Fasziniert von Gott Predigt zu Epheser 3,14-21 (Exaudi, )

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1 Fasziniert von Gott Predigt zu Epheser 3,14-21 (Exaudi, ) Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen. Liebe Gemeinde, das bekannteste Gebet in der Bibel ist das Vaterunser. In jedem Gottesdienst wird es gebetet, auch bei jeder Trauung, jeder Beerdigung, an Krankenbetten und in Klassenzimmern. Aber das Vaterunser ist nicht das einzige Gebet in der Bibel. Im Alten Testament stehen 150 Psalmen, die meisten von ihnen sind ebenfalls Gebete. Von Mose, von David, von Elia, von Salomo, von Simson, von Ester stehen Gebete in der Bibel. Im Neuen Testament von Petrus, von Stephanus und von Paulus. In seinen Briefen fügt Paulus immer wieder Gebete ein. Er gibt den Gemeinden, an die er schreibt, damit Einblick in sein persönliches Gebetsleben. Er sagt ihnen nicht nur, dass er für sie betet, sondern auch, was er betet. So zum Beispiel im Brief an die Christen in Ephesus. Dort finden sich gleich zwei Gebete. Das erste in Kapitel 1, wo er schreibt: Ich bete zu Gott, dass er euch den Geist der Weisheit schenke und erleuchtete Augen des Herzens um zu erkennen, welche Hoffnung und welche Kraft euch von Gott geschenkt. Was für ein Gebet: Erleuchte Augen des Herzens, die sehen und erkennen, was wirklich wichtig ist! 1

2 Und dann noch ein zweites Gebet in Kapitel 3. Mit genauso großen Begriffen, tollen Bildern, die die Faszination des Glaubens beschreiben. Dieses zweite Gebet ist der Predigttext heute morgen, Epheser 3, die Verse 14 bis 21. Paulus schreibt: 14 Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater, 15 von dem jedes Geschlecht im Himmel und auf Erden seinen Namen hat, 16 dass er euch Kraft gebe nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, gestärkt zu werden durch seinen Geist an dem inwendigen Menschen, 17 dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne. Und ihr seid in der Liebe eingewurzelt und gegründet, 18 damit ihr mit allen Heiligen begreifen könnt, welches die Breite und die Länge und die Höhe und die Tiefe ist, 19 auch die Liebe Christi erkennen könnt, die alle Erkenntnis übertrifft, damit ihr erfüllt werdet, bis ihr die ganze Fülle Gottes erlangt habt. 20 Dem aber, der überschwänglich tun kann über alles hinaus, was wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die in uns wirkt, 21 dem sei Ehre in der Gemeinde und in Christus Jesus durch alle Geschlechter von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. (Gebet) Liebe Gemeinde, wenn Paulus davon schreibt, dass er seine Knie beugt, dann ist das nicht nur bildlich gemeint. Auf den Knien beten ist eine Körperhaltung, die etwas zum Ausdruck bringt. Wer auf die Knie geht, macht sich kleiner als er ist. 2

3 Es ist ein Zeichen der Demut und der Erwartung: Was geschieht, hängt nicht an mir und meiner Macht. Ein anderer ist größer. Beim Gebet gilt: Gott ist größer. Das dürfen wir dankbar bekennen. Es entlastet uns davon, von uns selbst zu hoch zu denken und zu viel zu erwarten. Und falls Sie noch nie auf Knien gebetet haben probieren Sie es ruhig mal aus. Zuhause, es muss ja keiner zuschauen. O- der hier in der Kirche, wenn an Pfingsten die Kirche tagsüber geöffnet ist. Paulus geht auf die Knie und betet. Er betet für die Christen in Ephesus. Und nicht nur für sie. Für alle Gemeinden, die er gegründet hat und die er begleitet. Er fühlt sich verantwortlich für sie, schließlich hat er ihnen das Evangelium von Jesus verkündet. Es ist ihm wichtig, dass der Glaube an Jesus Christus bei ihnen lebendig bleibt. Dass er nicht wieder zur Nebensache wird. Und weil Paulus nicht die ganze Zeit selbst bei allen Gemeinden sein kann, die er gegründet hatte, schreibt er Briefe, schickt er Mitarbeiter und vor allen: Er betet. Denn er weiß: Entscheidend ist Gottes Gegenwart. Sein Wirken vor Ort durch seinen Heiligen Geist. Und das Gute ist, dass Gottes Geist nicht gebunden ist an einen Ort. Er wirkt parallel. In Ephesus, Korinth und Athen. In Großeicholzheim (Rittersbach), Schefflenz und Mosbach. Auch heute morgen. 3

4 Und wenn wir heute morgen auf die Worte von Paulus hören, dann dürfen wir diese Worte und dieses Gebet auch auf uns beziehen. Die Briefe von Paulus wurden schon immer von Ort zu Ort und von Gemeinde zu Gemeinde weitergereicht. An manchen Stellen gibt Paulus selbst in seinen Briefen die Anweisung dazu. Denn das was er schreibt und was er betet, beschränkt sich nicht auf die Christen in Ephesus oder die Christen im ersten Jahrhundert. Er ist auch für uns geschrieben und gebetet: Ich beuge meine Knie vor dem Vater, dass er euch Kraft gebe nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit. Dass er euch von innen her stärke. Dass Christus durch den Glauben in euch wohne. Und dass ihr in der Liebe eingewurzelt und gegründet seid. Dieses Gebet geht in die Tiefe. Paulus betet nicht für schönes Wetter und gute Gesundheit, nicht für ausgeglichene Finanzen und mehr Mitglieder, sondern er betet dafür, dass es der Gemeinde von innen her gut geht. Drei Anliegen in diesem Gebet möchte ich näher betrachten. Erstens: Paulus betet, dass die Christen in Ephesus, dass Christen ganz allgemein Gottes Kraft erfahren. Nicht sparsam, sondern nach dem Reichtum der Herrlichkeit Gottes. Dieses Anliegen kommt mir bekannt vor. Auch wir beten gerne: Herr, schenk uns Kraft Und meistens ergänzen wir 4

5 dann, wofür wir die Kraft gerne hätten: damit wir unsere Aufgaben schaffen, damit uns dieses oder jenes gelingt. Meiner Erfahrung nach meinen wir damit aber meistens, dass Gott unsere Kraftreserven erhöhen soll und alles bleibt im Rahmen unsrer Möglichkeiten. Paulus geht es um eine andere Kraft. Er wünscht uns, dass wir Gottes Kraft erfahren. Nicht, um dann wie ein Duracell-Hase zu laufen, zu laufen und weiter zu laufen ohne müde zu werden. Nein, Paulus betet dafür, dass wir Gottes ganz andere Kraft erfahren, dass wir gestärkt werden durch seinen Geist an dem inwendigen Menschen. Von innen gestärkt das bedeutet: Mit schwierigen Situation umgehen zu können ohne aufzugeben. Es bedeutet: Mit schwierigen Menschen umgehen zu können ohne die Geduld zu verlieren und die schwierigen Menschen, das sind oft wir selbst. Es bedeutet: Darauf zu vertrauen, dass Gott uns nicht im Stich lässt. Dass er zu seinem Wort steht und es wahr macht. Es ist gut, wenn ein Mensch gesund ist und körperlich belastbar. Aber es ist noch wertvoller, wenn ein Mensch obwohl vielleicht körperlich ganz schwach eine innere Kraft ausstrahlt, so dass andere spüren: Hier kann ich jemandem etwas 5

6 anvertrauen, ohne dass der andere mich verurteilt oder es weitererzählt. Das Zweite: Paulus betet, dass Christus durch den Glauben in unseren Herzen wohnt. Was bedeutet das: Christus wohnt in unseren Herzen? Das Herz ist nach biblischem Verständnis nicht nur der Muskel, der dafür verantwortlich ist, dass immer genügend Blut durch unsre Adern fließt und alle Organe ausreichend versorgt sind. Das Herz ist das innere Zentrum einer Person. Im Herzen werden Pläne geschmiedet und Entscheidungen getroffen. Diese Pläne und Entscheidungen gehen nicht immer in eine gute Richtung. Der Prophet Jeremia schreibt: Es ist das Herz ein trotzig und verzagt Ding. Und schon in 1. Mose steht am Ende der Noahgeschichte: Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Paulus wünscht den Ephesern und allen Christen dass Jesus selbst die Regie führt über das, was unser Herz plant, fühlt, denkt und entscheidet. Denn wenn er es nicht tut, sind es so leicht unser Eigensinn, unser Stolz, unsre Sturheit, unsre Trägheit, die unser Herz und damit unser Leben lenken. Das alte Kindergebet bringt es gut auf den Punkt: Ich bin klein, mein Herz mach rein; soll niemand drin wohnen als Jesus allein. Um so oder so ähnlich zu beten, sind wir nie zu alt. 6

7 Und schließlich noch das Dritte: Paulus betet, dass wir in der Liebe eingewurzelt sind. Was für ein wunderbares Bild: Unser Leben wie eine Pflanze, die in der Erde wächst. Entscheidend ist: Welche Qualität hat die Erde, in der sie steht? Übertragen auf uns: In welcher Erde soll mein Leben eingepflanzt sein? Was soll der Boden sein, auf dem ich mich gründe? Die gute Botschaft, die wir hören und der wir vertrauen dürfen, lautet: Unser Leben soll gegründet und eingewurzelt sein in der Liebe. Besser geht es nicht. So wie eine Pflanze aus dem Boden, in dem sie gepflanzt ist, Energie und Nährstoffe zieht, so dürfen wir aus der Liebe Gottes Kraft, Nährstoffe, Energie ziehen, die unser Leben reich machen. Diese Liebe ist wie ein riesiger Energiespeicher und die Frage ist: Bin ich daran angeschlossen? Wie wird der Anschluss hergestellt? (Vgl.: Anschluss Nahwärme Kirche seit 2014) Paulus betet darum, dass wir in Gottes Liebe eingewurzelt sind. Das heißt: Er vertraut darauf, dass das auch tatsächlich möglich ist. Nicht automatisch, aber weil Gott es gut mit uns meint. 7

8 Und das macht einen Unterschied: Ob ich mein Leben gegründet weiß in Gottes unendlicher Liebe oder in etwas anderem: In der Angst, dass alles vergeblich ist. In der Sorge, dass ich zu kurz komme. In dem Gefühl, dass mein Leben bedroht ist von Menschen, die mir fremd sind. In der Angst, dass ich den Ansprüchen nicht genüge, die an mich gestellt werden. Gegründet in Gottes Liebe kann ich gelassen mit meinen Schwächen und Begrenztheiten umgehen. Gegründet in Gottes Liebe kann ich mich öffnen für andere. Und ihnen mit Liebe begegnen. Und dann kann ich erkennen, wie sehr ich selbst geliebt bin: Damit ihr die Liebe Christi erkennen könnt und die Breite und die Länge und die Höhe und die Tiefe. Man merkt: Paulus gerät ins Schwärmen vor Begeisterung. Weil er selbst überzeugt und überwältigt ist von der Schönheit und der Faszination seiner Botschaft. Und so schiebt er mitten in seinen Brief einen Lobruf ein, mit dem der Predigttext endet: Dem aber, der überschwänglich tun kann über alles hinaus, was wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die in uns wirkt, dem sei Ehre in der Gemeinde und in Christus Jesus durch alle Geschlechter von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. 8