Ein Jahr Lerncoaching und Beratung an der Fakultät Informatik (Kurzversion)

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1 Hochschule Braunschweig/Wolfenbüttel Fakultät Informatik Dipl.-Päd. Beate Busch Ein Jahr Lerncoaching und Beratung an der Fakultät Informatik (Kurzversion)

2 2 Inhalt der Kurzversion 1 Statistische Auswertung Quantitative Erfassung von Beratungssitzungen Qualitative Auswertung Fälle 5 2 Anliegen Kategorisierung der Beratungsanlässe 6 3 Seminarangebot Leichter lernen mit System Lesetraining als Bestandteil der Laborveranstaltung Computermathematik 9

3 3 1 Statistische Auswertung Die Beratungen werden in Form von Beratungsprotokollen in einer eigens hierfür erstellten Datenbank dokumentiert, um Verläufe zu erfassen und das methodische Vorgehen entsprechend planen zu können. Alle Bestimmungen zum Schutz der persönlichen Daten und der Vertraulichkeit werden beachtet. 1.1 Quantitative Erfassung von Beratungssitzungen Im Berichtszeitraum fanden insgesamt 129 Beratungssitzungen statt. Es wurden 45 Beratungsfälle dokumentiert. Darüber hinaus gab es eine Anzahl von Kontakten, die nicht in einer Beratung mündeten, da z. B. lediglich eine Information abgefragt wurde Anzahl Beratungen Anzahl Fälle Für eine Beratungssitzung werden grundsätzlich 50 Minuten veranschlagt. Je nach Fallkonstellation und Häufigkeit der Termine traten hier jedoch Varianzen auf: es gab Beratungen von 30 Minuten Länge und vereinzelt auch Sitzungen von 90 Minuten Dauer. Der Abstand zwischen den einzelnen Terminen wird jeweils mit dem/der Studierenden besprochen. Zu Beginn des Coachings sind wöchentliche Beratungen üblich, nach einer gewissen Zeit der Zusammenarbeit werden die Abstände vergrößert. Die Terminabsprache wird fast ausschließlich per abgewickelt. Während 2010 rund 30% der vereinbarten Termine nicht wahrgenommen wurden (eine Differenzierung in abgesagt oder nicht erschienen erfolgte 2010 nicht), reduzierte sich diese Zahl 2011 auf 13% abgesagter Termine und lediglich 4% ohne Absage nicht wahrgenommener Termine. Seit 2011 wird mit Erfolg bereits im Erstgespräch auf die verbindliche Vereinbarung von Terminen und die Bitte um rechtzeitige Absage bei Verhinderung hingewiesen. Da für das Lerncoaching kein Einzelbüro zur Verfügung steht, finden die Beratungen in unterschiedlichen Räumen, je nach Verfügbarkeit statt. Genutzt werden die Besprechungsräume der Fakultät sowie der Raum, der den Lehrbeauftragten zugeordnet ist. Diese Situation löst bei einigen Studierenden Unbehagen aus, weil sie den jeweiligen Raum gemeinsam mit dem Lerncoach aufsuchen und somit für Außenstehende Gelegenheit besteht, zu erkennen, dass diese Person Beratung in Anspruch nimmt. Das methodische Vorgehen ist durch die Raumsituation eingeschränkt, weil nicht jedes Anliegen im Vorfeld ersichtlich oder benannt ist und mit entsprechenden Unterlagen bzw. Material vorbereitet werden kann.

4 4 1.2 Qualitative Auswertung Zur qualitativen Weiterentwicklung des Lerncoachings und um den Studierenden Gelegenheit zu geben, anonym eine Rückmeldung zu geben, wird seit Beginn des Jahres 2011 nach Abschluss der Beratung ein Fragebogen ausgegeben. Zusätzlich findet eine mündliche Auswertung innerhalb der letzten Beratungssitzung statt, welche die inhaltliche Reflexion vervollständigt. Der Rücklauf der Fragebögen ist mit knapp 20 % gering. Erste Ergebnisse zeigen eine hohe Zufriedenheit mit dem Beratungsangebot. Die Aussagen In der Beratung stand mein individuelles Anliegen im Mittelpunkt Die Atmosphäre in der Beratung war angenehm Mein Anliegen wurde vertraulich behandelt Ich konnte in der Beratung über alle Aspekte meiner Situation sprechen In der Beratung wurden Lösungsmöglichkeiten erarbeitet Ich habe nützliche Hinweis bzw. Unterlagen erhalten Die Beratung hat zu positiven Veränderungen geführt Ich habe in der Beratung Methoden gelernt, wie ich mit zukünftigen Problemen umgehen kann Ich würde die Beratung anderen Studierenden empfehlen wurden in allen Rückmeldung mit trifft zu angegeben. (Skala: trifft zu ; trifft eher zu ; trifft eher nicht zu ; trifft nicht zu ) In einigen Fällen ist im Jahresverlauf beim Lerncoaching oder an anderen Stellen geäußert worden, dass die Beratung zum Prüfungserfolg der Studierenden beigetragen hat. Ein Zusammenhang ist sehr wahrscheinlich, kann aber an dieser Stelle, auch aus Gründen der Mehrdimensionalität des Studienfortschritts, nicht mit Daten belegt werden. Hierzu wäre eine weitergehende Befragung notwendig, deren Ergebnis jedoch vermutlich auch nicht den individuellen Anteil und die langfristigen Auswirkungen der Weiterentwicklung von Studierenden abbilden könnte.

5 Anzahl Studierende Fälle Eine deutliche Entwicklung im Verlauf des ersten Jahres zeigt sich in Bezug auf die Anzahl der Beratungen pro Fall. Während im Jahr 2010 die überwiegende Zahl ein bis zwei Beratungen in Anspruch nahm, fanden bei der Hälfte der Studierenden in 2011 mehr als zwei Beratungen pro Student/in statt. Anzahl Beratungssitzungen pro Student/in 2010 Anzahl Beratungssitzungen pro Student/in % 7 4% % Zu erklären ist dies 16% durch die zunehmende Bekanntheit und Etablierung 10% des Lerncoachings. Während 2010 viele der Studierenden angaben, einen Hinweis von den Lehrenden 5 bekommen zu haben, der zum 1 Aufsuchen der Beratung 4 führte, nutzten die Studierenden 2011 überwiegend 10% 52% aus eigenem Anlass das Angebot. 8% % 35% 3 Bis auf das erste Semester 16% sind alle Fachsemester zum Zeitpunkt der Erstberatung 10% gleichermaßen vertreten. Etwas stärker kommen Studierende nach dem Wechsel des Studiengangs oder der Hochschule vor. Außerdem gibt es eine leichte Häufung bei dem Semestern > 7. Diese Zahlen erklären sich aus dem Umstand, dass 2010 viele der ratsuchenden Studierenden angaben, auf Hinweis von Lehrenden die Beratung aufgesucht zu haben, während 2011 die Studierenden überwiegend aus eigenem Anlass das Angebot wahrnahmen. Bei der Aufschlüsselung der Anzahl der Fachsemester zum Zeitpunkt der Erstberatung zeigt sich, dass Erstsemester das Lerncoaching noch nicht in Anspruch nehmen, sondern negative Studienerfahrung zum Aufsuchen der Beratung führt. Schwerpunkte für Beratungsbedarf ergeben sich nach einem Wechsel der Hochschule oder des Studiengangs, nach der ersten Prüfungsphase sowie bei Überschreiten der Regelstudienzeit. Da bei diesem Kriterium keine signifikanten Unterschiede zwischen 2010 und 2011 auftreten, werden die Gesamtzahlen für den Berichtszeitraum dargestellt. 1 15% Zeitpunkt der Erstberatung nach Wechsel und höher in Semester

6 6 2 Anliegen Beratungsanliegen sind in der Mehrzahl der Fälle multifaktoriell, dass heißt, die Studierenden schildern Probleme auf verschiedenen Ebenen mit vielfältiger Ursachenbeschreibung. Häufig werden im Verlauf der Beratung auch weitere Schwierigkeiten deutlich, die zu Beginn nicht verbalisiert wurden. Im folgenden Teil sind die Beratungsanlässe in tabellarischer Form aufgeführt, so dass sichtbar wird, welche Kombinationen häufig zu finden sind. 2.1 Kategorisierung der Beratungsanlässe Für die Kategorisierung der Anliegen ist deren Verallgemeinerung notwendig. Im Abschnitt 3.2 werden drei Fälle exemplarisch bezüglich ihrer Beratungsanlässe und des methodischen Vorgehens vorgestellt. a) Organisation des Studiums Hierunter werden alle Anliegen zusammengefasst, die mit Kenntnis und Beachtung von Prüfungsordnungen, Umgang mit Terminen und Fristen, Stundenplangestaltung und Semesterplanung (Labore, Klausuren) zusammenhängen. b) Selbstmanagement In diese Kategorie fallen Beratungsthemen wie selbstgesteuertes Lernen, Lern- und Arbeitstechniken, Gestaltung von Lernphasen, Prüfungsvorbereitung, Prokrastination, Zielsetzung, Berufs- und Lebenswegplanung, Bedürfnisaufschub und Selbstdisziplin. c) Priorisierung, Zeiteinteilung Diese Kategorie beschreibt die Bewältigung von Interrollenkonflikten (z. B. Nebenjob, Familie), Zeitmanagement und Schwierigkeiten bei der Wochenplanung unter Berücksichtigung aller Pflichten. d) Prüfungsangst Zu diesen Anlässen zählen die Schilderung irrationaler Gedanken und körperlicher Symptome. e) Tragische Ereignisse Tragische Ereignisse, wie Unfälle, Krankheit oder Todesfälle im nahen Umfeld können sich nachteilig auf den Verlauf des Studiums auswirken und veranlassen zur Inanspruchnahme von Beratung. f) Motivation Bei dieser Kategorie handelt es sich um die Zusammenfassung von Anlässen, bei denen die Berufsperspektive, die Reflexion der Studienwahl, Sinnfragen oder Anstrengungsbereitschaft im Mittelpunkt stehen. g) psychische Belastung Fälle, die dieser Kategorie zugeordnet wurden, hatten Selbstwertproblematik, eine geringe Selbstwirksamkeitserwartung oder Kontaktschwierigkeiten zum Anlass. h) finanzielle Probleme Hierbei gaben Studienfinanzierungsschwierigkeiten oder Schulden Anlass zur Beratung.

7 7 Anliegen der Studierenden in der Beratung 2010 Fallnr. Organisation des Studiums Selbst- Management 1 x Priorisierung, Zeiteinteilung Prüfungsangst tragische Ereignisse 2 x x x 3 x Motivation psychische Belastung 4 x x 5 x x 6 x 7 x 8 x x 9 x 10 x x 11 x x 12 x x 13 x 14 x x 15 x 16 x 17 x 18 x x 19 x x 20 x 21 x x x 22 x 23 x x 24 x finanzielle Probleme 25 x x x x

8 8 Anliegen der Studierenden in der Beratung 2011 Fallnr. Organisation des Studiums Selbst- Management Priorisierung, Zeiteinteilung Prüfungsangst tragische Ereignisse Motivation psychische Belastung 1 x x x x x 2 x x x x 3 x 4 x 5 x x 6 x x x 7 x x 8 x x x 9 x 10 x x 11 x x 12 x x 13 x x x 14 x x 15 x 16 x x 17 x x x 18 x x 19 x finanzielle Probleme 20 x

9 9 3 Seminarangebot 3.1 Leichter lernen mit System Um das Studium erfolgreich zu bewältigen, ist es notwendig, individuelle förderliche Arbeitsgewohnheiten zu entwickeln. In diesem Zusammenhang stellt das Seminar Leichter lernen mit System einen weiteren Baustein zum Lerncoaching dar und bietet semesterbegleitend Gelegenheit, im angeleiteten Austausch in der Gruppe, das eigene Lern-und Arbeitsverhalten zu betrachten und zu systematisieren. Zugrunde liegt hierbei das Konzept der Kollegialen Beratung ( Zugriff ). Zusätzlich werden, ausgehend von persönlichen Zielen, Impulse zu Lernmethoden sowie Übungen zur praktischen Anwendung zur Verfügung gestellt. Das Seminar ist geeignet für Studierende ab dem 2. Fachsemester unter der Voraussetzung der aktiven Mitarbeit und Bereitschaft zum Austausch in der Gruppe. Das Seminar wurde im Sinne einer Gruppenberatung zum ersten Mal im Sommersemester 2011 in den Stundenplan aufgenommen, jedoch aufgrund zu geringer Teilnehmerzahl nicht durchgeführt. Für das Wintersemester 2011/12 wird auf das zuvor geforderte Vorgespräch verzichtet, was möglicherweise eine Hemmschwelle darstellte. Geplant ist, das Konzept im Vorfeld genauer zu erläutern, um den Studierenden den persönlichen Nutzen zu verdeutlichen. Dies kann im Rahmen verschiedener Veranstaltungen nach individueller Absprache mit den Lehrenden erfolgen. 3.2 Lesetraining als Bestandteil der Laborveranstaltung Computermathematik In das Labor Computermathematik als Wahlpflichtfach war im Sommersemester 2011 mit fünf Terminen ein Lesetraining integriert. Inhaltlich wurden Grundlagen zum Lesen, Differenzierung von Textsorten, Lesetechniken und Methoden zum Umgang mit wissenschaftlichen Texten angeboten. Zentraler Bestandteil war die Entwicklung einer individuellen Strategie und die Anwendung in Form von Lesetraining anhand ausgewählter Texte über Mathematik und schließlich auch an dem für die nächste Vorlesung vorzubereitenden Text. Zum Abschluss hatten die Studierenden die Gelegenheit, das Lesetraining zu bewerten. Die Auswertung der Befragung wird im Folgenden dargestellt.

10 10 Bewertung des Lesetrainings (Labor Computermathematik) Sommersemester 2011 Erhebung per Fragebogen ohne Namensangabe n = 11 Am besten gefallen hat mir Abwechslung Gruppenarbeit (recht selten im Studium) definieren und präsentieren der eigenen Lesetechnik Test zum Schluss verschiedene Lesemethoden auseinandersetzen mit eigener Lesetechnik Eigentests waren sehr informativ Entwicklung eigener Lesetechnik, Internet Lesetest Lese- und Lerntechniken das Lesetraining am konkreten Mathetext der Text mit den Methoden zur Entspannung Gefehlt hat mir schwer zu beurteilen bei geringer Erwartungshaltung lesen von Aufgabenstellungen in Klausuren (schnelles Lesen), wenig Zeit Unterricht an der frischen Luft (draußen) etwas Zeit am Text aus dem Mathebuch ausführlicher wäre schön gewesen dachte, dass wir beim Lesetraining mehr mathematische Texte lesen Am wenigsten gefallen hat mir teilweise recht langweilige Themen bzw. schon bekannt aus ZAQ Vergleich der Lesetechniken war etwas trocken Literaturbestimmung dass die Thematik Lesetraining sehr spät behandelt wurde Lesemethoden neu erlernen bzw. anzuwenden, dafür sind wir viel zu eingefahren in eine Technik zu viel lesen Lesetest + vieles Lesen Und sonst? ich bin zufrieden und denke, dass die auf das Lesetraining entfallene Zeit durchaus einen Mehrwert geschaffen hat vielleicht noch etwas mehr auf mathematische Texte eingehen war sehr informativ, jedoch hatten wir diese Techniken schon im 1. Semester, von daher bin ich mir auch unschlüssig, ob es nochmal angeboten werden sollte hätte gern das Lesetraining weggelassen, weil mir der mathematische Teil mehr für die Vorlesung geholfen hat macht Sinn, das Labor anzubieten, gerade für Lese-Faule! lesen = lernen war für mich die Erkenntnis Punktbewertung