'Allgemeine Soziologie'
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- Andreas Tiedeman
- vor 5 Jahren
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1 'Allgemeine Soziologie' soll heißen: Die konzeptionelle Integration von - in Bezug auf je bestimmte Erkenntnisinteressen ausgewählten - Themen- und Gegenstands-unspezifischen Instrumentarien des Faches. Populärer ausgedrückt: Allgemeine Soziologie ist das, was man sozusagen immer braucht, um Soziologie an einem spezifischen Gegenstand bzw. Soziologie in einer spezifischen Art und Weise
2 betreiben zu können. Kennzeichen des Alltagsverstandes Der Alltagsverstand ist konsensfixiert. D.h., wir sind vor allem dann sicher, dass die Welt ist, wie sie ist, wenn alle anderen sie auch so sehen. 2...traditionsgebunden. D.h., wir akzeptieren überlieferte Erklärungen und Gewissheiten oft deshalb, weil sie schon immer gegolten haben. 3...unsystematisch. D.h., wir rekurrieren auf zahlreiche einander widersprechende Erklärungen. 4...perspektivisch borniert. D.h., wir haben die Neigung, anzunehmen, dass andere die Dinge eigentlich so sehen müssten, wie wir sie sehen. 5...nützlichkeitsorientiert. D.h., unsere Vorstellungen und Erklärungen dienen üblicherweise spezifischen Interessen und Zielen.
3 Das Nachdenken über das Zusammenleben ist keine exklusive Betätigung der Soziologen, sondern etwas, was Menschen 'schon immer' tun. Typischerweise denken Menschen (auch Pädagogen) über das Zusammenleben eher in Sollens-Kategorien nach, während sich Soziologen als Soziologen damit befassen (sollten), wie das Zusammenleben 'funktioniert', warum 'es ist, wie es ist' und welche Konsequenzen aufgrund von Beharrungen und von Änderungen zu erwarten sind.
4 Akteure sind Lebewesen mit Handlungsproblemen Gesellschaft ist die - neue Handlungspro-bleme erzeugende ( normative ) Lösung von Handlungsproblemen
5 Wat is en Dampfmaschin? Oder: Vom Nutzen künstlicher Dummheit Gegenüber Wissensbeständen sich künstlich dumm zu stellen, bedeutet, so zu tun, als kenne man sie nicht, um eben dadurch das, was man erkennen will, von seinen verselbstverständlichten Bedeutungen zu reinigen und es so quasi neu konstituieren zu können. Diese Attitüde ist nützlich für die Lösung des reflexiven Grundproblems, für sich selbst und für andere nachvollziehbar zu machen, wie man weiß, was man zu wissen meint.
6 Varianten des Verständnisses von Soziologie als Nebenfach 1. Soziologie als Attitüde Begreift man Soziologie als Attitüde, als eine bestimmte Einstellung bzw. Haltung zur Welt, dann geht es beim Nebenfachstudium darum, Soziologie (wenigstens im Prinzip bzw. 'basal') kennen zu lernen - im Sinne einer Kulturtechnik (d.h. einer Art und Weise, sich mit 'Problemen' wissenschaftlich auseinanderzusetzen). 2. Soziologie als Additiv Begreift man Soziologie als Additiv, als Zusatz zu den sonstigen, im Zuge seiner Ausbildung(en) erworbenen Qualifikationen, dann geht es beim Nebenfachstudium darum, zu erlernen, das vorgängige bzw. im Zuge des Hauptfachstudiums erworbene eigene Wissen durch soziologische 'Partikel' anzureichern bzw. zu reflektieren. 3. Soziologie als Korrektiv Begreift man Soziologie als Korrektiv, als sozusagen metadisziplinäre Instanz zur Diagnose (und 'Therapie') der Probleme professioneller bzw. wissenschaftlicher Problembearbeitung, dann geht es beim Nebenfachstudium darum, sich Konzepte zur systematischen Analyse der Probleme von Konzepten zur Problemlösung anzueignen.
7 Soziologische Grundthematiken: - Zusammenleben und Miteinanderhandeln von Menschen in jeder Form und unter allen Bedingungen - Herstellung von Wirklichkeiten (und von Selbstverständlichkeiten ) in Gesellschaft - Verhältnis des Menschen zur Gesellschaft als seiner zweiten Natur - Divergierende Wirklichkeitsdeutungen und daraus abgeleitete Differenzen und Distinktionen zwischen Menschen und Menschengruppen
8 Soziologisch denkt, wer Wirklichkeit als soziale Konstruktion, also als sozial konstruiert, aber eben als prinzipiell sozial konstruiert begreift.
9 Soziologie fragt nach - Erscheinungsformen - Entstehungszusammenhängen - Folgewirkungen menschlichen Zusammenlebens
10 Das Haus der Soziologie ALLGEMEINE GESCHICHTE Ideengeschichte der Soziologie Methodologie Ideengeschichte der Soziologie Epistemiologie Ideengeschichte der Soziologie Sozialphilosophi e Anthropologie
11 Das Haus der Soziologie Spezielle Soziologien Theorie(n) Soziologisch relevanter Ausschnitt aus der Wirklich -keit Empirie(n) Grundbegrifflichkeit(en)
12 Das Haus der Soziologie ALLGEMEINE GESCHICHTE Epistemiologie Ideengeschichte der Soziologie Sozialphilosophi e Spezielle Soziologien Theorie(n) Soziologisch relevanter Ausschnitt aus der Wirklich -keit Grundbegrifflichkeit(en) Empirie(n) Ideengeschichte der Soziologie Methodologie Ideengeschichte der Soziologie Anthropologie
13 Unter Theorie wird in den Sozialwissenschaften (alternierend) verstanden - jede Art systematischen abstrahierenden Denkens - aufeinander abgestimmte Begriffs- und Kategorienschemata zur gedanklichen Erfassung eines Gegenstandsbereichs - Aussagensysteme über kausale Beziehungen zwischen gesellschaftlichen Erscheinungen, die geeignet sind, gesellschaftliche Geschehnisse zu erklären - Die abstrahierende Darstellung der wesentlichen Strukturelemente und Bewegungsgesetze einer historischen Gesellschaftsformation
14 Das Thomas-Theorem "If men define situations as real, they are real in their consequences" ("Wenn Menschen Situationen als real definieren, dann sind sie hinsichtlich ihrer Konsequenzen real") Thomas, William I./Thomas, Dorothy S: The Child in America. New York (Knopf) 1928: 572
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