Erfahrungsbericht - University of Calgary 2012/13
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- Curt Winkler
- vor 8 Jahren
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1 Erfahrungsbericht - University of Calgary 2012/13 Dieser Erfahrungsbericht enthält einen Überblick über relevante Themengebiete meines achtmonatigen Auslandsemesters an der University of Calgary von September 2012 bis Mai 2013 und soll zukünftigen Studierenden zur Entscheidungsfindung, Planung und Vorbereitung eines Auslandsstudienaufenthaltes dienen. Vorbereitung Da ein Auslandsstudienaufenthalt eine gewisse Bürokratie, und damit einhergehenden Fristen, mit sich bringt ist es ratsam ca. 18 Monate vor Beginn eines gewünschten Aufenthaltes mit seinen Planungen zu beginnen. Beispielsweise benötigt ein erforderlicher TOEFL-Test eine gewisse Vorbereitungs- und Anmeldezeit, auch die Empfehlungsschreiben der Professoren sollten rechtzeitig eingeholt werden. Nach erfolgreicher Bewerbung über das International Office der Universität Ulm müssen weitere Formalitäten wie Beantragung/Verlängerung eines Reisepass und eines Auslandsführerscheins, Beantragung eines Studentenvisums, Buchung eines Flugs, Kauf einer Auslandskrankenversicherung, Bewerbung für Stipendien sowie die Immatrikulation und damit verbundener Kurswahl erledigt werden. Die Kurswahl kann dabei nach Ankunft noch einmal verändert werden, einige der Kurse können dann jedoch schon belegt sein. Eine gewissenhafte Auseinandersetzung mit Kursinhalten und -zielen durch die verfügbaren Course Outlines ist sinnvoll um die belegten Kurse auch anrechnen lassen zu können. Anreise Bei einem Studienbeginn im September ist eine Anreise Anfang bis Mitte August sinnvoll um sich in Ruhe, sofern kein Studentenwohnheim gebucht ist, eine Wohnung bzw. ein Zimmer zu suchen. Das Angebot ist jedoch sehr großzügig und die Suche sollte nicht länger als 3-4 Tage dauern. Da die Temperaturen im August meistens noch sehr angenehm sind bietet sich eine Rundreise mit einem Mietwagen durch die sommerlichen Nationalparks westlich von Calgary an. Da die Temperaturen ab September jederzeit drastisch fallen können und der Winter oftmals bis in den Mai andauern kann, sollte diese Zeit genutzt werden, da die Nationalparks natürlich eine ganz andere Wirkung erzielen als im Winter, wenn viele Sehenswürdigkeiten von einer weißen Schneedecke begraben sind. Studium Zu Beginn des Herbstsemesters findet eine einwöchige Einführungsveranstaltung für neue Studenten an der University of Calgary statt. Diese Veranstaltung ist speziell auf Erstsemester zugeschnitten, eine Teilnahme ist trotzdem zu empfehlen, da Kontakte geknüpft werden können und ein erster Eindruck vom für deutsche Verhältnisse großen Campus entsteht. Gleichzeitig lernt man alle, für das reibungslose Studium, notwendigen Einrichtungen kennen. Im Anschluss findet eine spezielle Einführungsveranstaltung für internationale Studenten statt, sofern man sich bereits vor Abflug Gedanken über seinen Aufenthalt gemacht hat und man vertraut ist, dass es im Winter in Kanada recht kalt 1
2 werden kann und man sich entsprechend kleiden sollte, kann man diese Veranstaltung guten Gewissens verpassen. Nach Anfertigung seines Studentenausweis sollte man, so man kein eigenes Auto hat, ein Semesterticket kaufen, das bekommt man für 117 CAD und berechtigt für vier Monate zur Nutzung von Bus und Bahn im öffentlichen Nahverkehr. Auch die Sport und Erholungsmöglichkeiten sind enorm, so stehen Hallenbad, Turnhalle, Fitnessraum und vieles mehr zur kostenlosen Verfügung auf dem Campus. Ein spezieller Verleih auf dem Campus bietet auch allerlei Freizeit- und Sportequipment für einen fairen Preis. Die Universität bietet zudem fast 300 verschiedene Studentenclubs aus den Bereichen Sport, Musik, Theater, Politik, Religion und vieles mehr. Bei der Kursauswahl sollte man sich zuvor gewissenhaft mit Kursinhalten und -zielen vertraut machen und den Arbeitsaufwand realistisch einschätzen. Als Vollzeitstudent gilt man schon mit drei belegten Kursen pro Semester. Im Bachelorstudium sind vier bis fünf Kurse normal für kanadische Studenten, im Masterstudium belegen die Studenten jedoch nur zwei Kurse pro Semester. Die meisten Masterkurse erfordern eine Projektarbeit während des Studiums was zeitlich sehr aufwändig werden kann und nicht unterschätzt werden sollte. Auch bei den restlichen Kursen stehen wöchentliche Übungsblätter, Labore und dazugehörige Laborberichte auf dem Plan. Das Studium an der Universität von Calgary ist sehr flexibel, so kann man als Austauschstudent Kurse aus allen möglichen Fakultäten besuchen und somit die Möglichkeit nutzen um über den berühmten Tellerrand zu schauen. Die endgültige Kursauswahl dagegen ist sehr restriktiv, so darf nur an Veranstaltungen teilgenommen werden, für die man sich offiziell angemeldet hat, was bei Kursen mit einstelliger Teilnehmerzahl natürlich nötig ist. Innerhalb der ersten 14 Tage des Semesters hat man Zeit seine endgültige Kursauswahl zu treffen, für die jeweiligen Kurse ist man dann automatisch auch für alle dazugehörigen Klausuren unwiderruflich angemeldet, sollte man sich während des Semesters von einem Kurs abmelden, wird dies im Zeugnis vermerkt. Es besteht jedoch auch die Möglichkeit einen Kurs zu besuchen, ohne an den Klausuren und Labore teilnehmen zu müssen, allerdings ist auch hierfür eine spezielle Anmeldung sowie das Einverständnis des jeweiligen Dozenten notwendig. Für fast jede Veranstaltung wird ein entsprechendes Lehrbuch vorausgesetzt, das in vielen Fällen als Skript dient und meistens im regulären Buchhandel zwischen 100 CAD und 200 CAD pro Exemplar kostet. Im Bereich der Ingenieurwissenschaften ist die Bibliothek jedoch recht gut mit Onlineexemplaren ausgestattet, weswegen sich der Kauf eines E-book Readers oder eines entsprechenden Mobilgeräts sehr schnell bezahlt macht. Wohnen Die Mietpreise in Calgary sind verglichen mit einer studentischen Wohnung oder eines WG-Zimmers in Deutschland relativ teuer. Ein einfaches Zimmer in einer Mehrzimmer WG eines Studentenwohnheims kostet 700 CAD pro Monat. Dafür hat man natürlich den Vorteil direkt auf dem Campus zu leben und am Studentenleben direkt teilzunehmen. Die Bedingungen sind dafür sehr restriktiv und die Ausstattung einem Studentenwohnheim entsprechend, so muss am Tag der letzten Klausur das Zimmer bis Uhr verlassen 2
3 sein. Um Anschluss an die Kultur und Gesellschaft zu finden empfiehlt es sich sehr, privat nach einem Zimmer zu suchen, die Auswahl ist hier sehr groß. Die Preisspanne für eine 1 Zimmmer Wohnung, mit Küche und Bad zur Mitbenutzung liegt zwischen 500 CAD und 700 CAD pro Monat, dabei sind meistens alle Nebenkosten inklusive. Meistens sind diese Zimmer auch schon komplett möbliert, so dass keine weiteren Kosten entstehen. Unbedingt achten sollte man auf den Stadtteil, bzw. die Entfernung zur Universität. Durch die Größe der Stadt und die relativ schlechte Nahverkehrssituation kann der einfache Weg zur Universität leicht bei 1,5h liegen. Eine Wohnung in Fußnähe zur Universität bzw. in der Nähe einer S-Bahn Haltestelle ist deshalb absolut empfehlenswert. Bei einem längeren Aufenthalt lohnt es sich ein Konto bei einer kanadischen Bank vor Ort einzurichten, da dadurch Mietzahlungen und Universitätsbeiträge einfach erledigt werden können, für die Einrichtung sind das Visum sowie sonstige Reisedokumente ausreichend. Ansonsten kommt man mit einer Kreditkarte in Kanada ziemlich weit und kann damit eigentlich fast alles bezahlen. Land und Leute Calgary wird als Herz des neuen Westens bezeichnet und liegt ca. eine Autostunde von den Rock Mountains entfernt, was die Stadt für Natur- und Freizeitliebende gleichermaßen beliebt macht. Während man im Sommer wandern und mountainbiken kann beginnt ab Mitte November auch schon die Skisaison. Calgary ist die am schnellsten wachsende Stadt in Kanada, man spürt, dass Kanada ein Einwanderungsland ist, und auch bei Deutschen sehr beliebt war und immer noch ist. Die Internationalität der Stadt aber insbesondere der Universität macht den Studienaufenthalt zu etwas sehr Besonderem, so kann es leicht passieren, dass in einem Masterkurs mit 10 Teilnehmern acht verschiedene Nationalitäten anwesend sind. Viele Kanadier grenzen sich gerne von der amerikanischen Mentalität ab, nichtsdestotrotz ist die Lebensweise vieler Kanadier sehr amerikanisch geprägt und man sollte einfach offen die Möglichkeiten wahrnehmen und beispielsweise die massig vorhandenen Fastfoodketten testen und die als Sportveranstaltungen getarnten Eishockey- und Footballspiele besuchen. Auch das gehobenere kulinarische Angebot lässt in einer Stadt wie Calgary nicht zu wünschen übrig, so findet man allerlei europäische und sogar deutsche Spezialitäten falls die Sehnsucht zu groß werden sollte. Fazit Die Zeit in Kanada ging viel zu schnell zu Ende, durch Bekannte innerhalb und außerhalb der Universität wurde es nie langweilig. So bereichert nicht nur der Besuch der Universität, die Freizeitmöglichkeiten in der Natur und die Internationalität der Stadt tragen ihren Großteil dazu bei. So kann auch ich nur jedem raten ein Auslandssemester in Angriff zu nehmen und eine gewisse Zeit im Ausland zu genießen. Abschliessend bedanken möchte ich mich bei der Baden-Württemberg Stiftung für die großzügige finanzielle Unterstützung. 3
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