Untersuchung von Atemschutzunfällen: Erkenntnisse und Ableitungen für die Unfallverhütung
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- Jutta Schmitz
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1 Untersuchung von Atemschutzunfällen: Erkenntnisse und Ableitungen für die Unfallverhütung Zwei Unfälle sind im Hauptblickfeld Explosion eines Flüssiggastanks bei Brand eines PKWs in Rohlstorf (Landkreis Segeberg) Verletzte FA -> 5 schwer, 5 leicht Brand eines Werkzeughandels in Marne (Landkreis Dithmarschen) tödlich verletzter Feuerwehrangehöriger Seite 1
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4 Bei der Analyse werden uns zwei Begriffe immer wieder begegnen: Risiko und Gewohnheit Seite 4
5 Gewohnheit Als Gewohnheit wird eine unter gleichartigen Bedingungen entwickelte Reaktionsweise bezeichnet, die durch Wiederholung stereotypisiert wurde und bei gleichartigen Situationsbedingungen wie automatisch nach demselben Reaktionsschema ausgeführt wird, wenn sie nicht bewusst vermieden oder unterdrückt wird. Es gibt Gewohnheiten des Fühlens, Denkens und Verhaltens. Quelle: Wikipedia Seite 5
6 Gewohnheit Gleichartige Bedingungen Reaktionsweise entwickelt Wiederholung bei gleichartigen Situationsbedingungen Automatisch nach demselben Reaktionsschema ausgeführt wird, wenn sie nicht bewusst vermieden oder unterdrückt wird. Seite 6
7 Risiko Ereignis mit möglicher negativer (Gefahr) bzw. positiver (Chance) Auswirkung. Da nicht alle Einflussfaktoren bekannt sind, bzw. vom Zufall abhängen, ist das Risiko mit einem Wagnis verbunden. Unter einem Wagnis wird fachsprachlich das Eingehen eines Risikos bzw. das Einlassen auf eine risikohaltige Situation verstanden. Quelle: Wikipedia Seite 7
8 Unfall Rohlstorf Lage beim Eintreffen, ca. 15/17 Minuten nach Alarmeingang: - PKW ist gegen Baum gefahren - eine Person im PKW - PKW steht im Vollbrand - Innenraum schon zum Teil ausgebrannt - Person bis zur Unkenntlichkeit verbrannt Seite 8
9 Seite 9
10 Windrichtung Graben LF 10/6 Rohlstorf 4 1 TLF Krems II R T W Feld Seite 10
11 Übliche (gewöhnliche) Vorgehensweise der Freiwilligen Feuerwehr: Das Fahrzeug rückt mit kleiner Besatzung aus und die restliche Mannschaft rückt mit ihren PKWs zum Einsatzort nach. Sammelpunkt, Lagebesprechung und Befehlsvergabe am Feuerwehrfahrzeug. Seite 11
12 - Ca Minuten nach dem Unfall gab es eine Explosion - Ergebnis: 10 Verletzte FA -> 5 schwer, 5 leicht Feuerwehrfahrzeug schwer beschädigt -> mehrere Monate ausgefallen Seite 12
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14 Windrichtung Graben LF 10/6 Rohlstorf 4 1 TLF Krems II R T W Feld Seite 14
15 Gewohnheit Gleichartige Bedingungen Reaktionsweise entwickelt Wiederholung bei gleichartigen Situationsbedingungen Automatisch nach demselben Reaktionsschema ausgeführt wird, wenn sie nicht bewusst vermieden oder unterdrückt wird. Seite 15
16 Risiko Ereignis mit möglicher negativer (Gefahr) bzw. positiver (Chance) Auswirkung. Seite 16
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24 Bei dem Einsatz spielte sich die bewährte und übliche Anfahrt zum Einsatzort ab Es wurde von einem normalen PKW-Brand ausgegangen Das Risiko wurde unbewusst eingegangen, da nicht von der Installation eines Flüssiggastanks ausgegangen wurde. Dadurch wurden die Sicherheitsabstände zu gering gewählt und die Schutzmaßnahmen (PSA) zu gering angewendet, Personaleinsatz Seite 24
25 Bei dem Einsatz spielte sich die bewährte und übliche Anfahrt zum Einsatzort ab Seite 25
26 Besorgnisschwelle Akzeptanzschwelle (höchstes allgemein akzeptiertes Risiko) Gefahrenschwelle Toleranzschwelle (gerade noch tolerables Risiko) Risiko 1 Risiko 2 Risiko 3 Risiko niedrig Risiko hoch Akzeptanzbereich Besorgnisbereich Gefahrenbereich Seite 26
27 Empfehlungen / Ableitungen Anfahrt zum verunglückten Fahrzeug Festlegung eines Gefahrenbereiches Innerer / äußerer Kreis Aufstellung der Einsatzfahrzeuge Zunächst vom schlimmsten Fall ausgehen Annahme einer unbekannten Gefahr (Gas) Komplette PSA tragen und schließen Sammelpunkt nachrückender Einsatzkräfte Seite 27
28 Zweiter Fall Tödlicher Unfall bei der Brandbekämpfung in Marne (Dithmarschen) Seite 28
29 Unfalltag: Einsatzort: Alarmmeldung: Feu 3 Einsatzbeginn: Ungefährer Unfallzeitpunkt:10:14 Uhr Person gefunden: Werkzeughandel Lutzkat, Ecke Königstraße 24 (B5) / Norderstraße, Marne 09:39:44 Uhr Alarm an Leitstelle zwischen 10:53-10:56 Uhr Seite 29
30 Seite 30
31 9:56 Uhr: Tür zum Treppenhaus wird gewaltsam geöffnet, Trupps gehen in das Gebäude Seite 31
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33 Tür zur Wohnung 1.OG Seite 33
34 Besorgnisschwelle Akzeptanzschwelle (höchstes allgemein akzeptiertes Risiko) Gefahrenschwelle Toleranzschwelle (gerade noch tolerables Risiko) Risiko 1 Risiko 2 Risiko 3 Risiko niedrig Risiko hoch Akzeptanzbereich Besorgnisbereich Gefahrenbereich Seite 34
35 Seite 35
36 Fenster Position Trupps Ca. 10:03 10:05: Ziel ist es, das Fenster zu öffnen um eine Abluftöffnung zu schaffen. Hier durchmischen die Trupps für das weitere Vorgehen. Seite 36
37 10:04 Uhr: Der Lüfter wird in Stellung gebracht, jedoch nicht in Betrieb genommen. Seite 37
38 Besorgnisschwelle Akzeptanzschwelle (höchstes allgemein akzeptiertes Risiko) Gefahrenschwelle Toleranzschwelle (gerade noch tolerables Risiko) Risiko 1 Risiko 2 Risiko 3 Risiko niedrig Risiko hoch Akzeptanzbereich Besorgnisbereich Gefahrenbereich Seite 38
39 Tür Raum 2 Schrank mit offener Tür Raumöffnung Zeitgleich um 10:05 Uhr begeben sich der später tödlich Verletzte sowie zwei weitere FA in das DG. Das Strahlrohr geht zuletzt. Der Strahlrohrführer bleibt im Flur, da der Schlauch vermutlich nicht weiter reicht. Seite 39
40 Besorgnisschwelle Akzeptanzschwelle (höchstes allgemein akzeptiertes Risiko) Gefahrenschwelle Toleranzschwelle (gerade noch tolerables Risiko) Risiko 1 Risiko 2 Risiko 3 Risiko niedrig Risiko hoch Akzeptanzbereich Besorgnisbereich Gefahrenbereich Seite 40
41 Zwischen 10:08 10:10 Uhr: Raum 2 wird abgesucht. Das Fenster wird nicht gefunden. Rückzug auf eigene Entscheidung. Der Rückzugsbefehl des Einsatzleiters wurde nicht wahrgenommen Seite 41
42 Ca. 10:12 Uhr: Es kommt zu einer plötzlichen Durchzündung. Seite 42
43 Seite 43
44 Ca. 10:12 Uhr: Der Strahlrohrführer gibt Wasser ab, legt das HSR jedoch nach kurzer Zeit aufgrund der Hitze ab und begibt sich in das Treppenhaus. Da der Schlauch nicht gesichert ist, rutscht dieser ebenfalls in das TH. Seite 44
45 Ca. 10:13 Uhr: Da der Schlauch als Türstopper fehlt, schließt sich die FH-Tür zum DG. Der später tödlich verletzte FA sowie sein Trupppartner befinden sich im Flur des DG. Seite 45
46 Fundort Letzte gesichtete Position tödlich verunglückter FA sowie späterer Fundort. Seite 46
47 Seite 47
48 Fundort Seite 48
49 Empfehlungen / Ableitungen Keine Durchmischung der Trupps durchführen bzw. wenn, dann der Einsatzleitung bzw. Atemschutzüberwachung unbedingt melden. Immer im Trupp zusammenbleiben. Bei Nullsicht so dicht zusammen bleiben, dass ständiger Körperkontakt besteht. Im Innenangriff generell nur mit Rückzugsicherung vorgehen, z.b. durch Schlauchleitungen oder Leinen. Seite 49
50 Empfehlungen / Ableitungen Einsatz eines Druckbelüfters als taktische Druckbelüftung nur dann, wenn Belüftungsgerät den Zugangsbereich abdeckt, der Trupp mit dem Luftstrom ins Gebäude eindringt gleichzeitig eine Abluftöffnung geschaffen wird. Oberster Grundsatz Im druckbelüfteten Einsatzobjekt keinesfalls Personen zwischen der Brandquelle und der Abluftöffnung aufhalten schwerwiegende Folgen für die eingesetzten Kräfte möglich Seite 50
51 Empfehlungen / Ableitungen Unfallverhütungsvorschriften und Feuerwehr- Dienstvorschriften geben den Handlungsrahmen vor Sie sind unbedingt einzuhalten. Erkundung ist ein stetiger Vorgang Keine festen Standardeinsätze ohne kritische Betrachtungen fahren (Gewohnheiten) Risiken lassen sich bei Einsätzen nicht sicher einschätzen Seite 51
52 Empfehlungen / Ableitungen Die eigenen Handlungen immer wieder kritisch bewerten Lassen sich Risiken wirklich sicher abschätzen? Welches Einsatzziel soll erreicht werden und welcher Preis wird dafür gezahlt? Seite 52
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