Entwicklung und Struktur von Wertschöpfungsketten
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- Käte Berg
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1 Volkswirtschaft und Statistik Entwicklung und Struktur von Wertschöpfungsketten Die TiVA-Datenbank der OECD bietet Einblicke für den Maschinenbau Die Globalisierung von Produktionsprozessen hat dazu geführt, dass die ausgewiesenen Handelsströme nicht notwendigerweise die Herkunft der dahinterstehenden Wertschöpfung abbilden. Sobald eine Ware mehr als einmal eine internationale Grenze überschreitet, wird sie in der Handelsstatistik auch mehrfach erfasst. Entsprechend erhöhen importierte Vorleistungen, die in die Produktion von Exportgütern einfließen, den Exportwert, nicht aber die Wertschöpfung eines Landes. Einen Einblick in Entwicklung und Struktur der internationalen Wertschöpfungsverflechtung liefert die Trade in Value Added Database der OECD für die Jahre 200 bis Im Folgenden erfolgt eine selektive Analyse dieser Daten für den Maschinenbau 2. Die wichtigsten Wertschöpfungsexportländer Zunächst seien die größten Wertschöpfungsexportländer im Maschinenbau herausgegriffen. Dies waren im Jahr 201 Deutschland (7,2 Mrd. $), China (66,7 Mrd. $), Japan (0,1 Mrd. $), USA (49,2 Mrd. $) und Italien (28,7 Mrd. $). 3, 4 Die größten Wertschöpfungsströme zeigen sich bei den Lieferungen von China in die USA (14,3 Mrd. $), von Japan nach China (12,9 Mrd. $) und von Deutschland nach China (11,3 Mrd. $). Folgende Abbildung veranschaulicht die Struktur zwischen den wichtigsten Lieferländern von Maschinenbauerzeugnissen. 1 Für einzelne Indikatoren sind auch vorläufige Schätzungen für 2016 verfügbar. In der vorliegenden Ausarbeitung wird jedoch ausschließlich der einheitliche Zeitraum von 200 bis 201 betrachtet. Quelle: 2 In Abgrenzung der ISIC Rev 4. 3 Gemessen wird in dieser Betrachtung die inländische Wertschöpfung im Maschinenbau eines Landes, die in der ausländischen Endnachfrage eines anderen Landes enthalten ist. Dies beinhaltet sowohl direkte Lieferungen von Endprodukten als auch indirekte Lieferungen von Zwischenprodukten über Drittländer. 4 Die Bruttoexporte liefern dagegen eine andere Reihenfolge: China (184,8 Mrd. $), Deutschland (140,4 Mrd. $), USA (96,1 Mrd. $), Japan (8,8 Mrd. $), Italien (73, Mrd. $). Diese Angaben unterscheiden sich von den vom VDMA veröffentlichten Handelsdaten aufgrund unterschiedlicher Abgrenzungen des Maschinenbaus. Die Dicke der Pfeile repräsentiert die Wertschöpfungslieferungen des Maschinenbaus, die direkt oder indirekt in die Endnachfrage des Auslands geht. Die Größe der Kreise repräsentiert die Wertschöpfungslieferungen des Maschinenbaus eines Landes an alle Länder.
2 Wertschöpfungslieferungen des Maschinenbaus Quelle: OECD TiVA database, VDMA, Grafik erstellt mit igraph R package Es ist zu erkennen, dass die USA gegenüber allen aufgeführten Ländern Nettoimporteur von Maschinenbauerzeugnissen sind, vornean gegenüber China, was übrigens insbesondere auch für die Gesamtwirtschaft gilt und für den aktuellen Handelsstreit von Bedeutung ist. Ausländische Wertschöpfungsanteile In vielen Ländern erhöhte sich bis 2008 der ausländische Wertschöpfungsanteil an den Exporten. Dieses Maß wird gerne herangezogen, um die Integration in globale Wertschöpfungsketten zu beziffern. Diese ging mit der Finanz- und Wirtschaftskrise deutlich zurück, stieg in den folgenden Jahren wieder an und zeigte häufig ab 2011 einen leicht rückläufigen Trend. 6 Genau diese Entwicklung weist auch der Maschinenbau in Deutschland auf. Unter den bedeutendsten Ländern sticht allerdings China mit einer starken Reduktion des ausländischen Wertschöpfungsanteils für den gesamten betrachteten Zeitraum heraus (s. Abb.). Hierin spiegelt sich der politische Wille, die eigene Wertschöpfung zu stärken. 6 Zu beachten ist, dass die Entwicklung des ausländischen Wertschöpfungsanteils an den Exporten auch beeinflusst werden kann durch überproportionale Änderungen der Importpreise von Vorprodukten. Und diese haben im Betrachtungszeitraum stark geschwankt, in grober Tendenz etwa gleichlaufend mit der beschriebenen Entwicklung der ausländischen Wertschöpfungsanteile an den Exporten. Vgl. OECD (2018): Trade in Value Added (TiVA) Indicators Guide to Country Notes, S. 2. Die Importpreisentwicklung ist somit mitverantwortlich für die Entwicklung des ausländischen Wertschöpfungsanteils an den Exporten. 2
3 Ausländischer Wertschöpfungsanteil an den Exporten des Maschinenbaus Anteil in % ,6 27,9 2,9 2,3 23,9 21,3 23,23,0 20,3 20,1 17,8 18,4 P 24,9 21, 16,0 14,0 12,7,4 0 Italien OECD Deutschland USA China Japan Quelle: OECD TiVA database Japan befindet sich durch seinen geringen Offenheitsgrad am unteren Ende des Integrationsratings, Italien hingegen liegt über dem OECD-Durchschnitt, während Deutschland knapp darunter liegt. Im Maschinenbau in Deutschland betrug der ausländische Wertschöpfungsanteil an den Exporten im Jahr %. 77 % der Exporte waren somit inländische Wertschöpfung (aus allen Branchen). Die ausländische Wertschöpfung kam insbesondere aus China (,1 %), USA (8,3 %), Frankreich (7,2 %), Italien (6,3 %) und dem Vereinigten Königreich (,0 %). Von der inländischen deutschen Wertschöpfung, die in den Exporten des Maschinenbaus steckt (also die 77 % Wertschöpfungsanteil), kamen 61 % direkt aus dem deutschen Maschinenbau und 38 % aus anderen vorgelagerten Branchen im Inland. 7 Im Vergleich zu Deutschland hat das zweitgrößte Exportland China mit 16 % einen geringeren Anteil ausländischer Wertschöpfung in den Maschinenbauexporten. Somit liegt der Anteil der inländischen Wertschöpfung mit 84 % entsprechend höher. Und von dieser inländischen Wertschöpfung ist mit 68 % ein wesentlich höherer Anteil indirekte Wertschöpfung. Nur 32 % der in den Exporten des chinesischen Maschinenbaus enthaltenen inländischen Wertschöpfung kommt direkt aus der Branche. 8 Wertschöpfungs-Exportquoten Die Bedeutung des Auslands ist für den Maschinenbau in Deutschland nicht nur als Bezugsquelle, sondern auch als Absatzmarkt angestiegen. So hat sich dessen Exportquote, gemessen in Wertschöpfung, 9 von 60,4 % im Jahr 200 auf 68,0 % 2012 erhöht. Seit 2013 stagnierte sie 7 Damit kamen 47 % (77 % * 61 %) der Wertschöpfungsexporte direkt aus dem Maschinenbau in Deutschland. 8 Damit kamen 27 % (84 % * 32 %) der Wertschöpfungsexporte direkt aus dem Maschinenbau in China. 9 Diese Wertschöpfungs-Exportquote bezeichnet hier die (inländische) Wertschöpfung des Sektors, die zu ausländischer Endnachfrage wird, in Prozent der gesamten (inländischen) Wertschöpfung des Sektors. 3
4 weitestgehend und lag 201 bei 66, %. Ein noch stärkeres Wachstum zeigte sich in Italien (von 4,6 % auf 67,6 %), während in China der vergleichsweise niedrige Anteil noch zurückgegangen ist und zuletzt nur noch 22,3 % der Wertschöpfung des chinesischen Maschinenbaus durch ausländische Endnachfrage hervorgerufen war. In diesem Zeitraum ist die chinesische Wertschöpfung um mehr als das Vierfache gestiegen; relativ gesehen zeigt sich aber der Trend, dass China vermehrt für den eigenen Markt produziert hat. Wertschöpfungs-Exportquote des Maschinenbaus Anteil in % ,6 67,6 66, 60, , P 31,3 32,6 33,0 27,3 22,3 0 Italien Deutschland Japan USA China Quelle: OECD TiVA database Handelssalden des deutschen Maschinenbaus In der politischen Debatte stehen häufig insbesondere die exportstarken Industrien wie der Maschinenbau aufgrund ihrer hohen ausgewiesenen Handelsüberschüsse in der Kritik. Doch auch zur Beurteilung von Handelssalden auf Branchenebene sollten Wertschöpfungsgrößen herangezogen werden. Die Ergebnisse unterscheiden sich teils erheblich. Der Maschinenbau in Deutschland hatte im Jahr 201 den größten Handelsüberschuss mit China, gefolgt von den USA, Frankreich und dem Vereinigten Königreich. Die Handelsüberschüsse werden dabei auf Basis der Differenz von Bruttoexporten und Bruttoimporten deutlich überschätzt. So betrug dieser Überschuss mit China im Jahr ,1 Mrd. USD. In Wertschöpfungsexporten gerechnet lag er bei 9,4 Mrd. USD. Die Betrachtung der ursprünglichen Handelsdaten überschätzt somit das Ungleichgewicht mit China um rund 70 %. Im Falle Russlands und Mexikos betrugen die Netto-Exporte sogar mehr als das Doppelte der Netto-Wertschöpfungsexporte. Über alle Länder hinweg werden die Handelsüberschüsse des Maschinenbaus in Deutschland um gut 60 % überschätzt. Berechnet wird hier die Differenz aus der Wertschöpfung des inländischen Maschinenbaus, die in der ausländischen Endnachfrage enthalten ist und der Wertschöpfung des ausländischen Maschinenbaus, die in der inländischen Endnachfrage enthalten ist. 4
5 Handelssalden des deutschen Maschinenbaus 201 mit Millionen US$ Netto-Wertschöpfungsexporte Netto-Exporte China USA Frankreich Vereinigtes Königreich Russland Türkei Mexiko Quelle: OECD TiVA database, eigene Berechnungen Im Zeitverlauf hat sich der Anteil Chinas an den gesamten Netto-Wertschöpfungsexporten des deutschen Maschinenbaus von 9 % im Jahr 200 auf 16 % im Jahr 201 erhöht. Der Anteil der EU ist hingegen zurückgegangen von 38 % auf 29 %. Die Anteile der USA gingen zunächst zurück, stiegen aber seit 20 wieder und lagen 201 mit 12 % einen Prozentpunkt unter dem Ausgangswert. Kurzfazit - Der ausländische Wertschöpfungsanteil an den Exporten ist in vielen Ländern bis zur Finanz- und Wirtschaftskrise angestiegen, brach mit dieser ein, erholte sich wieder und zeigte seit 2011 häufig eine leicht rückläufige Tendenz. In Deutschland lag er 201 bei 23 %. - Die Wertschöpfungs-Exportquote ist in Italien stark gestiegen, in China ist sie gesunken. In Deutschland stieg sie tendenziell bis 2012 und stagnierte ab 2013 bei knapp 67 %. - Die Handelsüberschüsse des Maschinenbaus in Deutschland wurden 201 anhand der Außenhandelsstatistik um rund 60 % überschätzt. Weitere Auswertungsmöglichkeiten der umfangreichen Trade in Value Added Datenbank der OECD bieten sich dem interessierten Leser unter: Michael Werner Telefon michael.werner@vdma.org Februar 2019
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