Quelle: Guidelines for Protected Area Management Categories. IUCN, 1994, Guidelines for Applying Protected Area Management Categories, IUCN 2008
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- Annika Hoch
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1 Hintergrund: Wildnis Was ist Wildnis? Der Wildnisbegriff ist fest in unserer Vorstellung von Natur verankert. Tatsächlich ist Wildnis aber ein kulturelles Phänomen. Wildnis lässt sich nur in Abgrenzung zu der von uns Menschen beeinflussten Kulturlandschaft beschreiben. Sie entsteht als Gegenposition zur Zivilisation und lässt sich naturwissenschaftlich nicht definieren (Positionspapier Wildnis; EUROPARC Deutschland Juni 2010 und Broschüre zur Wildnis in der Infothek unter Dennoch ist es aus naturschutzfachlicher Sicht nötig, zu einer über die Landesgrenzen hinaus gültigen Definition zu gelangen. Erste Ansätze finden sich bereits in dem 1978 von der Weltnaturschutzorganisation (IUCN, International Union for the Conservation of Nature) aufgestellten internationalen System zur Einteilung von Naturschutzgebieten. Darin werden Nationalparks als große natürliche Gebiete zum Schutz von Arten und Ökosystemen sowie der darin ablaufenden natürlichen Prozesse geführt. Der Wildnisaspekt wird 1978 zwar nicht explizit genannt, taucht jedoch indirekt im Schutz natürlicher Prozesse auf. Sechs Jahre später wurde auf der IUCN-Generalversammlung von Madrid eine Unterkategorie zum Schutz von Ressourcen und Werten von Wildnisgebieten beschlossen. Doch erst in der überarbeiteten Version der IUCN-Schutzgebiets-Kategorien aus dem Jahr 1994 wird Wildnis endgültig als Unterkategorie (1b) in das Schutzgebiets-System aufgenommen. Das System aus dem Jahr 1994 ist noch heute gültig, wird jedoch laufend weiterentwickelt und angepasst. Es beschreibt Wildnisgebiete als Flächen mit natürlichen Qualitäten von besonderem Rang ökologisch, geologisch und physiologisch aber auch landschaftlich. Wilderness area: Category Ib protected areas are usually large unmodified or slightly modified areas, retaining their natural character and influence, without permanent or significant human habitation, which are protected and managed so as to preserve their natural condition. Quelle: Guidelines for Protected Area Management Categories. IUCN, 1994, Guidelines for Applying Protected Area Management Categories, IUCN 2008 Wildnis und Wildnisentwicklung Großflächige und gänzlich unveränderte Naturgebiete, wie sie der IUCN-Definition zugrunde liegen, gibt es in Europa kaum. Der Kontinent ist geprägt durch hohe Bevölkerungsdichten, historisch gewachsene Kulturlandschaften und eine Vielzahl kleiner Staaten mit unterschiedlichen Ansprüchen, Kulturen und Traditionen. Wildnis kann in Europa deshalb auch solche Gebiete umfassen, die (1) für eine begrenzte Zeit in der Vergangenheit genutzt wurden, ohne dass die natürliche Vielfalt der Lebensräume und Arten wesentlich verändert wurde, und die (2) der natürlichen Sukzession und damit den natürlichen Prozessen, überlassen wurden (nach: Richtlinien für Management-Kategorien von Schutzgebieten
2 - 2 - Interpretation und Anwendung der Management-Kategorien in Europa. EUROPARC und IUCN, 2000). Wildnisnahe Natur ist somit da, wo der Mensch sich zurückgezogen hat und Ungeplantes zulässt. Im Sinne der Nationalparke: Wo die Natur Natur sein kann. Weil es echte (ursprüngliche) Wildnis in Deutschland nicht gibt, sprechen Experten sowie das Bundesamt für Naturschutz (BfN) von Wildnis- und Wildnisentwicklungsgebieten. Definition von Wildnisgebieten in Deutschland Ausgedehntes ursprüngliches oder leicht verändertes Gebiet, das seinen ursprünglichen Charakter bewahrt hat, eine weitgehend ungestörte Lebensraumdynamik und biologische Vielfalt aufweist, in dem keine ständigen Siedlungen sowie sonstige Infrastrukturen mit gravierendem Einfluss existieren und dessen Schutz und Management dazu dienen, seinen ursprünglichen Charakter zu erhalten. Quelle: Bundesamt für Naturschutz (BfN), 2009, angelehnt an IUCN Das Potenzial für Wildnis in Deutschland ist nach Ansicht von Naturschutz- und Wildnis-Experten groß. Ein Grund ist die sinkende Einwohnerzahl in weiten Teilen des Landes, ein anderer die große Zahl von Flächen, die nach und nach aus der Nutzung gezogen werden. Auf vormals militärisch genutzten Flächen, in Bergbaufolgelandschaften sowie in bzw. an bestimmten Wäldern, Binnengewässern, Gebirgen oder Mooren hat Wildnis eine reelle Chance. Dabei sollten die Flächen möglichst mehrere Hektar umfassen, sodass sich auch große Pflanzenfresser und Beutegreifer, wie Elche bzw. Wölfe und Luchse ansiedeln können. Definition von Wildnisentwicklungsgebieten in Deutschland Unter Wildnisentwicklungsgebieten sollen ausgedehnte Landschaftsräume verstanden werden, deren ökologische Rahmenbedingungen (noch) geeignet sind oder soweit wiederhergestellt werden können, dass natürliche oder naturnahe Entwicklungsprozesse weiterhin oder zukünftig ablaufen können und in denen keine ständigen Siedlungen sowie sonstige Infrastrukturen mit gravierendem Einfluss existieren. Quelle: Bundesamt für Naturschutz (BfN), 2009, s.a. Interpretation der IUCN-Kategorie 1b durch EUROPARC et al. Obwohl Wildnis den Einfluss des Menschen auf natürliche Prozesse ausschließt, sperrt Wildnis die Öffentlichkeit nicht aus (s.a. Kapitel Wildnis und Gesellschaft ). In den durch die IUCN und die Föderation EUROPARC auf Europa abgestimmten Richtlinien für Management-Kategorien von Schutzgebieten wird das Erlebnis von Wildnis durch die Öffentlichkeit ausdrücklich begrüßt. Bedingung: Der Wildnischarakter des Gebiets muss bewahrt bleiben. Wildnis in den deutschen Nationalparks Nationalparks repräsentieren die großflächigsten naturnahen Landschaften Deutschlands. Deshalb sind sie für die Entwicklung von Wildnis besonders geeignet. Wildnis in einem Nationalpark meint den dynamischen Ansatz im Naturschutz. Das heißt: (1) Natürliche Prozesse werden zugelassen, ohne dass der Mensch gestalterisch eingreift. (2) Es bleibt unklar, welchen Weg die Natur einschlagen wird und wie der Prozess enden wird. Damit beginnt
3 - 3 - Wildnis dort, wo die ablaufenden natürlichen Prozesse die Gestaltung des Menschen überlagern (Positionspapier Wildnis EUROPARC Deutschland, Juni 2010). Zum Schutz der Wildnisgebiete sowie der gesamten Nationalparkfläche sind kleine Nationalparks (< ha) in Deutschland stets von einem breiten Schutzgebietsgürtel aus Naturparks oder Biosphärenreservaten umgeben. Dabei wird der Einfluss des Menschen von innen (Wildnis) nach außen (Biosphärenreservat oder Naturpark) immer größer. In Deutschland sorgen derzeit 14 Nationalparks im ganzen Bundesgebiet für den Erhalt bzw. die Entwicklung von Wildnis. Verglichen mit anderen Staaten ist der Wildnisanteil an der Landesfläche dennoch verschwindend gering. Mit einer Fläche von insgesamt Hektar an Land bzw. zu Wasser nehmen die Nationalparks zwar 2,56 Prozent des Staatsgebiets ein, zieht man jedoch den hohen Anteil an Wasserflächen (Nord- und Ostsee) ab, bleiben lediglich Hektar geschützte Landfläche das entspricht einer Fläche kleiner als das Saarland. Laut BfN, das in seiner Betrachtung von Wildnis die Wildnis- bzw. Wildnisentwicklungsflächen gleichsetzt mit den Landflächen der Nationalparks, entspricht der Anteil von Wildnis(entwicklungs)- gebieten somit gerade mal 0,54 Prozent der Landesfläche. Zum Vergleich: Tansania hat 5,5 Prozent der Landesfläche als Wildnisgebiete unter Schutz gestellt, Peru sogar 6,08 Prozent. Weil Wildnisschutz auch Artenschutz ist, sollen in Deutschland künftig mehr Wildnisflächen entstehen. Bis 2020 so steht es in der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt (2007) der Bundesregierung sollen zwei Prozent der Landesfläche als Nationalparks und damit Wildnis- bzw. Wildnisentwicklungsgebiete ausgewiesen sein. Konkret: In den kommenden zehn Jahren sollten die Nationalen Naturlandschaften unter dem Dach von EUROPARC Deutschland um sechs Nationalparks ergänzt werden, darunter Parks in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Bayern. Wildnis versus Kulturlandschaft? Deutschland besteht zu beinahe 100 Prozent aus Kulturlandschaft kaum ein Quadratmeter Boden wird oder wurde nicht schon durch menschliches Handeln beeinflusst. Echte Wildnis, im Sinne einer nie vom Menschen berührten Natur, gibt es in Deutschland also nicht. Wildnisnahe Flächen finden sich am ehesten dort, wo die natürlichen Prozesse eines Ökosystems ungestört ablaufen können, zum Beispiel in den Alpen oder im Watt. Experten schätzen, dass früher fast 97 Prozent der Landesfläche bewaldet waren. Dieser Wald musste jedoch im Laufe vieler Jahrhunderte Weideflächen, Feldern und Siedlungsräumen weichen. Kulturland entstand. Dass die Artenvielfalt in Deutschland ausgerechnet mit der wachsenden Kulturlandschaft anstieg, mag zunächst verwundern. Tatsächlich aber waren unsere ursprünglichen Wälder vergleichsweise arm an Arten. Erst mit der Kultivierung des Landes kamen neue Pflanzen und Tiere hinzu. Arten wie Klatschmohn und Wachtel, die wir als heimisch betrachten, gelten als typische Kulturfolger. So ging durch die zunehmende Kulturlandschaft in Deutschland zwar Wildnis verloren. Gleichzeitig wurde das Land aber um vielfältige Lebensräume und damit Tier- und Pflanzenarten reicher. Beispiele sind typische Mähwiesen oder Trocken- und Halbtrockenrasen, die durch die Beweidung mit Vieh entstanden sind. Sie sind zum Teil so artenreich, dass sie als Flora-Fauna-Habitat (FFH)-Gebiete einen
4 - 4 - besonderen Schutz genießen. Manche Wiesen in Deutschland gelten sogar als letzte Rückzugsgebiete für global bedrohte Arten. Ein Beispiel ist der Seggenrohrsänger in den Feuchtwiesen im Nationalpark Unteres Odertal. Lange Zeit konzentrierte sich die Naturschutzarbeit in Deutschland entsprechend auf den Erhalt von Kulturlandschaften. Inzwischen aber sind sich die Naturschutzexperten einig: Kulturlandschaften und Wildnis müssen nebeneinander existieren und gleichermaßen geschützt werden nur gemeinsam bilden sie eine gute Basis, um die biologische Vielfalt in Deutschland zu erhalten. Gelenkte Wildnis? Strittig ist in Deutschland, ob weidewirtschaftliche Konzepte Teil eines Wildniskonzeptes sein dürfen. Kritiker halten den Einsatz von großen Pflanzenfressern (z.b. Wildpferde und Wisente) für einen unzulässigen Eingriff in die natürlichen Prozesse. Befürworter einer Weidewirtschaft in Wildnisentwicklungsgebieten halten dagegen, dass die großen Pflanzenfresser ursprünglich auch Bestandteil der Wildnis waren und dort z. B. für lichte Waldbereiche mit unterschiedlich alten Pflanzengesellschaften sorgten. Tatsächlich war der ursprüngliche Wald selten so dicht wie heute. Viele der als typische Waldtiere und -pflanzen bekannte Arten sind eigentlich Arten der Waldränder. Der vorsichtige Eingriff mit großen Pflanzenfressern ist daher vielerorts erlaubt (s.a. Positionspapier des BfN zu arten- und naturschutzfachlichen Aspekten des Wisents, 2008). Auch dichte Laubbestände dürfen ggf. gelichtet werden, um ursprünglichen Baumarten eine Chance zu geben. Die deutschen Nationalparkleiter stehen dem gezielten Einsatz großer Pflanzenfresser im Rahmen der Wildnisentwicklung sehr kritisch gegenüber und lehnen diesen Ansatz für Nationalparke an sich ab. Denn mit der Beweidung ist ein gezielter Eingriff verbunden, der mit dem Grundsatz ungestörter dynamischer Prozesse nicht vereinbar ist. Anders verhält es sich mit der auf natürliche Weise ablaufenden Wiederbesiedlung zum Beispiel von Elchen. Wildnis und Forschung Wildnis beherbergt die Reste der natürlichen Grundausstattung der Erde. Für Wissenschaftler, die die natürlichen Vorgänge auf der Erde untersuchen, und verstehen wollen, wie unterschiedliche Systeme sich gegenseitig beeinflussen, ist Wildnis damit ein einzigartiges Feldlabor. Evolutionsbiologen sind in der Wildnis der Entstehung des Lebens auf der Spur, Bodenökologen ergründen den Einfluss von Mikroorganismen und Umweltfaktoren auf die Entwicklung des Baumbestandes und Hydrogeologen untersuchen den Wasserhaushalt intakter Naturflächen. Das Labor Wildnis gibt den Wissenschaftlern einen Einblick in die tatsächlichen Vorgänge der Natur ohne dass der Mensch seine Finger im Spiel hatte. Für die Klimafolgenforschung und die Biodiversitätsforschung ist das Wissen um die natürlichen Prozesse von besonderer Bedeutung. Die Wildnisentwicklungsgebiete helfen Forschern zu verstehen, wie Ökosysteme auf veränderte klimatische Bedingungen und Extremwetterereignisse reagieren. Gleichzeitig sind sie ein wichtiges Rückzugsgebiet für Arten, die sich dort ungestört von menschlichen
5 - 5 - Einflüssen entwickeln und entfalten können. Wildnisflächen dienen insbesondere den Experten des Naturschutzes aber auch nutzungsbezogenen Fachleuten weltweit als Referenzflächen für intakte Ökosysteme. So können bsp. auch für die Forstwirtschaft Erkenntnisse über die Abläufe in natürlichen Waldsysteme gewonnen und für eine nachhaltige Forstwirtschaft genutzt werden. Wildnis: ein Interessenkonflikt? Aus naturschutzfachlicher und wissenschaftlicher Sicht wird die Ausweitung der Nationalparkflächen ohnehin begrüßt. Werden weitere Wildnisentwicklungsgebiete ausgewiesen, kann das auch den Verlust wirtschaftlich genutzter Flächen vor allem in der Forst- und Landwirtschaft bedeuten. Daher kann es mancherorts von dieser Seite Widerstand gegen die wenn auch im Gesamtkontext geringfügige Zunahmen von Nationalparkflächen geben. Wildnis und Gesellschaft Wildnis zieht den Menschen magisch an sie wird als schön und faszinierend, manchmal aber auch als bedrohend und fremd empfunden. Die Bedeutung von Wildnis zu vermitteln ist damit eine wichtige Aufgabe von Nationalparks und in den Managementzielen der IUCN fest verankert. Wildniserlebnis: Wildnispädagogik ist Teil der Wildniskonzeptionen in den Nationalen Naturlandschaften unter dem Dach von EUROPARC Deutschland. Mit geeigneten Kommunikationsund Marketingmaßnahmen vom Kinder-Wildniscamp, über den Baumkronenpfad bis zur multimedialen Zeitreise in die Wildnis des 22. Jahrhunderts soll das gesellschaftliche Interesse an Wildnis (und damit die Bereitschaft sie zu schützen) gestärkt werden. EUROPARC begreift die Vermittlung von Wildnis als kulturelle Aufgabe. Jedes Kind sollte mindestens einmal in einem Nationalpark gewesen sein. Nationalparks liefern schon heute echte, glaubwürdige Wildnisbilder, -erfahrungen und -gefühle. Bund und Länder sollten bis 2020 das Thema Wildnis auch in den Bildungskanon integrieren. Auch das Bundesnaturschutzgesetz greift die Bedeutung der Nationalparks als Bildungsstätten auf: Nationalparke haben zum Ziel, in einem überwiegenden Teil ihres Gebiets den möglichst ungestörten Ablauf der Naturvorgänge in ihrer natürlichen Dynamik zu gewährleisten. Soweit es der Schutzzweck erlaubt, sollen Nationalparke auch der wissenschaftlichen Umweltbeobachtung, der naturkundlichen Bildung und dem Naturerlebnis der Bevölkerung dienen. Quelle: BNatSchG 24 (2) Wildnis und Tourismus: Wildnis gilt als Besuchermagnet. Ob der urwaldähnliche Buchenwald im Nationalpark Hainich in Thüringen oder die Salzwiesen im Nationalpark Wattenmeer die wilde
6 - 6 - Natur fasziniert die Besucher und spricht ihre Gefühle an. Die Sehnsucht nach unberührter Natur ist in einer Zeit, die immer schnelllebiger wird, groß. Jedes Jahr, zieht es viele Millionen Deutsche in oder in die Nähe eines Nationalparks und damit in die Nähe wildnisnaher Gebiete. Der naturorientierte Tourismus ist damit längst auch Aufgabe der Nationalparks geworden. Für eine nachhaltige Regionalentwicklung müssen aber die Dienstleistungen vor Ort einen Bezug zum nahen Nationalpark bzw. zur Natur aufweisen ein Beispiel ist der Verkauf regionaler Produkte aus ökologischem Anbau. Nur so kann der Nutzungsverzicht auf der einen Seite zur Förderung der regionalen Wirtschaft auf der anderen Seite beitragen. In Bayern war der Nationalpark Bayerischer Wald im Jahr 2007 mit Besuchern die am häufigsten besuchte Attraktion der Region. Weltweit gibt es über Nationalparks. Kontakt: Vivian Kreft Leiterin Kommunikation EUROPARC Deutschland Friedrichstr. 60, Berlin tel: (030) fax: (030) vivian.kreft@europarc-deutschland.de Karl Friedrich Sinner (TV, HF, Print) Stellv. Vorsitzender von EUROPARC Deutschland Wildnis-Experte und Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald Freyunger Straße 2, Grafenau Tel: (085 52) (Sekr.) karl_friedrich.sinner@npv-bw.bayern.de EUROPARC Deutschland ist die Dachorganisation der Nationalen Naturlandschaften und wurde 1991 als nationale Sektion der EUROPARC Federation gegründet. Der Verein fördert die Entwicklung der Nationalen Naturlandschaften in Deutschland und bettet sie ein in den Kontext europäischer Naturräume. Die Nationalen Naturlandschaften vereinen als Dachmarke alle deutschen Großschutzgebiete wie Nationalparke, UNESCO-Biospärenreservate und Naturparks.
7 - 7 - Zahlen und Fakten (Stand: September 2010) Nationalparks : Als erster Nationalpark der Welt wird der Yellowstone River Nationalpark in den Rocky Mountains als öffentlicher Park und Vergnügungsort zum Nutzen und zur Freude des Menschen in den USA gegründet : In Schweden entsteht der erste Nationalpark Europas : Mit dem Nationalpark Bayerischer Wald bekommt auch Deutschland seinen ersten Nationalpark. Er hat als einer von zwei deutschen Nationalparks, bereits 1972 die internationale Anerkennung nach IUCN-Kriterien erworben (Kategorie II), wonach mind. 75% der Nationalparkfläche vollständig nutzungsfrei sein müssen. Durch die Erweiterung der Nationalparkfläche 1997 entspricht die Größe der am strengsten geschützten Naturzone zurzeit 52% und soll bis 2027 schrittweise auf 75% vergrößert werden : Deutschland hat 14 Nationalparks, 16 Biosphärenreservate und über 100 Naturparks (EUROPARC, 2010), außerdem 8400 Naturschutzgebiete und über Landschaftsschutzgebiete (BfN, 2008) : Der Nationalpark Kellerwald-Edersee in Hessen und der Nationalpark Eifel in Nordrhein-Westfalen werden als bisher letzte Nationalparks in Deutschland gegründet. Wildniskonferenzen - Mai 2010: Potsdamer Wildniskonferenz, - Oktober 1977: First World Wilderness Congress WWC in Johannesburg, Südafrika Weitere WWC: Australien (1980), Schottland (1983), USA (1987), Norwegen (1993), Indien (1998), Südafrika (2001), Mexico 2009, - Mai 2009: Europäische Wildniskonferenz, Wildnisflächen - Setzt man die Fläche der Wildnisgebiete mit den Landflächen der Nationalparks gleich, beträgt die Wildnisfläche in Deutschland Hektar oder 0,54% der Landesfläche. - In den Nationalparks stehen Hektar streng geschützter Wasserflächen in Nord- und Ostsee Hektar Landflächen gegenüber (nach BfN 4/2009, nicht berücksichtigt sind Binnengewässer). Politik und Wildnis - 2% der Landesfläche sollen bis 2010 als Wildnis- und Wildnisentwicklungsgebiete ausgewiesen werden (Nationale Strategie zum Erhalt der biologischen Vielfalt (2007)) wurden durch EUROPARC Deutschland erstmals Qualitätskriterien entwickelt, mit denen Nationalparks künftig evaluiert werden können. Darin werden auch die Wildniskriterien eines Nationalparks geprüft. (EUROPARC Deutschland e.v.: Qualitätskriterien und Standards für deutsche Nationalparks,
8 Gemäß der Novellierung des Naturschutzgesetzes der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2009 ist es Zweck der Nationalparks, ungestörte Prozesse auf ihren Flächen sicherzustellen. - Die Nationalparks in Deutschland gelten streng genommen als Entwicklungs-Nationalparks, da sie die IUCN-Kriterien für einen Nationalpark noch nicht ausreichend erfüllen. Lediglich der Nationalpark Bayerischer Wald erfüllt grundsätzlich alle Kriterien, um als Wildnisgebiet gemäß der IUCN-Kategorie 1b anerkannt zu werden. - Mit der Novellierung des BNatSchG 2002 wurde die Ausweisung von sogenannten Entwicklungsnationalparks gesetzlich abgesichert. Die Gründung neuer Nationalparks wird dadurch erleichtert(bfn). - Eine Definition von Wildnis, die Bestandsaufnahme der verbliebenen Wildnisgebiete und der Schutz, die Förderung und Entwicklung von Wildnis sind die zentralen Forderungen im Beschluss des Europäischen Parlaments zu Wildnis in Europa (Resolution vom /2210(INI)). Kontakt: Vivian Kreft Leiterin Kommunikation EUROPARC Deutschland Friedrichstr. 60, Berlin tel: (030) fax: (030) vivian.kreft@europarc-deutschland.de EUROPARC Deutschland ist die Dachorganisation der Nationalen Naturlandschaften und wurde 1991 als nationale Sektion der EUROPARC Federation gegründet. Der Verein fördert die Entwicklung der Nationalen Naturlandschaften in Deutschland und bettet sie ein in den Kontext europäischer Naturräume. Die Nationalen Naturlandschaften vereinen als Dachmarke alle deutschen Großschutzgebiete wie Nationalparke, UNESCO-Biospärenreservate und Naturparks.
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