Klaus Matzka MURTALBAHN Eine kritische Liebeserklärung an eine unentbehrliche Eisenbahn

Transkript

1 Klaus Matzka MURTALBAHN Eine kritische Liebeserklärung an eine unentbehrliche Eisenbahn Der 2. Teil Sommer Ein gewisser Klaus Matzka erklärt vor dem Bahnhof Murau seinem Sohne Nikolaus, inzwischen 45, was ihn erwartet. Nämlich eine Fahrt mit der Stainz 2; mit seinem Vater als Amateurlokführer und er mit seiner Mutter in einer aus einem Vierachser bestehenden Zugsgarnitur. Eigenartigerweise gibt s kein Bild dieses Zuges.

2 Nur eines der Stainz 2. Eine liebenswerte Lokomotive. Die Fahrt ging von Murau bis Cäciliabrücke und zurück. Leider verschwanden auch innerhalb der Jahre Fahrkarten bzw. Rechnung. Wäre auch eine kaum überschaubare Ansammlung von Papierln, die sich innerhalb dieser vierzig Jahre kumuliert (ein schönes Wort!) hätten. Einladung zum Briefaufgeben?

3 Aber das Postkastl ist abgeschlossen. Es gehört zum Postwaggon der Murtalbahn. Er steht - auf Hilfsdrehgestellen - auf einem Abstellgleis oberhalb des Bahnhofs Murau. Einst mit den Triebwagen mitbeschafft. Nachdem sich die Österreichische Post vom Schienenverkehr getrennt hat (um dann präpotenterweise Treibstoffteuerungszuschlag für Pakete zu verlangen), ist der Waggon arbeitslos. In Dezember 1987 war er unterwegs bei Lutzmannsdorf.

4 Kaindorf im Murtal. Markant, aber nicht unbedingt elegant, ist das derzeitige StLB- Farbschema.

5 Rückblick. Zeitlich bis März Und örtlich nach Unzmarkt. VT32 und VT33 sind angeliefert. Per Niederflurwaggons der Wiener Linien.

6 Das Entstehen dieser Vehikel ist ein Verdienst von Dipl. Ing. Gerhard Mayr. Ihm und diesen Triebwagen ist sicherlich die gegenwärtige Existenz der Murtalbahn, das Hinauszögern der Einstellung von Waldviertelbahnen und Krumpen, und die Überbrückung der Jahre, bis die Pinzgauer Lokalbahn wieder in professionelle Hände kam, zu verdanken. Designpreis bekämen sie sicher keinen, die Mayr schen Triebwagen. Das ist aber in diesem Falle sekundär... Eisenbahn auf Eisenbahn auf Eisenbahn.

7 VT32 hängt in der Luft......und landete auf den Schienen, die seine Welt bedeuten.

8 VT33 kommt als nächster dran. Mit vereinten Kräften. In bunt ist s auch dokumentiert. Der schwarzweiße Ilford HP5 machte die Bemalung eigenartigerweise unsichtbar.

9 Eine exzellente Dokumentation dieser Triebwagenfamile, die immerhin schon fünf Bahngesellschaften diente, nämlich Murtalbahn, Zillertalbahn, ÖBB, Salzburger Lokalbahn und NÖVOG, ist dieses Buch. ISBN

10 Das Buch der Murtalbahn, das die StLB einst anboten, ist vergriffen. Ein Nachfolgeprodukt ist dieses ausgezeichnet gestaltete Buch. Es versucht, sowohl Durchschnittsreisende als auch Bahnakribiker zu befriedigen. Was nicht immer gelingt. Zumindest in Deutsch, Italienisch und Englisch wird diese Brochure mit Murtalbahn-Fakten an den Bahnschaltern, also in Murau und Tamsweg, angeboten. Nicht ganz aktuell, da 1997 erschienen; aber viel hat sich seither nicht geändert. Etwas kurios die englischsprachige Ausgabe, fatal erinnernd an das berüchtigte Wiener Linien - Englisch.

11 Eigentlich heißt s Marbach Golfplatz. Ist aber eh egal, denn Aussteigen ist dort sinnlos, da der Golfplatz nicht betreten werden darf.

12 St. Lorenzen ob Murau. Im Bahnhof sinnvoll eingemietet die Fremdenverkehrsinformation. Und das WC ist benutzbar. Heutzutage immer mehr zur Rarität werdend.. Ungarn (und auch Slowaken) haben das Gebiet um Murau mit dem Kreischberg als leistbare Schigegend entdeckt.

13 Zweimal und verbrachte ich Urlaube in St. Lorenzen. Einmal in einem Privatquartier bei einer Frau Phalli. Aber das nur nebenbei mit einem rationellen Zug: Post, Personen und Güter. Die U40 auf einer Testfahrt.

14 Umweltfreundlicher Gütertransport durchs Murtal. Heutzutage größtenteils Geschichte. Ebenfalls Geschichte ist der Stückgutverkehr mit speziellen Waggons (1987).

15 Kreischberg Talstation. Ein kleiner Teil der Schifahrer besinnt sich der Bahn. An Werktagen gibt s vormittag einen fast geheimen, weil kaum beworbenen zusätzlichen Zug von Murau hierher. Tragisch wird s für Schifahrer an Wochenenden, wenn sie mit einen Vierstundentakt zurechtkommen müssten. Die bescheidenen Anfänge dieser Station 1988.

16 Bei Cäciliabrücke 1984.

17 Ebendort im gleichen Jahr. Gleiche Gegend, gleiche Zeit. Aber U43 dampfzugbummelnd. Der rote Waggon hat SKGLB-Triebwagen-Vergangenheit.

18 26 Jahre Zeitdifferenz ist zwischen diesen beiden Bildern. Entlang des im Winter weitgehend ignorierten Murradwegs R2. Total vereist, aber der Chronist hat s überlebt.

19 Haltestelle Cäciliabrücke. Mit einladendem Jausenplatzerl. Für immun gegen Kälte seiende. Wandritsch mit unbenutzter Ausweiche.

20 Und da taucht er auf, der Dampfbummelzug nach Stadl. U wie ungeheuer schnell.

21 Hagendorf. Zeit wird s, zwecks Übernachtung nach Murau zurückzufahren. Gleicher Ort, nächster Tag. Es hat über Nacht geschneit.

22 Ein Stationstaferl in Helvetica, glücklicherweise der Umstellung auf die gegenwärtige StLB-Schrift (wie immer sie korrekterweise heißt) entgangen. Nicht entgangen ist der Bahnhof Stadl an der Mur dem Unwissen einer Person über Gut und Böse im Gestaltungswesen.

23 Missgriffe dieser Art gibt s leider weltweit (Schwacher Trost!). Wie hier in Kimberley, Südafrika. Die Bahnbauer vor 150 Jahren hätten nicht gewagt, derartiges dorthinzuhängen. Das neueste Delikt dieser Art existiert - wesentlich näher als Kimberley - in Krimml. Generell - bei aller Bewunderung der neuen Betriebsführung der Pinzgauer Lokalbahn - stimmt auf jener gestaltungsmäßig einiges nicht. Doch davon ein anderes Mal. Zurück nach Stadl. Ganz klein, dass man gewisse Details des ansonsten idyllischen Bahnhofs nicht erkennt.

24 Eher tragisch der Komfort der Haltestelle Einach. Als Wartehüttl könnte man jenes für Busse jenseits der Straße benutzen. So man dann den Zug beim starken Straßenverkehr noch erwischt. Denn Zebrastreifen gibt s keinen. Einacher Eigenheiten.

25 Der in der Einschicht gelegene Bahnhof Predlitz-Ladin wird ignoriert. Ersetzt durch die günstig erreichbare Haltestelle Predlitz-Pichl. Sowohl vor als auch noch nach dem 1. Weltkrieg plante man eine elektrische Lokalbahn von Predlitz über Ebene Reichenau, Kleinkirchheim und Radenthein nach Dellach am Millstättersee. Ob diese Bahn, so sie gebaut worden wäre, die Wirren der Zeit überstanden hätte? Dazwischen ist Murbrücke Nummer zwei.

26 Das ist Predlitz-Pichl. Gemütlich, falls sich keine größere Reisegruppe unterstellen will.

27 Schneeverhangener Blick gen Westen. Das Bundesland Salzburg naht! Haltestelle Predlitz-Turrach. Wirkt witzig!

28 Einer von drei Tunnels: Der Kendlbrucker. Wenn wir schon im Zug sind: Die originale spartanische Bestuhlung wich einer bequemen und attraktiven.

29 Das ist Rupert. Er wohnt in Hintering. Und er flickt sich die gebrochene Gummisohle seiner Schuhe. Mit Hilfe von Teilen eines Treibriemens! Eine Alternative zu unserer Wegwerfgesellschaft.

30 Restbestände von Mühlen in Hintering. Die untere zweifelsohne oberschlächtig.

31 Wurmbs wundervolles Werk. Bei Hintering. Es ist schwierig, einen bestimmten Abschnitt dieser Bahn als den schönsten zu bezeichnen. Holz, was sonst.

32 Ramingstein. Mit Ruine Finstergrün. Und der Ramingsteiner Tunnel.

33 Ramingstein-Thomatal Bahnhof. Wieder mit Finstergrün. Vacuumbremse und Trichterkupplung. Wie einst in Bosnien.

34 Madling. Eine britische Familie erreicht gerade noch den Zug. Eigentlich gibt s eine fünfte Murbrücke der Murtalbahn. Jene in Madling mit einem - jetzt leider unbenutzten - Industriegleisanschluss.

35 Pfui. Wozu gibt s ein Reinheitsgebot für Bier, wenn es dann zugepantscht wird? Von Madling tamswegwärts.

36 Dann geht s in das Engtal der Mur. Murbrücke Nummer drei erhielt anlässlich des R2-Baues den Radweg angeflanscht. Etwas hat dieses Streckenstück durch den Bau des Radwegs von seiner Unberührtheit verloren. Aber Jungfräulichkeit und Zugänglichkeit sind zwei verschiedene Dinge.

37 Gedanken zwischendurch: Als guter Tipp auf den weiteren Weg der Murtalbahn von Seiten des subventionierenden Landes Steiermark empfahl man eine Steigerung der Fahrgastzahlen durch Intervallverdichtung und behindertengerechte Fahrzeuge. Sicher ist beides dringendst notwendig. Aber trotzdem als frommer Wunsch anzusehen. Denn nach dem weisen alten Sprichwort: Ohne Geld ka Musi wird dies ohne Finanzspritze nicht möglich sein. Also sollte das Land Steiermark einmal mit sich selbst reden. Auch ein R2 - Produkt, diese Hausbrücke. Vorsicht ist bei deren Verlassen geboten, auf dass einem der Zug nicht über die Zehen fährt.

38 Haltestelle Tamsweg-St.Leonhard. Und die vierte und letzte Murbrücke. In Tamsweg.

39 Tamsweg. Extrem eigenartig die Halteposition des Zuges, diagonal durch den Bahnhof. Beruht auf der Erreichbarkeit von Triebwagenschuppen und Tankstelle in orthodoxer Position.

40 1982 wird gleisüberschreitend getankt. In Tamsweg ist Endstation. Bis 1973 (Personenverkehr) bzw (Güter) ging s weiter nach Mauterndorf. Um diesen Abschnitt kümmert sich heute die Taurachbahn. Und die einstigen Projekte einer Verlängerung über Mauterndorf hinaus waren zahlreich. Die dem Größenwahn der damaligen Zeit entsprechende Idee des Umbaus der Murtalbahn zu einer zweigleisigen, normalspurigen Hauptbahn mit Verlängerung über oder durch den Tauernhauptkamm nach Radstadt sprach Hermann Göring aus. Es blieb bei der Idee, wie so viele Projekte dieser Zeit. Eine bescheidenere Variante, die aber die Bahn von ihrem Sackgassendasein erlöst hätte, hätte der Murtalbahn sicher gutgetan.

41 Eine Drehscheibe der modernen Art. Man bekommt jedenfalls keine nassen Füße beim Wenden der Loks. Wie unten. (Romney, Hythe & Dymchurch Railway, Hythe. 2010).

42 Ein paar Kilometer geht s noch weiter. Mit theoretischer Holzverladung auf freier Strecke. Und in Wölting will ein Wirt namens Saliterer am Bummelzugsgeschäft mitnaschen.

43 Kilometer 66. Endgültige Endstation. Hier beginnt die Taurachbahn. Von der bei Gelegenheit zu berichten sein wird.

44 Sollte sich ein Leser dieses dieses Tal ohne Bahn vorstellen können, möge er sich bitte bei mir melden.