Literaturprojekt: Die Sockensuchmaschine von Knister
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- Kasimir Kaiser
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1 - 1 Literaturprojekt: Die Sockensuchmaschine von Knister Vergleich von zwei unterschiedlichen Lernmethoden zur Förderung der Lesekompetenz und Lesemotivation Leo-Sternberg-Schule Limburg Grundschule Verantwortliche Lehrkräfte: Anne Paulus und Ursula Wenzel Zeitraum: Februar Jahrgang: Klasse 2 Klasse: Projektklasse 2c (17 Kinder) Vergleichsklasse 2b (21 Kinder) Unterschrift der verantwortlichen Lehrkräfte und des Schulleiters:
2 - 2 Inhaltsverzeichnis 1 Kurzfassung zur Evaluation Projektbeschreibung Zielsetzung Ablauf/ Beschreibung des Projektes Erfolgskriterien Indikatoren Methoden/ Instrumente zur Datenerhebung Stolperwörter-Lesetest Lesetest nach Abschluss des Buches Die Sockensuchmaschine Lesefreude/ Lesemotivation Abschlussgespräch Auswertung und Interpretation Stolperwörter-Lesetest Lesetest Beobachtung der beteiligten Lehrkräfte Reflexion Vorausblick
3 Kurzfassung zur Evaluation Vorhaben: Methodische Dimension: Leseförderung/ Kommunikation/ Begegnung Thema der Unterrichtseinheit: Literaturprojekt: Die Sockensuchmaschine von Knister Evaluationsfrage: Inwieweit wirken sich tägliche Lesezeiten von 10 Minuten in Gegenüberstellung zu einem Literaturprojekt, das 10 Deutschstunden umfasst, auf die Lesekompetenz und Lesefreude der Schüler der 2. Jahrgangsstufe aus? Projektzeitraum: Februar Teilnehmer: 38 Schülerinnen und Schüler aus zwei 2.Klassen Ziele: Durch das Lesen einer Ganzschrift soll die Lesekompetenz, Lesefreude und Motivation weitere Bücher zu lesen, gesteigert werden Rechtfertigung der Ziele: Aufgrund der bestehenden Heterogenität bzgl. der Lesekompetenz und der Leseerfahrung (s. 1.1 Zielsetzung) ermöglicht das Projekt eine intensive Übung im sinnentnehmenden Lesen sowie einen motivierenden Zugang zu einer Ganzschrift Erfolgskriterien: Die Ausübung des Projektes gibt Aufschluss darüber inwieweit sich die Lesekompetenz und Lesefreude in der Projektklasse entwickelt. Zudem zeigen sich evaluierbare Auswirkungen der täglichen Lesesequenzen in der Vergleichsklasse auf deren Leseverhalten Indikatoren: Die Schüler zeigen individuelle Fortschritte hinsichtlich ihres Lesetempos und dem sinnentnehmenden Lesen. Sie freuen sich auf Lesestunden bzw. die tägliche Lesezeit. Sie lesen weitere Bücher und empfehlen und berichten sich gegenseitig über diese Datenerhebung/ Methoden: Stolperwörter-Lesetest Lesetest nach Abschluss des Buches Die Sockensuchmaschine Abschlussgespräch Lesefreude/ Lesemotivation Lehrerbeobachtungen während der Projektdurchführung Ergebnisse: - Die Lesefertigkeit, Lesefähigkeit und die Lesekompetenz hat sich in beiden Klassen gesteigert - Überraschend positives Ergebnis der Leseleistung in der Vergleichsklasse - Aufgrund der Heterogenität in der Leseentwicklung können beide Herangehensweisen nicht allen Schülern gerecht werden
4 Projektbeschreibung 2.1 Zielsetzung Im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts konnten wir beobachten, wie in rasantem Tempo sich die Industriegesellschaft in eine Informationsgesellschaft verwandelt hat. Erlebniswelten und kommunikative Kompetenzen der heutigen heranwachsenden Generation, vor allem der Kinder, unterscheiden sich mittlerweile gründlich von denen ihrer Eltern und Lehrer. Die Grundschule der Leo Sternberg Schule wird von Kindern aus 35 Nationen besucht; ein großer Teil von ihnen hat im familiären Umfeld wenig Zugang zu einer Lesekultur. Dem gegenüber steht jedoch auch eine andere Schülergruppe, die von ihren Eltern stark gefördert werden und schon einige Erfahrungen mit Büchern entwickeln konnten. Um dem Lesen seinen Platz im Medienensemble zu sichern, es als kulturelle Praxis zu stärken, fällt der Schule hier eine besondere Bedeutung zu. Sie steht vor der schwer zu bewältigenden Aufgabe, neben den anderen wichtigen Lerninhalten, zum Lesen motivierende Angebote zu machen und darüber hinaus den Kindern eine breite Leseerfahrung zu ermöglichen. Die Schüler des 2. Schuljahres befinden sich auf unterschiedlichen Stufen ihrer Lesekompetenz. Mit zunehmender Übung sollte am Ende des Schuljahres die selbstständige Bedeutungsentnahme stehen. 1 Das Literaturprojekt: Die Sockensuchmaschine trägt dem Rechnung, indem die Inhalte durch altersadäquate Methoden und handlungsorientierte Formen erschlossen werden. Allerdings beansprucht das Projekt einen zeitlichen Rahmen von zwei Wochen mit allen Deutsch- und Kunststunden. Gerade der nicht unerhebliche zeitliche Faktor führte uns zu einer Fragestellung, die zu dieser Evaluation führte: Ist es möglich durch tägliche Lesezeiten von 10 Minuten die Lesekompetenz und die Lesefreude genauso zu steigern, wie nach einem ausführlich durchgeführten Literaturprojekt? Wie entwickelt sich die Lesekompetenz und die Motivation weitere Bücher zu lesen in den zwei Vergleichsgruppen einen Monat nach dem Projekt? 2.2 Ablauf/ Beschreibung des Projekts Dem Handlungsbereich Lesen und mit Literatur umgehen wird im Rahmenplan eine große Bedeutung zugewiesen. Übergeordnetes Ziel des Literaturunterrichtes ist es, Freude am Lesen zu schaffen bzw. zu bewahren sowie die Kinder zu befähigen, sich ihre eigene Freizeitliteratur 1 Erika Altenburg: Wege zum selbstständigen Lesen
5 - 5 auszuwählen und aus deren Lektüre größtmöglichen Gewinn zu ziehen 2. Aus diesem Grund werden an unserer Schule in jeder Schulstufe regelmäßig zwei bis drei Literaturprojekte im Jahr durchgeführt. Dabei ist immer wieder festzustellen, dass vor allem die Kinder, die sowieso schon viel lesen und zu Hause entsprechende Literatur haben, gerne das Buch schneller bearbeiten würden. Die Kinder, die von zu Hause wenige Anregungen bekommen, lassen in ihren Lesebemühungen nach Beendigung des Projektes schnell wieder nach. Aufgrund dieser Erfahrungen im Leseunterricht wurde uns bewusst, dass die Schüler/innen mehr Zeit und Anregungen zum stillen, selbstständigen Lesen brauchen. Mit dem Literaturprojekt der Sockensuchmaschine kommen die Kinder das erste Mal mit einer Ganzschrift in der Schule in Berührung. Wir hielten dies nun für einen günstigen Zeitpunkt parallel dazu in einer anderen 2. Klasse eine regelmäßige Lesezeit von zehn Minuten einzuführen. Nachdem sie das Buch von der Sockensuchmaschine gelesen haben, stehen diesen Kindern weitere Bücher der Kinderliteratur und Sachbücher zu Verfügung. Die Lesezeit soll über den Projektzeitrahmen eine längere Zeit fortgeführt werden. Damit sie nicht nur lesen, haben sie natürlich zu jeder Zeit die Gelegenheit, Dinge die sie nicht verstehen mit der Lehrerin oder anderen Mitschüler/innen zu besprechen. Zu Beginn des Projekts wird in beiden Klassen ein Stolperwörter Lesetest von Wilfried Metze 3 angewendet, um die unterschiedlichen Leseleistungen der Kinder in beiden Klassen zu dokumentieren. Im Anschluss daran wird in der Klasse 2c das Literaturprojekt, das sich über einen Zeitraum von zwei Wochen erstreckt, durchgeführt. Durch Vorlesen, Lesegespräche, szenisches Spiel, bildliche Darstellungen, Lückentexten u.v.m. wird sich der Inhalt des Buches den Kindern schnell erschließen. Im Kunstunterricht fordert die Sockensuchmaschine die kreative Umsetzung heraus. Die Parallelklasse liest nach dem Stolperwörter Lesetest auch das Buch von der Sockensuchmaschine. Nach einer kurzen Einführung des Buches liegt hier aber der Schwerpunkt auf dem stillen, selbstständigen Lesen. Im individuellen Lesetempo, mit der Möglichkeit immer etwas nachzufragen, lesen die Kinder das Buch. Im Vorfeld wurde die Leseatmosphäre angesprochen, sodass die Schüler/innen die Möglichkeit haben, mit Kuschelkissen, Decken, Teppichfliesen oder Kuscheltieren sich eine eigene Atmosphäre zu schaffen. Die Lesezeit 2 Rahmenrichtlinien Grundschule / Hessisches Kultusministerium Wilfried Metze Stolperwörter Lesetest / Handreichungen 2003
6 - 6 liegt immer am Beginn einer Deutschstunde. Sie ist auf 10 Minuten begrenzt und das Buch bleibt in der Schule. Hat ein Kind das Buch fertig gelesen, beantwortet es die Fragen zur Lektüre in einem Lesetest. Hier geht es darum, ob die inhaltlichen Aspekte verstanden wurden. Im Anschluss daran stehen weitere Bücher zum Lesen zur Auswahl bereit. Die Klasse 2c führt den Lesetest gemeinsam durch. Ein abschließendes Gespräch in beiden Klassen soll Aufschluss darüber geben, wie viel Freude die Kinder beim Lesen haben bzw. hatten. 2.3 Erfolgskriterien Ziel des hier vorliegenden Projektes ist es zu untersuchen, ob durch tägliche Lesezeiten von 10 Minuten die Lesekompetenz und die Lesefreude genauso zu steigern sind, wie nach einem ausführlich durchgeführten Literaturprojekt. Das Projekt ist für uns dann ein Erfolg, wenn es Aufschluss darüber gibt, inwieweit der umfangreiche zeitliche Rahmen eines Literaturprojektes gerechtfertigt ist, die Lesekompetenz und Lesefreude der Kinder zu steigern klar erkennbar wird, welche Auswirkungen die täglichen, kurzen Lesesequenzen auf das Leseverhalten haben 3. Indikatoren Als Indikatoren für den Erfolg unseres Vorhabens haben wir folgende Bereiche definiert: Die Schüler zeigen individuelle Fortschritte beim Lesen. Sie konnten ihr Lesetempo steigern und lesen genauer. Die Schüler/innen lesen flüssiger und betonen sinnentnehmender. Sie freuen sich auf die Lesestunde bzw. die 10 Minuten Lesezeit Es gibt ein erhöhtes Interesse weitere Bücher zu lesen Sie empfehlen und berichten sich gegenseitig von Büchern
7 Methoden/ Instrumente zur Datenerhebung 4.1 Stolperwörter-Lesetest Der von Friedrich Metze hergestellte Stolperwörter-Lesetest ist ein Gruppentest für die Jahrgangsstufen 1-4, der sich im Vergleich zu anderen Testverfahren durch seine schnelle Durchführung und Auswertung auszeichnet. Anhand von Normtabellen lassen sich die Qualitätsunterschiede zwischen Klassen vergleichbarer Zusammensetzung rasch einordnen. Der Test erfasst Lesetempo, Genauigkeit und Verstehen. Er besteht aus 45 Sätzen, die in einem Zeitraum von Minuten von den Schülern bearbeitet werden sollen. Ein verfälschendes Ergebnis durch Abgucken wird erschwert, da der Test in Parallelformen (A und B) zur Verfügung steht. Die Sätze werden in unterschiedlicher Reihenfolge erarbeitet. In jedem Satz wird ein Wort eingebaut, das dort nicht hingehört und als nicht zugehörend identifiziert werden muss (Beispiel: Meine Mutter trinkt gern schwach Kaffee). Die Leseleistung wird nach einer Prozentrangtabelle ausgewertet (Stand ) 4. Um Kindern mit Migrantenhintergrund gegenüber Kindern mit deutscher Muttersprache nicht zu benachteiligen, liegen bei der Auswertung in der Prozentrangtabelle unterschiedliche Bewertungsmuster zugrunde. Entspricht Prozentrang: sehr gute Leistung: überdurchschnittliche Leistung: durchschnittliche Leistung: unterdurchschnittliche Leistung: schwache Leistung: 6-10 sehr schwache Leistung: Lesetest nach Abschluss des Buches Die Sockensuchmaschine Der Lesetest gliedert sich in zwei Teile. Die Fragen der ersten Seite umfassen konkrete und inhaltliche Aspekte des Buches. Es handelt sich um Sätze, die mit Ja oder Nein beantwortet werden müssen oder um Satzergänzungen. Die zweite Seite fordert die Kinder zum Schreiben von ganzen Sätzen auf. Dabei sollen die Kinder inhaltliche Aspekte formulieren oder auch fantasievoll weiterentwickeln. Nach der Durchführung des Projektes wird das inhaltliche Verständnis des Buches durch diesen Lesetest in beiden Klasse geprüft. Während in der Klasse 2c im Klassenverband durchgeführt 4 Stolperwörter-Lesetest: Handreichung
8 - 8 wird, bearbeiten die Schüler der Klasse 2b den Test individuell, nachdem sie das Buch zu Ende gelesen haben. 4.3 Lesefreude/ Lesemotivation Abschlussgespräch Nach Beendigung des Projektes folgt in beiden Klassen ein abschließendes Gespräch von einer Unterrichtsstunde. In diesem sollten folgende Fragen geklärt werden. 1. Frage: Wie hat dir das Buch von der Sockensuchmaschine gefallen? Inhaltliche Sammlung von positiven und negativen Aspekten 2. Frage: ( als anonyme Zettelabfrage, die danach an die Tafel geheftet werden) Du hast jetzt die Gelegenheit, ganz alleine zu überlegen wie viel Spaß dir Lesen überhaupt macht. Schreibe es auf! Hättest du Lust weitere Bücher zu lesen? Nachdem die Schüler/innen ihre Zettel an der Tafel befestigt haben folgt ein Abschlussgespräch. 4.4 Auswertung und Interpretation Auswertung Lesewörter-Stolpertest Zu Beginn und am Ende des Projektes wurde der Stolperwörter-Lesetest von Wilfried Metze in den parallel geführten Klasse 2b (22 Schüler) und 2c (17 Schüler) durchgeführt. Die Testblätter wurden in der Form A und B ausgeteilt. Die Schüler haben den Test selbstständig, in der vorgegebenen Zeit, leise und konzentriert zu Ende geführt. Im Einzelnen zeigten die Ergebnisse folgendes: Von der Klasse 2b war jeweils 1 Schüler bei dem ersten und zweiten Test erkrankt. In Folge dessen erscheint in dem Balkendiagramm eine Bewertung mit 0 Punkten. Die richtig bearbeiteten Sätze ergaben bei dem ersten Test einen Mittelwert von 25,7. Das entspricht einem Prozentrang von 47,6. Beim zweiten Test lag der Mittelwert bei 28,9. Das entspricht einem Prozentrang von 58,8. Die nachfolgende Grafik verdeutlicht den Leistungszuwachs der einzelnen Schüler/innen.
9 - 9 Leseleistung vor und nach dem Literaturprojekt Klasse 2b richtige Sätze vorher nachher Schüler/In vorher Die anschließende Grafik zeigt den Leistungszuwachs der Schüler/innen der Klasse 2c. Nach dem ersten Test ergab sich ein Mittelwert von 17. Das entspricht einem Prozentrang von 21. Nach Abschluss des Projekts stieg der Mittelwert auf 22. Das entspricht einem Prozentrang von 36. Leseleistung vor und nach dem Literaturprojekt Klasse 2c (Projektklasse) richtige Sätze vorher nachher Schüler/In
10 - 10 Die nachfolgende Grafik zeigt den Lernzuwachs der Leseleistung in beiden Klassen. Leseleistung Projektklasse vor dem Projekt sehr gut überdurchschnittlich durchschnittlich unterdurchschnittlich schwach sehr schwach Leseleistung Projektklasse nach dem Projekt sehr gut überdurchschnittlich durchschnittlich unterdurchschnittlich schwach sehr schwach
11 - 11 Leseleistung Vergleichsklasse vor dem Projekt sehr gut überdurchschnittlich durchschnittlich unterdurchschnittlich schwach sehr schwach Leseleistung Vergleichsklasse nach dem Projekt sehr gut überdurchschnittlich durchschnittlich unterdurchschnittlich schwach sehr schwach Interpretation Ein Lernzuwachs ist somit in beiden Klassen zu erkennen. Im Vergleich fällt auf, dass die Klasse 2c mit einer deutlich geringeren Lese Lernausgangslage begonnen hat. Beim zweiten Test zeigt sich aber eine deutliche Steigerung bei der Zahl der richtig gelösten Sätze (Im Durchschnitt löste die Klasse 2b 3 Sätze und die Klasse 2c 5 Sätze mehr richtig.)
12 - 12 In der Klasse 2b fiel die Anzahl der richtig gelösten Sätze im 2. Test deutlich geringer aus. Daraus lässt sich die Vermutung ableiten, dass die Kinder durch das ausführliche Literaturprojekt zu einer höheren Lesekompetenz gekommen sind als die Kinder, die das Buch in der 10 minütigen Lesezeit bearbeitet haben Auswertung Lesetest Punkte Durchschnitt Klasse 2b Klasse / / / 7 / / / 6,38 2c Die Ergebnisse beider Klasse zeigen eine durchschnittliche Leistung. Während alle Schüler der Klasse 2c den Test im Klassenverband geschrieben haben, bearbeiteten die Klasse 2b den Test individuell. 7 Kinder haben den Test nicht abgegeben, obwohl sie das Buch zu Ende gelesen haben. Die Leistung im Vergleich zeigt die folgende Grafik. Ergebnisse des Lesetests im Vergleich 10 Punkte im Lesetest Klasse 2c Klasse 2b Schüler/In Interpretation Lesetest Die Klasse 2c hat sich durch die ausführliche Behandlung und Auseinandersetzung mit dem Buch Die Sockensuchmaschine den Inhalt nicht ausschließlich durch Lesen erarbeitet. Obwohl
13 - 13 die Leselernausgangslage eine deutlich niedrigere als in der Vergleichsklasse war, konnten sie durch diese Methoden den Text besser erschließen und zu einem durchschnittlichen Ergebnis bei dem Lesetest kommen. Klasse 2b brachte eine höhere Leselernausgangslage mit, hat sich aber durch den begrenzten Zeitrahmen den Inhalt des Buches nicht in allen Details erschließen können. Dadurch kam es zu einem vergleichsweise geringeren inhaltlichen Lernzuwachs Auswertung / Beobachtungen der beteiligten Lehrkräfte Das Ritual der 10 minütigen freien Lesezeit wurde in der Vergleichsklasse (Klasse 2b) positiv aufgenommen. Um eine angenehme Leseatmosphäre zu schaffen, wurde in der Klasse eine Leseecke eingerichtet, die mit einem Lesetisch und Stühlen ausgestattet war. Um auch anderen Leseangewohnheiten nachzukommen wurden Teppichfliesen zur Verfügung gestellt. Zu Beginn jeder Lesezeit wurde eine Signalkarte mit einem Lesesymbol an die Tafel gehängt. Ein sogenannter Zeitwächter wurde für diese spezielle Phase in der Klasse bestimmt, der darauf achtete, dass die dafür eingeplante Lesezeit eingehalten wurde. Nachdem die Projektlektüre und anschließendem Lesetest von den Schülern fertig gelesen und bearbeitet wurde, standen den Kindern eine Lesekiste und Comics zur Verfügung. Dieses zusätzliche Leseangebot bewirkte einen regen Austausch unter den Schülern. Ansprechende Bilder oder auch spannende Inhalte wurden gegenseitig gezeigt oder erzählt. In einem abschließenden Gespräch äußerten sich die Schüler positiv über die Projektlektüre Die Sockensuchmaschine. Dabei wurde wenig auf inhaltliche Details eingegangen, sondern überwiegend die frei verfügte Lesezeit positiv bewertet. Zudem äußerten die Kinder den Wunsch diese ab sofort fest in den Deutschunterricht zu integrieren. In der Projektklasse wurden die kreativen Aufgabenstellungen von den Schülern mit Begeisterung aufgenommen. Dies äußerte sich in sehr aufwendigen und detaillierten Bildern, die die Schüler zu einzelnen Textpassagen anfertigten und die in einem Museumsgang von jeden Schülern honoriert und reflektiert wurden. Auch die eigens gebauten Sockensuchmaschinen, die fächerübergreifend in der Kunststunde gebastelt und präsentiert wurden, hatten einen hohen Aufforderungscharakter. Selbst sonst sehr mühsame Vorlesephasen bekamen einen neuen Reiz, da der Inhalt sowohl lesestarke als auch leseschwache Schüler anregte, sich in die Protagonisten der Geschichte hineinzuversetzen. Mittels Stimmmodulation wurden unterschiedliche Atmosphären einzelne Passagen geübt und dadurch besser nachempfunden. Die eigens für dieses Projekt angefertigten Arbeitsblätter fanden den Zuspruch der Schüler. In dem abschließendem
14 - 14 Gespräch zeigte sich die Begeisterung der Schüler, in dem sie einzelne Passagen inhaltlich wiedergeben konnten und den Wunsch äußerten weitere Bücher zu lesen. 5. Reflexion Bedauerlich war, dass das Projekt nicht von den Kollegen durchgeführt werden konnte, die es geplant hatten. Durch die Einstellung einer Referendarin in der Klasse, die das Projekt durchführen wollte und die Beteiligung einer Kollegin, die von vornherein nur in der Planung eingebunden war, ergaben sich bei der Projektdurchführung einige Probleme. Obwohl das Projekt mit allen vier Kolleginnen genau im Vorfeld durchgesprochen wurde- alle wichtigen Evaluationsfragen besprochen waren - stellten sich doch manche Fragestellungen erst während der Durchführung heraus. So wurde die tägliche Lesezeit in der Vergleichsklasse immer erst am Ende der Stunde und nicht wie geplant am Anfang durchgeführt. Nicht immer war der Zeitrahmen von 10 Minuten gegeben. Der anschließende Lesetest war schwierig in die Lesezeit zu integrieren, da er längere Zeit benötigte. Dadurch wurde die Bearbeitung unterbrochen und konnte erst am nächsten Tag fortgesetzt werden. Den Kindern war die Wichtigkeit des Testes nicht bewusst. Viele Fragen setzten ein Detailwissen voraus, dass die Kinder durch das selbstständige Lesen, so nicht erworben hatten. Dadurch wurde der Test recht unmotiviert bearbeitet. Sieben Kinder haben den Test gar nicht zu Ende geführt und abgegeben. Aber selbst in der Projektklasse, die sich intensiv mit dem Inhalt auseinander gesetzt hatte, wurde der Lesetest als recht schwierig eingestuft. Durch die besonderen Bedingungen in dieser Lerngruppe (s. Grafiken vor und nach dem Projekt) gab es während der Durchführung viele Verständnisfragen, sodass das Projekt statt der veranschlagten Zeit von zwei Wochen drei Wochen benötigte. Die offenen Fragen im 2. Teil des Lesetestes stellten sich für viele Kinder als zu schwierig heraus. Die Lehrerin, die das Projekt durchgeführt hatte, empfand die Literatur für diese Lerngruppe zu anspruchsvoll. Das gemeinsame Lerntempo bremste nach ihren Beobachtungen die starken Leser aus. Das abschließende Gespräch fand in beiden Klassen nicht wie geplant statt. Die Schüler wurden in einem offenen Klassengespräch über ihre Meinung zu dem Buch befragt. Die 2. Frage, die als anonyme Zettelabfrage durchgeführt werden sollte, entfiel ganz. Insgesamt lässt sich jedoch feststellen, dass in beiden Klassen, trotz unterschiedlicher Herangehensweise, die Freude am Buch und am Lesen sehr ausgeprägt war.
15 Vorausblick Abschließend ist festzustellen, dass sich die Lesefertigkeit, Lesefähigkeit und auch die Lesekompetenz in beiden Klassen gesteigert haben. Beachtet man die zeitliche Differenz, überrascht doch das positive Ergebnis der Vergleichsklasse. Da sich die Schüler im 2. Schuljahr gerade zu Beginn ihrer Leseentwicklung befinden und sehr unterschiedliche Vorraussetzungen mitbringen, können beide Herangehensweisen nicht allen Schülern gerecht werden. Während bei dem Leseprojekt vorwiegend die schwächeren Schüler profitierten und mehr Lesefreude entwickeln konnten, fühlten sich die stärkeren Leser aber durch das gemeinsame Lesetempo zu stark unterbrochen. Sie vermissten die Stilllesephasen. In der Vergleichsklasse wurden gerade diese Schüler mehr angesprochen. Schwächere Schüler benötigten hier mehr Unterstützung zum sinnentnehmenden Lesen. Somit stellen sich für uns aufgrund der Ergebnisse folgende Konsequenzen dar: o Regelmäßige 10minütige Lesezeiten sollten ab dem 2. Schuljahr über längere Zeiträume durchgeführt werden. o Jede 2. Klasse und wenn möglich darüber hinaus erhält aus Europaschulgeldern eine Klassenbücherei mit Kinderliteratur, Nachschlagwerken und Sachtexten. o Literaturprojekte tragen dazu bei, dass gerade schwächere Leser zum Lesen motiviert werden; deshalb sollten sie weiter durchgeführt werden. Allerdings ist der zeitliche Rahmen dabei zu überdenken. Projekte von 3 Wochen Dauer halten wir bei den hier vorliegenden Ergebnissen für nicht mehr gerechtfertigt. Die Einführung einer regelmäßigen kurzen Lesezeit hat gezeigt, dass es möglich ist, alleine damit schon die Lesekompetenz und die Lesefreude zu steigern. Wichtig ist, diese Zeit täglich durch Rituale fest in den Unterricht zu verankern. Eine entsprechend große Auswahl an altersgemäßen Büchern, die viele Interessen abdecken, muss vorhanden sein. Das gegenseitige Vorstellen und Empfehlen von Büchern sollte angestrebt werden. Der freie Umgang mit der Literatur, der es auch ermöglicht etwas zu den Büchern zu schreiben oder zu malen wäre eine Fortführung. Das Herstellen einer angenehmen, ruhigen und entspannenden Leseatmosphäre ist Voraussetzung. Längere Literaturprojekte haben durchaus ihre Berechtigung. Inhaltliche Gespräche über das Buch erweitern den Wortschatz der Kinder und führen zu einem vertieften Verständnis. In der Projektklasse war das ausgewählte Buch Die Sockensuchmaschine von Knister zu diesem Zeitpunkt noch zu anspruchsvoll für die Lerngruppe. Die richtige Auswahl
16 - 16 einer Klassenlektüre setzt die genaue Kenntnis der Lesekompetenzen voraus. Übergeordnetes Ziel des Literaturunterrichts ist es, Freude am Lesen zu schaffen bzw. zu bewahren sowie die Kinder zu befähigen, sich ihre Freizeitliteratur selbst auszuwählen und aus deren Lektüre größtmöglichen Gewinn für sich selbst zu ziehen. Schule kann dazu Anregungen, Impulse und Orientierungen geben. 5 Nach Abschluss der Evaluation wurde uns klar, wie wichtig gerade regelmäßige Impulse für dieses Ziel sind. Obwohl sich das Schreiben der Evaluation als recht schwierig erwies, da die Durchführung in anderen Händen lag, ergab sich aber durch diese Situation ein intensiver gedanklicher Austausch von 4 Kolleginnen. Durch mehrere Treffen wurde deutlich, wie wichtig uns die Auseinandersetzung mit der Fragestellung war. Die späteren Rückmeldungen der Ergebnisse und Beobachtungen der Lehrkräfte führte zu weiteren Diskussionen. So entstand im Team eine fruchtbare Arbeitsatmosphäre, die sich als positives Fazit sicher im Unterricht niederschlagen wird. 5 Rahmenplan S.106
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