Regionaler Planungsverband Westmecklenburg Vors. Landrat Rolf Christiansen Wismarsche Str Schwerin
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1 Abschlußbericht zur Brutbestandserhebung der Vögel im Untersuchungsgebiet Groß Krams im Auftrag von Regionaler Planungsverband Westmecklenburg Vors. Landrat Rolf Christiansen Wismarsche Str Schwerin erarbeitet durch CompuWelt-Büro Dr. Klaus-Dieter Feige Lewitzweg Matzlow-Garwitz unter Mitarbeit von: K. Goeritz M. Fedders Dr. H. Fedders R. Feige Matzlow,
2 Inhalt / Gliederung 1. Lage des Untersuchungsgebiets 3 2. Charakteristik im Landschaftsraum 5 3. Arbeitsmethodik 6 Seite 4. Avifaunistische Bewertung des Landschaftsraums Gesamtcharakteristik des Brutvogelvorkommens Bewertungen einzelner Arten 27 Weißstorch 29 Schwarzstorch 33 Schwarzmilan 35 Rotmilan 38 Rohrweihe 41 Kornweihe 42 Wiesenweihe 43 Seeadler 46 Sperber 50 Habicht 51 Wespenbussard 52 Mäusebussard 53 Turmfalke 56 Rebhuhn 58 Wachtel 59 Kranich 60 Flußregenpfeifer 66 Kiebitz 67 Waldkauz 69 Uhu 70 Eisvogel 71 Steinschmätzer 72 Braunkehlchen 74 Sperbergrasmücke 76 Grauammer 77 Ortolan 81 Raubwürger 85 Neuntöter Zusammenfassung der Eignungsbewertung 87 2
3 1. Lage des Untersuchungsgebiets Das Untersuchungsgebiet befindet sich im Landkreis Ludwigslust-Parchim im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern und erstreckt sich etwa zwischen n. Br. sowie und ö. Lg. Es liegt ca. 500 m südlich der Ortschaft Kuhstorf, unmittelbar östlich der Ortschaft Redefin und unmittelbar westlich der Ortschaft Groß Krams (alle Gemeinden gehören zum Amt Hagenow-Land des Landkreises Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern). Die Ortschaft Redefin befindet sich teilweise innerhalb des Untersuchungsgebietes. Abb.1 : Lage der Potentialfläche in Mecklenburg-Vorpommern Innerhalb des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern findet man das Vorhabensgebiet südlich von Hagenow und Schwerin und weniger als 80 km OSO von Hamburg. 3
4 Die folgende Karte zeigt im rot umrissenen Bereich das Gebiet für die Brutvogelerfassung und im lila markierten Bereich die Zone für die zusätzlichen Greifvogelkontrollen: Abb. 2: Untersuchungszonen 4
5 2. Charakteristik im Landschaftsraum Das Untersuchungsgebiet liegt im Bereich des Südwestlichen Vorlandes der Seenplatte in der Großlandschaft des Südwestlichen Altmoränen und Sandergebietes am Rande der Landschaftseinheit des Südwestliches Altmoränen und Sandergebiet. Es befindet sich in einer ebenen bis flachwelligen Altmoränenlandschaft. Die Höhe beträgt etwa m ü. NN (10-fach überhöhtes Geländeprofil): Abb. 3: Höhenprofil des Untersuchungsgebietes Die Flächen werden in erster Linie landwirtschaftlich genutzt. Sie werden durch mehrere versiegelte und unversiegelte Wirtschaftswege und die hochfrequentierte Bundesstraße B 5 zerschnitten. Neben wegbegleitenden Alleen, Baumreihen und -hecken findet man im Gebiet kaum kleinere Feldgehölze sowie nicht-weggebundene Baumund Strauchhecken. Weiterhin beinhaltet das Gebiet einige Tümpel und Weiher in der Feldflur. Die Felder werden durch ein tief eingeschnittenes Grabensystem in Richtung Sude entwässert. Örtlich finden sich Brachen oder Grünlandsäume an Entwässerungsgräben. Derartige Flächen bilden jedoch die Ausnahme. 5
6 An der West- und Südkante der Erfassungsraumes befinden sich größere Kiefernforste. Im Rahmen der zusätzlich erforderlichen Greifvogelerfassungen in einem Bereich bis m um die Potentialfläche, sind zudem Grünlandzonen und insbesondere das Sude-Bachtal in die Habitatliste aufzunehmen. Die m-untersuchungszone umschließt dann auch mehrere dörflich strukturierte Ortschaften. Das Klima der Region zeigt einen schwachen maritimen Einfluss. Die Niederschläge liegen durchschnittlich über 650 mm pro Jahr etwas über dem Normalbereich. Im Untersuchungsgebiet selbst bestehen keine besonderen Schutzgebiete. 3. Arbeitsmethodik Das Gebiet wurde zwischen dem und insgesamt 14 x kontrolliert. Die Kontrollen erfolgten dabei flächendeckend. Dazu kamen 8 Kurzbesuche sowie 3 nächtliche Ruferfassungen (Eulenvögel) von Februar bis April Aufgrund von Wiesenweihen-Beobachtungen im Juli und August erfolgten weitere Nachsuchen, auch noch im Mai Die Beobachtungsdauer variierte zwischen 6 und 9 Stunden. Bei abendlichen Erfassungen nacht- oder dämmerungsaktiver Arten 2,5-3 Stunden. Eine systematische Suche der Gelege erfolgte in der Regel nicht, da insbesondere bei den kritischen Arten eine durch die Störungen bedingte Gefährdung der Bruten nicht auszuschließen war. Neben der Zählung der Vögel der einzelnen Arten wurde nach Möglichkeit der jeweilige Brutstatus erfasst. Dabei wurden bei den Zielarten die jeweiligen Aktionsräume der Paare annähernd ermittelt. Dies erfolgte auch für Brutpaare, die offenbar außerhalb des Untersuchungsgebietes brüteten, jedoch ihr Nahrungsgebiet zumindest teilweise Untersuchungsareal hatten. In wenigen Fällen kam es zur gleichzeitigen Anwesenheit von Brutvögeln und Durchzüglern. Die Erfassung erfolgte weitgehend nach Südbeck, P.; H. Andretzke; S. Fischer, K. Gedeon u.a. Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands Radolfzell Seltene oder bewertungsrelevante Arten wurden nach Möglichkeit ausgezählt. Weniger seltene Arten wurden hinsichtlich deren Häufigkeit nur skaliert bewertet. 6
7 Wesentliche Beobachtungen erschienen in tagfertigen Arbeitskarten, um so die spätere Lokalisierung der Einzelbeobachtungen zu erleichtern. Neben den durch das CompuWelt-Büro veranlassten Erfassungen standen wenige Gutachten zur Verfügung (Sinning 2009, Bauer 2009). Verschiedene Mitglieder der BI stellten insbesondere zur Zugzeit auch Beobachtungen zur Verfügung oder informierten telefonisch über, aus ihrer Sicht besondere Daten. Diese konnten nicht immer überprüft werden. Sie waren zudem aufgrund der fehlenden Erfassungsmethodik manchmal auch unscharf (z.b. Formulierungen wie massenhaft, tausende, viele). Die Ergebnisse der Brutbestands-Erfassungen sind in Tabelle 1 dargestellt. Die Abkürzungen in der folgenden Tabelle bedeuten: m = mehrere Individuen v = verbreitetes Vorkommen h = häufigeres Auftreten sh = sehr häufiges Vorkommen mind. = Anzahl der mindestens im Untersuchungsgebiet beobachteten Individuen, wobei weitere Vögel der Art nicht ausgeschlossen werden können, aber durch die Witterungsbedingungen nicht erfassbar waren 0,1 = weibliches Individuum 1,0 = männliches Individuum 2,3 = z.b. 2 Männchen und 3 Weibchen der Art 1,1+1,1 = 2 Paare der Art 3 = 3 Individuen unbestimmten Geschlechts 3+dj = 3 Individuen und mehrere diesjährige Individuen sm = singende Männchen rm = rufendes Männchen immat. = immature Individuen ad. = adulte (erwachsene Vögel) Individuen dj = diesjährige Indiv. w-farben = weibchenfarbene Vögel BP = Brutpaar rast. = rastende Individuen ü = überfliegend z = ziehend (m z = mehrere ziehend) DZ = Durchzügler NG = Nahrungsgast? = nicht völlig gesicherte Beobachtung Die Ergebnisse der Brutbestands-Erfassungen sind in Tabelle 1 (a und b) dargestellt. 7
8 Tabelle 1a: Brutzeitbeobachtungen und Brutnachweise von potentiellen Vogelarten im Gebiet Groß Krams (April-Juni 12) Art/Syntax wissenschaftl. Bez LAPPENTAUCHER PODICIPEDIFORMES SCHREITVÖGEL CICONIIFORMES Reiher Ardeidae Graureiher Ardea cinerea Silbereiher Casmerodius alba Störche Ciconiidae Weißstorch Ciconia ciconia 3 2 Schwarzstorch Ciconia nigra 1 ENTENVÖGEL ANSERIFORMES Entenvögel Anatidae Graugans Anser anser 1 2 Stockente Anas platyrhynchos m 16 GREIFVÖGEL ACCIPITRIFORMES Habichtartige Accipitridae Schwarzmilan Milvus migrans Rotmilan Milvus milvus Rohrweihe Circus aeruginosus Kornweihe Circus cyaneus 1 1 Wiesenweihe Circus pygargus 1 Seeadler Haliaeetus albicilla Sperber Accipiter nisus 1 1 Habicht Accipiter badius 1 1 Wespenbussard Pernis apivorus 1 1 Mäusebussard Buteo buteo FALKEN FALCONIFORMES Falken Falconidae Turmfalke Falco tinnunculus Merlin Falco columbarius 1 1 HÜHNERVÖGEL GALLIFORMES Glattfußhühner Phasianidae Rebhuhn Perdix perdix
9 Art/Syntax wissenschaftl. Bez Wachtel Coturnix coturnix KRANICHVÖGEL GRUIFORMES Kraniche Gruidae Kranich Grus grus WATVÖGEL CHARADRIIFORMES Regenpfeifer Charadriidae Flußregenpfeifer Charadrius dubius 2 2 Kiebitz Vanellus vanellus Möwen Laridae Lachmöwe Larus ridibundus TAUBEN COLUMBIFORMES Tauben Columbidae Columba livia (f.domestica) 2 2 Straßentaube Ringeltaube Columba palumbus m Hohltaube Columba oenas Türkentaube Streptopelia decaocto v 31 v 27 Turteltaube Streptopelia turtur 2 KUCKUCKE CUCULIFORMES Kuckucke Cuculidae Kuckuck Cuculus canorus SEGLER APODIFORMES Segler Apodidae Mauersegler Apus apus RACKENVÖGEL CORACIIFORMES Eisvögel Alcedinidae Eisvogel Alcedo atthis 3 SPECHTVÖGEL PICIFORMES Spechte Picidae Grünspecht Picus viridis Schwarzspecht Dryocopus martius Buntspecht Dendrocopos major m 4 m 6 Mittelspecht Dendrocopus medius 1 1 9
10 Art/Syntax wissenschaftl. Bez Kleinspecht Dendrocopos minor SPERLINGSVÖGEL PASSERIFORMES Lerchen Alaudidae Heidelerche Lullula arborea Feldlerche Alauda arvensis m m Schwalben Hirundinidae Rauchschwalbe Hirundo rustica m 5 m 16 Mehlschwalbe Delichon urbica 2 3 m 3 m 11 Stelzen Motacillidae Baumpieper Anthus trivialis m Wiesenpieper Anthus pratensis 1 Schafstelze Motacilla flava m 8 m 9 Bachstelze Motacilla alba m Zaunkönige Troglodytidae Zaunkönig Troglodytes troglodytes m 3 1 Braunellen Prunellidae Heckenbraunelle Prunella modularis Drosseln Turdidae Rotkehlchen Erithacus rubecola m m 1 m 11 Nachtigall Lucinia megarhynchos Hausrotschwanz Phoenicurus ochruros m Gartenrotschwanz Phoenicurus phoenicurus Steinschmätzer Oenanthe oenanthe Braunkehlchen Saxicola rubetra m Amsel Turdus merula m m Singdrossel Turdus philomelos m Wacholderdrossel Turdus pilaris Rotdrossel Turdus iliacus m Misteldrossel Turdus viscivorus Grasmücken Sylviidae Feldschwirl Locustella naevia 1 Sumpfrohrsänger Acrocephalus palustris Teichrohrsänger Acrocephalus scirpaceus 10
11 Art/Syntax wissenschaftl. Bez Gelbspötter Hippolais icterina 9 13 m Klappergrasmücke Sylvia curruca Dorngrasmücke Sylvia communis m-v Gartengrasmücke Sylvia borin m Mönchsgrasmücke Sylvia atricapilla m-v 4 m 11 Sperbergrasmücke Sylvia nisoria 2 Waldlaubsänger Phylloscopus sibilatrix m 2 v 8 Zilpzalp Phylloscopus collybita m 2 m 9 Fitis Phylloscopus trochilus m 2 m 4 Sommergoldhähnchen Regulus ignicapillus 1 m 2 Wintergoldhähnchen Regulus regulus 35 1 m 35 mind. 24 Finken Fringillidae Kernbeißer C. coccothraustes Buchfink Fringilla coelebs v 2 m 31 Girlitz Serinus serinus Grünfink Carduelis chloris m 5 m 18 Stieglitz Carduelis carduelis m 6 m 6 Bluthänfling Carduelis cannabina Gimpel Phyrrhula pyrrhula 2 3 Ammern Emberizidae Goldammer Emberiza citrinella v Rohrammer Emberiza schoeniclus 14 1 Grauammer Miliaria calandra m 13 m 15 Ortolan Emberiza hortulana Fliegenschnäpper Muscicapidae Grauschnäpper Muscicapa striata Trauerschnäpper Ficedula hypoleuca Schwanzmeisen Aegithalidae Schwanzmeise Aegithalos caudatus Meisen Paridae Sumpfmeise Parus palustris 1 Weidenmeise Parus montanus 1 Haubenmeise Parus christatus
12 Art/Syntax wissenschaftl. Bez Tannenmeise Parus ater 1 2 m m 9 Blaumeise Parus caerulus m 1 m 5 Kohlmeise Parus major v 3 m 6 Kleiber Sittidae Kleiber Sitta europaea Baumläufer Certhiidae Waldbaumläufer Certhia familiaris 1 Gartenbaumläufer Certhia brachydactyla Pirole Oriolidae Pirol Oriolus oriolus Würger Laniidae Raubwürger Lanius excubitor 1 1 Neuntöter Lanius collurio Krähen Corvidae Eichelhäher Garrulus glandarius m 6 Elster Pica pica Kolkrabe Corvus corax Dohle Corvus monedula 1 1 Rabenkrähe Corvus corone m 6 Nebelkrähe Corvus cornix Bastardkrähe Corvus corone x C. cornix 2 4 Stare Sturnidae Star Sturnus vulgaris m-v Sperlinge Passeridae Haussperling Passer domesticus m 4 m 22 Feldsperling Passer montanus m 19 m 21 Artenzahl grau markierte Artnamen weisen auf besonders planungsrelevante Spezies hin 12
13 Tabelle 1b: Brutzeitbeobachtungen und Brutnachweise von potentiellen Vogelarten im Gebiet Groß Krams (Juni-Juli 12) Art/Syntax wissenschaftl. Bez Summe BP/Status LAPPENTAUCHER PODICIPEDIFORMES SCHREITVÖGEL CICONIIFORMES Reiher Ardeidae Graureiher Ardea cinerea NG Silbereiher Casmerodius alba NG Störche Ciconiidae Weißstorch Ciconia ciconia 4 9 NG Schwarzstorch Ciconia nigra 1 NG ENTENVÖGEL ANSERIFORMES Entenvögel Anatidae Graugans Anser anser 1 4 NG Stockente Anas platyrhynchos m BP GREIFVÖGEL ACCIPITRIFORMES Habichtartige Accipitridae Schwarzmilan Milvus migrans BP Rotmilan Milvus milvus BP/NG Rohrweihe Circus aeruginosus BP Kornweihe Circus cyaneus 2 NG/DZ Wiesenweihe Circus pygargus NG/1 BP? Seeadler Haliaeetus albicilla BP Sperber Accipiter nisus BP Habicht Accipiter badius BP Wespenbussard Pernis apivorus BP Mäusebussard Buteo buteo 6 m BP FALKEN FALCONIFORMES Falken Falconidae Turmfalke Falco tinnunculus BP Merlin Falco columbarius 2 DZ HÜHNERVÖGEL GALLIFORMES Glattfußhühner Phasianidae Rebhuhn Perdix perdix BP 13
14 Art/Syntax wissenschaftl. Bez Summe BP/Status Wachtel Coturnix coturnix BP KRANICHVÖGEL GRUIFORMES Kraniche Gruidae Kranich Grus grus BP/DZ WATVÖGEL CHARADRIIFORMES Regenpfeifer Charadriidae Flußregenpfeifer Charadrius dubius 4 1 BP Kiebitz Vanellus vanellus BP Möwen Laridae Lachmöwe Larus ridibundus 4 4 NG TAUBEN COLUMBIFORMES Tauben Columbidae Columba livia (f.domestica) 4 8 NG/BV? Straßentaube Ringeltaube Columba palumbus BP Hohltaube Columba oenas BP Türkentaube Streptopelia decaocto BP Turteltaube Streptopelia turtur BP KUCKUCKE CUCULIFORMES Kuckucke Cuculidae Kuckuck Cuculus canorus 16 3 RP SEGLER APODIFORMES Segler Apodidae Mauersegler Apus apus DZ/NG RACKENVÖGEL CORACIIFORMES Eisvögel Alcedinidae Eisvogel Alcedo atthis BP SPECHTVÖGEL PICIFORMES Spechte Picidae Grünspecht Picus viridis BP Schwarzspecht Dryocopus martius BP Buntspecht Dendrocopos major 1 m BP Mittelspecht Dendrocopus medius 2 1 BP? 14
15 Art/Syntax wissenschaftl. Bez Summe BP/Status Kleinspecht Dendrocopos minor BP SPERLINGSVÖGEL PASSERIFORMES Lerchen Alaudidae Heidelerche Lullula arborea BP Feldlerche Alauda arvensis 22 m BP Schwalben Hirundinidae Rauchschwalbe Hirundo rustica 7 m BP Mehlschwalbe Delichon urbica BP Stelzen Motacillidae Baumpieper Anthus trivialis BP Wiesenpieper Anthus pratensis BP Schafstelze Motacilla flava BP Bachstelze Motacilla alba 7 m BP Zaunkönige Troglodytidae Zaunkönig Troglodytes troglodytes BP Braunellen Prunellidae Heckenbraunelle Prunella modularis BP Drosseln Turdidae Rotkehlchen Erithacus rubecola 3 m BP Nachtigall Lucinia megarhynchos BP Hausrotschwanz Phoenicurus ochruros BP Gartenrotschwanz Phoenicurus phoenicurus BP Steinschmätzer Oenanthe oenanthe BP Braunkehlchen Saxicola rubetra BP Amsel Turdus merula 8 m BP Singdrossel Turdus philomelos BP Wacholderdrossel Turdus pilaris BP Rotdrossel Turdus iliacus 4 DZ Misteldrossel Turdus viscivorus mind. 4 BP Grasmücken Sylviidae Feldschwirl Locustella naevia 1 DZ Sumpfrohrsänger Acrocephalus palustris BP Teichrohrsänger Acrocephalus scirpaceus 1 1 NG 15
16 Art/Syntax wissenschaftl. Bez Summe BP/Status Gelbspötter Hippolais icterina BP Klappergrasmücke Sylvia curruca BP Dorngrasmücke Sylvia communis 2 m BP Gartengrasmücke Sylvia borin BP Mönchsgrasmücke Sylvia atricapilla 6 m BP Sperbergrasmücke Sylvia nisoria BP? Waldlaubsänger Phylloscopus sibilatrix m BP Zilpzalp Phylloscopus collybita 3 m BP Fitis Phylloscopus trochilus 1 m BP Sommergoldhähnchen Regulus ignicapillus 3 mind. 6 BP Wintergoldhähnchen Regulus regulus m 110 mind. 30 BP Finken Fringillidae Kernbeißer C. coccothraustes BP Buchfink Fringilla coelebs 11 m-v BP Girlitz Serinus serinus BP Grünfink Carduelis chloris 5 m BP Stieglitz Carduelis carduelis mind. 6 BP Bluthänfling Carduelis cannabina BP Gimpel Phyrrhula pyrrhula BP Ammern Emberizidae Goldammer Emberiza citrinella 7 v BP Rohrammer Emberiza schoeniclus BP/DZ Grauammer Miliaria calandra BP Ortolan Emberiza hortulana BP Fliegenschnäpper Muscicapidae Grauschnäpper Muscicapa striata BP Trauerschnäpper Ficedula hypoleuca BP Schwanzmeisen Aegithalidae Schwanzmeise Aegithalos caudatus BP Meisen Paridae Sumpfmeise Parus palustris BP Weidenmeise Parus montanus 1 mind. 1 BP Haubenmeise Parus christatus BP 16
17 Art/Syntax wissenschaftl. Bez Summe BP/Status Tannenmeise Parus ater m BP Blaumeise Parus caerulus m BP Kohlmeise Parus major m BP Kleiber Sittidae Kleiber Sitta europaea BP Baumläufer Certhiidae Waldbaumläufer Certhia familiaris 1 2 mind. 1 BP Gartenbaumläufer Certhia brachydactyla BP Pirole Oriolidae Pirol Oriolus oriolus BP Würger Laniidae Raubwürger Lanius excubitor BP Neuntöter Lanius collurio BP Krähen Corvidae Eichelhäher Garrulus glandarius BP Elster Pica pica BP Kolkrabe Corvus corax BP Dohle Corvus monedula 2 4 NG/BP? Rabenkrähe Corvus corone 19 m BP Nebelkrähe Corvus cornix 5 m BP Bastardkrähe Corvus corone x C. cornix 1 m 1 8 NG Stare Sturnidae Star Sturnus vulgaris 900 v DZ/40-48 BP Sperlinge Passeridae Haussperling Passer domesticus 28 m mind. 25 BP Feldsperling Passer montanus BP Artenzahl grau markierte Artnamen weisen auf besonders planungsrelevante Spezies hin 17
18 4. Avifaunistische Bewertung des Landschaftsraumes Das Gutachtliche Landschaftsrahmenprogramm Westmecklenburg 2008 sowie die aktuelle Umweltkartendatenbank des Bundeslandes ( weisen im Umfeld des Untersuchungsgebietes besondere Vorranggebiete für den Vogelzug, Landschafts- und Naturschutz aus. Abb. 4: Lage der SPA im Untersuchungsgebiet Legende : Dabei dominieren westlich des UG das Sudetal (LSG und FFH-Gebiet) sowie südlich das Europäische Vogelschutzgebiet (SPA) Lübtheener Heide DE
19 Abb. 5: Grenzen des SPA bei Belsch und nordwestlich im Bereich der Kleinen Sude das SPA Mecklenburgisches Elbetal DE : Abb. 6: Grenzen des SPA bei Redefin 19
20 Zu diesen Schutzgebieten sind bei der Ausweisung eines Eignungsgebietes für Windenergieerzeugung von mindestens 500 m einzuhalten. Schließlich ist dabei auch zu prüfen, ob der Eingriff nachhaltige Wirkungen auf das Schutzgebiet haben könnte. Die maßgeblichen Gebietsbestandteile der Lübtheener Heide sind dabei: 20
21 21
22 Von den so ausgewiesenen Vogelarten zeigen sich im Nahbereich des Untersuchungsraumes nur wenige Arten während der Brutzeit. Von den Zielarten des großen SPA Mecklenburgisches Elbetal sind südlich des UG nur Bereiche des Kiefernforstes betroffen. Hier seien daher aus der umfangreichen Liste nur die Arten: Blässgans, Heidelerche, Kranich, Ortolan, Rotmilan, Saatgans, Schwarzmilan, Schwarzspecht, Schwarzstorch, Seeadler, Singschwan Weißstorch, Wespenbussard, Wiesenweihe und Zwergschwan als für das Vorhaben relevant ausgewählt. Das betrifft zwar zum Teil auch Zugvogelarten, aber auch die verbleibenden Brutvogelarten korrespondieren möglicherweise mit dem Kontrollraum. Die Ackerflächen des Untersuchungsgebietes sind als hochwertige Rast- und Nahrungsgebiete bekannt. Die Bedeutung des Areals als Brutraum ist wenig untersucht. Im Untersuchungsgebiet selbst bestehen keine besonderen Schutzgebiete. 22
23 5. Gesamtcharakteristik des Brutvogelvorkommens Im Untersuchungsgebiet (UG) wurden 108 brütende und wahrscheinlich brütende Vogelarten bzw. übersommernde Arten festgestellt. 34 Vogelarten befinden sich hiervon auf der Roten Liste Deutschland und/oder Mecklenburg-Vorpommerns. Von den 108 festgestellten Spezies waren 90 Arten sicher Brutvogel, weitere 5 Arten wahrscheinlich Brutvogel. 13 Arten traten zusätzlich als Nahrungsgast auf und brüteten offenbar zumindest im Umfeld des UG. Bei 8 Spezies ist davon auszugehen, dass diese im Untersuchungszeitraum nur durch das Kontrollgebiet durchzogen. Die Artenzahl ist für eine vorwiegend land- und forstwirtschaftliche genutzte Fläche in Mecklenburg-Vorpommern geringfügig überdurchschnittlich. Die Brutpaardichte erreicht nur für nur wenige Arten lokal überdurchschnittliche Werte (Braunkehlchen, Ortolan, Grauammer, Goldammer). Die geringe Verkehrsdichte vor allem in den Randbereichen des Untersuchungsraumes begünstigt hier ungestörte Brutverläufe. Entlang der Bundesstraße B 5 ist die Brutdichte dagegen besonders niedrig. Das Artenspektrum umfasst allein 12 Greifvogelspezies (11%). Vor allem an Waldrändern sowie über den Grünlandzonen des Untersuchungsgebietes sind Individuen dieser Arten häufiger auf Nahrungssuche anzutreffen. Die Hecken und Baumreihen im UG bilden für eine Reihe von Sperlingsvogelarten einen bevorzugten Brutraum (Ammern, Finken). Grenzlinien zwischen verschiedenen Biotoptypen sind im UG nicht ausschließlich an Wege oder Straßen gebunden, sondern werden auch durch Flurgrenzen bestimmt. Die Baumreihen oder Hecken sind wichtige Brutplätze oder bilden Singwarten für Arten wie Ortolan, Goldammer, Grauammer oder Neuntöter. Das Artenspektrum umfasst erwartungsgemäß nicht wenige an Waldungen gebundene Arten. Dies wird durch die Kiefernforste östlich von Belsch, südlich von Groß Krams sowie nördlich von Redefin bewirkt. Eine starke Anziehungskraft auf verschiedene Vogelarten haben die Brach- und Grünlandflächen etwa 1500 m südwestlich von Groß Krams. Auch diese Bereiche werden auffällig oft von Greifvögeln, aber auch Schmätzern besucht. 23
24 Mangels größerer Gewässer finden sich nur wenige Wasservögel oder an Gewässer gebundene Arten im UG. Sie bevorzugen die Gräben und wenige Teiche auch für die Brut. Dazu kommen mit dem Weiß- und Schwarzstorch, Grau- und Silberreiher attraktive nichtbrütende Nahrungsgäste. Ökologisch weniger bedeutsam für das Brutgeschehen sind die Feldfluren im gesamten Areal einzuschätzen. Zusätzlich bilden die Feldraine für wenige Arten einen bedeutsamen Lebensraum (Schafstelze, Braunkehlchen). Aufgrund des dominierenden Energiemais-Anbaus meiden selbst Feldlerchen diese Bereiche. Auch die Feldrainbreite ist für eine stabile Vogelfauna der Offenlandschaft zu gering. Andererseits bilden die Randbereiche der Biogasanlagen mit dem hohen Biomasseangeboten für Sperlingsvögel und Finken ein erhöhtes Nahrungsangebot. Der Einfluss der umliegenden Siedlungen und Einzelgehöfte auf die Brutvogelfauna im UG ist insgesamt gering. Nur in den Randlagen kommt es gelegentlich zur Nahrungssuche von weiteren, dorfbewohnenden Arten (Hausrotschwanz, Feldsperling, Rauchschwalbe, Mehlschwalbe). Der Untersuchungsraum bietet jedoch besonders seltenen und geschützten Arten Brut- und Nahrungsraum. Hier seien noch einmal Kiebitz, Rohrweihe, Rebhuhn, Ortolan, Steinschmätzer, Raubwürger und Kranich hervorgehoben. Einige Arten treten in der Mehrzahl als Nahrungsgäste auf. Sie brüten z.t. im Sude-Flusstal, in den umliegenden Ortschaften bzw. nutzen die Ackerflächen als Rastplatz (Rohrweihe, Kranich, Kiebitz). Die folgende Karte umreißt die hauptsächlichen Brutgebiete oder Nahrungsräume hier brütender, planungsrelevanter Vogelarten (Braunkehlchen, Kiebitz, Neuntöter, Ortolan, Raubwürger Rotmilan, Rohrweihe, Steinschmätzer, Rebhuhn, Wachtel, Kranich, Wiesenpieper): Wichtungen Für die Bewertung der Eingriffsfolgen durch ein WEA-Feld sind nicht alle Vogelarten gleichwertig anzusehen. Es gibt sogar Vogelarten, die vermehrt in Windparks zu brüten beginnen (z.b. Hühnervögel) und praktisch Gewinner des Eingriffs sein können. Selbst bei Spezies, die häufiger als Vogelschlagopfer bekannt sind, wird ein Teil der Verluste wiederum durch eine aufgrund des konkurrenzfreieren Nahrungsangebots erhöhte Reproduktion aufgefangen werden. Hier steht die Forschung jedoch noch am Anfang. 24
25 Die wesentlichen Faktoren, die sich negativ auf die Populationen verschiedener Vogelarten einwirken sind: a) Verluste durch Vogelschlag b) Meideverhalten aufgrund der optischen Wirkung der sich drehenden Rotoren c) Meideverhalten aufgrund der erhöhten Geräuschpegel d) Verluste von Bruthabitaten durch Zuwegungen und Stellflächen e) Verluste von Nahrungsflächen durch Versiegelungen von Freiflächen Für die einzelnen, detaillierter betrachteten Arten kann aufgrund von mehrjährigen Felduntersuchungen etwa folgendes Verhaltensbild und eine geschätzte Wichtung angenommen werden: Art Vogelschlag optische Wirkung Geräusche Bruthabitate Nahrungsflächen Gewicht (0-100) Rotmilan *** Weißstorch ** * * 100 Schwarzstorch * **? 100 Wiesenweihe * * 100 Kiebitz * * 100 Uhu? * 90 Schwarzmilan ** * + 80 Kranich? * 70 Seeadler * 70 Raubwürger?? + 70 Steinschmätzer? Rohrweihe * * 50 Eisvogel? 40 Sperbergrasmücke * 40 Wespenbussard * 30 Flußregenpfeifer?? Wachtel? * 30 Habicht * 30 Sperber * + 30 Waldkauz? * 20 Ortolan? *? 20 Rebhuhn Mäusebussard *** * + 15 Turmfalke ** Braunkehlchen? Grauammer * 10 Neuntöter * + 10 Tabelle 2: Wichtungen planungsrelevanter Vogelarten; Legende: ***=sehr hohe Gefährdung, ** = hohe Gefährdung, *= geringe Gefährdung,? = unklare Wirkung, + = geringe bestandsfördernde Wirkung, ++ = spürbare Bestandsförderung 25
26 Die Wichtung der artspezifischen Planungsrelevanz ergibt sich folglich aus den Risiken für die lokale Population einer Art und deren überregionale Bedeutung. Insbesondere die überregionale Bedeutung ist durch verschiedene Schutzlisten (Rote Listen, FFH-Richtlinie u.a.) administrativ bestimmt, unterliegt aber auch subjektiven Bewertungen durch kulturelle Einflüsse. Abb. 7: Bevorzugte Lebensräume planungsrelevanter Arten 2012 (grafisch gewichtet entsprechend Tab. 2) Es zeigt sich dabei, dass insbesondere die Flächen südlich der Bundesstraße 5 besonders intensiv als Nahrungs- und Brutraum genutzt werden. Diese liegt u.a. daran, dass hier nicht nur Mais-Anbau erfolgt ist und aufgrund linearer Gehölzstrukturen hinreichend viele Grenzlinien zwischen verschiedenen Habitaten auch eine höhere Diversität befördern. 26
27 6. Bewertung einzelner Arten Eine besondere Bedeutung für die Bewertung der Folgen der beabsichtigten Eingriffe durch den Bau von WEA haben nach Froelich und Sporbeck (2002, Leitfaden zur Durchführung von FFH-Verträglichkeits-Untersuchungen) sowie eigenen, langjährigen Untersuchungen im Umfeld von WEA folgende Arten im Untersuchungsgebiet: Art wissenschaftl. Bez. 27 Rote Liste D 2007 Rote Liste MV 2003 BP/Status Weißstorch Ciconia ciconia 3 3 NG Schwarzstorch Ciconia nigra 1 NG Schwarzmilan Milvus migrans V 1 BP Rotmilan Milvus milvus 3-4 BP/NG Rohrweihe Circus aeruginosus 1 BP Wiesenweihe Circus pygargus 2 1 NG/1 BP? Seeadler Haliaeetus albicilla 1 BP Sperber Accipiter nisus 1 BP Habicht Accipiter badius 1 BP Wespenbussard Pernis apivorus V V 1 BP Mäusebussard Buteo buteo 7-8 BP Turmfalke Falco tinnunculus 1-2 BP Rebhuhn Perdix perdix BP Wachtel Coturnix coturnix 6-7 BP Kranich Grus grus 3 BP/DZ Flußregenpfeifer Charadrius dubius 1 BP Kiebitz Vanellus vanellus BP Waldkauz Strix aluco 4-5 BP Uhu Bubo bubo 1 NG Eisvogel Alcedo atthis 3 2 BP Steinschmätzer Oenanthe oenanthe BP Braunkehlchen Saxicola rubetra BP Sperbergrasmücke Sylvia nisoria 1-2 BP? Grauammer Miliaria calandra BP Ortolan Emberiza hortulana BP Raubwürger Lanius excubitor BP Neuntöter Lanius collurio 5 BP Tabelle 3: Rote Liste- und Brutstatus planungsrelevanter Vogelarten Für die oben genannten Arten werden die jeweiligen Gefährdungspotentiale artweise bewertet und deren Vorkommen im Untersuchungsgebiet beschrieben. Bei der Auswertung wurden auch zur Verfügung gestellte Materialien der BI Redefin u.a. sowie ein Beobachtungsbericht des Gutachterbüros Martin Bauer (Grevesmühlen 2009) berücksichtigt. Farblich markierte Flächen (Kreise) kennzeichnen den etwaigen Aktionsraum der beobachteten Individuen der jeweiligen Art, Pfeile zeigen beobachtete Flugrouten der Individuen.
28 Weitere Vogelarten wurden wegen Bindung an durch WEA nicht betroffene Bruthabitate nicht näher spezifiziert (z.b. Spechte, Waldlaubsänger, Tannenmeise, Goldhähnchen-Arten für Waldvogelarten; Türkentaube, Haussperling, Mehlschwalben, Hausrotschwanz u.a. bei ausgeprägter Ortschaftsbindung). Arten, deren Ereignishorizont unterhalb der Rotorblätter liegen (<40 m) und die auch in WEA-Felder brütend angetroffen werden sind als nicht betroffen ebenfalls von der Artanalyse ausgenommen worden. Hier finden sich viele Bodenbrüter unter den Sperlingsvögeln. Bei Arten mit einem erhöhten Schutzbedarf wurde von diesem Ausschluss der Artanalyse abgesehen. Bei der Bewertung der einzelnen Arten wurde verfügbares Material anderer Gutachten und der Bürgerinitiativen gegen Windenergie, so diese nachprüfbar oder plausibel erschienen, berücksichtigt. Im Material der BI sind z.t. offensichtliche Fehlbestimmungen enthalten (z.b. Seidenreiher - Silberreiher). Derartige Daten wurden nach Möglichkeit korrigiert oder verworfen. Arten, deren Planungsrelevanz wegen geringer Beobachtungszahlen oder geringer Gefährdungseinstufungen unauffällig sind, wurden daher ebenfalls nur bei der summarischen Bewertung des Untersuchungsraumes ausgewertet. 28
29 Weißstorch (Ciconia ciconia) Abb. 8: Weißstorch Mai-Juli 2012 Der Weißstorch hat nach erfolgreichem Brüten in Vorjahren im Jahr 2012 nicht in Redefin gebrütet. Trotzdem wurden Weißstörche im Umfeld des ehemaligen Brutplatzes festgestellt. Brutplätze in Bresegard und Kuhstorf waren 2012 besetzt. Alle Brutplätze (auch der z.zt. unbesetzte) liegen jedoch außerhalb der für diese Art relevanten TAK von 1 km zwischen WEA-Feld und Nest. Die Brutpaare aus Bresegard und Kuhstorf suchten ihre Nahrung in der Regel außerhalb des Untersuchungsgebiets. Es ist nicht auszuschließen, dass die bei Redefin beobachteten Weißstörche vorjährige Brutvögel waren und nur 2012 mit dem Brüten ausgesetzt haben. Beobachtungen von Weißstörchen im Umfeld von Windparks (Redlin, Kuhs u.a.) zeigen aber auch, dass die Art bei geeigneten Biotopen, diese auch zwischen den WEA nutzen. Diese Störche kennen ihren Lebensraum und unterfliegen die Rotoren. Das Risiko mit diesen zu kollidieren ist jedoch für Durchzügler größer. 29
30 Lebensraumansprüche und Verhalten der Weißstörche Der Weißstorch (Ciconia alba) ist ein Kulturfolger. Diese Annäherung an die Menschen erfolgte offenbar mit dem Beginn der Rodungen in Mitteleuropa vor etwa 1000 Jahren. Die damals neu entstehenden landwirtschaftlich genutzten Freiflächen bilden auch heute noch eine wichtige Grundlage für den Artbestand. CREUTZ (1988) benennt offenes Gelände mit niedrigem Pflanzenbewuchs, z.b. Gras- und Riedland bzw. extensiv bewirtschaftete oder brachliegende Flächen, selbst wenn diese von kleinen Baum- oder Feldgehölz-Gruppen durchzogen werden, als den typischen Lebensraum von Ciconia alba. Dabei sind Dauergrünland, kurzrasige Weidekoppeln oder mehrfach im Jahr gehauene Wiesen für den Weißstorch existenziell. Dabei sind ein hoher Grundwasserstand oder regelmäßige Überflutungen mit verbleibenden Nassstellen oder stehende Gewässer begünstigend. Von besonderem Nachteil ist in der Regel hohe Vegetation. Dadurch werden oft auch Felder nach der Ernte im Juli, Juli oder August für die Aufzucht der Jungvögel oder deren Stärkung attraktiv. CREUTZ (1988) schreibt weiter, dass für eine Ansiedlung in einem Umkreis von 3 km um den Horst etwa 25 % der Nahrungsfläche (=200 ha Grünland) den angeführten Bedingungen entsprechen. Diese 3000 m sind auch der gewöhnlich maximale Nahrungsbereich, bei dem möglichst Blickkontakt zum Nest bestehen sollte. Erst bei größeren Jungvögeln erfolgen die Nahrungsflüge auch über weitere Distanzen. Die verfügbare Nahrungsfläche regelt offenbar die mittlere Zahl der Jungvögel je Horst. Ist die Siedlungsdichte je ha Nahrungsfläche größer, so nimmt die Jungenzahl stetig ab, unterschreitet aber den Mittelwert von 2,5 JZm (Jungenzahl bei Horsten mit Bruterfolg) nicht (Profus 1986). Der generelle Rückgang der Art folgt in erster Linie aus der Veränderung der Struktur der Landwirtschaft (FEIGE 1987; FEIGE, ZÖLLICK 1988). Davon zeugen auch diverse Brutplatzverluste in Mecklenburg-Vorpommern. Die derzeitigen Flächenstilllegungen führen wegen der oft hohen Vegetation und der Ferne von bestehenden Ortschaften nicht automatisch zu Neuansiedlungen. Ein besetzter Weißstorchbrutplatz ist damit zugleich auch Bioindikator für eine halbwegs intakte Umwelt. Aufgrund des Nahrungsspektrums des Weißstorches zeigt sich die Art zudem als regulierender Faktor für den Landwirt. Dabei wechselt die Nahrungspalette je nach Angebot. Einen großen Anteil nehmen dabei Mäuse verschiedener Arten ein. 30
31 Er verschmäht keine Beute aus den Gewässern (Fisch, Lurche, Kriechtiere, Würmer) und frisst diverse Insektenarten. Selbst Vögel werden genommen, so er sie denn erreichen kann. Frösche und noch weniger Kröten werden weit weniger gern genommen, als es die Legendenbildung vermuten lässt. Dazu H. SCHULZ (1994): Der Nahrungsbedarf einer Storchenfamilie ist enorm. Etwa vier Kilogramm Nahrung müssen die Altstörche täglich erbeuten, annähernd fünf Zentner während einer Brutsaison, um sich und ihre Jungen ernähren zu können. Gelingt ihnen das nicht, dann verhungern die schwächeren Nesthäkchen. In Mitteleuropa mit seinen intensivst genutzten und ausgeräumten Landschaften fliegen deshalb in den meisten Jahren nicht mehr als durchschnittlich ein bis zwei Junge aus. Ganz anders dagegen sieht es in manchen Regionen Ost- und Südeuropas aus, wo die durchschnittliche Jungenzahl bei drei oder mehr Küken pro Horst liegen kann, und wo gar nicht so selten bis zu sechs Junge in einem Nest groß werden. Bei der Nahrungssuche liest der Weißstorch sein Jagdgebiet abschreitend von der Bodenoberfläche, von Pflanzen und aus seichtem Wasser alles auf, was er mit seinem langen Schnabel packen und verschlucken kann. Dabei ist er durchaus nicht wählerisch. Regenwürmer, Schnakenlarven, Heuschrecken und andere Insekten und ihre Larven erbeutet er ebenso wie Mäuse, Maulwürfe und Jungvögel, Frösche, Kaulquappen, Schlangen und Fische. Auch Aas wird nicht verschmäht. Gerne folgen Störche bei der Mahd den Traktoren, um aufgescheuchte Beutetiere aufzunehmen. Die größte Nahrungseffizienz erreicht der Weißstorch auf Flächen mit niedrigen Pflanzenwuchs oder kahlen Feldern (PINOWSKI ET. AL. 1986). Das Nahrungsangebot korreliert jedoch oft mit der Wuchshöhe der Pflanzen, so dass das Optimum des Verhältnisses von Nahrungsaufnahme und -angebot offenbar auf kurzrasigen, artenreichen Flächen liegt. HEMKE (1985) belegt die Bevorzugung von Rinderweiden (74,7 % der Anflüge) bei marginaler Nahrungssuche auf Ackerflächen (3,9 %). Einen erheblichen Risikofaktor technischer Art bilden in Mitteleuropa die Stromleitungen unterschiedlicher Höhe (FIEDLER,WISSNER 1986). In den letzten Jahren sind erste Fälle von an Windenergieanlagen getöteten Weißstörchen (so auch 2002 im ehem. Kreis Parchim, Kintzel mdl.) bekannt geworden. Selbst Kollisionen bzw. Abstürze verursacht durch Flugzeuge sind bekannt geworden (Vogelschlag, Verwirbelungen). Diese Verluste bleiben jedoch hinter denen aus den Biotopverlusten zurück. Dabei können schon gelegentliche Grün- 31
32 landumbrüche (und sei es nur zur falschen Jahreszeit) zur Aufgabe des Nestplatzes führen. Einen etwas höheren Anteil nehmen Unglücke im Nestbereich oder an den horsttragenden Gebäuden selbst ein. Der Weißstorch zeigt ob seiner Erfahrungen mit den Menschen eine erhebliche Störungstoleranz gegenüber ihm bekannten Ereignissen oder Geräuschen im Siedlungsbereich. Problematischer sieht es mit ungewöhnlichen Ereignissen aus. Diese können zu plötzlichem Fluchtverhalten führen (z.b. Hubschrauberannäherung). Insbesondere zur Brutzeit wird auch die Annäherung von fremden Menschen argwöhnischer begleitet. Aus diesem Grund ist die Übergangszeit zwischen Eingriff und einer möglichen Gewöhnung für die Akzeptanz des Windrades durch den Storch entscheidend. Aber selbst dann kann eine weitere Beeinträchtigung durch veränderte Flugwege nicht ausgeschlossen werden. Für die konkrete Situation ist das Verhalten des Weißstorches bei Störungen durch Dritte zu beachten. Das Erschrecken (z.b. durch Hunde oder Fahrzeuge) führt in der Regel zu spontanem Fluchtverhalten, bei dem weitere Faktoren wie z.b. sich drehende Rotoren nicht mehr berücksichtigt werden. Somit steigt durch die Nähe der Windenergieanlage zum Nahrungsgebiet die Gefahr für einen Vogelschlag und damit für Erfolg oder Misserfolg der Brut. Schreckeffekte durch die Windenergieanlage selbst wurden bei Großvögeln bis 800 m registriert (VAUK- HENTZELT,IHDE 1999). Das Wissen über die Wechselwirkungen von Windenergieanlagen und Vögel ist sehr lückig und weitgehend unzureichend. Das gilt auch für den Weißstorch. Tausende Großvögel ab Taubengröße, insbesondere Greifvögel und Störche, verunglücken jährlich an Mittelspannungs-Freileitungen. Beim Weißstorch ist es die häufigste Todesursache. Abb. 9 32
33 Schwarzstorch (Ciconia nigra) Abb. 10: Schwarzstorch Juni-Juli 2012 Schwarzstörche wurden 2012 und 2013 im Untersuchungsgebiet nicht beobachtet. Eine Beobachtung eines Jungvogels wurde am in der Nähe des ehemaligen Brutplatzes gemacht. Das ehemalige Brutvorkommen ist jedoch seit 2009 erloschen blieb das Brutvorkommen ohne Erfolg. C. Rohde (briefl. 2012) führt die Aufgabe des Horstes auf die Ansiedlung eines Seeadlerpaares in der Nähe des Schwarzstorchhorstes zurück. Ein Brutvorkommen wäre jedoch planungsrelevant gewesen, da Teile des angedachten Windenergie-Eignungsgebietes in der 6 km-zone um den Horst gelegen hätten. Innerhalb dieser Zone gilt: Freihalten von potentiellen Nahrungsflächen und Gewährleistung der Erreichbarkeit derselben im Radius von 6000 m um den Horst (TAK M-V 2009). Interessant, aber nicht ungewöhnlich, sind dennoch einzelne Beobachtungen von Schwarzstörchen im Bereich Belsch und Redefin. Diese wurden durch die Bürger- 33
34 initiativen gegen den Windpark Groß Krams gesammelt. Derartige rastende Vögel werden insbesondere im April und auch im August und September an verschiedenen geeigneten Stellen in Mecklenburg-Vorpommern beobachtet. Die Behauptung, dass dieser immer noch von April bis zum Herbst 2011 im Gebiet anwesend war, ist nicht nachprüfbar. BAUER (Faunistische Erfassungen Gross Krams 2009) nennt ihn für 2009 auf den engeren Planungsflächen noch als Nahrungsgast. Insgesamt gesehen ist der Schwarzstorch bis zur (wenngleich wenig wahrscheinlichen) Rückkehr an seinen Brutplatz ab 2014 nach 5-jähriger Wartezeit nicht mehr planungsrelevant. 34
35 Schwarzmilan (Milvus migrans) Abb. 11: Schwarzmilan März-Mai 2012 Abb. 12: Schwarzmilan Juni-Juli
36 Abb. 13: Schwarzmilan März-Juli 2012 Der Schwarzmilan ist ein seltener und unregelmäßiger Nahrungsgast im Untersuchungsgebiet. Auch hier zeigt es sich, dass die Wälder und Grünlandflächen im Raum der Kleinen Sude für die Art interessanter sind, als die Feldfluren nördlich der B 5. Der Maisanbau reduziert in der Aufzuchtsphase der Jungmilane durch die dann erreichte Wuchshöhe das verfügbare Nahrungsangebot der Art erheblich. Bauer (2009) nennt ihn für die WEA-Feld-Flächen gar nicht. Die Bürgerinitiativen gegen den Windpark belegen in ihren gesammelten Daten eine erfolgreiche Brut 2012 bei Redefin. Diese Angabe basiert auf den übergebenen Daten von W. Thiel, der hier 2012 eine Horsterfassung durchführte. Die TAK des Landes verweisen für die Art auf folgende Regelung Die Horststandorte von Baum- und Wanderfalken, Rohrweihe, Rotmilan, Schwarzmilan, Rohr- und Zwergdommel, und die traditionellen Brutreviere des Wachtelkönigs sind bei der Einrichtung von Windenergieeignungsgebieten zu berücksichti- 36
37 gen, da diese Arten eine hohe Störungsempfindlichkeit gegenüber Windenergieanlagen aufweisen. Da aber landesweiten Verbreitungsdaten zur Verfügung stehen, kann eine Berücksichtigung nicht im Rahmen der Festlegung der tierökologischer Abstandspuffer erfolgen, sondern erst auf der Ebene der einzelfallbezogenen Betrachtung der nach Berücksichtigung aller anderen Kriterien verbleibenden potenziellen Eignungsgebiete. Die Abstandsempfehlungen der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten (2007) schlagen für die Art einen Mindestabstand zwischen Horst und WEA von 1 km vor. Damit wäre das geplante Gebiet durch den unmittelbar westlich von Redefin liegenden Brutplatz nicht betroffen. Es ist jedoch mit einer Einschränkung von Nahrungsflächen für die Art zu rechnen. Diese sind jedoch nur von geringer Quantität. In durch das CompuWelt-Büro kontrollierten WEA-Feldern in Mecklenburg- Vorpommern wurden mehrfach Schwarzmilane auch zwischen WEA auf Nahrungssuche beobachtet. Derartige Beobachtungen sind jedoch weit seltener als die von nahrungssuchenden Rotmilanen in Windparks. DÜRR ( nennt unter 1756 Vogelschlagopfern unter WEA nur 22 Schwarzmilane (keiner aus M-V). Dies weist auf ein ausgeprägtes Meideverhalten gegenüber WEA hin. 37
38 Rotmilan (Milvus milvus) Abb. 14: Rotmilan März-April 2012 Abb. 15: Rotmilan Mai
39 Abb. 16: Rotmilan Juni-Juli 2012 Rotmilane sind 2012 ab März regelmäßig im Untersuchungsgebiet (UG) anzutreffen gewesen. Am waren gleichzeitig 11 Individuen im Gebiet. Dies ist jedoch auf die laufenden Mäharbeiten zurückzuführen. Derartige Konzentrationen sind jedoch in derartigen Situationen normal. Insbesondere im März sind aber auch einzelne Durchzügler nicht auszuschließen. W. THIEL (2012) erfasste im Umfeld (Ortsrandlage) von Redefin 2 Brutplätze der Art. Beobachtungen bei Groß Krams und am Niels (nahe K 20) lassen jedoch 1-2 weitere Horste im Bereich der Redefiner Tannen als auch südlich von Groß Krams annehmen. Angesichts der Habitatsausstattung ist eine solche Brutdichte der Art jedoch im Normalbereich. Die Art ist relativ unempfindlich gegenüber WEA und jagt oft auch zwischen den Masten. Sie profitiert offenbar davon, dass weniger Konkurrenten vorhanden sind, allerdings steigt damit auch die Zahl der Vogelschlagopfer (DÜRR 2013 nennt 193 Vogelschlagopfer). Da aber landesweiten Verbreitungsdaten noch nicht zur Verfügung stehen, kann eine Berücksichtigung nicht im Rahmen der Festlegung der tierökologischer Abstandskriterien erfolgen, sondern muss mit einer einzelfallbezogenen Betrachtung erfolgen. 39
40 Die LAG der VSW verlangen für die Art einen Mindestabstand von 1 km zwischen Horst und WEA. Die Forderung bis 6 km die Nahrungsräume der Art zu sichern scheint jedoch realitätsfern. Es ist anzunehmen, dass durch den geplanten Bau von WEA kein Brutplatz gefährdet wird, jedoch aufgrund der Verhaltensweisen des Rotmilans Vogelschlagopfer nicht auszuschließen sind. Erfahrungen mit speziellen Ausgleichsmaßnahmen für die Art zeigen jedoch, dass das Risiko für die Brutvögel erheblich gesenkt werden kann. Abb. 17: Rotmilan März-Juli
41 Rohrweihe (Circus aeruginosus) Abb. 18: Rohrweihe März-Juli 2012 Die Rohrweihe blieb 2012 eine Ausnahmeerscheinung im Nahbereich des geplanten WEA-Feldes. Zum Teil können sich die Beobachtungen in der Feldflur auf Nichtbrüter oder späte Durchzügler beziehen. Die Beobachtungen im Sudetal bei Kuhstorf signalisieren jedoch einen Brutplatz nördlich des UG. Als Überraschungsjäger im bodennahen Bereich zeigt die Art eine relativ hohe Robustheit gegenüber WEA. Es ist dennoch nicht auszuschließen, dass die WEA die bestehenden Nahrungsflächen einschränken. REICHENBACH et al (2004) zeigen für die Rohrweihe aufgrund unterschiedlicher Angaben in wenigen Veröffentlichungen eine geringe (bis mittlere?) Empfindlichkeit an. Aufgrund der Jagdweise der Art unterhalb der Rotorenhöhe ist hier auch nicht von besonderen Gefahrenpotentialen auszugehen. Nach Untersuchungen von SINNING (2008) nutzen Rohrweihen in den Landkreisen Märkisch- Oderland, Stendal und Wittmund immer wieder Windparks bzw. die Bereiche 41
42 zwischen einzelnen WEA zur Nahrungssuche. HANDKE (mdl.) berichtet zudem von regelmäßigen Rohrweihenbruten in weniger als 200 m zu bestehenden WEA aus dem Bremer Raum. SCHELLER & VÖKLER (2007) belegen, dass hinsichtlich der Brutdichte bei Rohrweihe und Kranich keine signifikanten Unterschiede zwischen Gebieten mit und ohne WEA existierten und sich auch im weiteren Umfeld von WEA keine Bestandseinschränkungen existieren. Die Meidedistanz für die Brutplatzwahl wird von den Autoren mit m angenommen. Auch der Bruterfolg ist unabhängig von der Entfernung zu den WEA. REICHENBACH (2003) NWP (2002) berichtet von mehreren Beobachtungen jagender Rohrweihen innerhalb der Windparks mit 50 m bzw. 75 m Gesamthöhe der Anlagen. BERGEN (2002) bemerkt: Die Tatsache, dass sowohl Rohrweihe als auch Kornweihe nach Errichtung der WEA eine höhere Stetigkeit zeigten legt den Schluss nahe, dass der Windpark nicht zu einer Zerschneidung von Teillebensräumen geführt hat (Barriereeffekt). Eigene Beobachtungen zeigen die erhebliche Robustheit von nahrungssuchenden Rohrweihen zwischen den Masten eines WEA-Feldes mit Annäherungen an diese bis auf 20 m. Das Vorkommen der Rohrweihe ist insgesamt somit nicht planungsrelevant. Kornweihe (Circus cyaneus) Die Beobachtungen von zwei Kornweihen im April und Mai 2012 beziehen sich auf späte Durchzügler oder Nichtbrüter. Die Art brütet seit Jahren nicht mehr in Mecklenburg-Vorpommern. Derartige Beobachtungen sind zumindest bis Anfang Mai in Norddeutschland weitgehend normal. BAUER (2009) konnte die Art zur Brutzeit hier nicht feststellen. Die von H. M. Lösch (Jagdpächter Redefin) für 2011 auf der sogenannten Fregatt festgestellte Brut eines Kornweihen-Paares ist wenig glaubwürdig. Dem Beobachter war zudem die Bedeutung eines solchen Brutvorkommens wohl nicht bekannt. 42
43 Wiesenweihe (Circus pygargus) Abb. 19: Wiesenweihe Mai-Juli 2012, Mai 2013 Die Karte der Beobachtungen zeigt die Aktionsbereiche der beobachteten Weihen, wobei es sich in erster Linie um weibchenfarbene Vögel handelte. Die auffälligen Schauflüge von Wiesenweihen-Männchen wurden nicht beobachtet oder berichtet. Wiesenweihen wurden in den letzten Jahren sowohl von Laien als auch erfahrenen Ornithologen unregelmäßig im Großraum Redefin-Groß Krams beobachtet, ohne dass ein sicherer Brutnachweis erbracht werden konnte (wenngleich das Brüten mehrfach behauptet wurde, Informationen der Gegenwind-BI). Einzelne Belegfotos vorgeblicher Wiesenweihen der BI zeigen aber auch offensichtlich andere Greifvogelarten (z.b. Turmfalke). Auch BAUER (2009) hat sie in seiner Beobachtungsliste als Nahrungsgast dokumentiert. Allerdings war 2012 ein erheblicher Brutverdacht in einem Getreidefeld südlich der B 5 zu verzeichnen. Dieser Brutverdacht begründet sich in erster Linie auf die Beobachtung mehrerer weibchenfarbener Wiesenweihen Anfang August 2012 an 43
44 einem Schlaf- oder möglichem Brutplatz am Rand eines Getreidefeldes westlich von Groß Krams. Während der Monate Mai-Juli 2012 konnte ein solcher mehrfach aufgesuchter Ort im UG nicht festgestellt werden. Die bis zu 3 Wiesenweihen wurden auch noch nach dem Abernten des Feldes hier beim abendlichen Einflug beobachtet. Abb. 20 Da die Eiablage in Mecklenburg etwa Mitte Mai bis Anfang Juni beginnt, ist mit dem Ausfliegen der Jungweihen ab Mitte Juli zurechnen. Es könnte sich hier also durchaus noch um eine späte Brut der Art gehandelt haben, aber nach Konsultationen mit einem Wiesenweihen-Experten (A. Hofmann, Altentreptow) ist auch ein Schlafplatz eines Familienverbandes nach der Brutzeit nicht auszuschließen. Wie eine Maibeobachtung eines adulten Weibchens 2013 zeugt, ist der engere Bereich dieser 2012er Beobachtungen aber offenbar für die Art weiterhin attraktiv. Für den Fall einer Ausweisung eines Eignungsgebietes für Windenergieerzeugung bliebe hier aber das Risiko einer Einzelfallprüfung. REICHENBACH (2003) benennt den Fall des Baus eines WEA-Feldes bei Fiebing (Niedersachsen), bei dem nach dem Bau der WEA die Wiesenweihe aus dem Gebiet verschwand. Er zitiert weiterhin Untersuchungsergebnisse aus einem Windpark in Westfalen: Eine Barrierewirkung des Windparks war jedoch sowohl für die Kornweihe als auch für Rohr- und Wiesenweihe nicht zu erkennen. GRAJETZKY,B.M.HOFFMANN,TH.GRÜNKORN (2007) kommen nach eingehenden Untersuchungen mit besenderten Wiesenweihen zu folgenden vorläufigen Fazit für das Verhalten der Wiesenweihe gegenüber WEA: keine Meidung von WEA (Nistplatzwahl und Jagd) Flugaktivität meist unter Rotoren 44
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