Erfahrungsbericht über einen fünfmonatigen Erasmusaufenthalt in Cádiz (September 2005 bis Februar 2006)

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1 Erfahrungsbericht über einen fünfmonatigen Erasmusaufenthalt in Cádiz (September 2005 bis Februar 2006) Vorbereitungen: Versicherung: Wenn nicht schon vorhanden, sollte man unbedingt bei seiner Krankenkasse die neue EU- Krankenkassenkarte beantragen, die in allen Ländern der EU gültig ist. Das E-111-Formular für Austauschstudenten wurde abgeschafft. Bewerbung: Ich musste eine formlose Bewerbung in Form eines Briefes bei Professor Dr. Pechtl einreichen, der die Erasmus-Plätze für die BWL Studenten vergibt. Es empfiehlt sich, dies moeglichst früh zu machen. Ansonsten ist die Bewerbung erstaunlich einfach. Bei den Formularen der Uni Cadiz ist dann auch das AAA in Greifswald behilflich. Anreise: Ich empfehle auf jeden Fall, mit dem Flugzeug anzureisen, weil nach Jerez de la Frontera sehr viele Billigairlines fliegen und es seit dem letzten Jahr sogar einen Bus vom Flughafen in Jerez nach Cádiz gibt. Die Fahrt von Jerez nach Cádiz kostet nur 2,60 Euro. Einige meiner Freunde waren mit dem Auto angereist, was im Nachhinein aber nur teuer und stressiger war. In Cádiz war das Auto auch nur im Weg, für Wochenendtrips allerdings sehr nützlich. Billigairlines: Air Berlin, Condor, Hapag-Fly, Ryanair, Germanwings Fahrplan Bus nach Cádiz: Gepäck: Sehr zu empfehlen ist es, den Hin- und Rückflug zusammen zu buchen, weil man dann bei sehr vielen Airlines anstatt nur 20kg, 30kg mitnehmen darf (zum Beispiel bei Air Berlin). Die meisten Erasmus Studenten fahren sowieso über Weihnachten nach Hause, deswegen in die Zeit gleich den Rückflug legen. Wetter: 2005 konnte man noch bis in den Oktober hinein im Meer baden und es war schönes Strandwetter. Ich bin schon Anfang September nach Cadiz gefahren und hatte somit noch tolle vier Wochen, um den Strand zu geniessen und ein bisschen zu reisen. Im Oktober ist es zwar immer noch warm, aber wenn die Uni erstmal angefangen hat, hat man dann doch nicht mehr so viel Zeit. Zu beachten ist aber, dass es in Cádiz so gut wie nie Heizungen in den Wohnungen gibt und es daher im Dezember schon recht frisch werden kann, auch wenn 10 bis 15 C für uns noch sehr milde Temperaturen sind. In Cádiz herrschen dann auch in

2 den Häusern solche Temperaturen und daher sollte man auf warme Pullover nicht verzichten. Die Stadt: Cádiz gilt als die älteste Stadt Sprachkurs Altstadt Westeuropas und gliedert sich in einen alten und in einen neuen Teil. Neustadt Der alte Teil ist ein regelrechtes Gassengewirr und besteht aus unzähligen sehr hohen, alten, enggebauten Häusern. In der BWL- und Altstadt gibt es den, im Ingenieurfakultäten Vergleich zu den anderen, kleinen Strand Caleta, der direkt gegenüber der BWL- Fakultät ist. Im Winterhalbjahr (ca. ab September) spielt sich das Leben zum größten Teil hier ab und abends finden auf dem Plaza San Francisco die Botelons (man trifft sich auf einem großen Platz, bringt seine eigenen Mischgetränke mit und besäuft sich sinnlos bis tief in die Nacht) statt. In der Altstadt gibt es zwar auch mehrere Buslinien, jedoch ist es meistens genau so schnell, in dem Gassengewirr alles zu Fuß zu erledigen. Der neue Teil ist wesentlich moderner. Mit seinen breiten Straßen, den neueren Hochhäusern und der Leuchtreklame ist er komplett anders. Die bekannten Surf- und Badestrände Playa Victoria und Playa Santa Maria ziehen hier viele Strandbegeisterte an, jedoch muss man einen längeren Weg zur Uni und zu dem Sprachkurs in Kauf nehmen, wenn man in diesem Teil der Stadt wohnt. Es gibt mehrere Busverbindungen, aber diese Busse fahren leider nicht nachts, so dass sich viele Erasmus-Studenten in der Neustadt ein Fahrrad kaufen, um flexibler sein zu können. Unterkunft: Die Wohnungssuche gestaltete sich ziemlich schwierig, weil es in Cádiz jedes Jahr mehr Erasmus-Studenten gibt und alle Mitte September versuchen ein Zimmer dort zu finden. Man stellt sich also besser darauf ein, dass es ein bißchen länger dauern kann, bis man ein Zimmer findet. In der Zwischenzeit sucht man sich am besten eine schöne Pension in der Altstadt (z.b. El Sol am Simon Boulevard), das QuoQadiz gibt es nämlich nicht mehr). An den schwarzen Brettern der Fakultäten gibt es unzählige Wohnungsannoncen, die man am besten einfach abtelefoniert. Zusätzlich gibt es eine Wohnungsliste, die in der Calle Maranon erhältlich ist. Oft wird auch die Zeitung Cambalache (erscheint donnerstags) empfohlen, die ich allerdings nicht sehr hilfreich fand. Ich habe meine Wohnung in der Altstadt über die Wohnungsvermittlung der Uni gefunden. Man muss aber wissen, dass viele spanische Wohnungen nicht unbedingt unseren deutschen Standards entsprechen. In Cádiz

3 sind Zimmer ohne Fenster keine Seltenheit (im Gegenteil, dies schützt sogar im Sommer vor zu viel Hitze) und ich empfehle dies bei den Telefonaten gleich nachzufragen. Die telefonische Wohnungssuche gestaltete sich als sehr schwierig, da der gaditanische Dialekt sogar noch am Ende meines Aufenthalts für mich kaum zu verstehen war. Ich empfehle daher, soweit möglich, von Deutschland aus eine Bleibe zu organisieren, da damit auch der ganze Druck abfällt. Der Preis für ein WG-Zimmer liegt bei ca. 200 Euro. Billiger ist es, wenn Du eine komplette Wohnung anmietest und Dir deine WG dann zusammen suchst. Mit der Lage in der Altstadt konnte ich alles innerhalb weniger Minuten erreichen und war nicht auf einen Bus angewiesen. Sprachkurse: Intensivsprachkurs: Ich habe den Intensivsprachkurs, der von der Uni angeboten wird, nicht gemacht, da ich nicht wusste, dass einer angeboten wird. Deshalb hatte ich mich für einen Sprachkurs an einer privaten Sprachschule angemeldet (Sprachschule K2 in der Calle Ancha). Mein Kurs war zwar für seine 4 Wochen Dauer wesentlich teurer als der Unisprachkurs, vom Niveau her jedoch wesentlich besser, da wir maximal 5 Personen in einem Kurs waren. Der Vorteil war auch, dass ich auch gleich für vier Wochen eine Unterkunft hatte und somit etwas mehr Zeit und weniger Druck bei der Wohnungssuchen hatte. Vom Unikurs waren viele enttäuscht, da man bei einer Gruppengröße von 20 Personen oder mehr nur selten zu Wort kommt. Regulärer Sprachkurs: Die regulären Sprachkurse, die von der Uni angeboten werden, fand ich sehr gut und ich habe dort viel gelernt. Das erste Modul geht bis November und das zweite bis Weihnachten. Beide Module schließen mit einer Klausur ab. Der Sprachkurs geht von Montag bis Donnerstag je zwei Stunden, wobei die genauen Uhrzeiten von dem Level abhängen (16-18h oder 18-20h) und ein wirklich netter Nebeneffekt ist, dass man dadurch sehr leicht andere Erasmus-Studenten kennen lernt. Man muss sich Anfang Oktober bereits für das erste Modul anmelden. Die Informationen dazu bekommt man in dem FUECA-Büro. Jedes Modul kostet 50, was ein Superpreis für so viele Stunden Spanischunterricht ist. Uni: Im Oficina Internacional in der Calle Ancha kann man dir alle deine Fragen beantworten und dir bei Problemen helfen. Dies wird auch deine erste Anlaufstation nach deiner Ankunft sein, da Du dich dort anmelden musst und deinen Studentenausweis bekommst. Sollte deine Spanischkenntnisse noch nicht so gut sein, wende dich am besten an David, ein sehr netter Spanier, der fließend deutsch spricht und dir gerne hilft oder an Regina Stork. Von deiner Koordinatorin, sollte sie Carmen Lario heißen, kannst Du leider nicht all zu viel erwarten. Sie hat zwar Sprechstunden, diese werden aber so gut wie nie eingehalten. Und

4 Fragen, die über ihre Grundaufgaben hinausgehen, wurden auch schon mit einem: Wir sind hier keine Uni für Ausländer beantwortet. Informationen über die BWL-Kurse und die Stundenpläne entnimmt man also am besten dem sogenannten Buletin, das in der Copisteria (im Keller der BWL-Fakultät) erhältlich ist. Dies besteht aus zwei Heftchen, wovon eins für den Studiengang Licienciatura (5 Jahre, wissenschaftlicher) und das andere für den Studiengang Diplomatura (3 Jahre, mehr praxisbezogen) ist. Beide Studiengänge können aber besucht werden. Wenn Du nur für ein halbes Jahr in Cádiz bist, immer drauf achten, dass Du dich für Kurse entscheidest, die in deinem Halbjahr angeboten werden und auch nur über ein halbes Jahr gehen. Grundsätzlich kann man sagen, dass das Nievau der Kurse deutlich niedriger liegt, als in Deutschland. Dies sieht man teilweise auch an den fast lächerlich geringen Durchfallquoten von 10% oder weniger. Es braucht ein paar Wochen, um sich ein gewisses Fachvokabular anzueignen, aber danach ist ein es kein Problem mehr, den Vorlesungen zu folgen. Internet und Telefon: Es gibt in jeder Fakultät mehrere Computer mit Internetanschluss. In der BWL-Fakultät befinden sich diese in der Bibliothek. Ich hatte in meiner Wohnung allerdings selbst Internet und auch Telefon. Man sollte sich allerdings darüber im Klaren sein, dass dies kein ganz billiger Spaß ist und dass selbst von diesem Festnetzanschluss die Anrufe noch 12 Cent/Min. nach Deutschland kosten. Wir haben unseren Vertrag bei der Telefonica abgeschlossen. Im Nachhinein muss ich sagen, dass es den ganzen Aufwand nicht wert war, denn ich habe oft Stunden in der Warteschlage der Hotline verbracht, weil uns mehr abgezogen wurde, als wir eigentlich telefoniert haben. Generell ließ der Kundenservice oft zu wünschen übrig. Eine andere Möglichkeit ist die Firma ONO ( Dort kann man auch Internet ohne Telefon bestellen. Zur Anmeldung benötigt man allerdings ein spanisches Konto, welches ohne Meldebescheinigung nur bei der Deutschen Bank dort erhältlich ist. Es gibt in Cádiz auch einige Internetcafés, die jedoch recht teuer sind. Geld: Es empfiehlt sich sehr, vorher in Deutschland ein Konto bei der Deutschen Bank zu eröffnen, weil das Geldabholen dann in Cádiz bei der Deutschen Bank in der Calle Ancha und bei dem Automaten in der Post kostenlos ist. Außerdem kann man in fast allen Läden mit Kreditkarte bezahlen. Einkaufen (Altstadt): In der Altstadt gibt es große Markthallen, der Mercado Central, in denen von Montag bis Samstag bis ca. 14 Uhr Markt ist und wo man am besten Gemüse, Obst und Fisch kaufen kann. Alles andere kann man bei den beiden großen Supermärkten Champion (am Mercado Central) und SuperSol kaufen. Außerdem gibt es noch den Discounter Dia, der im Vergleich zu den oben erwähnten Supermärkten viel günstiger ist.

5 Reisen: Ich bin in den fünf Monaten sehr viel gereist und war fast jedes Wochenende unterwegs. Die Busverbindungen in andere Städte (fern: nah: sind sehr gut und auch viel günstiger als in Deutschland. Meistens lohnt es sich aber, sich ein Auto über die Internetseite zu mieten, weil dort z.b. ein Seat Ibiza für drei Tage ohne Kilometerbegrenzung nur ca. 50 kostet. Allerdings muss der Fahrer mindestens zwei Jahre im Besitz eines Führerscheins sein und es kann nur mit Kreditkarte bezahlt werden. Gibraltar, um mal in England gewesen zu sein Ronda, ein sehr schönes Städtchen über einer Schlucht Córdoba, dort gibt es die Mezquita zu sehen Jerez, die Stadt des Sherrys (Bodega-Führung: Sevilla, die Hauptstadt Andalusiens Granada, die Alhambra und die Sierra Nevada muss man gesehen haben Tarifa, Afrika in 15km Entfernung und Whalewatching!!! (eine von Schweizern geführte Stiftung: Lissabon, wunderschöne Hauptstadt Portugals, besonders zu empfehlen in der Weihnachtszeit Madrid, die Hauptstadt Spaniens Valencia, die drittgrößte Stadt Spaniens nach Madrid und Barcelona In Cádiz selbst empfehle ich auf jeden Fall, sich die Stadt von dem Torre Tavira (Calle Sacramento) aus anzugucken. Hier gibt es nicht nur den Aussichtsturm, sondern auch eine Camera Obscura. Eine Kamera, durch die das Licht mit Hilfe eines Spiegels auf eine Leinwand projiziert wird und auf der dann in mehreren Sprachen (unterschiedliche Führungen) die Sehenswürdigkeiten kurz beschrieben werden. Mein Eindruck: Wenn man sein Auslandssemester in Cádiz plant, dann sollte man sich im Klaren darüber sein, dass man wahrscheinlich sehr wenig Kontakt zu Spaniern haben wird. Bei mir war das zumindest so. In Cádiz gibt es jedes Jahr mehr Austauschstudenten und davon sind 80% Deutsche. Im Supermarkt, auf der Straße, in der Uni, im Sprachkurs und sonst überall trifft man immer Deutsche. In Cádiz wird der am schwersten zu verstehende Dialekt des Castellanos, das Gaditan, gesprochen. Vielleicht ist das mit dem tiefsten Bayrisch zu vergleichen. Dementsprechend schwer ist es natürlich auch, mit den Einheimischen zu kommunizieren. Mir kam es oft so vor, als ob die meisten Gaditanos (so heißen die Bewohner der Provinz Cádiz) entweder kein Hochspanisch sprechen können, oder es einfach nicht wollen. Es empfiehlt sich, sich einen Intercambio Partner zu suchen, um etwas mehr Kontakt zu den Einheimischen aufzubauen. Intercambio-Partner findet man am besten über einen Aushang, den man an den schwarzen Brettern der Fakultäten verteilt. Kommentar: schreibt man die so??

6 Wer ein Auslandssemester mit Party, vielen anderen Erasmusstudenten, Sonne und Meer erleben möchte, wird Cádiz in vollen Zügen genießen können. Ich war mir dessen vorher nicht bewusst und war ehrlich gesagt etwas enttäuscht. Ich habe in der Zeit fast mehr Vorurteile gegenüber Spaniern aufgebaut als abgebaut. Dafür hat sich meine Sicht auf die Spanier bei meinem Praktikum in Madrid (siehe anderer Erfahrungsbericht) komplett verändert. Es war es eine tolle Erfahrung und im Nachhinein weiß ich die Struktierung an meiner deutschen Uni auch wieder mehr zu schätzen. Ich habe das beste aus meinem Semester dort gemacht: viele Erasmus-Freundschaften geschlossen und alles gesehen und gemacht, was in dieser Zeit möglich war! Wenn ihr Fragen habt oder Tipps haben wollt: Britta Lotze

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