Wozu die Kapitalanlageprofis

Transkript

1 den Wozu die Kapitalanlageprofis derzeit raten: Abwarten Kapitalanlage war nie einfach, aber heute ist sie besonders schwierig geworden: Nichts, was sicher ist, bringt zurzeit noch Ertrag. Die Profis setzen in dieser Situation auf Unternehmensanleihen, Emerging Markets, aufdividenden und auf Pulver trocken halten " und abwarten. ist nichts, wovon man sich einen Ertrag erwarten kann", sagt Mathias Albert von der VON MICHAEL FEMBEK o S; icher Bank V Gutmann, und er bringt damit das aktuelle Dilemma aller Kapitalanleger auf den Punkt. Die Frage, die GEWINN an 30 rührende Anlageprofis stellte, lautete daher: Was tun in dieser Situation? Zu welchen Finanzanlagen raten die, die täglich für Sicherheit und Ertrag von insgesamt mehr als 50 Milliarden Euro verantwortlich sind? Deutlich ist: Die Börseneinbrüche im August haben Spuren hinterlassen, noch im April waren die Profis auch für Aktien recht optimistisch: Ausnahmslos wurden Aktien übergewichtet, wie auch der großen Übersichtstabelle zu entnehmen ist.jede einzelne Bank hatte Aktien auf Übergewichten" oder gar auf stark Übergewichten" gesetzt. Nun, da die Kurse zehn bis 20 Prozent tiefer stehen, sind sehr viele wieder vorsichtig geworden: Die Aussichten von Aktien für das nächste Halbjahr werden durchschnittlich mit 2,9 im Schulnotensystem angesehen. Zum Vergleich: Im April 2011 waren es noch 1,7 gewesen! Von österreichischen Aktien und Wachstumsaktien will überhaupt kaum jemand etwas wissen, bei Durch schnittsnoten von 3,3 und 3,5! Auch bei Anleihen überraschenden Gewinnern der letzten sechs Monate herrscht unter den Profis weiterhin Skepsis. Wozu raten also die Profis derzeit?.nichts für Privatanleger!" Eine ganze Reihe der Anlageprofis rät derzeit einfach: Finger weg! Besser mit wenig Ertrag sicher parken, als Verluste fürs,falschparken'", empfiehlt etwa Thomas Partei, Leiter des Private Banking der Hypo NOLandesbank. Und Christian Ohswald von der Raiffeisen Private Banking Wien, der noch Christian Ohswald, Leiter des Raiffeisen Private Banking Wien: Privatanlegern raten wir derzeit: Zurücklehnen, beobachten, abwarten." Erich Stadlberger, Leiter des Private Banking der Oberbank: Wir investieren nur 20 Prozent in Aktien, diese aber vor allem in dividendenstarke Titel!" Constantin VeyderMalberg, Vorstandsdirektor der Capitalbank:, Buy and Hold' ist derzeit sicher der falsche Ansatz, ganz draußen zu sein, aber auch."

2 im Frühjahr sehr optimistisch war, stößt ins selbe Hörn: Für den privaten Investor empfehlen wir: zurücklehnen, beobachten, abwarten." Pulver trocken halten!" Die allgemeine Markteinschätzung ist stark von der kurzfristigen taktischen Gewichtung geprägt", formuliert Markus Goller vom Salzburger Bankhaus Spängier, eine Tendenz, die sich durch alle Aussagen zieht. Die Zeiten ändern sich sehr schnell, in ein paar Wochen kann die Welt schon wieder anders aussehen. Cash mag zwar keine Zinsen tragen, aber es gibt Anlegern die Option, Chancen zu nützen", ergänzt folgerichtig Robert Karas, Leiter Asset Management bei der Schoellerbank. Und noch detaillierter: Wir werden noch so manches hoch profitable und finanziell solide Unternehmen bei tieferen Börsenkursen sehen. Diese Chance sollte genutzt werden, um sich hohe Qualität zu einem dementsprechend günstigen Preis ins Depotzu legen", sagtjohannes Nenning von der Raiffeisenbank Lech. Constantin Vey ermalberg von der Capitalbank GRAWEGruppe warnt sogar dezidiert: ^Ja, jetzt in Cash, denn wer jetzt sein Pulver im Trockenen hat, wird sich bald über günstige Einstiegniveaus bei Aktien freuen können. Aber Vorsicht: Wer sein gesamtes Vermögen zu lange auf Warteposition hält, der nimmt durch Steuern und Inflation unfreiwillig an der Umverteilung der Vermögenden auf die StaatsSchuldner teil." Der frühe Vogel fängt den Wurm, aber erst die zweite Maus kriegt den Käse", fassen Bernhard Woldan und Heribert Straif von der Partnerbank pointiert alle taktischen Vorsichtsmaßnahmen" zusammen. Unternehmensanleihen als Ausweg? Als Ausweg aus der Ertragsmisere setzen einige der Profis auf Anleihen von Unternehmen mit sehr guter Bonität. Franz WittDörring, Leiter der UBSNiederlassung in Österreich, empfiehlt ganz gezielt attraktive Anleihen von multinationalen Unternehmen mit gutem KreditRating. Die gibt es neben dem Euro auch beispielsweise in skandinavischen Währungen oder in CanDollar." Anleihen aus Emerging Markets bieten eine interessante Alternative", ergänzt Ingrid Szeiler von der Raiffeisen Vermögensverwaltungsbank, während Anleihen aus Euro Peripheriestaaten zu meiden sind." Gold bleibt attraktiv In unsicheren Zeiten wie diesen bleibt natürlich auch Gold auf der Empfehlungsliste. Wir bekennen uns weiterhin zu Gold, das als Krisen währung in turbulenten Zeiten und als Inflationsschutz gefragt bleibt", so Willibald Cernko, als Vorstandsvorsitzender der Bank Austria derzeit auch direkt für das Private Banking verantwortlich. Die Zeit der Strategen Den guten Steuermann erkennt man erst im Sturm", sagt Leopold Heidenreich von der Semper Constantia Privatbank und zitiert dabei Seneca, unsere '

3 diese Q aktive Vermögensverwaltung hat sich in den letzten Monaten sehr bewährt." Denn nicht alle professionellen Anleger sind heute zu Sicherheitsfanatikern geworden. Manche sehen in der jetzigen Situation auch Chancen, die es zu nützen gilt, wie auch die Capitalbank: Sicherheit ist diesem Umfeld nicht in einerbestimmten Anlageklasse zu finden, sondern nur in der richtigen Strategie. Bei einer sich ständig ändernden Faktenlage ist Buy and Hold" der falsche Ansatz", so VeyderMalberg. Und da ist natürlich Risikostreuung immer ein Teil davon: Eine solide Langfristveranlagung besteht weiterhin aus Anleihen guter Schuldner bzw. Sparbüchern bei einer soliden Bank, Aktien globaler Qualitätsunternehmen und beinhaltet bei größeren Vermögen auch Immobilien. Gold ist als Beimischungbiszu zehn Prozent geeignet", formuliert dies Niko Feischi für die VKBBank. EmergingMarketsAktien, HighYieldBonds und Alternative Investments sollten in den kommenden Monaten tendenziell einen positiven Beitrag zum Veranlagungserfolg leisten", beschreibt Monika Jung die Schwerpunkte der Valartis Bank. Rezession ist eingepreist, aber lange nicht fix" Diversifikation und die Suche nach günstigen Chancen zum Einstieg bedeutet natürlich, dass die Profis mittelfristig Aufwärtspotenzial sehen, und nicht einen Finanz und Wirschaftskol Trotz aktueller Instabilität und laps. Ungewissheit gehen wir weiter davon aus, dass das Ergebnis des politischen Prozesses in der EuroZone in Kombination mit einer weltweit lockeren Geldpolitik ausreichen wird, um eine Rezession zu verhindern" so Henrik Herr, Leiter des Private Banking der Credit Suisse Österreich. Sogar noch optimistischer ist Christoph von Bonin, Sprecher der Liechtensteinischen Landesbank in Österreich: In den Aktienmärkten ist klar eine Rezession eingepreist sehen wir jedoch nicht. Das Wachstum schwächt sich ab, bleibt aber positiv. Daher sehen wir die Aktienmärkte eigentlich positiv, zumal die Aktien derzeit sehr günstig bewertet sind." Und auch Andreas Dieszner von der Deutschen Bank Österreich sieht das ähnlich: Rezession ist ein Extremszenario, dass weder für die USA noch für die EuroZone derzeit am wahrscheinlichsten ist. Auf dem Aktienmarkt wird das verschlechterte Wachstumsbild zwar weitere Revisionen der Gewinnschätzungen verursachen. Allerdings hat der Markt bereits Korrekturen um 20bis 30 Prozent eingepreist." HelmutPraniess, Vorstandsvorsitzender der Privat Bank AG Raiffeisen, OÖ sieht sogar schon jetzt positive Zeichen am Horizont: Für Aktien sprechen die attraktive Bewertung und Signale der Behavioral Finance. Vor allem Indikatoren, die antizyklisch interpretiert werden, zeigen Kaufsignale." Fluchtpunkt Emerging Markets Egal, wie tief oder nicht so tief der Abschwung ausfällt, den Emerging Markets traut die Konsensmeinung der Profis weiterhin am meisten zu: Die Aussichten werden immerhin mit 2,5 im Schulnotensystem beurteilt, und nur die relativ exotischen AbsoluteReturnHedgeFonds kommen auf denselben guten Wert. Das stabilere makroökonomische Umfeld in den Schwellenländern spricht auch weiterhin für eine Übergewichtung von Emerging MarketsAktien", sagt Wolfgang Traindl von der Erste Bank, die die Ertragserwartung in diesem Bereich zuletzt sogar deuüich nach oben korrigiert hat. EmergingMarketsAktien bieten sich auf aktuellen Niveaus wieder zur verstärkten Beimischung an, da sie aufgrund der deutlich geringeren Verschuldung und hohen langfristigen Wachstumsaussichten im Umfeld anhaltend hoher Liquidität wieder starke Zuflüsse verzeichnen sollten", sieht auch Gerhard Grund, Mitglied des Vorstandes

4 J der Raiffeisen Centrobank AG, hier ähnliches Potenzial. Gute alte Dividendenstrategie Und natürlich sind es auch die Dividenden, als härteste Währung an den Aktienmärkten, die derzeit wieder in den Fokus rutschen: Wir bevorzugen im derzeit schwierigen Marktumfeld Aktien von substanzstarken, konjunkturunabhängigen Unternehmen mit hohen Dividendenzahlungen", so Roland Rupprechter von der Landeshypo Vorarlberg. Unsere verbliebene Aktienquote von 20 Prozent wird in dividendenstarker Topqualität angelegt", betont Erich Stadlberger, Leiter Private Banking & Asset Management der Oberbank, denn: Bis zu einem gewissen Grad kann man Aktienrisiko mit laufenden Auszahlungen aus einem Dividendenportfolio versüßen", so Mathias Albert von der Bank Gutmann. Und Österreich Auf Österreich schaut derzeit niemand, was die Tatsache widerspiegelt, dass

5 die Aktienumsätze an der Wiener Börse um 60 Prozent gefallen sind. Niemand? Doch, die Wiener Privatbank SE. Unserer Ansicht nach bieten der zeit insbesondere österreichische Immobilienwerte aufgrund ihrer günstigen Bewertung langfristig sehr attraktive Anlagemöglichkeiten. Bei einem derzeit durchschnittlichen KGV von rund 10,5 sehen wir durchaus Potenzial für den ATX", so Thomas Eschelmüller.