Studie der Akademie Bruderhilfe-Pax-Familienfürsorge -- KURZFASSUNG -- Langfassung unter

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1 Kirchliche Sinnangebote im Web 2.0 Studie der Akademie Bruderhilfe-Pax-Familienfürsorge -- KURZFASSUNG -- Langfassung unter

2 Ergebnisse Auf einen Blick: Der Einsatz von Communitys als unterstützende Maßnahme in der pastoralen Arbeit, vor allem mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen, ist bereits weit verbreitet und trifft das Interesse und die Nutzungsgewohnheiten der religiösen Internetnutzer. Die Gruppenbildungsfunktion ist der Motor der Online- Communitys. Die momentan sich bildenden Gruppen im religiösen Kontext bestehen zum Großteil aus Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Gleichzeitig bilden die Gruppen in den Netzwerken auch ein großes Potential für kirchliche Mitarbeiter, vor allem da die Einrichtung und Bedienung sehr einfach und nicht zeitaufwendig sind. Im Unterschied zu eigenen sozialen Netzwerken (www. vaticanfriends.com o.ä.) sind die Jugendlichen und jungen Erwachsenen überwiegend in den bestehenden Netzwerken religiös aktiv. Die geografische Verbreitung der Communitys ist sehr unterschiedlich. Zum Beispiel lohnt sich für das Bistum Trier keine Nutzung der Lokalisten, dafür aber von Wer-kennt-wen. Für das Bistum München-Freising hingegen empfehlen sich die Lokalisten, während Wer-kenntwen dort kaum genutzt wird. Für jedes Bistum und jede Landeskirche lässt sich ein spezifischer Communitymix relevanter Netzwerke zusammenstellen. Der Long Tail Effekt belegt, dass einmal eingestellte Inhalte im Internet immer wieder abgerufen werden können und aufgerufen werden. Wie die Auswertung des Tagessegens zeigt, können die Abrufe sogar im Nachhinein größer sein als zu Beginn. Das heißt, dass ein eigener kirchlicher Videokanal in Deutschland besonders auf Basis der Internetunterstützung Sinn hat. In Zeiten des Web 2.0 sind im Internet Personen gefragt. Es sind weniger Institutionen gefragt, die sich präsentieren, sondern alle Tools des Web 2.0 sind darauf ausgelegt, dass sich Personen authentisch präsentieren und dies befürworten auch die Internetnutzer deutlich. Es sind nicht mehr nur klassische Gatekeeper, die die Medienhoheit im religiösen Internet innehaben, sondern es bricht das Zeitalter der Mediatoren als Personen auch im religiösen Bereich an. Im Web 2.0, dem Medium der Jugendlichen und jungen Erwachsenen, kann die Kirche mit selbst gesetzten Themen präsent sein und nicht wie in den Massenmedien mit eher negativ besetzten oder konfliktären Themen. Anders als im Muster der Massenmedienkommunikation, das vor allem die Quote bedient, ist es im Internet möglich, auch bei kleinen Nutzerzahlen starke Kommunikationsstrukturen zu erzeugen. Besonders die Community Facebook bietet mittelfristig aufgrund der Applikationen und Widgets sowie mittels Facebook Connect großes Potential für die kirchliche Internetarbeit. Die Communitys mit ihren Gruppen dienen primär der Vernetzung, nicht dem Austausch oder der Diskussion. Aus der Vernetzung innerhalb bestehender Communitys entstehen spontan oder projektbezogen neue Vernetzungen. Die Diskussionen finden nach wie vor größtenteils im realen Umgang miteinander statt. Es kommt nicht zu einer Ersetzung des realen zwischenmenschlichen Umgangs durch den virtuellen Umgang sondern zu einer Ergänzung.

3 XING ist eine interessante Plattform für die Vernetzung von hauptamtlichen Mitarbeitern innerhalb bestehender Organisationen und Verbänden, die der Generation ab 30 Jahren angehören. Eine der großen Gefahren im Bereich des Web 2.0 ist die Frage nach Identitätsverifizierung. So twittert zum Beispiel eine unbekannte Person unter dem Namen von Papst Benedikt XVI. und mit seinem Foto, während ein wahrscheinlich privater Nutzer auf einem YouTube Kanal angibt, im Namen der Kirche als offizieller Priester zu sprechen. Blogs bieten für Kirchengemeinden eine gute und einfache Möglichkeit, eine Gemeindewebsite attraktiv, kostengünstig und effizient anzulegen. Statt eines eigenen Fernsehkanals der Kirchen wünscht sich die Mehrheit der Studienteilnehmer eher mehr Präsenz in den bestehenden Videoplattformen. Neue Dienste wie Mister Wong, Second Life oder Twitter werden noch kaum genutzt und werden erst anfanghaft erprobt. Auch wenn die Abrufzahlen (z.b. Tagessegen) nicht die hohen Raten boulevardesker Websites erreichen, bieten sie aus kirchlich-pastoraler Sicht eine große Chance spirituelle Angebote als Kernkompetenz der Kirche im Internet zu positionieren. Durch zielgerichtete Verschlagwortung (tagging) sind die Inhalte kirchlicher Sinnangebote dauerhaft im Internet auffindbar und nutzbar. Je griffiger und populärer das Tagging ist, desto höher sind die Abrufzahlen (z.b. Tagessegen). Auch hier greift der Long Tail Effekt. Kirchliche Videos im Internet müssen dem gleichen technischen Standard genügen, wie andere professionelle Angebote auf den Plattformen.

4 Umfrageergebnisse kompakt Der Zugang zu religiösen Informationen Bei der Suche nach religiösen Inhalten im Internet ist nach wie vor die klassische Suchmaschine wie Google der meistgenutzte Weg (88 %). An zweiter Stelle stehen die Bookmarks (also Lesezeichen) in der Nutzergunst: Jeder Zweite sucht nach religiösen Inhalten über seine abgelegten Lesezeichen (51 %). Die Webseite der Gemeinde / Einrichtung vor Ort liegt mit 39% an dritter Stelle dicht gefolgt von der Bistumsseite (38%). Offizielle Portalseiten liegen bei 32%, gefolgt von religiösen Nachrichtenseiten mit 28%. Kaum gefragt sind Gespräche mit anderen Gläubigen im Web (68%), Lebens- und Glaubensgeschichten anderer Nutzer (64%) und Anregungen für das persönliche Gebetsleben (61%). Häufiger gesucht werden hingegen allgemeine Veranstaltungsinformationen (33%) [Dieser Wert stimmt sehr genau überein mit der Studie Kirchen online des Zentrums für Kommunikations- und Medienwissenschaft an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (2005)], Informationen über den Glauben (28%), Bibeltexte (28%) und Informationen aus der Gemeinde (26%). Mehr Multimedialität, aber nicht unbedingt Interaktivität Bei der Frage nach mehr Beteiligungsmöglichkeiten auf kirchlichen Webseiten ist die Meinung ungefähr geteilt: 56% wünschen keine weiteren, während 44% mehr Beteiligungsmöglichkeiten fordern. Anders hingegen ist das Bild bei der Frage nach mehr Multimedialität wie etwa Videos: Hier möchten 59% mehr Multimedialität, während 41% dies verneinen. Communitys StudiVZ (28%), XING (29%), Facebook (24%) und Wer-kennt-Wen (23%) sind die meist genutzten Communitys. Die Lokalisten (6%) und MySpace (9%) werden kaum genutzt. Immerhin 9% nutzen StudiVZ auch für den Austausch über religiöse Fragen und Themen. Bei Facebook sind es 7%, bei XING ebenfalls 7%. Bei der Frage, ob man innerhalb bestehender Communitys (wie StudiVZ, WKW, XING etc.) Mitglied einer religiösen oder kirchlichen Gruppe ist, antworten bei den 15- bis 25-Jährigen 76% mit ja (im Gesamtdurchschnitt antworten 44% aller Teilnehmer mit ja). In religiösen Foren sind immerhin 27% Mitglied und in speziellen religiösen Communityseiten wie etwa 21%. Dabei geben 39% an, Communitys auch zur Kommunikation über religiöse Themen zu nutzen (wozu hierbei alle Communitys zählen, auch speziell kirchliche Foren). Bei der sich anschließenden Frage, ob die je eigene Kirche denn eine eigene Community bereitstellen sollte, scheiden sich die Geister: 53% verneinen dies, während 47% es bejahen. Die Frage nach mehr Präsenz der Kirche in den bestehenden sozialen Netzwerken, etwa in Form von religiösen Vertretern die ein Profil haben, bejahen 74% (trifft voll zu: 30% und trifft eher zu: 44%). Videoportale Unter den bekanntesten religiösen Angeboten im Internet (die in der Auswahl vorgegeben wurden) sind nicht zufällig zwei Videoportale auf den vordersten Plätzen: kirche.tv (32%) und gloria.tv (19%). Ebenfalls bekannt sind die Kirche in Funcity (27%) und touch-me-gott sowie der Tagessegen (je 17%). Bereits die ARD/ ZDF Online Studie 2008 hatte die große Beliebtheit des Bewegtbildes im Internet festgestellt. Auch in der vorliegenden Studie lagen Videoportale in der Bekanntheit sehr hoch, vor allem eines: YouTube (72%), gefolgt von MyVideo (45%), Clipfish (44%), Sevenload (24%). Bei der Nutzung treten die Unterschiede deutlicher hervor: 59% nutzen YouTube und jedem Zweiten (49%) ist in YouTube schon religiöser Inhalt begegnet. Immerhin 10% stellen selbst Inhalte ein. Die anderen drei Videoportale fallen demgegenüber deutlich ab: 8% beträgt hier im Durchschnitt die Nutzungszahl, während in Sevenload

5 nur 3% der Nutzer bereits religiöse Inhalte begegnet sind und nur 2% dort selbst Inhalte einstellen. Bei MyVideo ist 3% schon einmal religiöser Inhalt begegnet, während geringe 0,3% der Studienteilnehmer dort Inhalte einstellen. Das gleiche Bild zeigt sich bei Clipfish: 3% ist dort schon einmal religiöser Inhalt begegnet und 0,3% stellen dort selbst Inhalte ein. Mehr Präsenz der Kirche wünschen sich 69% (trifft voll zu: 30% und trifft eher zu: 39%). Einer eigenen Videoplattform der Kirche stehen dagegen 54% skeptisch gegenüber (trifft nicht zu: 21% und trifft eher nicht zu: 33%). Bei der Frage nach einem eigenen kirchlichen Internet-Videokanal ist die Zustimmung ausgeglichen im Vergleich zur Ablehnung: 49% befürworten dies im Gegensatz zu 51% Ablehnung. Einen eigenen Kanal über Kabel oder Satellit lehnt hingegen die Mehrheit mit 65% ab (trifft eher nicht zu: 26% und trifft nicht zu: 39%). Blogs: bekannt Mit 89% sind Blogs fast jedem Teilnehmer bekannt. Es nutzen immerhin 31% Blogs. 38% kennen Blogs mit religiösem Inhalt und 29% lesen diese Blogs. 9% geben an, selbst solch einen Blog mit religiösem Inhalt zu führen. Bei der Frage, ob Personen der Amtskirche, also Bischöfe, Priester etc. einen Blog im Internet führen sollten, überwiegt leicht die Zustimmung: 56% sind dafür (22% stimmen hier zu und 34% stimmen eher zu). 44% sind dagegen (31% stimmen eher nicht zu und 13% stimmen nicht zu). Mister Wong, Second Life und Twitter: unbekannte Welten 52% fragen sich, was überhaupt ein Social Bookmarking Dienst ist. 31% nutzen solche Dienste nie, 11% selten und nur 6% geben an, solche Dienste zu nutzen. Ähnlich sieht es bei der Nutzung von Second Life aus: 1% nutzen SL regelmäßig, während 12% angeben es nach einer Probephase nicht mehr genutzt zu haben; 3% nutzen es selten. 62% haben es nie genutzt. Dass nur 22% fragen was SL überhaupt ist, liegt wahrscheinlich auch an dem starken Medienecho von SL. Auch der Dienst Twitter wird nur von 5%, genutzt um sich zu informieren, während 3% selber twittern. 10% nutzen Twitter für beides. 57% nutzen Twitter nicht und 25% fragen, was Twitter sei auch hier ist wahrscheinlich das große Medienecho für die Bekanntheit verantwortlich. Statistik Von den 700 Teilnehmern sind 57% der Teilnehmer männlich und 43% weiblich. Die Altersklassen sind wie folgt vertreten: 4% 15- bis 20 Jährige, 13% 20- bis 25 Jährige, 13% 25-bis 30 Jährige, 9% 30-bis 35 Jährige, 10% 35-bis 40 Jährige, 14% 40-bis 45 Jährige, 14% 45-bis 50 Jährige, 10% 50-bis 55 Jährige, 5% 55-bis 60 Jährige, 3% 60-bis 65 Jährige, 2% 65-bis 70 Jährige, 2% 70-bis 75 Jährige, knapp 1% über 75-Jährige. 92% der Befragten nutzen das Internet täglich. Die geographische Herkunft verteilt sich wie folgt: 10% kommen aus Baden-Württemberg, 16,3% aus Bayern, 2,4% aus Berlin, 0,6% aus Brandenburg, 0,8% aus Hamburg, 19,3% aus Hessen, 0,3% aus Mecklenburg-Vorpommern, 8,2% aus Niedersachsen, 25,7% aus Nordrhein-Westfalen, 10,7% aus Rheinland-Pfalz, 1,1% aus Sachsen, 0,3% aus Sachsen-Anhalt, 1,4% aus dem Saarland, 1,7% aus Schleswig-Holstein, 1,4% aus Thüringen. Auf die Frage, ob sie Kontakt zu ihrer Kirchengemeinde vor Ort haben, gaben die Teilnehmer an: 67% trifft voll zu, 16% trifft eher zu, 10% trifft eher nicht zu, 7% trifft nicht zu.

6 olgerungen Die Forderung nach mehr Bewegtbild auf kirchlichen Webseiten ist in der Umfrage deutlich zu erkennen: Auch in Bezug auf die Frage nach einem eigenen Fernsehkanal gibt die Umfrage Aufschluss: Bei der Frage nach einem Sender über Satellit ist die Ablehnung größer als die Zustimmung Bei der Frage nach einem eigenen Videokanal sind die Meinungen geteilt. Bei der Frage nach einem eigenen kirchlichen Internet-Videokanal sind die Meinungen geteilt. Deutlich ist das Plädoyer für mehr Präsenz der Kirche in den bestehenden Videoplattformen.

7 Aus den Analysen der Videoplattformen und des Tagessegens lässt sich folgender Schluss ziehen: Kirchliche Sinnangebote auf säkularen Plattformen werden vom User akzeptiert und gewollt. Kirchliche Sinnangebote wie der Tagessegen auf säkularen Plattformen werden vom User akzeptiert und gewollt. Das interaktive Web 2.0 bietet die Möglichkeit direkt mit dem User in einen konstruktiven und kritischen Dialog zu Glaubensfragen zu treten. Durch die Positionierung des Tagessegens kommt die Kirche ihrem Kernauftrag der Verkündigung der biblischen Botschaft nach und spricht Zielgruppen an, die sie in der klassischen Gemeindearbeit schon lange nicht mehr erreicht. Die Abrufzahlen des Tagessegens erreichen nicht die hohen Raten boulevardesker Websites. Die aus kirchlicher Sicht dennoch hohen Abrufe bieten eine große Chance spirituelle Angebote als Kernkompetenz der Kirche im Internet zu positionieren. Es lohnt sich den Tagessegen auch auf weiteren Plattformen aktiv hochzuladen. Ebenso kann die Verlinkung und das einbetten auf andere Websites erhöht werden. Durch zielgerichtete Verschlagwortung (tagging) sind die Inhalte des Tagessegens dauerhaft im Internet auffindbar und nutzbar. Je griffiger und populärer das Tagging und die Titulierung der Inhalte (auch bei Bildern und Fotos im Internet) ist, desto höher sind die Abrufzahlen. Der Long-Tail-Effekt, den der US-amerikanische Journalist Chris Anderson in seinem Buch The Long Tail der lange Schwanz. Nischenprodukte statt Massenmarkt Das Geschäft der Zukunft. (Hanser Wirtschaft, München 2007), beschrieben hat, greift auch für den Tagessegen. Kirchliche Verkündigung im Internet muss allen zugänglich gemacht werden, ebenso wie die Möglichkeit zur kritischen Kommentierung.

8 Religiöse Nutzung: Fast jeder zweite Studienteilnehmer ist Mitglied in einer religiösen Gruppe innerhalb bestehender Netzwerke. Besonders interessant ist die Verteilung in den verschiedenen Alterssegmenten. Besonders die Generation der 15- bis- 25-Jährigen ist überdurchschnittlich oft Mitglied einer religiösen Gruppe in einem Netzwerk.

9 Die Mitgliedschaft in speziellen religiösen Communitys und speziellen religiösen Foren ist geringer als die Präsenz in den großen nichtreligiösen Communitys wie StudiVZ oder XING (o.ä.):

10 Aufschlussreich ist auch ein Blick auf die Frage, ob Communitys zur Suche nach religiösen Inhalten bzw. zur religiösen Kommunikation genutzt werden. Dabei wurde bewusst nicht unterschieden zwischen Communitys wie StudiVZ und speziellen religiösen Communitys: Die Nutzung in Bezug auf verschiedene Communitys zeigt ein interessantes Bild: StudiVZ, WKW, XING und Facebook stechen heraus.

11 Analysiert man die Nutzung in Bezug auf religiöse Nutzung und sortiert es nach Altersklassen ergibt sich folgendes Bild: Besonders StudiVZ und das Partnernetzwerk meinvz werden genutzt. WKW wird nicht ganz so stark genutzt. XING wird vor allem von der Generation ab 35 aufwärts genutzt, während Facebook ein in allen Altersklassen genutztes Medium ist. Die Lokalisten fallen nur bei der Altersgruppe der 15- bis 20-Jährigen ins Gewicht.

12 Folgerungen Die große Zustimmung zu der Frage, ob kirchliche Vertreter ein Profil in einer Community anlegen sollten, resultiert sicher auch aus dem weit verbreiteten Umgang der Studienteilnehmer mit den Communitys. Die Communitys bieten zwei Möglichkeiten: Sie dienen zum einen dazu, die Kommunikation und Koordination von Gruppen zu unterstützen. Dabei fällt es auf, dass es selten darum geht, in den Communitys Gespräche zu führen. Die Communitys selbst dienen oftmals lediglich zur Vernetzung, wie die Rückmeldungen aus den Einzelinterviews auch belegen und die Nutzung der Forenfunktion in der Analyse zeigt. Zum anderen ist es durch die Profilseiten möglich, präsent zu sein. Besonders Vertreter der Amtskirche erhalten hierdurch die Möglichkeit, ins Gespräch und in den Austausch mit Interessierten zu kommen, wie das Profil von Kardinal Crescenzio Sepe beweist oder etwa der Einsatz von XING durch Stadtpfarrer Hermes. Ein weiteres Phänomen, das dafür spricht, dass die Communitys, allen voran Facebook, an Bedeutung gewinnen werden, ist die zunehmende Verknüpfung mit mobilen Endgeräten. Facebook ist auch hierbei die Community mit dem rasantesten Wachstum und bietet schon jetzt einige Möglichkeiten an, das eigene Profil mit dem Handy zu verknüpfen, sowie mit anderen Webseiten und Blogs. Die Communitys eignen sich je nach Bistum / Landeskirche unterschiedlich gut, eine genaue Analyse der Lage vor Ort bringt hier Sicherheit. Im Zweifelsfall reicht eine Befragung von 10 Jugendlichen um herauszufinden, welche Community die geeignetste ist. XING stellt eine Ausnahme unter den Communitys dar und empfiehlt sich vor allem für die mittlere Generation, um sich in ihrer Arbeit untereinander zu vernetzen. Die Gruppenfunktion wird dabei noch kaum genutzt. Auch ist die Präsenz noch eher gering.

13 Folgerungen Blogs bieten eine gute Möglichkeit des Einsatzes für Gruppensituationen, die sich über eine gewisse Zeit treffen, wie etwa bei der Firmung. Blogs bieten auch die Möglichkeit, ein sehr persönliches authentisches Bild des Autors zu zeichnen. Gerade für Personen des öffentlichen Kirchenlebens bietet sich ein Blog an, um auf einer persönlichen Weise mit den Gläubigen verbunden zu sein. Aber auch Gemeinden profitieren nicht zuletzt von der einfachen technischen Bedienbarkeit. Blogs bieten letztlich jedem Gläubigen die einfache technische Möglichkeit, im Internet gehört zu werden. Der große Vorteil von Blogs liegt in der unaufwendigen Erstinstallation und der einfachen Bedienung. In der Umfrage zeigt sich auch die große Zustimmung der Nutzer in dem Wunsch nach mehr Blogs religiöser Kirchenvertreter:

14 Die Kommentarfunktion ermöglicht auch Beteiligung der Nutzer an der Seite. Dies kommt einem Wunsche jedes zweiten Umfrageteilnehmers entgegen.

15 Ein Fazit: Kommunikation im Internet Vom Broadcasting zur starken Kommunikation Das Internet folgt einem eigenen Kommunikationsmuster. In der Studie zeigt sich dieses Muster be- sonders deutlich anhand der Blogs. Offenbar ist das Muster der Internetkommunikation sehr viel flexibler als das der klassischen Massenmedien und für eine Institution, die sich aus vielen Gruppen und Verbänden organisch zusammensetzt, wie geschaffen: 1 Die verschiedenen Muster der Internetkommunikation: A: Typisches Massenmedium im Broadcastingsystem, B: Lose Kommunikation, C: Starke Kommunikation In hellblau: Die Verteilungskurve, der klassische Long Tail nach dem Gesetz der Potenzierung. Typ A ist das typische Massenkommunikationsmuster: Ein Sender bedient viele Empfänger. Ab einer gewissen Anzahl an Empfängern ist es nicht mehr möglich, die Kommunikation der Empfänger untereinander aufrecht zu erhalten. Bei dem Muster B hat die Anzahl der Empfänger schon wesentlich abgenommen, es ist eine lockere Kommunikation der Empfänger untereinander möglich. In den vorgestellten Blogs wäre das der Blog der Kirchengemeinde. Bei dem Muster C handelt es sich um eine sehr starke Kommunikation der einzelnen Mitglieder, deren Anzahl sehr gering ist. Ein typisches Beispiel wäre der bereits erwähnte Firmblog. Gleiche Gesetzmäßigkeiten gelten auch für die Gruppen in den Online- Communitys. Im Gegensatz zu den Massenmedien, die per se nur das Kommunikationsmuster A bedienen können, ermöglicht die internetgestützte Kommunikation Formen nach allen drei Mustern. Und diese verschiedenen Muster können auch innerhalb verschiedener Formate wie etwa Blogs oder Communitys auftauchen. 1 ( Vgl. Clay Shirky, Here comes everybody, London 2009.)

16 Die Verteilung von Inhalten, die Gesetzmäßigkeit sozialer Systeme im Internet, unterliegt dem Verteilungsgesetz des Long Tail. Es gibt keine klassische Verteilung nach der Glockenform mehr. Das hat die vorliegende Studie an zahlreichen Beispielen belegt. Die Konsequenzen müssen in Ihrer Tragweite noch genauer analysiert werden. Es bedeutet aber auf jeden Fall, dass es den Durchschnittsnutzer nicht gibt. Vielmehr gibt es einige Poweruser. Vielleicht ist es im Sinne einer kirchlichen Medienstrategie deshalb priori- tär beim Einsatz sozialer Medien zunächst diese Poweruser ausfindig zu machen und direkt in die Alpha- Phase eines Projektes mit einzubinden, um die anderen User später zum Mitmachen zu animieren. Eine mögliche Medienstrategie der Kirchen unter Berücksichtigung der Eigenheiten des Web 2.0 am Beispiel einer Verbandswebseite Personen bilden Netzwerke und Gruppen. Diese werden zum Teil abgebildet in den Communitys. Dabei sind manche Gruppen (auch von der Geographie her beeinflusst) nur in manchen Netzwerken vorhanden. Diese Netzwerke stehen wie ein monolithischer Block oftmals parallel zu der Verbandswebseite (wir gehen in dem vorliegenden Beispiel einmal von einer Verbandswebseite aus). Ein erster Schritt wäre es hier eine Verlinkung anzubieten (roter Pfeil). Ein weiterer Schritt wäre es, über Facebook Connect eine direkte Verbindung herzustellen, was allerdings nur mit einer Facebook-Gruppe funktioniert (grüner Pfeil). Der Sinn ist es, die beiden Wege, wie Nutzer ins Internet gehen, zu-

17 sammenzubringen: Sowohl über die Verbandswebseite als auch über die Communitys. Der dritte Weg ist die thematische Suche über Google. Nun durchsucht Google nicht nur Webseiten, sondern wertet auch den Inhalt aus Blogs, Videokanälen und anderen Formaten aus. Von daher empfiehlt es sich, hier präsent zu sein und eine Verlinkung mit der eigenen Verbandswebseite herzustellen. Die embed Funktion bietet zusätzliche Möglichkeiten der Verschränkung beider Angebote. Eine Präsenz vor allem in YouTube und Social Bookmarking Diensten wirkt sich positiv auf das Ranking der Verbandswebseite aus (gelbe Pfeile). Der vierte kaum genutzte Weg ist der über Spezialsuchmaschinen. Ist der Verband z.b. in YouTube präsent wird er über spezielle Videosuchmaschinen wie TruVeo oder die Google Videosuche auch gefunden. Das bringt zwar nicht sehr viel Traffic, wie die Analysen des Tagessegen auch gezeigt haben, kann aber mitunter sehr interessante Leute auf die Webseite aufmerksam machen, z.b. Journalisten, die nach Videos im Internet suchen. Die Vernetzung der Verbandswebseite mit den verschiedenen Formaten kann über drei Funktionen erfolgen: RSS ist ein Methode, um vor allem aktuelle Inhalte einzubinden. Spezielle Parser wie FeedSweep bieten die Möglichkeit, RSS Feeds in jeder gewünschten Form auf die eigenen Webseiten einzubauen. Viele Dienste bieten aber schon serienmäßig eine sog. embed Funktion an, mit der sich Inhalte bequem einbauen lassen. Viele Anbieter nutzen diese Funktionen auch schon, wie die Analyse der YouTube Videokanäle gezeigt hat. Einige Dienste wie Facebook gehen auch eigene neue Wege heraus kommen dann Dienste wie Facebook Connect. Insgesamt ist die Entwicklung dieser neuen Vernetzungsmethoden gerade erst in der Anfangsphase. Einige Beobachter sprechen hierbei sogar schon vom Web 3.0. Mash-Up ist der Fachbegriff für dieses Zusammenwürfeln der Inhalte aus verschiedenen Quellen. Internetstrategisch eine lohnenswerte Taktik.

18 Methode Bei der Studie Kirche im Web 2.0 handelt es sich um eine explorative Pilotstudie. Grundlage bildet die online durchgeführte Nutzerbefragung mit 700 Teilnehmern. Die Umfrage wurde nur im Internet durchgeführt und nur im Internet auf religiösen Seiten beworben. Videoportale: Die Stichprobe der 100 YouTube Kanäle wurde anhand einer Liste von Suchworten wie katholisch, evangelisch, Kirche, CVJM, BDKJ, Gemeinde, Konfirmation, Kommunion, Pfadfinder, Firmung durchgeführt. Zur Auswertung des Tagessegen standen die Daten von YouTube Insight zur Verfügung, aber auch eigene Beobachtungen über einen Zeitraum von einem Jahr, sowie verstärkt der Monate Februar-April 2009, in dem jedes Video auf jedem Kanal protokolliert wurde in den Aufrufzahlen. Dasselbe gilt für die anderen Videoportale. Communitys: Bei den Communitys wurde ebenfalls anhand der internen Gruppensuchfunktionen mittels der oben genannten Liste von Stichworten eine Suche nach religiösen Gruppen gestartet. Aus dieser Gesamtauswahl wurden die nicht relevanten Gruppen herausgenommen. Blogs: Die Stichprobe der 300 Blogs wurde wie folgt erhoben: Anhand der größten Blogsuchmaschinen, der Google Blogsuche und Technorati wurden Blogs nach den oben genannten Stichworten gesucht. Dabei wurde die Suchfunktion genutzt aber auch die Tags durchgesehen. In einem zweiten Durchgang wurden die Tags der Bloganbieter Blogspot und Wordpress durchsucht und die Blogrolls der gefunden Blogs durchforstet. In einem dritten Durchgang wurden die größten Blogverzeichnisse, Blog.de und Blogalm durchsucht. Twitter, Mister Wong, Second Life: In allen drei Diensten wurde anhand eines Suchrasters aus religiösen Suchbegriffen (s.o.) eine Menge an Ergebnissen generiert, aus dem dann die nicht passenden Einträge ausgeschlossen wurden.

19 Statistik der Umfrageteilnehmer:

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21 Team & Danksagung Die Autoren der Studie: Prof. Dr. Bernd Trocholepczy Goethe-Universität Frankfurt Jürgen Pelzer Goethe-Universität Frankfurt Das Werk einer Studie ist immer die Arbeit eines ganzen Teams. Der ganz besondere Dank der Autoren gilt den Mitarbeitern unseres Teams, die mit viel Einsatz und persönlicher Motivation in die Tiefen des Web 2.0 hinabgestiegen sind, um mit interessanten Ergebnissen wieder aufzutauchen. Eine Studie über das Web 2.0, die zu dem Ergebnis kommt, das Personen im Internet gefragt sind, darf es natürlich nicht versäumen den mitarbeitenden Personen an dieser Studie genügend Raum zur Vorstellung zu geben: Pfarrer Dietmar Heeg Beauftragter der Bischofskonferenz für RTL & SAT1

22 Kontakt & Links Kontakt: Titel: Bruderhilfe Web 2.0 Studie Kirchliche Sinnangebote im Web 2.0 Auftraggeber: Akademie Bruderhilfe-Pax-Familienfürsorge Auftragnehmer: Goethe-Universtät Frankfurt Fachbereich Katholische Theologie Professur für Religionspädagogik und Mediendidaktik Grüneburgplatz Frankfurt am Main Ihr Ansprechpartner: Jürgen Pelzer: Telefon 069 / mobil: 0176 / Fax 069 / j.pelzer@em.uni-frankfurt.de skype: juergenpelzer ICQ: Raum 1.718, Campus Westend, Nebengebäude