Die Berliner Schule : Der Junge Deutsche Film des neuen Jahrhunderts. Zweiter Teil der Filmreihe im Sala Leopoldo Lugones
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- Justus Schulz
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1 Die Berliner Schule : Der Junge Deutsche Film des neuen Jahrhunderts. Zweiter Teil der Filmreihe im Sala Leopoldo Lugones Der Complejo Teatral de Buenos Aires, das Goethe Institut und die Fundación Cinemateca Argentina stellen den zweiten Teil der Filmreihe mit dem Titel Die Berliner Schule : der Junge Deutsche Film des neuen Jahrhunderts vor, der ab Donnerstag, den 27. August bis zum 2. September im Sala Leopoldo Lugones des Teatro San Martin (Avda. Corrientes 1530) fortgeführt wird. Die Reihe - welche jene Filme wiederaufnimmt, die im Juli aufgrund des sanitären Notstands nicht vorgeführt werden konnten umfasst sieben in der letzten Dekade erschienene Spielfilme von führenden deutschen Regisseuren. Im Folgenden die Terminübersicht der Filmreihe.: Donnerstag, : Sehnsucht (Anhelo; Deutschland, 2006) Regie: Valeska Grisebach. Mit Andreas Müller, Ilka Welz, Anett Dornbusch. Ein Mann und eine Frau leben in einem Dorf in der Nähe von Berlin. Die Stadt scheint weit weg zu sein. Sie lieben sich seit Kinderzeiten. Unzertrennlich. Beide sind Anfang dreißig. Markus ist Schlosser und Mitglied der freiwilligen Feuerwehr. Ella arbeitet ein paar Stunden in der Woche als Haushaltshilfe und singt im Chor. Von den anderen werden sie staunend, fast misstrauisch beäugt, da sie so glücklich scheinen, unschuldig und manchmal ahnungslos wie zwei Kinder. Eines Tages geht Markus mit der Freiwilligen Feuerwehr auf Dienstreise in die Kreisstadt. Abends wird getrunken, gelacht, getanzt. Am nächsten Morgen wacht er in der Wohnung einer fremden Frau auf. Er kann sich nur an wenig erinnern. Als er versucht herauszufinden, was geschehen ist, ist das der Anfang einer anderen, ungewohnten Liebe, die die Liebe zu seiner Frau nicht zu berühren scheint. Es fällt ihm schwer, den Weg zurück in sein altes Leben zu finden. Valeska Grisebachs Sehnsucht erzählt in überraschender und berührender Balance zwischen Realismus und Melodram von der Liebe zwischen
2 Markus und Ella. Von einem Glück, dessen verletzlicher Punkt seine Unbedingtheit ist. Um und Uhr (88 ; 35mm.) Freitag, : Milchwald (El bosque lacteo; Deutschland, 2003) Regie: Christoph Hochhäusler. Mit Miroslaw Baka, Horst-Günter Marx, Judith Engel. Auf dem Weg zum Einkaufen ins nahe gelegene Polen setzt Sylvia ihre beiden aufsässigen Stiefkinder aus. Nach ihrer Rückkehr bringt es Sylvia nicht über sich, ihrem Mann, dem Vater der Kinder, die Wahrheit über ihr Fernbleiben zu gestehen. Die Kinder treffen auf einen herumreisenden Polen, der verspricht, sie nach Hause zu bringen. Währenddessen macht sich der ahnungslose Vater auf die Suche nach den vermeintlich entführten Kindern. Angefangen hat das Projekt mit einem Märchen der Gebrüder Grimm: Ich habe das immer als eine sehr grausame Geschichte empfunden, grausam und wahr. Wenn ich darüber nachdenke, wovon mein Film handelt, komme ich immer wieder auf die Paarung Angst das ist Sylvias Rolle und Angst vor der Angst dafür steht Josef. Der einzige Ausweg aus dieser doppelten Blindheit, die sich gegenseitig anstachelt und fixiert, ist das Sprechen. Das ist eigentlich meine Utopie: Der Dialog als revolutionäres Werkzeug. (Christoph Hochhäusler). Um 17 und 22 Uhr (87 ; 35mm) Samstag, : Marseille (Marsella; Alemania, 2004) Regie: Angela Schanelec. Mit Maren Eggert, Emily Atef, Alexis Loret. Eine junge Fotografin fährt nach Marseille. Je mehr sie sich der Stadt überlässt, desto unmöglicher erscheint ihr ihr bisheriges Leben. All meine Filme beruhen auf dem Gedanken, dass ein Grossteil des Lebens unduchschaubar, voller Missverständnisse und dem Zufall überlassen ist. Die Figuren leben im Widerspruch zwischen diesem Ausgeliefertsein und dem mehr oder weniger ständigen Versuch, sich dagegen aufzulehnen. Auch in Marseille geht es um diesen letztendlich unlösbaren Konflikt. (Angela Schanelec) Um 14.30, 17, und 22 Uhr (95 ; DVD).
3 Sonntag, : Nachmittag (Atardecer; Deutschland, 2007) Regie: Angela Schanelec. Mit Jirka Zett, Miriam Horwitz, Angela Schanelec. Anton Tschechows Theaterstück Die Möwe in freier, eigenwilliger Aneignung, transponiert ins Hier und Heute. Irene, Schauspielerin am Theater, fährt in ihr Haus am See, in der Nähe von Berlin, wo ihr älterer Bruder Alex und ihr Sohn Konstantin leben. Sommer, Sonne, Badesee - äußerlich eine idyllische Szenerie, aber die Figuren sind in sich verkrochen, und über den alltäglichen Szenen liegt eine Atmosphäre aus Müdigkeit, Trauer und verloren gegangener Liebe: Drei Tage im Sommer, das Ende einer Familie, von der nur noch ein Rest existiert (Schanelec). Im Negativbild der Müdigkeit und Beziehungsunfähigkeit ihrer Figuren zeigt Schanelec, wie lebenswichtig ihnen die Nähe des Anderen wäre. Und sie zeigt es in einem filmischen Stil, der genau das hat: den geduldigen, aufmerksamen Blick, die zärtlich formende Hand, die Nähe, die ohne psychologische Erklärungen und ohne dramatische Funktionalisierungen auskommt. Um 14.30, 17, und 22 Uhr (97 ; DVD) Montag, : Gespenster (Fantasmas; Deutschland/Frankreich, 2005) Regie: Christian Petzold. Mit Julia Hummer, Sabine Timoteo, Marianne Basler. Die sich kreuzenden Wege von drei Frauen in Berlin, ein Film der inneren Unsicherheit, über Einsamkeit, Verlust und Sehnsucht. Gespenster ist ein sehr stiller, ruhiger und klarer Film mit einer auf den ersten Blick irritierenden Geschichte. Der Regisseur und Autor verzichtet von Anfang an darauf, seine Figuren in der Wirklichkeit zu verankern - und charakterisiert sie damit dennoch sehr genau: Wenn ein Film damit anfängt, dass zwei Mädchen von der Schule kommen, ihre Schultaschen wegwerfen und Eis essen gehen, dann haben die sofort eine soziale Definition. Aber die Mädchen, die Sabine Timoteo und Julia Hummer spielen, sind anders, die sind unbehaust, die haben keinen Raum, der sie definiert, keine soziale Definition. Die sind, so habe ich ihnen das erklärt, in einer Art Blase. Die wollen zu einem Casting, weil sie gerne gesehen werden möchten. Sie möchten gerne eine Identität
4 bekommen, und sie können sich heute eine Identität nicht mehr so vorstellen, dass man eine Lehre macht oder so etwas. Dieses In-einer-Blase-leben, der Versuch, Kontakt mit etwas zu bekommen, was man Leben nennt, darum geht es in diesem Film." (Christian Petzold) Um 14.30, 17 und 22 Uhr (85 ; DVD). Dienstag, : Lucy (Deutschland, 2006) Regie: Henner Winckler. Mit Kim Schnitzer, Gordon Schmidt, Feo Aladag. Die 18jährige Maggy ist gerade Mutter geworden. Mit ihrer Tochter Lucy lebt sie bei ihrer Mutter Eva. Maggys Leben verläuft in seltsam unbestimmten Bahnen zwischen Teenager-Ritualen und Kinderbetreuung, vagen Träumen und der Unfähigkeit, sich die eigene Zukunft auszumalen. Als sie Gordon kennen lernt, stürzt sie sich in ein neues Leben, das die alten Widersprüche lösen soll. In der Hoffnung, es besser zu machen als ihre Mutter, sucht Maggy nach einem Familienglück, von dem sie selbst nur eine ungefähre Vorstellung hat. Ein intelligentes und berührendes, psychologisch scharfsinniges und faszinierendes Drama, fast schmerzhaft wahrhaftig dank der authentischen Darsteller, vor allem der starverdächtig talentierten Kim Schnitzer. (Variety, Derek Elley) Um 14.30, 17, und 22 Uhr (93 ; DVD). Mittwoch, : Ferien (Vacaciones; Deutschland, 2007) Regie: Thomas Arslan. Mit Angela Winkler, Karoline Eichhorn, Uwe Bohm. Sommer, Sonne, Ferienzeit, ein abgelegenes Landhaus in der Uckermarck und ein familiäres Gruppenbild, das Stück für Stück zerbricht. Die Mutter hat das einsame Landleben satt. Die Ehe der Tochter steht vor dem Ende. Der Teenager-Sohn hat den ersten Streit mit seiner Freundin. Die Großmutter erkrankt schwer und stirbt. Dramatische Ereignisse, die gleichwohl wie auf Zehenspitzen daher kommen. Melodramatisch groß könnten solche Familiengeschichten in Szene gesetzt werden, mit wilden Wortgefechten und tränenreichen Gefühlsausbrüchen. Thomas Arslan macht das Gegenteil, er erzählt in der Art einer Meditation: mit zurückhaltenden Gesten und Blicken, mit ruhigen,
5 statischen Bildern, die ihren dramatischen Gehalt eher einschließen als extensiv ausmalen. Um 14.30, 17, und 22 Uhr (91 ; DVD).
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