Grippe. (Virusgrippe; Influenza)
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- Erna Fiedler
- vor 8 Jahren
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1 Grippe (Virusgrippe; Influenza) Beschreibung Krankheitsbild Die echte Grippe, Influenza genannt, ist eine durch Viren ausgelöste Infektionserkrankung. Sie hat nichts zu tun mit einem grippalen Infekt oder einer Erkältung, an denen praktisch jeder Mensch regelmäßig vor allem in den Herbst- und Wintermonaten erkrankt. In der Regel bricht sie ein bis drei Tage nach Kontakt mit einem Infizierten aus. Sie kann anfangs mitunter nicht so einfach von einer gewöhnlichen heftigen Erkältung unterschieden werden. Häufig jedoch beginnt sie ganz akut ( von einer Minute auf die andere ) mit schweren Krankheitssymptomen: Plötzliches hohes Fieber bis 40 Grad Celsius in Verbindung mit Schüttelfrost, Schweißausbrüchen, hoher Mattigkeit, starken Muskel- und Gelenkschmerzen sowie Kopfschmerzen sind während der Wintermonate höchst grippeverdächtig. Die Grippe ist begleitet von schweren Erschöpfungszuständen, die den Betroffenen zur Bettruhe zwingen. Die Atemwege sind mit starkem Husten, Schnupfen und Halsschmerzen in Mitleidenschaft gezogen. Nach Abklingen der akuten Krankheitszeichen fühlt sich der Betroffene noch etwa zwei bis sechs Wochen lang abgeschlagen und wenig belastbar. Eine Grippe ist sehr ansteckend. Es reichen bereits geringe Virusmengen für eine Ansteckung aus. Die Grippe wird durch den direkten, manchmal flüchtigen Kontakt zu Erkrankten übertragen. Die Übertragung erfolgt über die im Speichel enthaltenen Viren beim Husten und Niesen (Tröpfcheninfektion). Ein einziger Influenza-Erkrankter kann durch Husten in einem Raum alle sich dort aufhaltenden Menschen anstecken. Auch infizierte Personen, die zwar selbst schon infiziert sind, aber noch keine Beschwerden haben, können bereits ansteckend sein. Erst nach der fieberhaften Krankheitsphase, gewöhnlich nach drei bis fünf Tagen, endet die Ansteckungsgefahr. Die leichte Übertragbarkeit ist Ursache für die starke Verbreitung (Epidemie) in der Bevölkerung. Wenn die Voraussagen der WHO zur Impfstoffzusammensetzung stimmen, kann man sich mit der Grippeschutzimpfung mit einer hohen Wahrscheinlichkeit vor einer Ansteckung schützen. Sollte aber ein ganz neuer Virustyp auftreten, für den es noch keinen Impfstoff gibt, kommt es zur Pandemie, einer länder- und kontinentübergreifenden weltweiten Ausbreitung.
2 Die Grippe (Influenza) ist eine durch die so genannten Influenzaviren hervorgerufene, oftmals schwere Erkrankung. Die Influenzaviren kommen in den drei Typen A, B und C vor. Nur die beiden Typen A und B werden für den Menschen gefährlich. Typ C verursacht beim Menschen allenfalls harmlose Erkrankungen. Von der Grippe zu unterscheiden sind Erkältungskrankheiten, sogenannte grippale Infekte, die durch völlig andere Virustypen hervorgerufen werden und überhaupt nichts mit der echten Grippe zu tun haben. Diese einfachen Erkältungskrankheiten sind hinsichtlich Krankheitsschwere und komplikationen wesentlich harmloser als die echte Influenza. Die Influenza-Typen A und B bringen permanent neue Viren-Untertypen und Varianten hervor. Daher kann ein Mensch, der aufgrund einer Infektion oder einer Schutzimpfung bereits Antikörper gegen ein bestimmtes Influenzavirus gebildet hat, mehrmals sogar in kurzen Zeitabständen an einer Grippe erkranken, die von einem anderen Influenzavirus-Typ verursacht wurde. Welche Komplikationen können auftreten? Obwohl eine Grippeerkrankung auch symptomarm verlaufen kann, sind schwere Komplikationen bekannt. Bei Kleinkindern ist der so genannte Pseudokrupp eine mögliche Komplikation. Das ist ein entzündlicher Befall des Kehlkopfes mit bellendem Husten und Luftnot. Außerdem erleichtern die Grippeviren Bakterien das Eindringen in die Atemwege und die Lunge, da sie die Immunabwehr schwächen und die Schleimhäute der Atemwege schädigen. Dadurch kommt es zu einer so genannten bakteriellen Superinfektion, die sich auf die bestehende Virusgrippe setzt. Hiervon sind meist ältere Menschen über 60, Kinder unter vier Jahren sowie Personen mit Vorerkrankungen oder Abwehrschwäche betroffen. Sie entwickeln nicht selten eine Lungenentzündung (Pneumonie). Insbesondere bei abwehrgeschwächten sowie chronisch lungenkranken Menschen ist eine Lungenentzündung eine ernste, mitunter lebensbedrohende Gefahr. Weniger häufig aber unmittelbar lebensgefährlich ist die Entzündung des Herzmuskelgewebes (Myokarditis). Ähnlich verhält es sich mit der Entzündung der Hirnhäute und des Gehirns (Meningoenzephalitis). Sehr selten werden Nerven geschädigt. So kann beispielsweise nach einer Grippeerkrankung das Riechvermögen eingeschränkt oder sogar dauerhaft aufgehoben sein. Die Viren breiten sich schnell aus und verursachen jedes Jahr erneut regionale und länderübergreifende Epidemien. Die letzte größere Grippe-Epidemie in Deutschland gab es in der Saison 1995/1996. Tritt ein völlig neuer Virustyp auf, der viele Millionen Personen um den ganzen Erdball erreicht und zu deren Erkrankung führt, spricht man von einer Pandemie. An der letzten weltweiten Pandemie, der Hongkong-Grippe, starben von 1968 bis 1970 etwa eine Million Menschen. Eine Pandemie kann nicht vorhergesagt werden. Es muss immer mit ihrem Auftreten gerechnet werden. Dabei spielt auch eine Rolle, dass ein neuer Influenza-Virus-Typ durch Übersprung aus dem Tierreich (vor allem von Vögeln) auf den Menschen entstehen kann. Das jüngste Beispiel hierfür ist die in der zweiten Jahreshälfte 2009 pandemisch gewordene sogenannte Schweinegrippe.
3 Jedes neu isolierte Influenzavirus erhält nach internationaler Übereinkunft eine Bezeichnung, aus der Informationen zum Typ, zum Fundort und zum Jahr des Auftretens hervorgehen. Eine Impfung gegen die saisonalen, bevorzugt im Herbst und Winter auftretenden Grippeviren ist möglich. Sie muss wegen der Fähigkeit der Grippeviren, sich ständig zu verändern, jährlich wiederholt werden. Die jeweils aktuelle Impfstoffzusammensetzung wird von der Weltgesundheitsorganisation WHO festgelegt. Diagnostik Meist wird die Diagnose einer Influenza anhand dieser Symptome und durch das Wissen um eine örtliche Grippe-Epidemie gestellt. Eine eindeutige Diagnose kann nur durch einen Virusnachweis, zum Beispiel aus einem Nasen- oder Rachenabstrich, oder durch einen Antigennachweis in einer Blutuntersuchung gestellt werden. Da diese Tests Zeit brauchen, eine Therapie gegen die Grippe aber unmittelbar erfolgen sollte, kommen solche Untersuchungen nur bei schweren Verläufen und beim Auftreten von Komplikationen zum Einsatz. Wird das Virus bei einer Person nachgewiesen, muss der behandelnde Arzt dem zuständigen Gesundheitsamt die Erkrankung melden. Seit dem 1. Januar 2001 ist der direkte Nachweis von Influenza gemäß dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) meldepflichtig. Alle Meldedaten direkter Virusnachweise von Influenza laufen beim Robert Koch- Institut in Berlin zusammen. Diese Datenerfassung ermöglicht wiederum der Weltgesundheitsorganisation WHO die genaue Untersuchung der Viren, um für das kommende Jahr den Grippeimpfstoff den Veränderungen der Viren anpassen zu können. Therapie Bei vielen Erkrankten sind Bettruhe, schmerzlindernde und fiebersenkende Maßnahmen zur Heilung ausreichend. Wie bei allen fieberhaften Erkrankungen muss auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden. Zusätzlich können abschwellende Nasentropfen sowie schleimlösende und fiebersenkende Medikamente angewandt werden. Besteht der Verdacht auf eine bakterielle Superinfektion, werden Antibiotika (Bakterien abtötende Medikamente) eingesetzt. Innerhalb einer Zeitspanne von 24 bis maximal 48 Stunden nach Einsetzen der Symptome kann eine Behandlung mit sogenannten Neuraminidase-Hemmer begonnen werden. Sie wirken gegen Influenza-Viren vom Typ A und B und blockieren ein Virusenzym, die Neuraminidase, die das Virus zwingend zu seiner Vermehrung benötigt. So können sich die Viren nicht mehr vermehren, die Ausbreitung der Infektion im Körper wird gestoppt. Zurzeit sind zwei Substanzen aus dieser Klasse auf dem Markt: Oseltamivir als Kapsel oder für Kinder als Saft sowie
4 Zanamivir zur Inhalation. Während Oseltamivir ab dem ersten Lebensjahr zugelassen ist, darf Zanamivir erst ab dem 12. Lebensjahr angewendet werden. Allerdings wird die Wirkung der Neuraminidase-Hemmer und vor allem ihre tatsächliche Abkürzung der Erkrankungsdauer in letzter Zeit umstritten diskutiert. Prävention/Vorsorge Zur allgemeinen Vorbeugung dienen alle Maßnahmen, die das Immunsystem stärken. Dazu gehören eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und die Vermeidung von schädigenden Umwelteinflüssen. Vor allem abwehrgeschwächte Menschen sollten von Grippekranken Abstand halten und insbesondere in den Wintermonaten Menschenansammlungen (zum Beispiel öffentliche Verkehrsmittel, Ämter, Kaufhäuser) meiden. Alle Menschen sollten grundlegende hygienische Regeln beachten wie das Vermeiden von Anhusten, Anniesen und Händereichen. Effektiv ist das regelmäßige und ausgiebige Händewaschen. Einen sicheren Schutz bieten diese Maßnahmen aber nicht. Für eine wirksamere Vorbeugung steht die Grippeschutzimpfung zur Verfügung. Da die Grippeviren sich ständig verändern, muss die Impfung jährlich, vorzugsweise im Herbst (Oktober bis Dezember), wiederholt werden. Die Impfstoffe werden den veränderten Viren kontinuierlich angepasst. Die ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut empfiehlt eine Impfung für Personen über 60 Jahren sowie für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit bestehenden Erkrankungen wie zum Beispiel chronischen Lungen-, Herz-Kreislauf-, Leber- und Nierenerkrankungen sowie Diabetes mellitus und anderen Stoffwechselerkrankungen, Immunschwäche oder einer HIV-Infektion. Auf jeden Fall sollten Bewohner von Alters- und Pflegeheimen geimpft werden. Empfohlen wird sie ebenfalls für Menschen, die beruflich gefährdet sind, wie zum Beispiel medizinisches Personal und Personen in Einrichtungen mit umfangreichem Publikumsverkehr. Die Impfung ist sehr gut verträglich. Personen mit Hühnereiweiß-Allergie dürfen jedoch nicht mit den herkömmlichen Impfstoffen geimpft werden. Bei Aufenthalten im außereuropäischen Ausland ist zu berücksichtigen, dass die Grippe regional bedingt unterschiedlich auftritt. Die Hauptaktivität findet auf der Südhalbkugel in den Monaten April bis September und auf der Nordhalbkugel in den Monaten Oktober bis März statt. Disclaimer Dieser Text dient ausschließlich der Information und soll Erkrankten und ihren Angehörigen erste Inhalte vermitteln, um einzelne Untersuchungs- und
5 Therapieschritte besser verstehen zu können. Diese Informationen ersetzen keinen Arztbesuch und sind keine Aufforderung zur Selbstbehandlung und dürfen nicht zur Erstellung eigenständiger Diagnosen und/oder einer Eigenmedikation verwendet werden. Der Text erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit Impressum Copyright: sanvartis GmbH, A&O Gesundheit Medien- und Verlagsgesellschaft mbh Erstellungsdatum: November 2001 Autor: Hubertus Fries (Facharzt für Innere Medizin) Letzte Aktualisierung: Juni 2014 Durch: Wolfgang Gerlach-Reinholz (Facharzt für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin) Literatur/Leitlinien/EBM: Robert Koch Institut ( Ratgeber für Ärzte Influenza (Stand: ). (2014) Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag (2014). Schaberg,T.: Diagnostik, Therapie und Prävention der Influenza (Virusgrippe). Pneumologie (2003). Thiemes Innere Medizin Thieme (2007).
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