Wohnbaukredite stützen Kreditwachstum während der Krise
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- Detlef Pfaff
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1 Wohnbaukredite stützen Kreditwachstum während der Krise Kredite, Einlagen und Zinssätze österreichischer Finanzinstitute 8 Martin Bartmann, Patrick Thienel Seit Beginn der Finanzkrise entwickelten sich die Kredite österreichischer Banken an inländische Nichtbanken durchgehend stabil. Insbesondere das Kreditwachstum privater Haushalte erwies sich aufgrund der anhaltenden Dynamik im Wohnbaubereich bei historisch geringen Zinssätzen als robust. Das Wachstum bei Unternehmenskrediten hingegen flaute im Jahr etwas ab, lag jedoch weiterhin im positiven Bereich. Trotz des Zinssatztiefs gab es weiterhin deutliche Einlagenzuflüsse von privaten Haushalten. Diese waren jedoch ausschließlich bei täglich fälligen Einlagen zu beobachten. Sie sind nach wie vor die Basis einer soliden Liquiditätsausstattung von Banken. Kreditvergabe entwickelte sich stabil Die Kreditvergabe an den Nichtbanken- Sektor entwickelte sich auch während der Finanzkrise trotz deutlich rückläufiger Bilanzsumme stabil. Das aushaftende Volumen der Kredite an inländische Nichtbanken lag im Dezember mit Mrd EUR etwas höher als im Dezember 8. Finanzierungen ausländischer Nichtbanken wurden im entsprechenden Zeitraum hingegen von 6 Mrd EUR auf 9 Mrd EUR abgebaut. Zusammensetzung Aktiva Dezember 8 Bilanzsumme:.6 Mrd EUR Die Bilanzsumme des Bankensektors sank seit 8 um Mrd EUR. Diese Entwicklung ist vor allem auf die Reduktion der Zwischenbankkredite (um Mrd EUR) bzw. der gehaltenen Bankanleihen (um Mrd EUR) zurückzuführen. Für den Rückgang der inländischen Zwischenbankkredite (um 8 Mrd EUR auf Mrd EUR) waren unter anderem auch Strukturreformen (z. B. Fusionen) des Bankensektors verantwortlich; die Anzahl der Banken reduzierte sich um 7 Institute. Dezember Bilanzsumme: 8 Mrd EUR Grafik 96 9% 8 8 % % 76 9% 6 % % 9 % % 6 % 9% Kredite Banken Kredite ausländische Nichtbanken Wertpapiere Nichtbanken Kredite inländische Nichtbanken Wertpapiere Banken Alle anderen Aktiva Quelle: OeNB. Beitrag im Rahmen der Berichtsreihe Wesentliche Entwicklungen im inländischen Finanzwesen. Oesterreichische Nationalbank, Abteilung Statistik Außenwirtschaft, Finanzierungsrechnung und Monetärstatistiken, martin.bartmann@oenb.at, patrick.thienel@oenb.at OESTERREICHISCHE NATIONALBANK
2 Kreditwachstum inländischer privater Haushalte Jahreswachstum in % in % 6 Zinssätze neu vergebener Kredite an private Haushalte Grafik Österreich Euroraum Österreich Euroraum Leitzinssatz M-Euribor Quelle: OeNB, EZB. Das Kreditwachstum des Nichtbanken-Sektors wurde insbesondere von der Kreditentwicklung bei privaten Haushalten positiv beeinflusst, die über den gesamten Zeitraum der Krise in Österreich positiv war. Insbesondere am aktuellen Rand kam es in Österreich zu einem Anspringen der Jahreswachstumsrate auf, %, was dem höchsten Wert seit August entsprach. Das Kreditwachstum bei privaten Haushalten lag im Euroraum mit, % unter jenem Österreichs, jedoch war auch hier im Jahr ein stetiger Aufwärtstrend erkennbar. Bei Betrachtung der Einzelländer waren es vor allem die beiden Euroraum-Länder Frankreich und Deutschland, die mit Jahreswachstumsraten von, % bzw.,8 % einen großen Anteil an der positiven Entwicklung im Euroraum hatten. Historisch niedrige Zinssätze dürften das Kreditwachstum privater Haushalte in Österreich und im Euroraum gestützt haben. Obwohl die EZB im Jahr keine Veränderung des Leitzinssatzes vorgenommen hatte, lagen die Euribor-Geldmarktzinssätze nach weiteren Rückgängen sogar im negativen Bereich. Der Zinssatz neu vergebener Kredite an private Haushalte ging in Österreich im Jahresvergleich um Basispunkte (BP) zurück und lag im Dezember bei, %. Damit zählt Österreich weiterhin zu den Niedrigzinsländern des Euroraums, der bei neu vergebenen Krediten an private Haushalte einen durchschnittlichen Zinssatz von,8 % aufwies. Getragen wurde das Kreditwachstum privater Haushalte in Österreich ausschließlich von Wohnbaukrediten, die sich im Durchschnitt um, % ausweiteten. Mit 9,7 Mrd EUR bzw. 6,7 % hatten Wohnbaukredite in Österreich auch den höchsten Anteil am gesamten Kreditvolumen privater Haushalte (6, Mrd EUR). Konsumkredite bzw. sonstige Kredite entwickelten sich in Österreich mit, % (auf 9, Mrd EUR) bzw., % (auf, Mrd EUR) hingegen rückläufig. Im Euroraum-Durchschnitt lieferten hingegen neben den Wohnbaukrediten (+, %) auch die Konsumkredite (+,7 %) einen positiven Beitrag zum Kreditwachstum privater Haushalte. STATISTIKEN Q/6
3 Grafik Beitrag des Verwendungszwecks zum Kreditwachstum privater Haushalte Beitrag in Prozentpunkten Jahreswachstum in % in % 9 Kreditzinssätze Neugeschäft sonstige Kredite Wohnbaukredite Konsumkredite Österreich Konsumkredite Euroraum Konsumkredite Jahreswachstum (rechte Achse) Wohnbaukredite Österreich Wohnbaukredite Euroraum sonstige Kredite Österreich sonstige Kredite Euroraum Quelle: OeNB, EZB. Bei Betrachtung der Zinssätze zeigt sich, dass private Haushalte vor allem bei neu vergebenen Wohnbaukrediten von historisch günstigen Kreditkonditionen profitieren. Im Dezember lag der entsprechende Zinssatz in Österreich bei, %, was einem Rückgang von BP zum Vorjahr entsprach. Österreich wies weiterhin bei allen Verwendungszwecken einen Zinsvorteil gegenüber dem Euroraum auf. Im Jahr schwächte sich das Kreditwachstum von Unternehmen in Österreich im Vergleich zum Vorjahr ab und lag im Dezember bei nur noch,6 %. Im Euroraum war nach jahrelangen Rückgängen des Kreditvolumens seit Juli wieder ein positives Wachstum bei Unternehmenskrediten zu verzeichnen. Positiv beeinflusst wurde das Wachstum im Euroraum insbesondere von Frankreich (+, %) und Deutschland (+,8 %), wo sich die Kreditvolumina stärker als im Durchschnitt entwickelten. In Spanien (, %) bzw. Italien (, %) gingen die aushaftenden Kreditvolumina weiterhin zurück, jedoch verlor die rückläufige Entwicklung deutlich an Dynamik. Bei den Zinskonditionen nichtfinanzieller Unternehmen gab es in Österreich im Jahr vom bereits erreichten historisch geringen Niveau aus kaum mehr Bewegung. Mit einem Zinssatz von,77 % wurde im Dezember in Österreich exakt der Vorjahreswert erreicht. Der Zinsvorteil Österreichs gegenüber dem Euroraum (,8 %) ging bei Unternehmenskrediten auf BP zurück. Diese Entwicklung ist jedoch ausschließlich auf neu vergebene Großkredite (über Mio EUR) zurückzuführen, deren Zinssatz im Euroraum-Durchschnitt im Dezember mit,6 % unter dem Österreich-Vergleichswert (,7 %) lag. Bei Krediten bis Mio EUR wies Österreich jedoch weiterhin mit, % einen deutlichen Zinsvorteil gegenüber dem Euroraum (,6 %) auf. 6 OESTERREICHISCHE NATIONALBANK
4 Kreditwachstum inländischer Unternehmen Jahreswachstum in % in % Zinssätze neu vergebener Kredite nichtfinanzielle Unternehmen Grafik Österreich Euroraum Österreich Euroraum Leitzinssatz M-Euribor Quelle: OeNB, EZB. Positiv kann vermerkt werden, dass das Kreditwachstum nichtfinanzieller Unternehmen sowohl in Österreich als auch im Euroraum insbesondere aus dem längerfristigen Bereich (Kreditlaufzeit über ein Jahr) kommt. Lediglich kurzfristige Finanzierungen (Kreditlaufzeit bis ein Jahr) wurden von österreichischen Unternehmen im Jahresverlauf abgebaut. In Österreich verteilten sich die Jahreswachstumsraten der verschiedenen Laufzeitenbänder im Jahr folgendermaßen: Kredite mit Laufzeit bis ein Jahr: 7, % Jahreswachstum, Beitrag von,6 Prozentpunkten zum gesamten Kreditwachstum an Unternehmen Kredite mit Laufzeit zwischen ein und fünf Jahren: 6, % Jahreswachstum, Beitrag von,9 Prozentpunkten zum gesamten Kreditwachstum an Unternehmen Kredite mit Laufzeit über fünf Jahre:, % Jahreswachstum, Beitrag von, Prozentpunkten zum gesamten Kreditwachstum an Unternehmen Die geringe Dynamik bei Unternehmenskrediten dürfte vorwiegend nachfrageseitige Gründe haben. Ein Indiz dafür sind die nach wie vor extrem hohen Einlagenstände der Unternehmen, die sich im Jahr trotz niedriger Zinssätze um weitere,7 Mrd EUR (+9, %) auf, Mrd EUR deutlich erhöhten. Das Wachstum der Einlagen kam mit +, Mrd EUR (+, %) ausschließlich von täglich fälligen Einlagen. Nicht nur die Nachfrage nach Krediten, sondern auch die Finanzierung über Anleiheemissionen entwickelte sich im Jahr sehr mäßig. Weiters ist auch festzustellen, dass sich die Unternehmen vermehrt innerhalb des Sektors bei verbundenen Unternehmen finanzieren. Das entsprechende Volumen stieg von 8 bis um 6 % auf 8 Mrd EUR. Zusätzlich hatten die Unternehmen auch noch ein Volumen von 7 Mrd EUR an Handelskrediten aushaftend. STATISTIKEN Q/6 7
5 Grafik Bestand an Wertpapieren Einlagen von Nichtbanken dominieren Passivseite der Banken Die Bilanzstruktur österreichischer Kreditinstitute hat sich seit 8 auch auf der Passivseite stark verändert. Zwischenbankeinlagen und begebene Wertpapiere verloren deutlich an Bedeutung und stellten im Dezember nur noch % bzw. 9 % der Bilanzsumme dar. Den größten Anteil an der Bilanzsumme machten mit 7 Mrd EUR bzw. % Einlagen von Nichtbanken aus. In diesem Segment ist es auch seit 8 zu deutlichen Zuflüssen gekomin Mrd EUR Gehaltene Staatsanleihen nach Ländern in Mrd EUR Quelle: EZB. Staat Nichtbanken (exkl. Staat) Banken AT DE FR IT SK GR Andere Euroländer Rest Bankanleihen wurden in den Bankbilanzen reduziert Bei Betrachtung der von Banken gehaltenen verzinslichen Wertpapiere zeigt sich, dass österreichische Banken seit 8 vor allem Bankanleihen abgebaut haben. Lag der aushaftende Gesamtbestand im Dezember 8 noch bei 9,6 Mrd EUR, schrumpfte er im Dezember auf,9 Mrd EUR. Ein wichtiger Faktor für diese Entwicklung war die deutlich geringere Emissionstätigkeit inländischer Banken. Österreichische Staatsanleihen wurden hingen deutlich aufgebaut. Lediglich im Jahr kam es zu einer geringfügig rückläufigen Entwicklung (,9 % auf, Mrd EUR). Das von der EZB initiierte Wertpapier-Ankaufprogramm dürfte hier eine Rolle gespielt haben. Österreichs Banken sind mit genügend Liquidität ausgestattet und nahmen daher die zusätzlich von der EZB zur Verfügung gestellten Mittel sehr verhalten in Anspruch. So wurden die zielgerichteten langfristigen Geldmittel (Targeted Longer-Term Refinancing Operations TLTRO) in verhältnismäßig geringem Ausmaß ausgenutzt, wobei auch kaum zusätzliche Mittel abgerufen wurden. Dass österreichische Kreditinstitute mit genügend Liquidität ausgestattet sind, zeigt auch deren geringe Emissionstätigkeit. Im Jahr ging das Umlaufvolumen ausgegebener Bankanleihen um weitere 7,7 Mrd EUR auf 6 Mrd EUR zurück. Seit 8 summieren sich die Rückgänge auf über Mrd EUR. 8 OESTERREICHISCHE NATIONALBANK
6 Grafik 6 Zusammensetzung Passiva Dezember 8 Bilanzsumme:.6 Mrd EUR Dezember Bilanzsumme: 8 Mrd EUR 76 7% % 9 % 7 8 % 6 6 9% 7 6% 7 6% 8 8% Einlagen Banken Einlagen ausländischer Nichtbanken Kapital und Rücklagen Einlagen inländische Nichtbanken Begebene Wertpapiere Alle anderen Passiva Quelle: OeNB. men, wobei diese ausschließlich auf inländische Nichtbanken (+9,7 Mrd EUR auf,6 Mrd EUR) zurückzuführen waren. Einlagen ausländischer Nichtbanken gingen hingegen seit 8 geringfügig zurück und machten nur noch 7, Mrd EUR aus. Im Jahr weiteten private Haushalte ihre Einlagen erneut aus um 6, Mrd EUR bzw.,9 % (auf, Mrd EUR). Das Einlagenwachstum kam jedoch ausschließlich aus dem täglich fälligen Bereich (+,7 %), während Einlagen mit Bindungsfrist um 6, % zurückgegangen sind. Dieser Trend führte dazu, dass private Haushalte schon jeden zweiten Euro auf einem täglich fälligen Konto halten, während vor der Krise nur jeder vierte Euro täglich fällig gehalten wurde. Wie bei den Kreditzinssätzen kam es auch bei Einlagenzinssätzen zu neuen historischen Tiefstständen, wobei im zweiten Halbjahr keine weiteren Rückgänge der Zinssätze zu verzeichnen waren. Der Zinssatz für neu vergebene Einlagen mit Bindungsfrist bis ein Jahr lag im Dezember um lediglich BP über dem täglich fälligen Einlagenzinssatz. Diese geringe Zinsdifferenz dürfte der Hauptgrund für die starken Umschichtungen in den täglich fälligen Einlagenbereich sein. Erstmals gab es für neu vergebene Einlagen mit einer Laufzeit von über zwei Jahren einen Durchschnittszinssatz von weniger als % zu verzeichnen. Die geringen Einlagenzinssätze waren ein Mitgrund dafür, dass private Haushalte weiter verstärkt Investmentfondsanteile kauften. Nachdem bereits im Jahr netto, Mrd EUR in Investmentfondsanteile geflossen waren, erhöhten private Haushalte im Jahr ihr Investment in Fonds weiter, der Nettozuwachs betrug,9 Mrd EUR. STATISTIKEN Q/6 9
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