MEMORANDUM: DER STELLENWERT VON DEUTSCH ALS UNTERRICHTSSPRACHE IN DEN USA
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- Frank Zimmermann
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1 MEMORANDUM: DER STELLENWERT VON DEUTSCH ALS UNTERRICHTSSPRACHE IN DEN USA Key Points Als am dritthäufigsten angebotene Fremdsprache genießt Deutsch einen relativ hohen Stellenwert an weiterführenden Schulen in den USA. Nichtsdestotrotz ist die Abnahme der absoluten Zahlen im Untersuchungszeitraum (24% auf 14%) und der große Abstand zum Erstplatzierten Spanisch (konstant 93%) und Zweitplazierten Französisch (64% auf 46%) besorgniserregend (Pufahl & Rhodes 2010). Das gleichzeitig erhöhte Angebot von Chinesischkursen (1% auf 4%) und die fast völlige Abwesenheit von Deutschunterricht an amerikanischen Grundschulen (von 10% auf 2%) machen deutlich, dass Deutsch als Fremdsprache aktiv beworben werden muss, um den skizzierten Abwärtstrend zu stoppen. Historische Hintergründe Mit der Einwanderung großer Gruppen Deutscher im 19. Jahrhundert 1 fand auch die deutsche Sprache und Kultur Einzug in die USA. Bis zum ersten Weltkrieg hatte sich die deutschamerikanische Gemeinschaft als wesentlicher Bestandteil der amerikanischen Bevölkerung etabliert. Sprache war für diese Gemeinschaft der wesentliche Einigungsfaktor und deren systematische Bekämpfung im Verlaufe des Krieges führte zu einer andauernden Marginalisierung des deutsch-amerikanischen Elements in den USA: Unlike Italian, Irish, or Jewish immigrants, Germans did not share a common religious tradition. Nor was there any kind of identifiable political tradition or goal common to most of them such as Irish independence or Zionism. Since language was a key to maintaining a community, the war on language was particularly effective. (Finkelman 1993: 196) Zwischen 1830 und 1850 und zwischen 1870 und 1890 waren ein Viertel der Einwanderer Deutsche. Zwischen und 1870 stieg dieser Anteil sogar auf über ein Drittel (Daniels 2002: 146)
2 Trotz des Verschwindens einer ausgeprägten deutsch-amerikanischen Gemeinschaft und dem Aufstieg von Englisch als führender Wissenschaftssprache, war Deutsch die dritthäufigst unterrichtete Fremdsprache innerhalb der USA in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (Draper & Hicks 2002). Jüngere Entwicklung Zwei Erhebungen geben Aufschluss über die Entwicklung in den letzten beiden Jahrzehnten. Rhodes & Pufahl (2010) zeichnen mit ihrer 2008 durchgeführten Befragung an 5000 öffentlichen und privaten Schulen ein Bild vom Stand des Fremdsprachenunterrichts in den USA. Eine vom American Council of Foreign Languages (ACTFL 2010) gibt Auskunft über die absoluten Zahlen der Deutschschüler in den angebotenen Kursen. Im Folgenden werden die Entwicklungen für das Deutschangebot in Grundschulen (Elemantary School) und weiterführenden Schulen (Middleschool und Highschool) separat dargestellt. Grundschulen Es ist ein allgemeines Schrumpfen des Fremdsprachenunterrichts an Grundschulen, von 31% in 1997 auf 25% in 2008, zu beobachten. Dieser Rückgang von fast 20% im Angebot ist hauptsächlich auf die Entwicklungen an öffentlichen Grundschulen zurückzuführen (24%-14%). An privaten Grundschulen blieb das Angebot annähernd konstant (53%-51%). Ecke (2011) führt diesen Befund auf veränderte Prioritäten in der Bildungspolitik (No Child Left Behind) der Regierung Bush zurück. Was die Schülerzahlen angeht, so ist ein leichter Anstieg von 18 auf 18,5% zu erkennen. Es ist jedoch zu beachten, dass dies sich nur auf öffentliche Einrichtungen vom Kindergarten bis zur High-School bezieht. Vor diesem Hintergrund hat Deutsch als Fremdsprache einen erheblichen Rückgang von 10% (1987) auf 2% (2008) hinter sich. Weiterführende Schulen
3 Analog zu der Entwicklung an Grundschulen, ist an weiterführenden Schulen ein Rückgang des Fremdsprachenangebots auszumachen. Bei 86% in 1997 und 79% in 2008 fand die Verminderung des Angebots jedoch bei einem wesentlich höheren Gesamtangebot statt. Das Angebot an High- Schools blieb mit 91% stabil hoch und die Schülerzahlen an öffentlichen Schulen steigerten sich geringfügig (von 30% auf 32%). Der Anteil von Deutsch- Kursen an weiterführenden Schulen wiederum sank von ehemals 28% (1987) auf 24% in 1997 und 14% in Die Halbierung des Angebots vollzog sich damit hauptsächlich seit Ende der 90er Jahre. Dieser Abwärtstrend zwischen 1997 und 2008 ist gleichermaßen für private und öffentliche Schulen festzustellen. Unterschiede ergeben sich jedoch bei der Betrachtung von Middle- Schools und High-Schools. Während der Rückgang bei ersten minimal bei niedrigem Ausgangsniveau ist (10% auf 9%), ist er bei High-Schools signifikant bei einem relativ hohem Ausgangsniveau (35% auf 17%). E t h n i z i t ä t u n d Migrationshintergrund Die eingangs beschriebenen Marginalisierung der deutschen Sprache und die damit einhergehenden starke Assimilation der deutsch-amerikanischen Gemeinschaft, führen zu einem zweideutigen Befund. Laut Zensusbericht (U.S. Census Bureau 2005) geben ca. 49 Millionen U.S.-Bürger an, deutscher Abstammung zu sein, aber nur ca. 1,4 Millionen gebrauchen Deutsch als Familiensprache (spoken at home).
4 Die Tatsache, dass 59,3% der Highschool-Schüler den Familienhintergrund (family background) als sehr wichtig oder wichtig bei ihrer Entscheidung für den Deutschunterricht angeben (Andress et al. 2002: 3) und die relativ geringe Zahl an Deutschschülern, lassen den Schluss zu, dass die Familiensprache einen größeren Einfluss auf die Wahl der Fremdsprache hat als die ethnische Selbstzuordnung. Die regionale Zuordnung der von Rhodes & Pufahl (2010) erhobenen Daten zum Deutschkursangebot ermöglicht es, ethnische Selbstzuordnung in Zusammenhang mit dem Angebot zu stellen. Demnach zeigt das Angebot in den Grundschulen zwischen 1997 und 2008 den stärksten Rückgang in den Regionen Central, Pacific Northwest auf (10%-2% und 5% auf 1%). Die restlichen Regionen blieben stabil niedrig. Für weiterführende Schulen ergibt sich im selben Zeitraum ein signifikanter Rückgang in allen Regionen: South (14%-6%), Southwest (29%-12%), Northeast (27%-13%), Central (30%-22%), Pacific Northwest (15-13%). In Kombination mit den Ergebnissen des Zensus ergibt sich, dass die Region Central (grün unterlegt) ausschließlich aus Staaten mit mehrheitlich deutschstämmiger Bevölkerung (schwarz besprengt) besteht und die Region Pacific Northwest (blau unterlegt) fast ausschließlich aus solchen Staaten besteht. In den restlichen Regionen befindet sich jeweils nur ein, bzw. zwei Staaten mit diesem Merkmal. Angesichts der Tatsache, dass die Regionen Central und Pacific Northwest, trotz deutschamerikanischer Bevölkerungsmehrheiten in den Einzelstaaten, keinen langsameren Rückgang an angebotenen Deutschkursen aufzeigen, spricht gegen die A n n a h m e, d a s s S e l b s t - z u o r d n u n g z u r d e u t s c h - amerikanischen Ethnie sich nachhaltig und positiv auf das Sprachangebot auswirkt.
5 Zusammenfassung und Empfehlungen Deutsch als Unterrichtssprache hat in den USA mit mehreren Problemen zu kämpfen. Einerseits zeigt sich, dass die Verbannung aus Schule und öffentlichem Leben während und nach dem Ersten Weltkrieg bis heute nachwirkt und die erstaunlich hohen Selbstzuordnungsanteile den Trend sinkenden Angebots nicht beeinflussen. Andererseits wächst das Angebot gerade im B e r e i c h C h i n e s i s c h. D i e s l i e g t a m Bedeutungsgewinn Chinas, aber auch an der gezielten Unterstützung durch die chinesische Regierung (NYT 2010, 2012). Am Beispiel China wird gleichzeitig aber auch deutlich, wie von deutscher Seite auf den Abwärtstrend regiert werden kann. Die Stärke der deutschen Wirtschaft und Deutschlands führende Rolle in der EU müssen als Argumente für das Erlernen der deutschen Sprache in den Vordergrund gestellt werden. Die relativ geringe weltweite Verbreitung und die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands haben den Wert der deutschen Sprache stark erhöht (Economist 2014). Gleichzeitig ist die gezielte staatliche Förderung nach chinesischem Beispiel erstrebenswert. Beide Maßnahmen sollten besonders auf die frühkindliche Spracherziehung zielen, gerade in diesem Bereich ist die deutsche Sprache an amerikanischen Schulen unterrepräsentiert. Quellen ACTFL (2010) Foreign Language Enrollments in K-12 Public Schools: Are Students Prepared for a Global Society? Alexandria, VA: American Council on the Teaching of Foreign Languages. Andress, Reinhard; James, Charles J.; Jurasek, Barbara; Lalande II, John F.; Lovik, Thomas A.; Lund, Deborah; Stoyak, Daniel P.; Tatlock, Lynne; Wipf, Joseph A. (2002) Maintaining the Momentum from High School to College: Report and Recommendations. Die Unterrichtspraxis / Teaching German, 35, 1-14.
6 Daniels, Roger Coming to America A History of immigration and Ethnicity in American Life. Princeton: Draper, Jamie B.; Hicks, June H. (2002) Foreign Language Enrollments in Public Secondary Schools, Fall Yonkers, NY: American Council on the Teaching of Foreign Languages. Ecke, P. (2011). The State of German in the United States: A Statistical Portrait and a Call for Teachers. German as a Foreign Language, 2(2011), Economist 2014: ( ) Finkelman, Paul. (1993). The war on German language and culture, In: Hans-Jürgen Schroeder (ed.). Confrontation and cooperation: Germany and the United States in the era of World War I, 1914, NYT 2010: ( ) NYT 2012: ( ) Pufahl, I., Rhodes, N. C. (2011). Foreign language instruction in US schools: Results of a national survey of elementary and secondary schools. Foreign Language Annals, 44(2), U.S. Census Bureau. (2005) S1601. Language Spoken at Home American Community Survey. Web. 29 Apr <
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