Auffangen und Stützen Was kann Kinder in prekären Lebenslagen stark machen?
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- Stanislaus Kramer
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1 Auffangen und Stützen Was kann Kinder in prekären Lebenslagen stark machen? Gerda Holz, Frankfurt am Main Impulsvortrag zum Jubiläum des DW im Ev. Kirchenkreis Wied am
2 1. These: Armut bei Kindern ist ein Massenphänomen, strukturell bedingt und nicht individuell verschuldet.
3 R PL Entwicklung des Anteils armutsbetroffener Kinder unter 15 Jahren in Rheinland-Pfalz nach Regionen 2004 bis Bitb urg-prüm Trie r-s aarbu rg R he in-pfalz-kreis Südliche W e straß e Sü dw estpfalz Bad D ürkheim C o ch em -Ze ll Ahrw eile r Bern ka stel-w ittlich M ainz-bin ge n D a un W esterw aldkreis G e rm ersh eim Alze y-w o rm s Kaiserslau te rn R he in-h un srück-k re is La nda u in der Pfalz M ayen -Kob le nz Kuse l R he in-l ahn -Kre is Alten kirch en (W este rw.) D onn ersbergkreis N e ustadt a.d. W ein str. N e uw ie d B irkenfeld Bad Kreu zn ach Speyer, S ta dt M a in z, Stad t F ra nken th al (Pfalz) Z w eib rü cken, Stad t T rier, Sta dt W o rm s, S ta dt Ka isersla utern (Stadt) 5 0 Koblen z, Stadt L ud w ig shafen am R he in Pirm asen s, Stadt 2004: Bezug von HLU gemäß BSHG, ab 2005 Bezug von Sozialgeld gemäß SGB II. Quelle: Auswertung von Roland Merten, Friedrich-Schiller-Universität Jena 2007.
4 Zentrale Ursachen und Risiken Erwerbsprobleme, z.b. (Langzeit-)Erwerbslosigkeit Niedrigeinkommen Working poor Hartz-IV-Bezug Soziale Probleme, z.b. Überschuldung Trennung/Scheidung Behinderung/Krankheit Multiproblemlage Migration Alleinerziehend Bildung Sozialraum Kinderreiche Familien
5 Kinderarmut in Nürnberg: Einschränkungen in der Familie durch Armut 2007 oft manchmal selten nie Essen/Lebensmittel Ausgaben für Schule Kinderkleidung Hobbys Kinderspielzeug Ausgehen (z.b. Kinos) Kleidung Vater/Mutter Wohnungseinrichtung Ausflüge außerhalb Nürnbergs Urlaub 0% 20% 40% 60% 80% 100% Quelle: Wüstendörfer 2008: Das man immer nein sagen muss. Eine Befragung der Eltern von Grundschülern mit Nürnberg-Pass, N=461.
6 2. These: Das Kindergesicht der Armut ist früh sichtbar und hinterlässt Spuren, meist ein Leben lang.
7 Definition Mehrdimensionales Verständnis Armut ist immer zu erst Einkommens-/Vermögensarmut. eine Lebenslage, die die Spielräume einschränkt. führt zur Unterversorgung. führt zu sozialer Ausgrenzung. hat ein spezifisches Kindergesicht. Arm ist in Deutschland wer... weniger als 50%/60% des durchschnittlichen Nettoeinkommens (nach Haushaltsgröße gewichtet) zur Verfügung hat (EU-Definition).... wer Anspruch auf Sozialhilfe/Sozialgeld hat.
8 Kindspezifische Lebenslagetypen von Sechs- und Zehnjährigen 1999 und 2003/04 Lebenslagetyp 6 Jahre (1999) (N = 893) 10 Jahre (2003/04) (N = 500) Arme Kinder Nicht arme Ki nder Arme Kinder Nicht arme Ki nder Wohlergehen 23,6 % 46,4 % 15,1 % 47,5 % Benachteiligung 40,3 % 39,8 % 46,5 % 41,9 % Multiple Deprivation 36,1 % 13,7 % 38,4 % 10,6 % Gesamt 100,0 % 100,0 % 100,0 % 100,0 % Quelle: Eigene Zusammenstellung auf Basis der Daten der AWO-ISS-Studien, vgl. Hock u.a. 2000; Holz u.a
9 Aus: Richter, Antje (2000): Wie erleben und bewältigen Kinder Armut?
10 Aus: Richter, Antje (2000): Wie erleben und bewältigen Kinder Armut?
11 Hochschulzugang nach sozialer Herkunft Quelle: Statistisches Bundesamt, Sonderauswertung Mikrozensus 1996 und 2000; 17. Sozialerhebung 2003 und Studienanfänger-Befragung 2000, Berechnungen des DSW
12 3.These: Es bestehen viele Handlungsmöglichkeiten besonders vor Ort: aber nicht nur dort!!
13 Schutzfaktoren für (arme) Kinder Schutzfaktoren sind Merkmale, die die potentiell schädlichen Auswirkungen von Belastungen vermindern oder ausgleichen. Es finden sich zwei Gruppen von Schutzfaktoren personale Ressourcen = Resilienz d.h. protektive Faktoren, die in der Person des Kindes liegen; soziale Ressourcen d.h. Schutzfaktoren, die in der Betreuungsumwelt des Kindes und hier wiederum innerhalb der Familie außerhalb der Familie liegen.
14 Was fördert das Aufwachsen von Kindern im Wohlergehen? Zu den Schutzfaktoren zählen u.a. Individuelle Faktoren, z.b Kognitive Ressourcen Selbstsicherheit, Selbstachtung Individuelle soziale Kompetenzen Interesse und Aufmerksamkeit Familiale Faktoren, z.b. Stabile und gute emotionale Beziehung zu Eltern in den ersten Jahren Positives Familienklima Regelm. gemeins. Familienaktivitäten Kindzentrierter Alltag Frühe Eigenverantwortung, aber Eltern als moralische Instanz Problemlösungskompetenz der Eltern Gefühl der Eltern, ihre (Armuts-)Situation zu bewältigen Berufstätigkeit der Eltern Außerfamiliale Faktoren, z.b. Unterstützung durch Dritte (Familie, Freunde, Nachbarschaft) Erholungsräume für Kinder + Eltern Vertraute Institutionen/Fachkräfte, die professionelle Hilfen eröffnen Möglichkeit zum Erproben, Lernen und zur personalen Entwicklung von Kompetenzen (Vereine, Jugendhilfe) Früher KiTa-Besuch Gelingende Schulische Integration Schulische Förderung und Erfolge Gelingende soziale Integration in Peers Keine Armut der Familie Ein ausreichendes Einkommen Keine Überschuldung
15 Die zwei entscheidenden Ebenen 1. Focus = Strukturelle Armutsprävention Gestaltung/Veränderung von Verhältnissen, z.b. durch armutsfeste Grundsicherung, kostenfreie Angebote sowie umfassende und qualifizierte öffentliche Infrastruktur 2. Focus = Individuelle Förderung und Stärkung Gestaltung/Veränderung von Verhalten/Handeln durch Angebote/Maßnahme über öffentliche Infrastruktur, individuelle Zeit und Kompetenz
16 Kindbezogene Armutsprävention ist ein Konzept das kindzentriert, d.h. aus der Perspektive des Kindes, angelegt ist, das bei der Analyse und Stärkung der Ressourcen und Potenziale eines Kindes und auf allen gesellschaftlichen Ebenen ansetzt. zielt darauf ab, armen Kindern jene Entwicklungsbedingungen zu eröffnen, die ihnen ein Aufwachsen im Wohlergehen ermöglichen. ist ein komplexer sozialer und kinder-/jugendpolitischer Prozess, der ausdrücklich die Verbesserung von Lebensweisen (Handeln und Verhalten), Verbesserung von Lebensbedingungen (Verhältnisse, Strukturen, Kontexte) umfasst.
17 Anforderungen und Charakteristika von struktureller Prävention für (armutsbetroffene) Kinder Alle Kinder sind die Zielgruppe und jedes einzelne Kind wird gefördert Schutzfaktoren fördern und Risikofaktoren begrenzen Bezug zur Lebenswelt und zum Lebensverlauf, kindzentriert Kinder ohne Eltern gibt es nicht immer gleichzeitig Eltern unterstützen Strukturformen sind die Präventionskette das Präventionsnetzwerk Zwei Ebenen der Prävention verknüpfen Strukturelle Absicherung Individuelle Förderung/Stärkung Handlungsform ist die Kooperation von vielen Akteuren (Professionen, Institutionen, Bürgerschaft, usw.)
18 4.These: Beratung ist ein zentraler Türöffner und Wegweiser Sie muss sich weiter entwickeln (können)!!
19 Kinderarmut in Nürnberg: Nutzung von Unterstützungsangeboten für Eltern + Kinder 2007 Spieltherapie Ehe-/Partnerberatung Beratung durch Migrationsdienste Schuldnerberatung Familienbildungsstätten-Angebote Sozialpädaogog. Familienhilf e (SPFH) Beratung des Gesundheitsamtes Krankengy mnastik Schulsozialarbeit/Vertrauenslehrer Erziehungsberatung Sprachf örderung/logopädie Ergotherapie Beratung des Jugendamtes Beratung des Sozialamtes Familienhilf e, ASD Hausauf gabenhilf e Hort/Nachmittagsbetreuung Schulkinder 0% 20% 40% 60% 80% 100% Nutze(n) ich/wir aktuell früher benützt Kein Bedarf Kenne ich nicht Keine Angabe Nutzung in % < 5 8,0 9,5 10,2 10,6 11,3 13,7 42,3 Quelle: Wüstendörfer 2008: Das man immer nein sagen muss. Eine Befragung der Eltern von Grundschülern mit Nürnberg-Pass, N=461.
20 F rühfö rderung F rühfö rderung Hort / Ganz tags angebot Juge ndarbeit JobC enter F am ilienbildung S chuld nerberatung E rz iehungs beratung ASD F am ilienhilfe K om pete nz ag entu re n Präventionskette vor Ort: Von der Geburt bis zum erfolgreichen Berufseinstieg Eltern K rip p e (0-3 J.) K ita (3-6 J.) Gru n d sch u le (6-10 J.) w eiterfü h ren d e S ch u le ( J.) B eru fsau sb ilu n g Kind Quelle: Eigene Darstellung
21 Der Beitrag von Beratung zur individuellen Förderung und Stärkung? Im Umgang mit Kindern/Familien Armut wahrnehmen und erkennen Wertschätzung und Respekt äußern Zugang und Teilhabe (wieder)eröffnen Stärken stärken und Schwächen schwächen Im professionellen Selbstverständnis Entwicklungsort für Kinder und Eltern Präventionsziele aktiv verfolgen Öffnung nach außen und für alle soziale Gruppen Wirksamkeit und Nachhaltigkeit erfassen Als Teil kommunaler Infrastruktur Kooperation und Vernetzung wahrmachen Präventionskette Bedarfe formulieren (parteilich für Betroffene) Infrastrukturlücken aufzeigen
22 Meine Damen und Herren, herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Ich freue mich auf die Gespräche.
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