Klasse 10, Unterrichtseinheit Im Amt
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- Hetty Geisler
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1 Klasse_10_UE_Im_Amt.odt Klasse 10, Unterrichtseinheit Im Amt 1. Pädagogisches Konzept der Unterrichtseinheit (UE) 1.1 Unterrichtseinführung Immer wieder Anträge stellen zu müssen, erfordert viel Kraft, ein realistisches Selbstbild, rechtliche Kenntnisse und einen geschickten Umgang mit Ämtern. Mit Hilfe eines Rollenspiels soll geübt werden, wie sich verschiede Situationen mit Kostenträgern und Ämtern gestalten lassen und wie die Jugendlichen diese auch selbst beeinflussen und steuern können. Diese UE eignet sich für die Unterrichtsfächer Sozialkunde, Arbeitslehre und Deutsch. In Klassenstufe 7 bis 9 haben die SchülerInnen bereits Kenntnisse in Selbst- und Fremdwahrnehmung, selbstsicheren Umgang mit ihren Behinderungen und mögliche Kommunikationsstrategien erworben. In Klassenstufe 10 haben zusätzlich die rechtlichen Aspekte eine hohe Bedeutung. Die SchülerInnen sind zum Teil schon volljährig oder werden es in absehbarer Zukunft und werden demnach immer häufiger auch Ämtergänge selbständig erledigen müssen. Im Vorfeld dieser UE sollte der Aktionstag Wie kann ich mal wohnen stattgefunden haben, um auf dem Wissen der SchülerInnen über mögliche Wohnformen aufbauen zu können. Zeitlicher Rahmen: In Klassen bis zu 10 SchülerInnen eine Unterrichtsstunde, sonst entsprechend mehr. 1.2 Lern- und Arbeitsmaterial Die/der LehrerIn sollte über die rechtlichen Grundlagen zum Thema Wohnen informiert sein. Die/der Peer-BeraterIn sollte zudem Erfahrungswissen und praktische Tipps zum Verhalten bei Amtsbesuchen einbringen können. Beide Beteiligten sollten über gute Methodenkenntnisse verfügen. Alle Arbeitspapiere werden den SchülerInnen bei der Erklärung des Arbeitsauftrages ausgehändigt. Der Beobachtungsbogen (Arbeitspapier 3) kann zur Benotung herangezogen werden und wird demnach nach der Unterrichtseinheit von der/dem LehrerIn eingesammelt. Die Arbeitspapiere 1 und 2 sind für den Verbleib bei den SchülerInnen und zur Weitergabe an die Eltern bestimmt. Binnendifferenzierung: Für SchülerInnen mit dem Förderschwerpunkt Lernen wird auf die Verwendung von Leichter Sprache geachtet. SchulhelferInnen werden als UnterstützerInnen in das Rollenspiel einbezogen. Arbeitspapier 1: Wie kann ein Gespräch im Amt aussehen und wie verhalte ich mich dort? Arbeitspapier 2: Welche finanzielle Hilfe kann ich bekommen Arbeitspapier 3: Beobachtungsbogen zum Rollenspiel Im Amt
2 Klasse_10_UE_Im_Amt.odt Empfehlungen für weiterführende Unterrichtseinheiten, Aktionen Im Anschluss an diese Unterrichtseinheit wären vertiefende Unterrichtseinheiten zu Finanzierungsmöglichkeiten von Unterstützungsangeboten und zum verstärkten Kennenlernen eigener Rechte und Möglichkeiten auch für die Zeit nach der Schule zu empfehlen. 1.4 Empfehlung zur Leistungs-(Selbst-)Kontrolle und Benotung Die Beobachtungsbögen können einerseits zur Selbstkontrolle (Was kann bzw. würde ich nächstes Mal besser machen) genutzt und andererseits zur Notengebung (Wie differenziert und aufmerksam beobachten die SchülerInnen und welche Kenntnisse über selbstsicheres Auftreten und Wohnformen können sie in das Rollenspiel einbringen) herangezogen werden. 2. Übersicht des Lehrplans (für die LehrerInnen) Lernziele Die SchülerInnen kennen die Phasen eines Informationsgespräches mit einer/einem SachbearbeiterIn. Lehrplan vgl. Lernziele in Fächern wie Sozialkunde, Arbeitslehre, Deutsch Die SchülerInnen kennen Verhaltensregeln für ein Amtsgespräch. Die SchülerInnen vertiefen ihr bereits zuvor erworbenes Wissens über verschiedene Wohnformen für behinderte junge Menschen und erlangen neue Kenntnisse über deren Finanzierungsmöglichkeiten hinzu. Vorbereitung: Beobachtungsbogen und Arbeitspapiere anschauen Entsprechend den Einschränkungen der jeweiligen SchülerInnen Möglichkeiten zur Bearbeitung des Beobachtungsbogens bereitstellen (Computer, spezielle Stifte, UnterstützerInnen etc.) LehrerIn kümmert sich darum, dass alle SchülerInnen die Arbeitspapiere vom Aktionstag Wie kann ich mal wohnen? dabei haben den Raum für die Situation im Amt vorbereiten, d.h. einen Tisch vorbereiten mit 2 Sitzmöglichkeiten und ausreichend Platz für die BeobachterInnen ringsherum
3 Klasse_10_UE_Im_Amt.odt Organisationsform: Peer-BeraterIn hält einleitenden Vortrag Rollenspiel mit einer/einem SchülerIn als Ratsuchende/r und der/dem Peer- BeraterIn als SachbearbeiterIn BeobachterInnen machen Notizen freie Diskussion Ablauf der Stunde 1. Einführung ins Thema: - Ablauf der Unterrichtseinheit mit Zielen vorstellen - besondere Situation auf einem Amt aus eigener Erfahrung der/des Peer BeraterIn schildern 2. Arbeitsauftrag: - Durchlesen der Arbeitspapiere (auch die vom Aktionstag Wie kann ich mal wohnen ) als Hintergrundinformation für das Rollenspiel - genaues Durchlesen des Beobachtungsbogens und anschließendes Ausfüllen während des Rollenspiels - Sielen eines jungen Menschen, der sich beim Amt über alternative Wohnmöglichkeiten und Finanzierungsmöglichkeiten informiert 3. Organisation des Arbeitsrahmens: - Festlegung einer/eines SchülerIn, die/der den jungen Menschen auf Informationssuche spielt - alle BeobachterInnen sitzen im Kreis um die beiden AkteurInnen herum und haben Schreibmöglichkeiten 4. Arbeitsphase: - Vorbereitungsphase zur Einstimmung auf die Rollen und zum Verstehen des Beobachtungsbogens - LehrerIn und Peer BeraterIn unterstützt bei Verständnisfragen - spielen des Rollenspiels 5. Gemeinsame Auswertung: - Einhohlen des Feedbacks der GesprächsteilnehmerInnen, wobei zuerst die/der SchülerIn und anschließend die/der Peer BeraterIn ihre Eindrücke und Gefühle schildern - Einhohlen des Feedbacks aller BeobachterInnen zu Verhalten, Mimik, Gesprächsgestaltung etc. - Klärung inhaltlicher Fragen zum Thema Wohnen 6. Ausblick: - Peer BeraterIn verweist auf Beratungsangebot, um solche Situationen individuell ausprobieren zu können - LehrerIn informiert über weitere Unterrichtseinheiten Dauer 4 Minuten 7 Minuten 3 Minuten 15 Minuten 15 Minuten 1 Minuten
4 Klasse_10_UE_Im_Amt.odt (Arbeitspapier 1) Wie kann ein Gespräch im Amt aussehen und wie verhalte ich mich dort? Gesprächsphasen im Amt: Ein Gespräch im Amt besteht meistens aus 3 Phasen. 1. Warm up Begrüßung, Vorstellung der anwesenden Personen und Frage nach dem Anliegen 2. Das eigentliche (inhaltliche) Gespräch Fragen können gestellt werden, Informationen werden gegeben und wichtige Unterlagen können angesehen werden 3. Ausklang Verabschiedung, Absprachen für das weitere Vorgehen können getroffen werden und manchmal werden Tipps gegeben Verhaltenstipps: Sich gut vorbereiten (auf der Internetseite sich schon mit dem Amt vertraut machen) Merkzettel mit Fragen / Informationswünschen vorbereiten Beim ersten Besuch etwas mehr Zeit einplanen, um den Weg und das Gebäude besser einschätzen zu können Pünktlich sein (lieber 15 Minuten vorher) bei vereinbarten Terminen Wartezeiten einplanen Es kann eine Vertrauensperson mitgenommen werden, um sich sicherer zu fühlen Termine und Informationen notieren Freundlich und selbstbestimmt auftreten, sich falls nötig auch beschweren Bei Bedarf barrierefreie Informationen einfordern (zum Beispiel Informationen in großer Schrift und in leicht verständlicher Sprache) Mut haben nachzufragen und sich schwer verständliche Sachen auch mehrmals erklären zu lassen
5 Klasse_10_UE_Im_Amt.odt (Arbeitspapier 2) Welche finanzielle Hilfe kann ich bekommen? 1. Kindergeld: Grundsätzlich besteht Anspruch auf Kindergeld in Höhe von 154 im Monat, von der Geburt bis zum vollendeten 18. Lebensjahr (unter bestimmten Bedingungen auch länger) Bei Ausbildung, Studium und Praktikum kann bis zum vollendeten 25. Lebensjahr gezahlt werden (wenn das eigene Einkommen 7680 im Jahr nicht übersteigt) Für Übergangszeiten von max. vier Monaten z.b. zwischen Schule und Ausbildung kann Kindergeld gezahlt werden Der Antrag wird bei der Familienkasse gestellt (Agentur für Arbeit) Infos im internet: Gesonderte Regelungen für Menschen mit Behinderungen: Kindergeld kann man unter bestimmten Bedingungen auch über das 25. Lebensjahr hinaus bekommen (z.b. wenn ein Schwerbehindertenausweis mit einem H (Hilflos) vorliegt) 2. BAföG (Bundesausbildungsförderungsgesetz): Es gibt Schülerbafög ab der 10. Klasse (Hauptschule, Realschule, Gymnasium, Gesamtschule) und Studenten/ Ausbildungsbafög Bafög wird abhängig vom eigenen Einkommen, dem Einkommen der Eltern und den monatlichen Ausgaben (z.b. Miete) berechnet Schüler müssen von ihrem BAföG nichts zurückzahlen, Studenten müssen in der Regel die Hälfte des Geldes später zurückzahlen Der Antrag wird beim Bafög-Amt gestellt Infos im Internet: Gesonderte Regelung für Menschen mit Behinderung: Es gibt bei der Anrechnung des Einkommens der Eltern einen Härtefreibetrag ( 25 Absatz 6 aus dem Bafög - Gesetz und Verwaltungsvorschrift) 3. Berufsausbildungsbeihilfe für behinderte Menschen Unter bestimmten Bedingungen können behinderte Menschen für eine Ausbildung, eine berufliche Bildungsmaßnahme oder eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme (z.b. Berufsvorbereitungsjahr BVJ) Berufsausbildungsbeihilfe, Übergangsgeld oder Ausbildungsgeld beantragen Der Antrag wird bei der Agentur für Arbeit gestellt 4. Wohngeld: Seit dem haben Menschen unter 25 Jahren in der Regel keinen Wohngeldanspruch Infos im Internet: Pflegegeld: Wenn man Hilfe für die Pflege braucht, kann man Pflegegeld beantragen Die Höhe ist abhängig von der anerkannten Pflegestufe
6 Klasse_10_UE_Im_Amt.odt Der Antrag wird bei der Pflegekasse gestellt (Arbeitspapier 3) Beobachtungsbogen zum Rollenspiel Im Amt Anweisungen für die Rolle einer Beobachterin / eines Beobachters Versuchen Sie sich die folgenden Fragen zu merken und sich bei dem Rollenspiel daran zu erinnern. Machen Sie bitte zu jeder Frage 2 bis 3 Stichpunkte. Achten Sie vor allem auf die Körperhaltung, Gesichtsausdrücke und Körpersprache der/des SachbearbeiterIn und der/des Jugendlichen. Achten Sie auch darauf welche Worte beide benutzen. Versuchen Sie bitte ihre eigenen Vorstellungen oder auch Erfahrungen von einem Beratungsgespräch auf dem Amt mit ihren Beobachtungen zu vergleichen. 1. Bekommt die/der Jugendliche Informationen über verschiedene Wohnmöglichkeiten und über finanzielle Hilfemöglichkeiten? Wenn JA Wenn NEIN Was macht die/der Jugendliche, um die Informationen zu bekommen? Warum bekommt die/der Jugendliche keine oder nur wenig Informationen? Was macht sie/er nicht oder was macht sie/er falsch? Was macht der/die SachbearbeiterIn, um der/dem Jugendlichen die Informationen zu geben? Warum gibt die/der SachbearbeiterIn der/ dem Jugendlichen keine oder nur wenige Informationen? Wie verhält sie sich?
7 Klasse_10_UE_Im_Amt.odt Wie geht die/der Jugendliche mit Informationen um? Macht sie/er sich Notizen? Fragt sie/er nach? Was macht sie/er sonst noch? 3. Was konnten Sie sonst noch beobachten? Wie haben beide gesprochen? Wie haben sie ihre Körpersprache eingesetzt? Was ist Ihnen noch aufgefallen?
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