Podcast 7 Haupt- und Realschule
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- Andreas Böhme
- vor 8 Jahren
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Transkript
1 Podcast 7 Haupt- und Realschule In der Presse wird sie meist negativ erwähnt: Resteschule. Auffangbecken. Brennpunktschule. Produzent für potentielle 1 Jobber. Endstation. Die Hauptschule in unserer Zeit hat kein gutes Bild. Sie wird als Auffangbecken für den sozial schwachen, dummen Rest von Deutschlands Schülerinnen und Schülern gesehen. Gewalt und Mobbing sind an der Tagesordnung, der Abstieg in die Kriminalität liegt nicht fern. Hauptschüler werden stigmatisiert, der Abschluss ist nichts wert, die Arbeitslosigkeit wartet sind das die Bedingungen, unter denen man gerne lernt? In unserer heutigen Leistungsgesellschaft muss es immer das Beste sein. Hauptschule? Realschule? Kommt gar nicht in Frage. Die Kinder sollen ein gutes Abitur machen und anschließend studieren bzw. ein gutes Abitur machen und sich dadurch die Arbeitswelt offen stehen haben. Selbst mit einem Real- oder gar einem Hauptschulabschluss bekommt man heute nur noch schwer einen Job. Warum muss es zwangsläufig das Gymnasium sein, auch wenn das Kind eher praktisch veranlagt ist? Warum ist für die heutige Gesellschaft bzw. die Eltern schon eine 2 im Zeugnis ein Weltuntergang, obwohl sie lediglich bedeutet, dass der Schüler seine Aufgabe "GUT" erledigt hat? Eigentlich sollte es so sein, dass die Gesellschaft wie die Eltern mit einer 3 oder 2 im Zeugnis zufrieden sind, denn der Schüler hat seine Aufgabe "befriedigend" oder sogar "gut" erledigt. Eine 1 sollte eher die Ausnahme als die Regel sein. Auch sollte die Hauptschule die Schule sein, auf der ein Großteil der heranwachsenden Bevölkerung geht. Das sagt zumindest ihr Name HAUPT- Schule aus. Die heutige Realität sieht anders aus. Laut dem statistischen Bundesamt wechseln ca. 40% der Grundschüler auf ein Gymnasium, ca. 35 % auf eine Realschule und ca. 25 % auf eine Hauptschule. Immer lauter wird der Ruf etwa von Seiten der Eltern wie der Wirtschaft, die Hauptschulen ganz wegfallen zu lassen, sie mit der Realschule zu fusionieren oder mehr Gesamtschulen zu begründen. Häufig wird die Hauptschule als Auslaufmodell oder überflüssig gesehen, nicht zuletzt durch die ständig sinkenden Schülerzahlen. Während der Deutsche Lehrerverband sich stark gegen einen Wegfall der Hauptschule ausspricht, haben mehrere Bundesländer sich gegen Ende 2007 entschlossen, die Hauptschule abzuschaffen oder mit der Realschule zu fusionieren. In Baden Württemberg gab es auch eine Petition, in welcher 400 von 2650 Grund- und Hauptschulrektoren die Abschaffung der Hauptschule fordern
2 In unserem Nachbarland Rheinland Pfalz, in dem die Hauptschule von besonders wenigen Schülern besucht wird, soll ab 2009/ 2010 ein neues Konzept umgesetzt werden. Dieses nennt sich Realschule Plus. Es wird lediglich unterschieden zwischen Realschule und Gymnasium. Die Realschule teilt sich ab der 7. Klasse auf in eine integrative und in eine kooperative Realschule. In der integrativen Realschule bleiben die Klassenverbünde erhalten und werden nur in einzelnen Fächern in verschiedene Kurse eingeteilt. Bei der kooperativen Realschule werden die Schüler in Abschlussbezogene Klassen eingeteilt. Ob dieses Konzept sich in der Praxis bewährt, bleibt abzuwarten, denn es gibt mindestens genauso viele Gründe gegen eine Vereinigung von Haupt- und Realschule, wie dafür. Für die Abschaffung spräche zum Beispiel die Vermeidung einer zu starken Selektierung. In einer Gesamtschule wäre diese frühe Aufspaltung in ein 3-Klassen-Schulsystem z.b. nicht in einem solchen Maß gegeben. Damit würde man eine übermäßige Stigmatisierung wie z.b. bei der Hauptschule vermeiden. Außerdem könnten dann die stärkeren Schüler die Schwächeren mitziehen und somit auf ein höheres Niveau befördern. Allerdings kann man diesen Punkt auch gerade umdrehen: Dadurch, dass die Schwächeren die Stärkeren ausbremsen, ziehen sie das gesamte Niveau und somit auch das Niveau der stärkeren automatisch nach unten. Man könnte sagen, die schlechteren Schüler sind über- und die stärkeren Schüler sind unterfordert. Bei dieser Sorge siegt aber die Hoffnung, dass durch gezielte Förderung, z.b. an einer Gesamtschule, die schwächeren Schüler langfristig ein höheres Niveau erreichen, als sie es an einer Hauptschule erreichen hätten können. Der deutsche Lehrerverband nennt die Abschaffung der Hauptschule Schaufensterpolitik. Durch das Abschaffen wird wohl nicht plötzlich die Motivation der schwierigen Hauptschüler steigen. Stattdessen müsste mehr in die Hauptschule investiert werden, vor allem in Integration, Förderung und Forderung. Andererseits können diese Investitionen von der Gegenseite als überflüssig gesehen werden, da viele Eltern ihre Kinder nur sehr ungern auf die Hauptschule geben. Lieber sollen sie in die Realschule oder ins Gymnasium gehen. Auch wenn sie eine Hauptschulempfehlung haben. Es könnte zu erwarten sein, dass durch die Zusammenlegung von Haupt- und Realschule viele Schüler, die eigentlich in die Realschule hätten gehen sollen, doch ins Gymnasium gesteckt werden
3 Ihr bemerkt, dies ist ein sehr heikles Thema, zu dem auch wir keine einfache Patentlösung parat haben. Nur ein Punkt lässt sich besonders herausheben. Schwierige oder schwächere Schüler werden dadurch, dass man sie in ein anderes Schulsystem steckt, nicht automatisch besser. Man muss sich um sie kümmern, sie fördern und versuchen, sie bestmöglich zu unterstützen. Gleichzeitig müssen auch die guten Schüler gefördert werden. Lehrer müssen motiviert und kreativ sein und sich für ihre Schüler einsetzen. Wir denken, das sind grundlegende Dinge, die man nicht nur an einer bestimmten Schule anwenden sollte. Dies sollte die gängige Praxis im Schulwesen sein, auch wenn es leider noch nicht überall so ist. Johann Julius Hecker Johann Julius Hecker, geboren am in Werden, war ein evangelischer Theologe. In einer Lehrerfamilie auf die Welt gekommen, ging er im Alter von 14 Jahren auf das Gymnasium, wo er von dessen Direktor stark geprägt wurde. Dieser begeisterte Hecker für den reformorientierten Halleschen Pietismus, welcher für seine pädagogische Entwicklung von Bedeutung sein wird. Er studierte an der Universität Halle Theologie, alten Sprachen, Medizin und Naturwissenschaften. Nach einigen Jahren als Lehrer und Prediger wurde er von Friedrich Wilhelm I an die Berliner Dreifaltigkeitskirche berufen gründete er für den Mittelstand eine ökonomisch-mathematische Realschule, welche als Vorläufer für die Gewerbeschule und Realanstalten gilt. In diesen wurden die Realien eingeführt und die schulische Bildung sollte mit der späteren Ausbildungspraxis verknüpft werden. Diese praxisorientierte Realschule war für die damalige Zeit ein großes Novum und ein großer Schritt in Richtung der heutigen Realschule. Was ist eine Werkrealschule? Es ist eine Sonderform der Hauptschule, die es besonders begabten und motivierten Hauptschülern ermöglicht, die Mittlere Reife zu erlangen. Dies geschieht durch zusätzlichen Unterricht in den Klassen 8 und 9. Im Anschluss an die 9. Klasse folgt ein zusätzliches 10. Schuljahr. Werden die Prüfungen alle erfolgreich bestanden, haben die Schüler den Abschluss Mittlere Reife, der gleichwertig dem regulären Realschulabschluss ist
4 Wissenslücke: Warum wird die Stadt Karlsruhe als Fächerstadt bezeichnet? Sie ist aufgebaut, wie ein Fächer. Das ist tatsächlich der Hauptgrund. Der Mittelpunkt der Stadt Karlsruhe ist der Turm des Karlsruher Schlosses. Im Radius von ca. 430 Metern läuft ein Kreis um das Schloss herum, der Zirkel. Vom Schloss aus führen 32 Straßen in das Umland, dies sind die sogenannten Schlossstrahlen. Es gibt auch einen Verein, den Sonnenfächer Karlsruhe, der z.b. auch für den gelben Sonnenstrahl in der Waldstraße verantwortlich ist. Jeder kann Geld spenden und somit einen Stein aus der Majolika erwerben, diesen gestalten lassen und sich somit im Stadtbild verewigen. Eine weitere, sehr interessante Information zum Fächer ist, dass Thomas Jefferson wohl von der Fächerstadt Karlsruhe beeindruckt war. Das Straßenbild von Washington D. C. ähnelt nicht ohne Grund dem von Karlsruhe, denn Jefferson lies im Auftrag von Washington dem damaligen Baumeister Stadtpläne von 12 Metropolen zukommen lassen. Unter anderem auch von Carlsruhe... PH News: Geschwisterreglung Es gibt Neuigkeiten bei den Studiengebühren. Am wurde eine Änderung des Landeshochschulgebührengesetzes beschlossen. Diese besagt in aller Kürze, dass Befreiung von den Studiengebühren möglich ist, wenn Studierende zwei oder mehr Geschwister haben, die keine Befreiung in Anspruch nehmen werden oder genommen haben. Das ist die einzige Bedingung: egal ob Halbgeschwister oder Stiefgeschwister, egal ob Kindergeldberechtigt, egal ob diese studieren oder bereits arbeiten. Dazu müsst ihr Folgendes abgeben: eine Anlage zur Geschwisterreglung, eure Geburtsurkunde, die Geburtsurkunde der Geschwister, die Heiratsurkunde der Eltern bei Stiefgeschwistern, Adoptionsnachweis bei Adoptionsgeschwistern oder eine Bestätigung der Befreiung, falls sich jemand bereits befreien hat lassen. Diesen Antrag müsst ihr baldmöglich beim Studierendensekretariat der PH Karlsruhe abgeben. Auf der PH Homepage findet ihr alle Informationen unter Studium => Studiengebühren. Zusätzlich wurde rückwirkend zum Wintersemester 2008/ 2009, für studierende Eltern, die von den Studiengebühren befreit werden wollen, die Altersgrenze für ihre Kinder von 8 auf 14 Jahre angehoben. Heute am 16. Februar 2009 wurde ein wichtiges Urteil am Verwaltungsgerichtshof Baden- Württemberg (VGH) über die Rechtmäßigkeit der Studiengebühren verkündet. Es ging um die Frage, ob Studiengebühren rechtens und sozialverträglich sind: Ja, das sind sie rechtmäßig; paradoxerweise sollen sie auch sozialverträglich sein
5 Quellen: Haupt- und Realschule Abschaffung der Hauptschule src=sz&chash=6d20b7e3ea Realschule Plus Karlsruhe Fächerstadt Johann Julius Hecker
6 Abschließender Hinweis: Dieser Text wurde nach bestem Wissen und Gewissen vom Podcast Team Auriska der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe erstellt. Alle verwendeten Quellen sind immer am Ende des Textes aufgeführt. Sollten wir trotz sorgfältiger Quellenangabe gegen geltendes Recht verstoßen haben, bitten wir um Benachrichtigung zwecks Überprüfung und ggf. Überarbeitung bzw. Entfernung. In allen weiteren Fällen und zwecks weiteren Informationen, lesen Sie bitte das Impressum auf unserer Auriska-Homepage. Unsere adresse ist: auriska(at)ph-karlsruhe.de - 6 -
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