Ein spitzes Geschäft. Die Acufirm Ernst Kratz GmbH ist ein führender Anbieter von medizinischen Spezial-Kanülen und Wundnadeln
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- Ulrich Steinmann
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1 Ein spitzes Geschäft Die Acufirm Ernst Kratz GmbH ist ein führender Anbieter von medizinischen Spezial-Kanülen und Wundnadeln Am Anfang, vor 130 Jahren, stand eine simple wie geniale Idee: ein offenes Nadelöhr, in das Nähmaterial einfach eingelegt werden kann. Für die Firma Ernst Kratz bedeutete es den Aufstieg zu einem weltweit führenden Anbieter für medizinische Instrumente. Heute werden unter dem Namen Acufirm nach wie vor Kanülen und Wundnadeln in höchster Qualität gefertigt. Dreieich. Bei manchen medizinischen Gerätschaften möchte man als Nichtmediziner gar nicht wissen, wofür die sind. Beispielsweise die Spritzenkanülen, die gerade vorsichtig in einem Spezialbehälter verpackt werden. Die haben zwar nur einen Durchmesser von 0,35 Millimeter, sind aber über zwei Meter lang. Das sind Sonderanfertigungen, die in der Humanmedizin verwendet werden. Der Großteil unserer Kanülen fällt allerdings nicht so aus der Rolle, sagt Silja Kluge und verweist auf eine imposante Sammlung unterschiedlichster Kanülen und Wundnadeln. Für Spritzen-Phobiker sind die Produktionshallen der Acufirm Ernst Kratz GmbH eindeutig eine Herausforderung. Dabei kommt fast jeder mit diesen Produkten irgendwann mal in Berührung, da sie in den meisten Arztpraxen und Krankenhäusern zu finden sind. Das Traditionsunternehmen aus Dreieich bei Frankfurt entwickelt und produziert Kanülen und Wundnadeln aus Edelstahl und anderen Materialien in höchster Qualität. Wir machen keine billige Massenware wie
2 sie aus Fernost kommt, sagt Geschäftsführerin Silja Kluge, vielmehr entwickeln und produzieren wir als Zuliefer-Betrieb für Medizintechnik Sonderprodukte für besondere Probleme. Spezialist für schnelles Einfädeln Und das in einer unglaublichen Vielfalt. Rund verschiedene Kanülen und Wundnadeln werden in Dreieich hergestellt. Die Kanülen kommen beispielsweise beim Desinfizieren und Spülen von Wunden, Augen, Ohren oder Nasen zum Einsatz, beim Auftragen von Salben, beim Unterspritzen in der Schönheitschirurgie oder in der Anästhesie. Spezialkanülen von Acufirm werden aber auch in der Industrie zum Dosieren und Abfüllen verwendet. Neben dem medizinischen Bereich finden Wundnadeln auch in der Restaurierung historischer Stoffe und Kleidung ihre Anwendung. Und jedes einzelne Produkt, sagt Kluge, wird bei uns sorgfältig geprüft, bevor es das Haus verlässt. Schließlich sei Acufirm weltweit für seine Qualität bekannt und diesen Ruf gelte es zu bewahren. Dieser gute Ruf gilt seit mittlerweile 130 Jahren und hat seinen Ursprung in einer simplen wie genialen Erfindung von Ernst Kratz. Der Tüftler und Firmengründer entwickelte damals das sogenannte Nadel-Federöhr. Dabei muss der Faden nicht mehr eingefädelt, sondern kann in das nach oben offene Öhr über zangenförmige Federn einfach eingezogen werden. Vor allem in der Chirurgie, wo es ganz besonders auf Schnelligkeit und Sicherheit des Einfädelns auch unterschiedlicher Garne ankommt, fand das Federöhr rasch seinen bis heute weltweit unumstrittenen Anwendungsbereich. Das Patent begründete
3 zudem den Aufstieg der Firma zu einem weltweit führenden Unternehmen für medizinische Instrumente. Rund 60 Prozent aller in Dreieich hergestellten Kanülen und Wundnadeln gehen in den Export. Bei den Nadeln, so die Geschäftsführerin, sind wir durchaus Marktführer. Diese Marktstellung war vor wenigen Jahren in Gefahr. Das alte Familienunternehmen Ernst Kratz musste nämlich Konkurs anmelden. Zusammen mit ihrem Vater Norbert hat Silja Kluge die Firma übernommen. Wir wollten unbedingt vermeiden, betont sie, dass der Qualitätsname Acufirm an einen asiatischen Billiganbieter fallen könnte. Eine hohe Fertigungstiefe als Grant für den Erfolg Die Kluges wussten durchaus, worauf sie sich einließen. Zusammen betreiben Vater und Tochter in Berlin nämlich die Feuerstein GmbH. In dem Betrieb werden seit mehr als 50 Jahren chirurgische Nadeln hergestellt, unter anderem Spezialnadeln, mit denen Drainageschläuche nach Operationen verlegt werden. Durch den Kauf des hessischen Wettbewerbers vergrößerte der Berliner Familienbetrieb mit seinen 20 Mitarbeitern die eigene Produktpalette deutlich. Zudem wurden in Dreieich 40 der zuletzt 60 Arbeitsplätze gerettet. Am Anfang hatten wir schon ordentlich Respekt davor, eine deutlich größere Firma mit solch langer Geschichte und dem guten Ruf zu übernehmen, sagt Kluge, auf der anderen Seite wussten wir aber auch, dass das zu schaffen ist. Neben dem Know-how der meist langjährigen Mitarbeiter verfügt Acufirm über eine hohe Fertigungstiefe. In der eigenen Zieherei können Edelstahlrohre mit Durchmessern von 0,25 bis
4 zu 4 Millimetern aus Rohmaterialien gezogen werden. Aus diesen Rohren werden dann die Kanülen gefertigt. Auf selbst konstruierten Maschinen werden die Produkte unter strengen Qualitätsanforderungen bearbeitet. Der Betrieb verfügt sogar über eine eigene Galvanik. Unsere Fertigungstiefe ist in der Branche etwas ganz Besonderes und der Garant für Vielfalt und höchste Qualität, betont Geschäftsführerin Silja Kluge. Das scheint sich auszuzahlen. Die Auftragslage entwickelt sich gut. Seit der Übernahme konnten bereits fünf weitere Mitarbeiter eingestellt werden. Was Acufirm auszeichnet ist zudem die Tatsache, dass auch außergewöhnliche Aufträge umgesetzt werden können. So bestellte jüngst ein Kunde Spritzenkanülen, die wie Heftklammern gebogen sein sollten. Solche Biegungen mit feinen Rohren herzustellen, sagt Kluge, ist alles andere als trivial. Den Spezialisten bei Acufirm ist das jedoch gelungen. Wo diese Spezialkanülen dann eingesetzt werden, möchte man als Nichtmediziner dann allerdings doch nicht so genau wissen. Ansprechpartnerin: ACUFIRM Ernst Kratz GmbH Silja Kluge Tel: silja.kluge@acufirm.de
5 Fotos zum Artikel In der hauseigenen Galvanik werden Nadeln und Kanülen beschichtet Die Nadeln werden einzeln gebogen Spezialkanülen werden häufig in geringen Stückzahlen produziert und per Hand geschliffen Die Fertigung bei Acufirm erinnert an eine Manufaktur Fotos: Gesamtmetall/Pit Junker Die Bilder können Sie auf unserer Internet-Seite ( Branche Portrait Unternehmensreportagen) herunterladen.
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