Übertragung und Gegenübertragung Was bedeutet es ein traumatisiertes Kind in die eigene Familie aufzunehmen?
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- Matthias Eberhardt
- vor 8 Jahren
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1 Folie 1 Übertragung und Gegenübertragung Was bedeutet es ein traumatisiertes Kind in die eigene Familie aufzunehmen? Michaela Huber Folie 2 Manche Kleine müssen sich ganz schön durchbeißen Bild: Jungfuchs beißt mit aller Kraft in einen Grashalm Copyright: Michaela Huber 2 1
2 Folie 3 Achtsames und Liebevolles geben! Bild: Eisbären kuscheln Mutter mit ihrem Kind Copyright: Michaela Huber 3 Folie 4 Wichtige Themen Was erlebten traumatisierte Kinder daheim? Was macht Gewalt mit Kindern? Wie wirkt sich Gewalt auf Beziehungen aus? Umgang mit den Tätern und Kindeswohl Vom äußeren Schutz zur Innenarbeit Unvermeidliche Verzweiflung? Übertragung und Gegenübertragung Bindung, Bearbeitung, Balance drei Schritte der heilenden Entwicklung Copyright: Michaela Huber 4 2
3 Folie 5 Literatur-Tipps Brisch, K.H. (Hrsg.): Bindung und frühe Störungen der Entwicklung. Stuttgart: Klett-Cotta, 2011 Fegert, J.M., Ziegenhain, U. & Goldbeck, L. (Hrsg.): Traumatisierte Kinder und Jugendliche in Deutschland. Analysen und Empfehlungen zu Versorgung und Betreuung, München: Juventa, Copyright: Michaela Huber 5 Folie 6 Was erlebten traumatisierte Kinder daheim? Größte Studie: ACE (Felitti et al., ab 1998) Punkte für: Emotionale, körperliche, sexuelle Misshandlung sowie Drogenmissbrauch, psychische Krankheit, Gewalt an Mutter(ersatz), Kriminalität, Trennung/Tod v. Eltern(teilen). ACE-Werte: Dosisabhängig schlimmere Folgen. Solche schädlichen Kindheits-erfahrungen sind für % der Depressionen, Suizidversuche, Drogen-und Alkoholabhängigkeit in der Bevölkerung verantwortlich (Michaudet al., 2006) Copyright: Michaela Huber 6 3
4 Folie 7 Was macht Gewalt mit Kindern? Kaskadenmodell von Teicher(ab 2000): 1. Wiederholte frühe Stresserfahrung verändert die Stress-Reaktionssysteme von Grund auf (u.a.epigenetische Veränderung d. Glukokortikoid-Rezeptor-Gens); das bewirkt 2. Veränderungen in der Genexpression, Myelinisierung, neuronaler Morphologie (Bsp. PFC), Neurogenese und Synaptogenese. 3. Das Timing der Schädigung ist wichtig. 4. Dauerhafte Konsequenzen: Schädigungen des Neokortex(v.a. links), verminderte Integration der beiden Großhirnhälften, gesteigerte elektr. Reizbarkeit der Schaltkreise im limbischen System 5. Schwere (psychiatrische) Folgen wie PTBS u. Depression treten oft erst später auf, so dass gilt: 6. Je früher eingreifen, desto besser! Copyright: Michaela Huber 7 Folie 8 Beziehungsmuster in dysfunktionalen gewalttätigen Familien Häufig ist die Mutter allein mit dem Kind; Väter abwesend, gestresst, wechselnd; hohes Konfliktniveau zwischen den Erwachsenen Kind konkurriert mit TV, Video, Handy, SMS, ... Despotismus und Ausbeutung + Laissez-faire Bestechung, Erpressung Verführung, Nötigung Verrat Kollusive Verwicklungen Opferung Dazwischen Liebevolles, Zärtliches: verwirrend Intergenerationelle Weitergabe Copyright: Michaela Huber 8 4
5 Folie 9 Was macht Gewalt mit Kindern? Hohe Wahrscheinlichkeit der Entwicklung von Affektiven Störungen: Depressionen, Angststörungen, Dissozialität Posttraumatischer Belastungsstörungen (DTD, PTBS, komplexe PTBS) Bindungsstörungen, wiederholter Viktimisierg. Komplexen dissoziativen Störungen Lern- und Entwicklungsstörungen, ADHS Suchterkrankungen Körperlichen Erkrankungen wie Diabetes II u.a. Krankheiten des Verdauungstrakts, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, COPD; insg. verringerte Lebenserwartung Copyright: Michaela Huber 9 Folie 10 Umgang und Kindeswohl Die Regelvermutung der Kindeswohldienlichkeit von Umgang ( 1626 Abs. 3 BGB) kann in Fällen von häuslicher Gewalt und/oder bei fortwährendem hohem elterlichen Konfliktniveau keine Geltung beanspruchen. (Salgo, 2011) Häusl. Gewalt ist ein Hochrisikofaktor für d. Entwicklung v. Kindern Jenseits von akuten Kinderschutzmaßnahmen, wie sie z.b. durch Separierung zw. Kindern u. Gewalttätern realisiert werden können, müssen sekundärpräventive u. therap. Strategien f. traumat. Kinder u. ihre Familie ergriffen werden oft in einer Kombination v. Kinder-u. Jugendhilfemaßnahmen sowie kinder-u. jugendpsychiatrischen und psychotherapeut. Hilfen. Goldbeck, Copyright: Michaela Huber 10 5
6 Folie 11 Merksatz aus Bindungsforschung und Psychotraumatologie, der juristisch noch umgesetzt werden muss: Erwachsene verantwortliche Pflegepersonen (Eltern etc.), die ihr schutzbefohlenes Kind misshandelt haben, und nichts für sich tun (keine nachgewiesene Persönlichkeitsveränderung), haben das Recht verwirkt auf Umgang Copyright: Michaela Huber 11 Folie 12 Täterloyalität und Täter-Imitation Auch wenn man das nicht will: Bei Gewalterfahrungen nimmt man über die Spiegelneurone Abbilder ( Spiegel-Splitter ) der TäterInin sich auf. Später tauchen diese in Gedanken, Gefühlen und Verhaltensimpulsen auf: a) Wenn sie getriggert werden b) Wenn die Persönlichkeit sich von dem entfernt, was die Original-TäterIn noch akzeptabel fände c) Wenn sie Teile der Persönlichkeit geworden sind. Viele gequälte Kinder bleiben lebenslang an die TäterIn gebunden ( brav und Liebe-bedürftig, manchmal auch im Hass vereint ) Copyright: Michaela Huber 12 6
7 Folie 13 Traumatisierte Heranwachsende Je früher sie traumatisiert wurden, desto mehr sind Aggression/Depression (Jungen/Männer) bzw. Dissoziation/Ängste/Selbstverletzungen (Mädchen/Frauen) Teil der Persönlichkeit geworden (Farber, 2002) Da die Gewalt meist von Männern ausgeübt (sexuell, physisch) und von Frauen toleriert, selbst ausgeübt (emotional/ schlagen) und gefördert wurde (dt. Frauenstudie 2004), gibt es entsprechende Selbst-Bilder und komplementäre Partnersuche. Das Opfer wird im Alltags-Ich gleichgültig gegen die eigene Opfererfahrung und gegen andere Opfer (und z.b. die eigenen Kinder, wenn diese in Not sind!) Copyright: Michaela Huber 13 Folie 14 Vom äußeren Schutz zur Innenarbeit Safetyfirst: Schutz vor bzw. Ausstieg aus destruktiven, pathologischen Bindungen. Starke Gefühle zunächst zurück bzw. gebändigt (Tresor, Screen, innere sichere Orte, Skill-Training etc.), damit Nach- Denken (Mentalisieren) möglich wird. Ressourcen verankern! Beziehungsarbeit: Verlässlich, langfristig, klare Vereinbarungen, Notfall-Liste etc. Ego-State-Arbeit! Mitgefühl für die eigene (frühere) Situation vermitteln; Täterintrojektezu inneren Beschützern machen. Traumabearbeitung Copyright: Michaela Huber 14 7
8 Folie 15 Unvermeidliche Verzweiflung? Übertragung und Gegenübertragung Sichere Bindung bekommt man nur, wenn man destruktive Bindung loslassen kann/muss! Das tut weh. Es geht immer (wie) um Leben und Tod. Täter Opfer Retter -Dreieck. Ohnmächtiger Zeuge sein. Wir machen uns nicht zu Komplizen der schlechten Verhältnisse. Wir können loslassen (können wir?). Aufgeregte HelferIn eigene Probleme. Hohes Burnout-Risiko hohe Befriedigung durch die Arbeit Copyright: Michaela Huber 15 Folie 16 Bindung Bearbeitung Balance Drei Schritte zur gesunden Nachreifung Problem: Stark wechselnde Beziehungen, Bindungsunsicherheit. Keine Stabilität. Lösung: Umgang mit Tätern beenden oder mindestens unterbrechen, langfristige stabile Bindung anbieten. Dann (auch neuronales!) Wachstum. Problem: Wenig qualifizierte TherapeutInnen. Lösung: Qualifizierung in Ego-State-Arbeit und Traumaprozess- Arbeit. Problem: Affekt- und Impulskontrollstörung. Lösung: Affekt-und Ego-State-Arbeit! Konkret überprüfbare Verhaltensschritte pro Sitzung erarbeiten Copyright: Michaela Huber 16 8
9 Folie 17 Dann kann es doch noch richtig nett werden Bild: Kuschelnde Nilpferde Copyright: Michaela Huber 17 Folie 18 Wissen, was man will, ist schwer es dann umsetzen, noch viel mehr Bild: Vogel hält sich wacker zwischen 2 Baumstämmen Copyright: Michaela Huber 18 9
10 Folie 19 Aussteigen aus Misshandlungen wie? Alle Bindungsmuster überprüfen. Erkennen Anerkennen Verändern. Erst Erfahrung durch gute Beziehung/Beratung/Begleitung/Therapie. Diese verinnerlichen = gute Introjekte. Innere Distanz zu Misshandlernund MittäterInnen aufbauen. Bindungsschmerz aushalten, wenn Täter nahe Bindungspersonen waren. Achtsamkeit nach innen üben, Trösten und Versorgen traumatisierter Innenanteile. Trauma prozessieren. Anzeigen (?) Copyright: Michaela Huber 19 Folie 20 Sichere Bindungsangebote! 1. Herstellen von äußerer Sicherheit, kein Umgang mit MisshandlerInnen! 2. Emotionale Aufrichtigkeit und (langfristige!) Verlässlichkeit. 3. Würde und Respekt! HelferInnenmüssen das -auch politisch und finanziell oft für KlientInnen(und sich selbst!) einklagen. 4. HelferInals gutes Vorbild. Aber: KlientInsoll/muss lernen, Trost und Hilfe nach innen zu geben. Daher: Mentalisierung fördern ( Wie finden Sie das? etc.). 5. Langweilige, aber nette Menschen gesucht Copyright: Michaela Huber 20 10
11 Folie 21 Beziehungs-Gewalt in Familien Wenn sexualisierte Gewalt in einer Familie ist, sind auch seelische Qualen (Entwertungen, Beschimpfungen, Verfluchen, Herabsetzungen ) und emotionale Ausbeutung (Parentifizierung, gegenseitig Ausspielen, Verlangen von Gefälligkeiten ) die Regel; sehr oft auch körperliche Gewalt (Schlagen, Herumstoßen, Treten, mit einer Waffe bedrohen ) Oft spielen auch die Wirkung von Alkohol, Medikamenten und evtl. Drogen eine Rolle Copyright: Michaela Huber 21 Folie 22 Beziehungsmuster in dysfunktionalen gewalttätigen Familien Häufig ist die Mutter allein mit dem Kind; Väter abwesend, gestresst, wechselnd; hohes Konfliktniveau zwischen den Erwachsenen Kind konkurriert mit TV, Video, Handy, SMS, ... Despotismus und Ausbeutung + Laissez-faire Bestechung, Erpressung Verführung, Nötigung Verrat Kollusive Verwicklungen Opferung Dazwischen Liebevolles, Zärtliches: verwirrend Intergenerationelle Weitergabe Copyright: Michaela Huber 22 11
12 Folie 23 Täterloyalität und Täter-Imitation Auch wenn man das nicht will: Bei Gewalterfahrungen nimmt man über die Spiegelneurone Abbilder ( Spiegel-Splitter ) der TäterInin sich auf. Später tauchen diese in Gedanken, Gefühlen und Verhaltensimpulsen auf: a) Wenn sie getriggert werden b) Wenn die Persönlichkeit sich von dem entfernt, was die Original-TäterIn noch akzeptabel fände c) Wenn sie Teile der Persönlichkeit geworden sind. Viele gequälte Kinder bleiben lebenslang an die TäterIn gebunden ( brav und Liebe-bedürftig, manchmal auch im Hass vereint ) Copyright: Michaela Huber 23 Folie 24 Traumatisierte Heranwachsende Je früher sie traumatisiert wurden, desto mehr sind Aggression/Depression (Jungen/Männer) bzw. Dissoziation/Ängste/Selbstverletzungen (Mädchen/Frauen) Teil der Persönlichkeit geworden (Farber, 2002) Da die Gewalt meist von Männern ausgeübt (sexuell, physisch) und von Frauen toleriert, selbst ausgeübt (emotional/ schlagen) und gefördert wurde (dt. Frauenstudie 2004), gibt es entsprechende Selbst-Bilder und komplementäre Partnersuche. Das Opfer wird im Alltags-Ich gleichgültig gegen die eigene Opfererfahrung und gegen andere Opfer (und z.b. die eigenen Kinder, wenn diese in Not sind!) Copyright: Michaela Huber 24 12
13 Folie 25 Wissen, was man will, ist schwer es dann umsetzen, noch viel mehr Bild: Vogel hält sich wacker zwischen 2 Baumstämmen Copyright: Michaela Huber 25 Folie 26 Aussteigen aus Misshandlungen wie? Alle Bindungsmuster überprüfen. Erkennen Anerkennen Verändern. Erst Erfahrung durch gute Beziehung/Beratung/Begleitung/Therapie. Diese verinnerlichen = gute Introjekte. Innere Distanz zu Misshandlernund MittäterInnen aufbauen. Bindungsschmerz aushalten, wenn Täter nahe Bindungspersonen waren. Achtsamkeit nach innen üben, Trösten und Versorgen traumatisierter Innenanteile. Trauma prozessieren. Anzeigen (?) Copyright: Michaela Huber 26 13
14 Folie 27 Sichere Bindungsangebote! 1. Herstellen von äußerer Sicherheit, kein Umgang mit MisshandlerInnen! 2. Emotionale Aufrichtigkeit und (langfristige!) Verlässlichkeit. 3. Würde und Respekt! HelferInnenmüssen das -auch politisch und finanziell oft für KlientInnen(und sich selbst!) einklagen. 4. HelferInals gutes Vorbild. Aber: KlientInsoll/muss lernen, Trost und Hilfe nach innen zu geben. Daher: Mentalisierung fördern ( Wie finden Sie das? etc.). 5. Langweilige, aber nette Menschen gesucht Copyright: Michaela Huber 27 Folie 28 Innere Not welche Übertragungen? Täter Retter- Opfer-Dreieck Erpressung Nötigung Geiselnahme Verrat Schuld- und Scham-Abwehr und Schuldübernahme Unsicher-ambivalente und unsicher-vermeidende Bindungserfahrungen Wunsch, noch einmal geboren und versorgt zu werden Und welche noch? Copyright: Michaela Huber 28 14
15 Folie 29 Innere Not welche Gegenübertragungen? Sich als Täter, Opfer, Retter fühlen (eig. Erfahrung?) Sich erpresst, genötigt, verführt fühlen (dito) Sich verraten fühlen (eig. Erfahrung?) Sich schuldig bzw. beschämt, gekränkt fühlen (dito) Eigene unsicher-ambivalente oder unsicher-vermeidende Bindungserfahrung bzw. repräsentanz? Tiefes Erholungsbedürfnis, Burnout, Regressionsneigung? Und welche noch? Copyright: Michaela Huber 29 Folie 30 Was möchten Sie mitnehmen? 1. Welchen Punkt kenne ich am besten? 2. Vor welchem fürchte ich mich am meisten? 3. Was brauche ich, um mit auch den schwierigsten Punkten fertig zu werden? 4. Welchen nächsten Schritt nehme ich mir vor für mich beruflich? 5. Welchen Schritt nehme ich mir vor für mich persönlich? 6. Und was ist noch wichtig? Copyright: Michaela Huber 30 15
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