Internationales Finanzsystem
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- Uwe Heinrich
- vor 8 Jahren
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1 Internationales Finanzsystem Markus Henn Projektreferent Finanzmärkte, Weltwirtschaft, Ökologie & Entwicklung WEED Mitglied der Attac AG Finanzmärkte und Steuern Kontakt: 2. August 2012, Mainz, Attac-Sommerakademie
2 Wozu ein Finanzsystem? Zahlungssystem Vermögensbildung (Sparen) Kapitalbeschaffung (Investition) 2 Aggregation, Fristentransformation, Risikotransfer
3 Exkurs: Geld, Kredit und Zins Geld als Tauschmittel (z.b. Klassik, Marxismus) Eigentum Tausch Geld Kredit Zins Geld Tausch Geld als Kredit (z.b. Eigentumsökonomik) Eigentum 3 Kredit Zins
4 Finanzmärkte und Investitionen 1: Kreditmarkt Einlage Sparer Zins Kredit Bank Kredit, Zins Investor Staat, Unternehmen Zentralbank Banken übernehmen Kreditvergabe und damit (Giral-) Geldschöpfung, die zu einem gewissen Grad über die Einlagen der Sparer begrenzt wird Zentralbank als oberste Bank mit Monopol auf Bargeldschöpfung und Mitteln zur Beschränkung der (Giral-)Geldschöpfung der Geschäfsbanken (u.a. Mindestreserve) 4
5 Finanzmärkte und Investitionen 2: Kapitalmarkt Aktie, Anleihe (Erstemission) Börse Bank Sparer Investor Staat, Unternehmen Gewinn Sparer 5 Rendite Fonds Bank Gewinn Investor Staat, Unternehmen
6 Finanzmärkte als Kapitalquelle: Unternehmen in G7 100% 80% 60% 40% 20% 0% 1970 Aktien Kredite 1990 Anleihen Quelle: bpb, basierend auf Davis, E. Philip: Institutional investors, financial market efficiency, and financial stability; Federal Reserve Board; Statistics Canada: Statistics Bureau and the Director-General for Policy Planning Japan; Deutsche Bundesbank; Banque de France; Banca d'italia sonstige
7 Finanzmärkte als Anlagemärkte Aktien (Handel) Bank (auch auf eigene Rechnung) Anleger Börse Fonds Spekulation auf Kursentwicklung Wertpapiere (Handel) Devisen Derivate 7
8 Derivate: die moderne Finanzalchemie Basiswert Basiswerte Aktien Wertpapiere Rohstoffe Währungen Zinsen Indizes Kredite Derivate 8 Derivat (Vertrag basierend auf Preis-/ Kursentwicklung des Basiswerts) Formen: Futures (an der Börse) Optionen (mit Wahlrecht) Forwards/Swaps (außerbörslich) Idee: Absicherungsgeschäfte Risikostreuung Praxis: Wetten Risikosteigerung Hebelwirkung
9 Zins-Swap Sparkasse Kredit: Festzins 3% Kommune Swap: Libor Libor = London interbank offered rate : Kommunen wollen diesen variablen Zins statt dem Festzins haben ( Zinstausch ). Der Libor wurde offensichtlich von den Großbanken nach unten manipuliert, weil sie dann weniger an die Kommunen etc. zahlen müssen, die einen Swap auf dem Libor basierend halten. 9
10 Finanzmarktkapitalismus 1: Internationalisierung System von Bretton Woods (1944): Dollar-/ Goldstandard, fixe Wechselkurse 10 Freie Wechselkurse Kapitalverkehrsfreiheit
11 Abschaffung von Kapitalverkehrskontrollen Jahr Land Bemerkungen 1958 Deutschland u.a. Liberalisierung des Zahlungsverkehrs in allen west-europäischen Ländern, in D auch des Kapitalverkehrs 1964 (Japan) (Liberalisierung des Zahlungsverkehrs) 1974 USA Abschaffung aller seit 1963 eingeführten KVK; vor 1963 gab es keine KVK Schweiz 11 Vollständige Abschaffung 1979 Großbritannien vollständige Abschaffung 1980 Japan Teilliberalisierung (Liberalisierung wenn nicht anders bestimmt) 1981 Deutschland Abschaffung aller zwischenzeitlich eingeführten KVK 1983 Australien weitgehende Abschaffung aller KVK 1984 Neuseeland weitgehende Abschaffung 1986 Niederlande Vollständige Abschaffung 1988 Dänemark Vollständige Abschaffung 1989 Frankreich Vollständige Abschaffung 1990 Italien, Belgien, Luxemburg Vollständige Abschaffung 1992 Spanien Vollständige Abschaffung Portugal Vollständige Abschaffung 1994 Griechenland Vollständige Abschaffung Quelle: Jörg Huffschmid, 2007: Internationale Finanzmärkte
12 US-Handelsbilanzdefizit in Milliarden US-Dollar Quelle: U.S. Census Bureau
13 USA: Verbindlichkeiten und Bruttoinlandsprodukt in Millionen US-Dollar Nicht-Finanzsektor Finanzsektor BIP Quelle: U.S. Federal Reserve
14 Währungsreserven Milliarden US-Dollar * preliminary, 2005 Source: Q3 IMF COFER Sept Welt Industrieländer Entwicklungsund Schwellenländer 14 Quelle: IWF
15 Direktinvestitionen von OECD- in Entwicklungsländer Millionen US-Dollar Quelle: OECD
16 und zurück: Wer zahlt mehr Steuern? Accra Brewery (von South African Breweries / Miller): Händlerin Marta aus Accra (Ghana): 47 Pfund Steuern 16 0 Pfund Steuern Quelle: Action Aid WEED, Steueraosen WEED, Internationales und Schattenfinanzplätze, Finanzsystem,
17 Schattenfinanzplätze (Steueroasen) = 1. (fast) keine Steuern = 2. Intransparenz = 3. (fast) keine Regulierung 17
18 Die Oasen sind unter uns... 18
19 Gewinnsteuersätze für Kapitalgesellschaften Irland Großbritannien Belgien Niederlande Spanien Frankreich Italien Deutschland USA Japan
20 Schattenfinanzplätze: Steuerschaden Finanzielle Verluste: - 1-1,6 Bio. US-Dollar jährlich an illegitimen Finanzströmen, jetzt Billionen US-Dollar Privatvermögen in Finanzoasen (Tax Justice Network) - Wachstum seit 90er Jahren ca. 9% jährlich (GFI) 20
21 Finanzmarktkapitalismus 2: Wachstum 21 Kapitalmangel Kapitalüberfluss durch Marktreife ( Übersparen ) und Umverteilung Marktgrenzen (öffentliche Güter u.a.) Privatisierung (v.a. Rente)
22 Was machen Unternehmen mit ihrem Geld? % Profitquote (EU-15) Investitionsquote (EU-15) Quelle: European Economy 6/2002, 6/2006
23 Lohnquoten % des BIP Japan EU-15 USA Quelle: European Economy 6/2002, 6/2006
24 Ungleichheit Deutschland Individuelles Vermögen als Anteil am Gesamtvermögen Dezil Prozent Quelle: DIW James Henry (Tax Justice Network): Weniger als Menschen (=0,001%) besitzen über 30% des globalen Finanzvermögens 24
25 Ungleichheit USA / Großbritannien: Gini-Koeffizient GB US Quelle: UNU-WIDER Aber: durch Finanzoasen sind Zahlen noch viel zu positiv 25
26 Anstieg der Vermögen: Kapital sucht Rendite Weltsozialprodukt Weltfinanzvermögen Billionen US-Dollar Quelle: McKinsey, Weltbank
27 Finanzmarktkapitalismus 3: Liberalisierung 27 Bankenorientierung: Kredite, Geschäftsbanken Kapitalmarktorientierung: Anleihen, Investmentbanken, Fonds, Ratingagenturen Relativ starke Regulierung von Finanzakteuren, -märkten und -produkten Deregulierung: Produkte, Akteure, Steuern, Märkte Schattenbanken Beschleunigung (auch technisch bedingt)
28 Internationale Groß- und Investmentbanken Einlage Sparer Zins Kredit Bank Kredit, Zins Investor Staat, Unternehmen Derivate, Kredite, Wertpapiere Fonds Börse Bank Starker Abbau der Eigenkapitalquoten über die letzten 100 Jahre 28
29 Die neue Rolle der Banken: Beispiel Großbritannien % des BIP Aktiva (Geld wohin?) 29 Passiva (Geld woher?) Kasse, Wechsel, Schatzpapiere Repos 2007 Grundstücke / Gebäude Investment Andere Kredite 1964 Einlagen Andere 2007 Eigenkapital Repos Quelle: Adair Turner (2010), What do banks do?
30 Fonds und institutionelle Investoren Verwaltetes Vermögen: 103,5 Bio. US-Dollar (2008) ,9 18,7 2,5 Pensionsfonds Versicherungsfonds Offene Investmentfonds Staatsfonds 1, Hedge Fonds Private Equity Fonds Exchange Traded Fonds Privatvermögen 3,9 Quelle: International Financial Services, Fund Management 2009
31 Institutionelle Investoren Versicherungsfonds Mrd. USD (März 2012) Pensionsfonds 237 Mrd. USD (April 2012) 470 Mrd. USD (März 2012) 31 Quelle: Geschäftsberichte und offizelle Webseiten
32 Private Equity Fonds Kaufen i.d.r. ganze Firmen und managen sie aktiv Perspektive i.d.r. Weiterverkauf nach einigen Jahren Oft in Schattenfinanzplätzen Kreditfinanzierung, früher auf Unternehmen übertragen Größte Fonds 2011: 1. TPG Capital: 50,55 Mrd. USD 2. Goldman Sachs Capital Partners: 47,22 Mrd. USD 3. The Carlyle Group: 40,54 Mrd. USD 4. Kohlberg Kravis Roberts: 40,21 Mrd. USD 5. The Blackstone Group: 36,42 Mrd. USD 32 Quelle: Wikipedia / Private Equity International
33 Hedge Fonds Hohe Eintrittsschwellen (z.b. 1 Mio. US-Dollar) Keine Anlagebeschränkungen, viel Risiko und Kredithebel Oft in Schattenfinanzplätzen, Regulierungs- und Steuervorteile Enormes Wachstum bis 2007, Krisengewinner 2008/09 Größte Fonds 2011: 1. Man Group: 69,0 Mrd. USD 2. Bridgewater Associates: 62,0 Mrd. USD 3. JPMorgan Asset Management: 45,5 Mrd. USD 4. Paulson & Co.: 36,0 Mrd. USD 5. Brevan Howard Asset Management: 32,3 Mrd. USD 33 Quelle: Wikipedia / Barclay Hedge
34 Schattenbanksystem Verschiedene Definitionen, umfasst meist alle Aktivitäten, die kreditähnlich sind, so wie... Repo-Geschäfte (Rückkaufvereinbarungen) Verbriefungen Aktienleihe...aber nicht von Kreditinstituten getätigt werden, sondern z.b.: Private Equity Fonds / Hedge Fonds Geldmarktfonds Spezialvehikel/Sondergesellschaften ( Conduits, SPVs ) Börsengehandelte Fonds und Produkte (ETFs/ETPs) Versicherungen, Pensionsfonds Financial Stability Board: 2002 ca. 27 Bio. USD, 2010 ca. 60 Bio. USD 34
35 Neue Akteure 4: Indexfonds Index = Kaufempfehlung (z.b. GSCI): Geld Sparer Rendite Swap Mais Soja Zucker Nutzvieh Weizen Kakao Kaffee Schweine Futtervieh Baumwolle 12,50% 12,50% 12,50% 12,50% 12,50% 11,10% 11,10% 8,33% 4,17% 2,78% Fonds (Bank) Geld Rendite Börse Future (long) Investoren nutzen die Fonds u.a. zur Risikodiversifizierung 2003: 13 Mrd. USD, 2008: 260 Mrd. USD an Futures Auch als börsengehandelte Fonds (exchange traded funds, ETF) 35
36 Jeder handelt, jeder wird gehandelt Fonds Fonds ETF Börse AG Fonds Bank Fonds ETF Börse Bank AG Bank AG Fonds Börsen werden Aktiengesellschaften: Frankfurt 1992, Chicago 2002 und Teil von internationalen Börsenkonzernen (NYSE Euronext, ICE,...) 36
37 Die neue Bedeutung der Ratingagenturen Gläubiger Geld??? Schuldner / Emittent Ratingagentur Ursprünglich Bewertung der Kreditwürdigkeit (Bonität) bzw. der Zahlungsfähigkeit von Anleihe-Emittenten oder Kreditnehmern, anfangs v.a. Unternehmen, dann Staaten bzw. staatliche Einheiten Später: Bewertung von (komplexen) Finanzprodukten Ratings bestimmen die Zinskosten mit, besonders in kapitalmarktorientierten Wirtschaften wie USA, v.a. seit 70er Jahren (lange anders in bankorientieren wie EU, bis Basel II kam) 37
38 0,05 AA Sehr zuverlässig 0,07 A Zuverlässig, aber anfällig bei ungünstigen Entwicklungen 0,21 BBB Ausreichend zuverlässig; aber anfälliger bei ungünstigen Entwicklungen 0,85 BB In naher Zukunft wenig anfällig; größere Unsicherheiten angesichts ungünstiger Bedingungen; 6,32 B Anfälliger für ungünstige Bedingungen; aber derzeit zahlungsfähig 19,03 CCC Derzeit anfällig; Fortgang der Zahlungen abhängig von günstigen Bedingungen 41,13 CC Derzeit sehr anfällig C Konkursantrag o.ä. besteht, aber Zahlungen erfolgen noch D Zahlungsverzug 38 Quelle: Standard&Poor's, Eurex 100 Non-Investment/Speculative Grade AAA Extrem zuverlässig, höchste Qualität Investment Grade Ratingnoten S&P's & Ausfallwahrscheinlichkeit (3 J.)
39 Die drei großen Ratingagenturen Umsatz 1,9 Mrd. 1,3 Mrd. 0,6 Mrd. Mitarbeiter Marktanteil 40% 40% 10% Sitz New York New York New York und London 39 Quelle: Handelsblatt, Wikipedia
40 Ratingkriterien von S&P Politisches Risiko Wirtschaftsstruktur Fiskalpolitischer Handlungsraum Allgemeine Staatsverschuldung Externe Zahlungsfähigkeit Eventualverbindlichkeiten Geldpolitischer Handlungsraum Auslandsverschuldung Ratings werden praktisch aufgrund weniger Faktoren bestimmt (v.a. BIP, Wachstum, Schulden) 40 Quelle: Standard&Poor's
41 Over the Counter (OTC): Handel außerhalb der Börse Bank Bank (auch auf eigene Rechnung) Fonds (auch auf eigene Rechnung) Bank (auch auf eigene Rechnung) Börse Fonds Bank (auch auf eigene Rechnung) Fonds Bank (auch auf eigene Rechnung) OTC-Derivate oft erst spät rechtlich voll anerkannt, wenig reguliert 41
42 Außerbörslicher Derivate-Handel (OTC), tägl. Umsatz Milliarden US-Dollar Währungen 42 Quelle: Bank für internationalen Zahlungsausgleich 2004 Zinsen Sonstige
43 Billionen US-Dollar OTC-Derivate, offene Werte Quelle: Bank für internationalen Zahlungsausgleich H Währungen Aktien H Zinsen Rohstoffe Kreditausfall Sonstige Globales Vermögen 2011 (Credit Suisse, incl. Land): 231 Bio. USD 43
44 Beschleunigung: Aktienhandel Aktienhandel (Bio. US-Dollar) Aktienbestand (Bio. US-Dollar) Haltedauer (Jahre) Quelle: World Federation of Exchanges, Annual Reports Hochfrequenzhandel: geschätzte 50% des US-Aktienhandels; 6. Mai 2010: Flash Crash durch einen Fonds-Algorithmus 44
45 Beschleunigung: Devisenmärkte ca. 80% Haltedauer unter einer Woche ca. 3% Unmittelbar für Handel und Investitionen 45 ca. 17% Haltedauer eine Woche und mehr Quelle: Huffschmid (2002): Politische Ökonomie der Finanzmärkte
46 Spekulative Blasen Spekulanten mögen so lange keinen Schaden anrichten, wie sie Blasen auf dem steten Strom des Geschäftslebens gleichen, aber die Angelegenheit wird ernst, wenn das Geschäftsleben sich zur Blase auf einem Strudel der Spekulation entwickelt. John Maynard Keynes 46
47 Spekulative Finanzmärkte: Mikroökonomie Theorie: Preisbildung funktioniert umso besser, je freier der Markt Umsatz nie zu hoch, weil gleichbedeutend mit Liquidität Finanzmärkte besonders transparent und effizient Realität: Finanzmärkte keine klassischen Märkte: Preisanstieg erhöht Nachfrage Herdenverhalten, Bullen-/Bärenmärkte, Blasen und Krisen Trendorientierter Computerhandel 47
48 Märkte und Preise 1 Fundamentalwert Schnelle Preisanpassung Langsame Preisanpassung 0,8 0,6 0,4 0,
49 Spekulative Blasen: Beispiel Währungsmärkte 1,6 1,4 1,2 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0, Wechselkurs US-Dollar je Euro/ECU Kaufkraftparität Güter und Dienstleistungen EU / USA 1976 Quelle: Schulmeister
50 Mrd. USD / index Spekulative Blasen: Beispiel Rohstoffmärkte 450,00 400,00 350,00 300,00 250,00 200,00 150,00 100,00 50,00 0,00 Haiti, April 2008: Hungerrevolte Aug 06 Jan 07 Index-Swaps (Mrd. USD) 50 Quelle: BIS / Barclays Capital Jul 07 Jan 08 Börsengehandelte Produkte (Mrd. USD) Jul 08 Jan 09 Jul 09 Mittelfristige Schuldverschreibungen (Mrd. USD) Jan 10 Jul 10 Jan 11 Agrarrohstoffpeise (Index)
51 Destabilisierung: Finanzkrisen 1980er Lateinamerika (Schuldenkrise) 1987 Börsencrash, Savings&Loans-Krise USA 1992/93 Europäisches Währungssystem 1994/95 Mexiko-Krise 1997/98 Asienkrise Brasilienkrise 2000 Argentinien, New Economy Crash 2001 Russland, Türkei global : 38 Krisen : 139 Krisen
52 Finanzkrisen: was und wann Bankenkrisen Währungskrisen Staatsverschuldungskrisen Quelle: Luc Laeven, Fabian Valencia (2008): Systemic Banking Crisis A New Database, IMF Working Paper WP 08/224
53 Die Finanzkrise 2007ff. 1. Hauskredite USA (schlecht besichert / suprime) Verbriefung 2. MBS / CDO MBS/CDO Mortgage Backed Security (hypothekenbesichertes Wertpapier)/ Collateralized Debt Obligation (besicherte Schuldverschreibung) 3. Tranchierung 4. CDO 2 (3,4,...) Mezzanine Senior Mezzanine Equity Senior (AAA) Equity 5. CDS (Credit Default Swaps) (Kreditausfallversicherungen) 6. Synthetischer CDO 53 Synthetischer CDO stupid Germans WEED, sto WEED, Internationales Finanzsystem,
54 Hedge Fonds und die Krise: wem nützt es?
55 Probleme mit Ratingagenturen Versagen bei der Bewertung: komplexe Finanzprodukte (Finanzkrise 2007ff.), Anleihen (z.b. Mexiko 1994), Unternehmen (z.b. Parmalat 2003) Fehlender Wettbewerb bzw. fehlende Unabhängigkeit Mangelnde Transparenz und fehlende Rechenschaft Übermäßiges Vertrauen bzw. gesetzlicher Zwang Macht über Regierungen und neoliberale Ausrichtung 55 Quelle: WEED Ratingagenturen und Entwicklungsländer
56 Intransparenz durch Schattenfinanzplätze Zweckgesellschaften mit riskanten Wertpapieren, in Irland, Jersey, Caymans u.a. (Zahlen schwanken stark!): ca. 9 Mrd. Euro, später auch Sachsen LB ca. 18 Mrd. Euro ca. 80 Mrd. Euro (v.a. Depfa) ca. 90 mit ca. 9 Mrd. Euro ca. 150 mit ca. 105 Mrd. Euro ca. 500 mit ca. 22 Mrd. Euro ca. 18 Mrd. Euro ca. 85 Mrd. Euro 56 Quellen: ZEIT, Grüne, Leo Müller Bank-Räuber
57 Staatsverschuldung % des BIP Industrieländer 57 *Schätzung; Quelle: IMF Data Mapper Schwellen- / Entwicklungs * * Welt
58 Der Aufstieg der Entwicklungs- und Schwellenländer Die zwei größten Banken der Welt (nach Marktkapitalisierung): 58
59 Carry Trade und Kapitalverkehrskontrollen 2. Tausch Dollar in Real 1. Aufnahme von Kredit USA: Zinsen z.b. 1 % 3. Geldanlage/ Kreditvergabe 4. Tausch Real in Dollar Brasilien: Zinsen z.b. 10% Oktober 2009: Brasilien wendet Kapitalverkehrskontrollen an (2010: Malaysia, Indonesien) 59
60 Wie Grenzen setzen? Welche Alternativen gibt es? Schaffung eines Finanzsystems, das am Wert des Sozialen, der Umwelt, der Menschenrechte und auch des Lokalen orientiert ist: Kapitalverkehr kontrollieren, Schattenfinanzplätze schließen Öffentliche und genossenschaftliche Banken fördern Finanzakteure alle gleich regulieren und schrumpfen Finanzprodukte: weniger, einfacher, nachhaltiger Umverteilung, Entschuldung und Schutz öffentlicher Güter 60
61 Schattenfinanzplätze ( Steueroasen ) schließen Ächtung Besteuerungsabkommen - Doppelbesteuerungsabkommen - Abkommen zum Informationsaustausch - ideal wäre: mulitlateral, automatisiert, Erhebungspflicht Country-by-Country Reporting Internationale Steuerkoordination: OECD, UN, G20, EU 61
62 Bankenregulierung und -schrumpfung Eigenkapital stark erhöhen: aktuell Basel-III-Umsetzung mit bis zu 13%, aber zu schwach, zu viele Lücken Banken schrumpfen: schrumpfen kein Zu groß zum Pleitgehen z.b. Bilanzobergrößen, Simon Johnson (MIT): 100 Mrd. USD Schattenbanken regulieren: jetzt oft weniger reguliert als Banken, EU hat kaum etwas getan 62
63 Finanztransaktionssteuer Minimale Besteuerung (z.b. 0,1-0,5%) aller Finanztransaktionen Sand ins Getriebe der superschnellen Finanzmärkte Trifft vor allem kurzfristige und auf Ausnutzung minimaler Preisdifferenzen gerichtete Geschäfte Langfristige Investitionen sind kaum tangiert Umsatz sinkt, je nach Steuerhöhe Politik: bei G20 keine Einigung; einzelne Staaten dafür: z.b. Frankreich, Deutschland; EU offen, September 2011: EUKommission schlägt Gesetz vor, März 2012: Frankreich schlägt vor 63
64 Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! Weltwirtschaft, Ökologie & Entwicklung World Economy, Ecology & Development Der Vortrag ist Teil eines Projekts, das aus Mitteln der der Europäischen Union (EU) und des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert wird. Die Inhalte sind in der alleinigen Verantwortung von WEED und geben in keinem Fall die Position der EU oder des BMZ wieder. Dank an Franziska Richter und Daniela Rühl für Recherchen.
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