EXODUS : Nordatlantik Rund VI
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- Helga Böhm
- vor 8 Jahren
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Transkript
1 EXODUS : Nordatlantik Rund VI Auf Drängen von Andreas konzipiert Erika den letzten Bericht aus Europa oder doch Westafrika? Kommunionunterricht vor dem Gottesdienst Auf den Kanaren fühlt man sich wie in Europa, geografisch ist es aber dennoch Westafrika. Die Bewohner betonen sehr lautstark ihre Selbständigkeit und wollen sich weder von Madrid noch von Brüssel regieren lassen, nehmen dafür aber umso dankbarer deren Mittel entgegen. Überall sieht man öffentliche Bauten, aus EU- Mitteln errichtet, wir freuen uns darüber, aber ein bisschen europäischer Gemeinsinn wäre schon sehr schön. 1
2 Wir sind jedenfalls noch auf La Gomera, von hier aus soll es losgehen, direkt in die Karibik. Aber nun schön der Reihe nach: Noch in Teneriffa wird das neue Solarmodul verklebt und angeschlossen, alles funktioniert wie geplant. Ob wir damit dann genug Strom bekommen wird sich zeigen. Das ganze Schiff bekommt wieder den letzten Schliff, die Überreste der Pantera Kleckerei werden beseitigt, mit Aceton lässt sich das Gelcoat gut reinigen. Bei der Schaukelei im Hafen muss die Acetonflasche gut festgehalten werden, sie macht sich sonst selbständig. Es passiert was passieren muss, eine schnelle Reaktion von Andreas führt zu einer Platzwunde über dem linken Auge und einem Veilchen genau dort. Dank Tatjanas Strips und dem Cool pack aus dem Eisfach ist dann alles nicht so schlimm, nur das Cool pack leckt, ist nicht mehr zu retten. In der Hafenapotheke gibt s keines, dafür beim Chinesen ein bezahlbares Kühlelement, das tuts auch. Ohne Kommentar 2
3 Also werden wegen der Maläse die anstehenden Reinigungen und letzten Montagen verschoben, Ruhetag. Dafür Einkaufen ohne Ende, als ob wir verhungern müssten. Dazu noch ein neues Messgerät, Computerkabel, Antennenverstärker für WLAN, Scheinwerfer, Stechbeitel, Lüsterklemmen, Drahtbürste, Staubwedel, Kartuschenspritze, Stoff, Sikaflex, Badelatschen und 56 Flaschen Mineralwasser um nur einiges zu nennen. Bei der Autovermietung Hertz bestellen wir einen Mietwagen für den nächsten Tag, die Erkundung Teneriffas steht auf dem Programm. Nächster Tag: Autotour. Zunächst ins Anaga Gebirge im Norden, Norden Teneriffas 3
4 Straßenfeger Santa Cruz de Tenerife 4
5 dann zur Inselmitte bis zum Nationalpark des Teide mit wunderschönen Ausblicken auf den 3718 m hohen Vulkan. Teide Eigentlich wollte Erika mit der Gondel dort rauf (Basisstation 2300 m), aber die lange Warteschlange und der Preis von 25,- pro Person schrecken uns ab, zumal wir keine Genehmigung für den 300 m weiten Fußweg bis zum Kraterrand bekommen hatten. Diese wollten wir vorher beantragen, gab es aber erst wieder für Anfang November dann halt ohne uns. 5
6 Also wieder ins Auto und über den eingefallenen älteren Kraterboden weiter. Kratergrund Teide Kratergrund Teide Dieser hat übrigens eine Ausdehnung von 17 km in der Längs- und 12 km in der Querachse. Diese Caldera gehört zu den größten der Welt, beeindruckend wild, karg und gruselig. Die Landschaft im Süden der Insel ist total öde, eigentlich hässlich unserer Meinung nach. 6
7 Zurück in den Norden, es wird schon dunkel und noch zu Lidl, weitere Vorräte kaufen. Das Auto (Toyota Yaris) erweist sich als wahrer Lastesel wir brauchen einen weiteren Tag, um alles im Schiff zu verstauen. Das sollte jetzt aber bis in die Karibik reichen! Am 31. Oktober geht es weiter zur Insel La Palma. Wir brechen schon um 9.30 Uhr auf, brauchen aber ganze 6 Stunden, um die Nordspitze von Teneriffa kreuzend zu umrunden. Eine sehr nasse Tour, werden wir doch mehrere Male kräftig geduscht, Salzwasser ist sehr klebrig. Überfahrt nach La Palma 7
8 Nach 24 Stunden endlich Santa Cruz de La Palma, starker Schwell im Hafen, ungemütlich. Die Hafenanlage ist relativ neu, vornehme Duschen und heißes Wasser, in Spanien keine Selbstverständlichkeit. Der SPAR Laden in der Marina hat tolles Baguette zum Frühstück, die Stadt ist wunderschön und die Sonne lacht was will man mehr? Santa Cruz de La Palma Der Skipper einer benachbarten Charteryacht taucht im Hafen, reinigt dabei unseren Propeller von Bewuchs und versucht die Logge frei zu bürsten. Ersteres mit, zweites ohne Erfolg, so ist das eben. Dafür dann Schiffsbesichtigung einschließlich Portwein, schön. Wir kontrollieren alle Schrauben und Muttern an Deck und Rigg, hätten wir doch beinahe eine wichtige Schraube an der Furlex Rollreffanlage der Genua verloren, diese hing in der letzten Windung. Glück gehabt. War übrigens nicht die einzige lose bzw. fehlende Schraube / Mutter so ist das eben bei diesen Belastungen, insgesamt aber kein ernsthaftes Problem. 8
9 Heute ist der 2. November und Maike hat ihre Führerscheinprüfung bestanden: Glückwunsch. Nun kann sie bis zu ihrem 18. Geburtstag am 29. November schon fahren, allerdings mit Begleitung, macht nichts. Auch an dieser Stelle von hier aus Glückwunsch an unseren neuen Spandauer Bürgermeister Helmut: Machs gut und besser und vergiss deine Wurzeln nicht! Immer wieder zieht es uns in die hübsche Innenstadt von Santa Cruz. Sie ist zur Geschäftszeit recht belebt, überall gibt es kleine, außergewöhnlich schöne Innenhöfe, offen für jedermann. Typischer Innenhof La Palma 9
10 Selbst im Rathaus ist alles offen, sogar der sehr prunkvolle Sitzungssaal des Rates. Durch die Straßen drängen sich fast täglich jede Menge Touristen der ständig wechselnden Kreuzfahrtschiffe, mal Amerikaner, mal Deutsche, mal Engländer ein eigenes Völkchen. Abwechslung muss sein: Andreas haut sich wieder mal den Schädel am geschlossenen Schiebeluk blutig muss wohl so sein, wer nicht sehen will muss fühlen. Ohne Kommentar 10
11 Und dann besuchen wir das Restaurant von Elkes Bruder: SADI von SAbine und DIeter. Dieter ist am Abend leider nicht dort, aber für Erika bekommen wir ein vorzügliches Fischgericht und für Andreas zur Abwechslung eine Pizza, stil- und liebevoll von Sabine serviert sehr lecker. Für den nächsten Nachmittag verabreden wir telefonisch ein Treffen mit Dieter auf dem Schiff, es ist ein sehr kurzweiliges Miteinander wir vergessen darüber sogar, etwas zum Trinken anzubieten. Auf jeden Fall will er uns morgen, am 6.11., nach seiner mittäglichen Arbeit in der Küche zu einer Inselrundfahrt abholen. Wieder geht s in die Berge, doch leider hängen tiefe Wolken in diesen, Sicht fast Null. Fahrt zur Caldera Ab und an hellt es sich kurzzeitig auf, ansonsten grau in grau. 11
12 Auf der anderen Inselseite, Puerto de Tazacorte dann Sonnenschein. Schwarzer Strand La Palma Angesagt ist Essen, spanisch, natürlich Fisch, nur Andreas nicht. Woran lag es wohl, dass Erika in der darauf folgenden Nacht nicht von der Toilette kam? Nicht zu ergründen, aber Erika besteht darauf, vorsichtshalber den Bordwassertank zu leeren und mit frischem, nun gechlorten Wasser wieder aufzufüllen. Wer dran glaubt... 12
13 8.11.: Dieter bietet uns sein Auto zu weiteren Erkundungen an, er lässt sich jedoch schnell überreden, mit zu kommen und selbst zu fahren. So kommen wir zur zweiten Rundfahrt in den Norden. Am darauf folgenden Tag geht s zur Caldera de Taburiente. Der morgens noch richtig blaue Himmel zieht sich schnell zu, in m Höhe sind wir über den Wolken, die aus dem Kessel aufsteigen Schade. Die prächtige Landschaft wäre von hier oben sicher schön anzuschauen gewesen, aber: was nicht ist, ist halt nicht. Rand Caldera Auf- und Abfahrt zügig, jeweils 2,5 Stunden, so bleibt nur Zeit für ein ausgiebiges spanisches Mahl. Zum Trost versucht Dieter am nächsten Tag, uns auch noch den Süden der Insel genauer zu zeigen: Fehlanzeige, überall Wolken und Regen. Wir genießen dennoch die ausgiebige Rundfahrt und erhalten einen guten Eindruck vom Land und den Städten, großer Dank an Dieter für seine sachkundigen und sehr interessanten Führungen und Erläuterungen. 13
14 12.11., auf nach La Gomera, wo wir am um 8.00 Uhr morgens in San Sebastian festmachen können. San Sebastian de La Gomera Es folgt ein zweimaliges Umbetten bis wir endlich den endgültigen Liegeplatz zugewiesen bekommen, macht ja nichts, wir sind ja sooooo ausgeschlafen von den Nachtfahrt. In der Marina liegt man dafür wie in Abrahams Schoß, kein Vergleich mit dem Schwell in Santa Cruz auf La Palma nur der Wind pfeift böig die Berge herunter man kann ja nicht alles haben. 14
15 Wir liegen wieder neben den uns schon aus Santa Cruz de Tenerife bekannten Holländern, die ihre drei schulpflichtigen Kinder seit drei Jahren mit um die Welt nehmen und selbst unterrichten geht alles. Die Kinder arbeiten vormittags an ihrem Unterrichtsstoff, diszipliniert und fleißig: Beachtens- und beneidenswert, kein Streit, kein böses oder lautes Wort, schön. Der Ort San Sebastian ist sehr überschaubar. Eine Haupt-, einige Parallel- und Seitenstraßen, eine Markthalle, eine stets offene (!) nette Kirche und ein Krankenhaus, das ists dann aber auch schon. Andreas geht dort zur fälligen Blutuntersuchung: alles in Ordnung, Gott sei Dank. Neben einigen kleineren und auch größeren Geschäften oben auf dem Berg ein Parador vom Feinsten, herrlicher Ausblick nach Teneriffa. Der Fährhafen spuckt auch hier jeden Tag viele deutschsprachige Tagesgäste in der Stadt, ist halt so. Im Hafen ein rühriger TO Stützpunktleiter, sehr hilfsbereit und immer durstig. Zur Zeit hat er alle Hände voll damit zu tun, 17 Ruderboote klar zu machen, die jedes Jahr um diese Zeit eine Ruderregatta über den Atlantik ausfahren. Darunter ein Einer und eine 6 er Frauencrew mit einem Dreier: drei rudern, drei haben frei. Alles wuselt durcheinander, Verpflegung (Trockenbeutel) und Wasserflaschen ohne Ende, sind sie doch Tage unterwegs. Der Einer übrigens behindert, ohne Beine, alle Achtung. 15
16 Mit dem Ruderboot über den Atlantik Ruderregatta über den Atlantik, letzte Vorbereitungen. 16
17 Vorräte eines Ruderbootes, müssen für Tage reichen. Zur Zeit weht starker Wind, das müssen wir uns nicht antun. So bleiben wir halt noch. Es gibt ja auch noch jede Menge zu tun. So sind noch einmal alle Schrauben und Muttern bis hinauf zum Masttop zu kontrollieren, Gelcoat zu pflegen, Bewuchs zu entfernen und die Toilette ist verstopft. Drei Jahre Gebrauch haben die Rohre zuwachsen lassen. Also alles auseinander nehmen und mühsam steinharte, bis zu 5 mm dicke Beläge abklopfen und kratzen, eine riesen Schweinerei. Am Ende Zusammenbau, oh Wunder, alles funktioniert wieder einwandfrei, na schön. Ein Glück, dass das nicht auf hoher See mit der Schaukelei zu tun war. Glück im Unglück. 17
18 So, genug, wir werden wohl Donnerstag (24.11.) in See stechen, der Sturm soll sich etwas legen. Auf diesem Wege schon mal ganz herzliche und liebe Glückwünsche unserer Maike zum 18. Geburtstag am , sie erwachsen werden zu sehen ist eine große Freude. Und unser zweitjüngster Enkel, Lorenz, wurde am Sonntag in St. Markus als Ministrant offiziell aufgenommen, herzlichen Glückwunsch und viel Freude in diesem Dienst an der Gemeinde. Fehlen noch die Geburtstagsglückwünsche für Michis Mutter, Monika, und zeitgleich für Konstantin am , herzliche Glückwünsche euch beiden. So, nun aber nichts wie weg. Das ist nun der sechste (diesmal etwas weniger kurzweilige, wird wieder besser) und letzte Reisebericht aus Westafrika für alle in der Kälte des Nordens daheim gebliebenen. Liebe Grüße euch allen, eine besinnliche Adventszeit, am 3.Advent ein schönes Adventssingen (nach? Jahren das erste Mal ohne uns) und natürlich ein frohes Weihnachtsfest Andreas + Erika. EXODUS am , Erikas 67. Geburtstag und der 200. Tag der Reise! 18
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