Wertschätzung. K. Wehkamp Universität Bremen (ZES) 12. Interna=onaler Kongress der Oberösterreichischen Ordensspitäler Linz 6.11.
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- Kerstin Grosser
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1 Wertschätzung oder: Was nutzt das beste Personalmanagement, wenn die Arbeitsbedingungen nicht s=mmen und wenn die Poli=k ihre Hausaufgaben nicht macht? K. Wehkamp Universität Bremen (ZES) 12. Interna=onaler Kongress der Oberösterreichischen Ordensspitäler Linz
2 Geht uns Krankenhaus das Personal aus? Ja. Wir sind auf dem Weg dahin! Aber nicht wegen der Demografie!
3 Personalnot ein Thema der Gesundheitswissenscha\en und der Gesundheitswirtscha\ Das Thema Personalnot im Krankenhaus ist zu einem führenden Diskursthema geworden Auch die Gesundheits und Managementwissenscha\en haben das Thema entdeckt Tatsächlich mangelt es außerhalb a`rak=ver Metropolregionen an medizinischem und pflegerischen Fachpersonal. Beratungsfirmen und kommerzielle Kongressveranstalter haben das Geschä\sfeld Personalgewinnung Personalentwicklung entdeckt Drama=sche Prognosen! (auf Basis von: alles bleibt wie es ist ( ceteris paribus Klausel )
4 Pricewaterhouse Coopers, Wifor Ins5tut Darmstadt zit. nach FAZ Nr.132 N1 bis 2020 drama=sche Personalnot in Medizin und Pflege 2020: Ärzte fehlen; nichtärztliche Fachkrä\e bis 2030 fast eine Million...
5 Die demografische Entwicklung... wird gern als Grund herangezogen die Knappheit erscheint als soziales Naturgesetz die Genera=on Y gilt als wählerisch an Bewerbern für Studienplätze in der Medizin mangelt es nicht aber wo bleiben sie? Millionen Arbeitslose bieten offenbar keine Lösung sind sie nicht qualifizierbar?
6 Was sind die Gründe und die Hinter Gründe? 1. Die Bedingungen am Arbeitsplatz Krankenhaus ( welche genau?) 2.Die ökonomischen und poli=schen Rahmenbedingungen (Gesundheitswesen, Gesundheitssystem, Gesundheitswirtscha\) 3. Die Techniken von Führung und Macht (Governance, Gouvernementalität) 4. Das Wissen der Führung und die es bereitstellenden Wissenscha\en ( Sta=s=k, Big Data, Epidemiologie, Public Health, Gesundheitsökonomie...)
7 Wertschätzung Alle vier Gruppen von Gründen und Hintergründen kulminieren im Aspekt mangelnde Wertschätzung
8 1. Bedingungen am Arbeitsplatz Krankenhaus Op=mierung : Das Lächeln ist verschwunden. Ra=onalisierung : Unendliche Verdichtung der Arbeit. Wertschätzung : Schlimmer als in der DDR. Ökonomisierung: Es ist nicht eigentlich kriminell, aber... Prozessmanagement : Totale Außensteuerung. Personalentwicklung : Ohnmacht, ungeheure Wut... Qualitätssicherung : keine Zeit für den Pa=enten
9 Ärzte im Rahmen unserer Interview Studie*: H. Naegler, K.Wehkamp Ökonomische Einflüsse auf medizinische Entscheidungen Man spricht darüber, dass die Beatmungspa=enten das meiste Geld bringen. Und es hat sich auch rumgesprochen, wie lang einer liegen muss um die DRG zu op=mieren. Dafür sorgt schon das Controlling. Frage: Werden die Indika=onen auf die DRGs abges=mmt? Nein, oder nicht wirklich, aber dann irgendwie doch. Man hat die Ziffern und die Dauer ja schon im Hinterkopf und in der Dienstbesprechung geht es auch darum. So Indika=onen sind halt dehnbar man macht nicht unbedingt was Kriminelles, aber ohne die Ziffern würde man vielleicht anders entscheiden....
10 FAZ Nr.132 N1 : Die Währung Ehre, Michael Feld, Arzt für Allgemeinmedizin Die Nonnen sind ausgestorben, die Zivildienstleistenden werden abgeschafft, und die Ärzte und Schwestern haben keine Zeit. Damit geht aber das innere Band verloren, welches die helfende Arbeit mit menschlichen und moralischen Werten verknüp\, den Beruf seelisch nährt...ohne Ehre wird ein helfender Beruf ad absurdum geführt. Keine zwanzig Jahre nach Einzug der Ökonomen verlassen die entehrten Helfer in Scharen die Sta=onen. keiner bleibt mehr freiwillig im Haus oder schaut abends oder am Wochenende nach seinen Pa=enten
11 2. Rahmenbedingungen Ra=onale Poli=k : Steuerung durch Kennzahlen, wachsende Anforderungen, wachsende Kontrollen, Kultur des Misstrauens Finanzierungsverantwortung: Aufgabe des KH Managements, Insolvenzdrohung, Rückgang staatlicher Inves==onen Kommerzialisierung: Gewinnorien=erung, Verlustvermeidung, Rendite We`bewerb, Bench Marking, DRG, Vorteile für cash cow Abteilungen, externe Beratung Qualitätsorien=erung : nur das Messbare zählt!
12 3. Techniken der Führung Management als Technologie und Objektwissenscha\ Zwischen Themen der Führung und Themen der Basis klaffen Welten! Führung durch Kennzahlen ( ZDF Dogma=smus: Zahlen, Daten, Fakten) Leitbilder als Ideologie Ausschluss der Ethik...
13 ...nicht nur im Hospital! The epidemic of organiza=onal desisllusionment...teachers, doctors, and nurses are leaving their professions in record numbers because the way they run schools and hospitals kills their voca=on. (...) Deep inside we long for soulful workplaces, for authen=city, community, passion, and purpose. Frederic Laloux, Reinven=ng organiza=ons, Brüssel 2014
14 4.1 Wissen und Wissen scha\ Managementwissen: quan=fizierend, objek=vierend, ethikfrei, psychologisch unterbelichtet, kurzfris=g orien=ert, ökonomisiert Bsp: Qualität Bsp: Ausschluss von Erfahrung der Mitarbeiter Bsp: Ausschluss prak=scher Erfahrung der Universitätsprofessoren
15 4.2 Wissen und Wissen scha\ Bevorzugung von Rou=nedaten Ausschluss sozialwissenscha\licher Methodik Epidemiologie und Sta=s=k : Bevorzugung von Korrela=onsdenken Verzicht auf Analy=k Public Health : Bevorzugung von Kollek=ven gegenüber Individuen ( Bevölkerungsinteressen versus Pa=enten) Kaum ethische Reflexionen
16 4.3 Wissen und Wissen scha\ Viel Aufwand für banalste Erkenntnisse: z.b. dass zufriedene Mitarbeiter gut sind für die Zufriedenheit von Pa=enten! z.b. dass Vertrauen wich=g ist! z.b. dass Stress am Arbeitsplatz krank machen kann z.b. dass ausgeruhte Ärzte weniger Fehler machen
17 4.4. Wissen und Wissen scha\ Der Main Stream der Gesundheitswissenscha\en trägt dazu bei, die Erfahrungswelt der Mitarbeiter systema=sch auszuklammern und damit zu entwerten: Was die Mitarbeiter denken und fühlen ist für uns kein Thema. = Wertschätzungsindex: Null
18 Mitarbeiter gewinnen und binden Nur in Verbindung von Poli=k, Management und Professionen! Mehr Bildung! Mehr Wertschätzung: Anhören, ernst nehmen, einbeziehen, Würde achten, Spiritualität achten, Werte klar formulieren, Orien=erung geben in unauflösbaren Konfliktzonen (Ethik Ökonomie), fair bezahlen, Transparenz...
19 Klinische Ethik als Organisa=onsethik Organisa=onsethik thema=siert die Verantwortung des Unternehmens Krankenhaus gegenüber allen Stakeholdern : Pa=enten, Mitarbeitern, Bevölkerung, Trägern, Krankenkassen... Organisa=onsethik ermöglicht Einbeziehung der Mitarbeitererfahrung und wahrnehmung in die Entscheidungsprozesse des Managements Organisa=onsethik bricht den Objek=vismus des Managements zu Gunsten von gemeinsam handelnden und entscheidenden Belegscha\en
20 J.W. von Goethe Quelle: Faust 2, I, Saal des Thrones. (Mephistopheles) Daran erkenn ich den gelehrten Herrn! Was ihr nicht tastet, steht euch meilenfern. Was ihr nicht fasst, das fehlt euch ganz und gar. Was ihr nicht rechnet, glaubt ihr, sei nicht wahr. Was ihr nicht wägt, hat für euch kein Gewicht. Was ihr nicht münzt, meint ihr, gelte nicht.
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