellschaft und Wirtschaft, Freiburg 2012, S , hier:
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