Bayerisches Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten. Lebensräume schaffen. Ein Partnerprojekt für Landwirte und Jäger

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1 Bayerisches Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten Lebensräume schaffen Ein Partnerprojekt für Landwirte und Jäger

2 Impressum Herausgeber: Bayerisches Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten Ludwigstraße München Redaktion: Referat R 4/Oberste Jagdbehörde Schlussredaktion: IMAGO87, Agentur für Kommunikation Erdinger Straße Freising Gestaltung: IMAGO87 Druck: Pinsker Druck und Medien GmbH Mainburg Abbildungen: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Freising: 4, 5ul beide, 7o, 8m, 8ur, 9l beide, 10, 12m,u, 13l beide Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau: 5or alle, 6, 7m, 8o, 9or beide, 11u, 13o, 14 beide Groß, Robert: 8ol Müller, Hermann: 3 Landwirtschaftsamt Ansbach: 8um, 110, 120 Willner, Wolfgang: Titel, 11or Dezember

3 Lebensräume schaffen Der ländliche Raum unterliegt einem ständigen Wandel. Die steigenden Ansprüche in der Landwirtschaft führen zu Veränderungen in unserer Kulturlandschaft. Nachhaltige bayerische Agrarpolitik bedeutet aber auch Sorge dafür zu tragen, dass die Vielgestaltigkeit unserer Landschaft und deren Lebensräume erhalten wird. Im Rahmen bestehender landwirtschaftlicher Förderprogramme und der Eigeninitiative aller Beteiligten haben wir es selbst in der Hand, durch gezielte Maßnahmen einfach und unbürokratisch Lebensräume und Strukturvielfalt in der Agrarlandschaft zu verbessern und neu zu schaffen. Um geeignete Wege und Möglichkeiten für alle Beteiligten aufzuzeigen, habe ich im Frühjahr 2002 das Pilotprojekt Strukturreiche Lebensräume in der Agrarlandschaft ins Leben gerufen. In neun ausgewählten Pilotlandkreisen wurden nach einem abgestimmten Konzept beispielhaft lebensraumverbessernde Maßnahmen konzentriert und mit wissenschaftlicher Begleitung durchgeführt, um daraus Erfahrungen für eine weitere flächendeckende Umsetzung abzuleiten. Zwei wesentliche Ziele standen dabei im Vordergrund: 1. Aufzeigen von konkreten Maßnahmen wie z. B. Buntbrache- Einsaatmischungen, Zwischenfruchtanbau, extensive Flächenbewirtschaftung oder Schaffung von Dauerstrukturen im Rahmen bestehender landwirtschaftlicher und weiterer Förderprogramme (Vertragsnaturschutz, Jagdabgabe). 2. Verbesserung der Beratung der Landwirte, Jagdgenossenschaften und Jäger durch örtliche Projektleiter aus der Praxis. In dem abgelaufenen Projekt hat sich gezeigt, dass innerhalb kurzer Zeit durch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit aller Beteiligten in großem Flächenumfang lebensraumverbessernde Maßnahmen umgesetzt werden können. Es zeigte sich aber auch, dass über die Förderprogramme hinaus Landwirte, Jagdgenossenschaften und Jäger mit großem Engagement derartige Initiativen eigenverantwortlich angehen. Für mich ein klarer Beweis dafür, dass die Landnutzer sich ihrer Verantwortung bewusst sind und auch bereit sind, sich weiterhin hierfür tatkräftig einzusetzen. Mit dieser Broschüre möchte ich Interesse vor allem bei Landwirten, Jagdgenossenschaften und Jägern wecken und rufe dazu auf, die aufgezeigten Möglichkeiten für lebensraumverbessernde Maßnahmen im Sinne einer struktur- und artenreichen Kulturlandschaft verstärkt zu nutzen. Josef Miller, Staatsminister 3

4 Lebensraum

5 Lebensraum Agrarlandschaft im Wandel Gut die Hälfte Bayerns wird landwirtschaftlich genutzt. Die Verteilung von Wald und Feld ist seit dem Mittelalter weitgehend unverändert. Bauern haben über Jahrhunderte das Bild unserer Landschaft gestaltet und prägen es auch heute noch. Die Ansprüche an die Landwirtschaft haben sich allerdings in den vergangenen 50 Jahren grundlegend verändert und damit auch der Charakter unserer Landschaft. Solange der tägliche Bedarf der Menschen weitgehend vor Ort gedeckt werden musste, gab es zwangsläufig ein buntes Nebeneinander der unterschiedlichsten Nutzungsformen. Die Vielfalt dieser durch die Bewirtschaftung bedingten Strukturen schuf unterschiedlichste Lebensräume und Nischen für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Dies war zwar nicht die eigentliche Zielsetzung, ergab sich aber als ein Nebenprodukt von selbst. Mit der wirtschaftlichen Entwicklung auf dem europäischen und dem Weltmarkt seit etwa Anfang der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts folgte auch in der Landwirtschaft ein Strukturwandel. Aus der ehemals kleinflächigen Landnutzung wurde mehr und mehr eine intensive, großflächig angelegte ackerbauliche Produktion. Damit veränderte sich in vielen Bereichen auch das Bild unserer Kulturlandschaft deutlich. Schwalbenschwanz Rehkitz Wilde Malve Hier nur einige Beispiele: Entmischung von Acker- und Grünlandbewirtschaftung Umwandlung von Grünland in Acker Dominanz einiger konkurrenzfähiger Hauptfruchtarten Vergrößerung der Schläge Drainage von Feuchtflächen Aufgabe fast aller Strukturelemente (Hecken, Einzelbäume, Feldraine etc.) fast schlagartige Ernte von Getreide und Mais Kulturlandschaft Ausgeräumte Feldflur Aus Sicht unserer heimischen Tier- und Pflanzenwelt erfolgte dieser Strukturwandel sehr rasch. Die deutlichen Bestandsrückgänge vieler Arten der Feldflur werden vor allem auf den Rückgang von geeigneten Lebensräumen zurückgeführt. Aufgefallen ist dies zunächst besonders bei den bekannten jagdbaren Tieren wie Rebhuhn, Wachtel und Feldhase. Aber auch bei den weniger im Blickfeld stehenden Arten wie Feldhamster, Heidelerche, unterschiedlichste Insekten und typische Wildpflanzen sind derartige Rückgänge zu verzeichnen. 5

6 Vielfalt

7 Lebensräume aus Sicht ihrer Bewohner Die Lebensraumansprüche unserer heimischen Tierund Pflanzenarten sind sehr vielfältig. Oftmals auf der gleichen Fläche nutzen sie dabei auch ganz unterschiedliche Elemente und Strukturen. Strukturreiche Landschaften mit vielfältigen Lebensräumen sind daher beste Voraussetzungen für eine artenreiche Pflanzen- und Tierwelt. Für typische Offenlandarten unserer Feldflur werden im Folgenden die Lebensraumansprüche kurz beschrieben: Rebhuhn Als ursprünglicher Bewohner osteuropäischer Steppen besiedelt diese Art Deutschland erst seit der großflächigen Rodung des Waldes. Über mehr als ein Jahrtausend boten ihm Dreifelderwirtschaft und extensiver Ackerbau hervorragende Lebensräume vom Flachland bis ins Alpenvorland. Rebhühner benötigen besonders während der Jungenaufzucht lockere, teils lückige und vor allem artenreiche Pflanzenbestände. Vielfältige Wirtspflanzen sorgen für reichlich Insekten, die als Nahrungsgrundlage für die Jungen dienen. Darüber hinaus werden in lockeren Pflanzenbeständen Feinde besser wahrgenommen und die Jungtiere können ihren Eltern besser folgen als in dichten Getreideschlägen. Feldhase Meister Lampe setzt darauf, seine Feinde möglichst früh zu erkennen ohne selbst erkannt zu werden, um dann zum richtigen Zeitpunkt die Flucht ergreifen zu können. Im Winter helfen ihm dabei Stoppelbrachen und Zwischenfruchtanbau. Selbst grobe Ackerschollen kann er nutzen. Junghase Hier fühlen sich Rebhühner wohl: Niedriger, lückiger Pflanzenbestand im Frühsommer als Lebensraum für Insekten und als ideale Deckung Strukturreiche Flächen durch streifenweises Mulchen, z. B. von Stilllegungsflächen Vorkommen von Samen tragenden Wildkräutern im Herbst Stoppelbrache, Altgrasbestände und Zwischenfruchtanbau als Winterlebensraum Hier fühlen sich Hasen wohl: Ganzjährige Deckung durch Gehölze, Buntbracheeinsaaten und Zwischenfruchtanbau Wildackerflächen zur Erhöhung des Äsungsangebotes im Sommer Strukturreiche Stilllegungsflächen durch die Anlage von Mulchstreifen 7

8 Wachtel Sie verbringt lediglich die Monate Mai bis August bei uns, um dann im sonnigen Afrika zu überwintern. Während sie dort natürliche Grassteppen vorfindet, braucht sie bei uns ein Gemenge von Feldern und Wiesen. Hier fühlen sich Wachteln wohl: Altgrasbestände, möglichst durch Feldraine vernetzt Hochwüchsige, nicht zu dichte Pflanzenbestände Blüten- und damit insektenreiche Säume Wachtel Wiesenbrüter Braunkehlchen, Heidelerche, Kiebitz, Wiesenweihe und Brachvogel sind als Wiesenbrüter auf die Vermeidung von Störungen zur Zeit der Jungenaufzucht angewiesen. Nur in Bereichen mit extensiver Wiesenbewirtschaftung sind diese Arten heute noch anzutreffen. Feuchtwiese Hier fühlen sich Wiesenbrüter wohl: Strauchbrütende Singvögel (z. B. Neuntöter) Wiesengebiete mit spätem, gestaffeltem Schnittzeitpunkt Brachflächen mit wiesenähnlichem Charakter Hecken mit einem ausreichenden Anteil dorniger Sträucher sowie ein vielfältiges Insektenangebot sind die Lebensgrundlage für diesen markanten Sommergast. Hier fühlt sich der Neuntöter wohl: 8 Hecken und Feldgehölze Blütenreiche Säume und Brachflächen mit reichhaltiger Insektenfauna Extensiv genutzte Wiesen und Weideflächen Singvogelnest

9 Insekten Insekten sind oftmals an das Vorkommen ganz bestimmter Wirtspflanzen gebunden. Je vielfältiger und artenreicher der Pflanzenbestand ist, umso mehr Insekten finden Nahrung und Lebensraum. Insekten sind aber gleichzeitig wiederum Nahrungsgrundlage für viele Vögel oder auch Säugetiere. Über unsere Honigbienen profitiert auch der Mensch von blühenden Lebensräumen. Brachfläche im Winter Rehwild Kaisermantel Rehe sind sehr anpassungsfähig und nutzen vielfältige Lebensräume. Als typische Schlüpfertypen bevorzugen sie strukturreiche Wälder und Waldrandlagen, wo sie ideale Äsungs- und Deckungsmöglichkeiten finden. Die so genannten Feldrehe leben fast ganzjährig in der Feldflur und nutzen Hecken, Feldgehölze oder auch Stilllegungsflächen als Rückzugsgebiete. In der nahrungsarmen Herbst- und Winterzeit ziehen sich diese Rehe oftmals in die Wälder zurück, wo es bei einem zu hohen Wildbestand dann zu Schäden an den jungen Waldbäumen kommen kann. Daher ist es sinnvoll in der Feldflur möglichst viele Strukturen zu erhalten bzw. zu schaffen, in denen sich die Rehe ganzjährig wohlfühlen können. Hier fühlen sich Rehe wohl: Raupe des Schwalbenschwanzes Zahlreiche, möglichst vernetzte Feldgehölze und Hecken Stilllegungsflächen mit ausreichend Bewuchs im Winter Zwischenfruchtanbauflächen 9

10 Trittsteine

11 Kleiner Aufwand große Wirkung Unsere Agrarlandschaft ist Lebensraum für viele Wildtiere. Im Rahmen der üblichen Betriebsführung und Betriebsoptimierung bestehen für Landwirte viele Möglichkeiten, Wildlebensräume zu erhalten, zu verbessern oder gar neu zu schaffen. Das Pilotprojekt Strukturreiche Lebensräume in der Agrarlandschaft hat beispielhaft in neun Pilotlandkreisen Wege aufgezeigt, mit denen einfach und unbürokratisch lebensraumverbessernde Maßnahmen gemeinsam von Landwirten, Jagdgenossenschaften und Jägern rasch umgesetzt werden können: Buntbrache Rebhuhn 1. Von der Flächenstilllegung zur Buntbrache Im Rahmen der Flächenstilllegung steht bayernweit ein enormes Flächenpotential als Lebensraum für die zum Teil in Bedrängnis geratenen Pflanzen und Tiere zur Verfügung. Um dem breiten Spektrum der unterschiedlichen Lebensansprüche der einzelnen Arten gerecht zu werden, gilt es die Gestaltungsmöglichkeiten zu nutzen: Von der Selbstbegrünung über die konventionelle Einsaat mit Kleegras bis hin zu Spezialmischungen zur Verbesserung von Deckung bestehen grundsätzlich viele Möglichkeiten, neuen Lebensraum zu schaffen. Pflücken erlaubt Ein besonders breites Spektrum bieten Buntbrache- Einsaatmischungen, wie sie beispielhaft von der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim entwickelt wurden. Alte Kulturpflanzen und seltene Wildkräuter bieten während des gesamten Jahres Vorteile für zahlreiche Arten. Die Mischungen setzen sich aus rund 40 verschiedenen ein- und mehrjährigen Pflanzen zusammen. Die Aussaatmenge wird so bemessen, dass ein lockerer Bestand die Erwärmung der Bodenkrume zulässt. So entstehen ideale Lebensbedingungen für Insekten, aber auch für Rebhühner und Wachteln. Beigemengt sind auch die Wirtspflanzen seltener Schmetterlingsarten, wie z. B. die Wilde Möhre und der Fenchel für den Schwalbenschwanz. Zahlreiche bis in den Spätherbst blühende Stauden und Wildkräuter sind für Hummeln, Wildbienen, aber auch unsere Honigbienen äußerst attraktiv. Eine besondere Bedeutung kommt diesen Einsaaten im Spätsommer zu. Hochwüchsige Stauden wie Sonnenblume, Fenchel, Waldstaudenroggen und Wegwarte garantieren über mehrere Jahre nicht nur im Sommer, sondern auch nach den ersten Frösten ausreichend Deckung für Rebhühner, Hasen und insbesondere auch das Rehwild. Für die Landwirte ist zum einen wichtig, dass die Einsaaten den Boden vor Erosion schützen, zum anderen, dass die Flächen wieder problemlos in Kultur genommen werden können. Eine Pflege ist nur in Ausnahmefällen auf Teilflächen erforderlich. Streifenweises Mulchen nach der Aufzuchtzeit der Jungtiere kann aber die Strukturvielfalt erhöhen. 11

12 3. Extensive Flächenbewirtschaftung Streuobstwiese Beim Einsatz moderner Maschinen erscheint es oft wenig sinnvoll, entlang von Gewässern oder bei ungünstigen Flurstücksgrenzen jede Rest- oder Randfläche intensiv zu bewirtschaften. Im Kulturlandschaftsprogramm Teil A werden den Bewirtschaftern daher finanzielle Anreize angeboten, solche Flächen über einen Mindestzeitraum von 10 Jahren extensiv zu bewirtschaften. Die Ämter für Landwirtschaft und Forsten erstellen für die bereitgestellten Flächen so genannte Agrarökologische Konzepte, in denen in Abstimmung mit den Landwirten die Bewirtschaftungsformen festgelegt werden. Möglich sind z. B. eine Umwandlung von Acker in Grünland, eine extensive Grünlandnutzung mit spätem Schnittzeitpunkt sowie die Pflanzung von Streuobst oder Hecken. Mulchsaat mit Senf 2. Zwischenfruchtanbau mit Breitenwirkung Mit verschiedenen Agrarumweltprogrammen wird seit längerem der Anbau von Zwischenfrüchten nach der Ernte gefördert. Ziel ist dabei vor allem, die Erosion zu vermindern, das Grundwasser zu schützen und die Bodenfruchtbarkeit zu fördern. Insbesondere in der Oberpfalz und in Niederbayern haben sich großflächig so genannte Mulchsaaten vor dem Anbau erosionsgefährdeter Reihenkulturen durchgesetzt. Dies wird örtlich als Ursache für den deutlichen Anstieg der Hasenpopulationen gesehen. Wird den Einsaaten Senf beigemischt, besteht neben einem großflächigen Äsungsangebot für Hasen und Rehwild auch eine gute Deckung für andere seltene Arten. Ein besonderer Vorteil des Zwischenfruchtanbaus und der Mulchsaaten ist, dass dies auf großen Flächen möglich ist und damit ohne Mehraufwendungen Strukturverbesserungen erzielt werden können Lebensadern mit vielen Funktionen: Hecken Hecken und Feldgehölze zählen zu den ökologisch wertvollsten Strukturelementen in unserer Landschaft. Sie vernetzen Lebensräume und stellen dauerhaft wichtige Rückzugsräume dar: für vielfältige Lebensgemeinschaften mit zahlreichen Insektenarten, Reptilien, Kleinsäugern und vielen Wildarten vom Feldhasen bis zum Reh. Darüber hinaus liefern sie eine wichtige Bienenweide. Zahlreiche Vogelarten nutzen Hecken als Brut- und Nahrungsraum. Hecke mit Lesesteinen

13 Bei der Anlage von Hecken sind folgende Grundsätze zu beachten: geeignete Standorte sind z. B. Parzellengrenzen, Böschungen, Wege und Ackerränder ausreichende Breite von 5 8 m plus mindestens 1 m breiter Krautsaum auf beiden Seiten sofern möglich, Anlage von Hecken als Erosionsschutz quer zum Hang oder zur Hauptwindrichtung möglichst Anschluss an bestehende Hecken oder benachbarte Wälder (Biotopvernetzung) integrierte Lesesteinhaufen erhöhen die Attraktivität für Reptilien überwiegend Straucharten der natürlich vorkommenden Pflanzengesellschaften (ausschließlich Pflanzgut aus gesicherten [autochthonen] Herkünften) nicht geeignet sind Feuchtflächen oder Magerrasen Partnerschaft groß geschrieben Neuanpflanzung einer Hecke Erfolgreich umsetzen lassen sich die beschriebenen Maßnahmen zur Lebensraumverbesserung vor allem dann, wenn Landwirte, Jagdgenossenschaften und Jäger gemeinsam die Initiative ergreifen. Neben dem Schutz zahlreicher auch nicht dem Jagdrecht unterliegender Tierarten ist es für die Landwirte als Jagdgenossen von großem Interesse, mit vielfältigen und strukturreichen Lebensräumen den Wert ihrer Jagdreviere zu erhalten oder gar noch zu verbessern. Heckenrose Bei der Bereitstellung von Flächen an geeigneten Standorten, der Anlage von Hecken und Feldgehölzen und bei weiteren Maßnahmen zur Wildlebensraumverbesserung kann die Ländliche Entwicklung z. B. im Rahmen des freiwilligen Landtausches Möglichkeiten aufzeigen. Pfaffenhütchen Besonders bewährt hat sich die Einsaat von Stilllegungsflächen mit speziell entwickelten Buntbrachemischungen. Diese sind im Gegensatz zu den übrigen dargestellten Möglichkeiten allerdings nicht Bestandteil von landwirtschaftlichen Förderprogrammen. Im Pilotprojekt Strukturreiche Lebensräume in der Agrarlandschaft wurden daher in den Jahren 2003 und 2004 vom Bayerischen Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten Mittel aus der Jagdabgabe als Ausgleich für die Mehraufwendungen der Landwirte zur Verfügung gestellt. Die Verteilung der Mittel erfolgte durch den Landesjagdverband. 13

14 Eine Bilanz des Pilotprojektes Strukturreiche Lebensräume in der Agrarlandschaft Beispiele vor Ort überzeugen! Das im Frühjahr 2002 vom Bayerischen Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten gestartete Pilotprojekt setzte auf die Überzeugungskraft von Beispielen vor Ort. Während der rund 2-jährigen Projektlaufzeit ist es in den Landkreisen Kitzingen, Hof, Neustadt/Aisch, Ansbach, Pfaffenhofen, Mühldorf, Dillingen, Regensburg und Dingolfing-Landau gelungen, mittels eigens angelegter Beispielsflächen Landwirte und Jäger am Objekt zu informieren und zu begeistern. Insgesamt konnten so in diesen Landkreisen auf über 1200 Hektar Maßnahmen umgesetzt werden. Mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten, vor allem durch die Einsaat von Buntbrachemischungen auf Stilllegungsflächen und im Rahmen der agrarökologischen Konzepte, wurden Lebensräume in kurzer Zeit auf großer Fläche verbessert und geschaffen. Und dies in den genannten intensiv ackerbaulich genutzten Landkreisen. Darüber hinaus wurden durch die Pflanzung von 950 Obstbäumen zur Anlage von Streuobstwiesen und von Gehölzen zur Neuanlage von Hecken auch Dauerstrukturen angelegt. Berater aus der Praxis vor Ort! siver angesprochen werden. Dazu wurden eigens in jedem Landkreis freiberuflich tätige Praktiker aus der Landwirtschaft als Berater eingesetzt. Aus ihrer eigenen Berufserfahrung heraus konnten sie mit auf den Einzelbetrieb abgestimmter Beratung und entsprechenden Finanzierungskonzepten Landwirte, Jagdgenossenschaften und Jäger in großem Umfang für lebensraumverbessernde Maßnahmen gewinnen. Diese so genannten Teilprojektleiter waren der Motor des Pilotprojektes vor Ort. Wie geht es weiter? Das Pilotprojekt war für alle Beteiligten ein großer Erfolg. Es zeigte, wie groß das Interesse für derartige Maßnahmen bei Landwirten, Jagdgenossenschaften und Jägern ist. Darüber hinaus stießen vor allem die vielfältigen Buntbracheflächen, z. B. in Form einer speziell entwickelten Blumenpflückmischung, auch bei der Erholung suchenden Bevölkerung auf große Sympathie. Neben örtlichen Beispielsflächen sollten Landwirte und Jäger im Rahmen des Pilotprojektes noch inten- 14 Partner vor Ort haben sich in den Pilotlandkreisen gefunden. Nun ist das Engagement und Eigeninitiative aller gefordert, weiterhin aus den gewonnenen Erfahrungen heraus die Zielsetzungen umzusetzen. Von Seiten des Bayerischen Staatsministeriums für Landwirtschaft und Forsten werden ähnliche Initiativen in weiteren Landkreisen gestartet. Damit sollte es gelingen, bayernweit für lebensraumverbessernde Maßnahmen zu werben und das Verantwortungsgefühl aller Betroffenen hierfür zu stärken.

15 Rudi Engelhard Regierungsbezirk Oberbayern, Landkreis Pfaffenhofen Landrat, Vorsitzender der Jägervereinigung Pfaffenhofen Ich bin begeistert von der Idee, bayernweit neue Lebensräume für unsere heimische Tierwelt zu schaffen. Im Rahmen des Pilotprojektes konnten auch in unserem Landkreis Pfaffenhofen wertvolle Maßnahmen umgesetzt werden. Wie ich meine, ein sinnvoller Beitrag für Ökologie und Umweltschutz und somit für uns alle. Adalbert Amann Regierungsbezirk Oberpfalz, Landkreis Regensburg Unternehmer, Landwirt, Jagdpächter, Leiter der Hegegemeinschaft Mintraching Lebensräume schaffen, das beste Motto für unser Niederwild. Diese Aufgabe verbindet Grundeigentümer und Jäger. Hier wird wirklich angewandter Naturschutz geleistet. Helmut Jaumann Regierungsbezirk Schwaben, Landkreis Dillingen Landwirt, Jagdpächter, BJV-Kreisgruppenvorsitzender Miteinander der Tierwelt helfen ein Motto, das Grundeigentümer und Jäger verbindet. Das Bild der Jäger und Landwirte in der Öffentlichkeit bleibt nur dann glaubwürdig, wenn wir die Lebensräume unserer heimischen Tierwelt verbessern und wo möglich neue schaffen. Johann Fußeder Regierungsbezirk Niederbayern, Landkreis Dingolfing/Landau Landwirt, Ortsobmann des Bauernverbandes in der Gemeinde Reisbach Mit unseren Familienbetrieben produzieren wir Bauern in Niederbayern nicht nur Nahrungsmittel von bester Qualität, die Schaffung von Wildtierlebensräumen ist ebenfalls ein Teil unserer Umweltleistungen. Manfred Reuter Regierungsbezirk Mittelfranken, Landkreis Neustadt a. d. Aisch Landwirt aus Uffenheim Mir scheint ein Umdenken in der Landwirtschaft dringend erforderlich. Stilllegungsflächen mit Buntbracheeinsaaten als vielfältige Lebensräume zu gestalten halte ich daher für eine wirklich gute Sache. Peter Unbehauen Regierungsbezirk Mittelfranken, Landkreis Ansbach Jagdvorsteher, Landwirt, Ortsobmann des Bauernverbandes in Colmberg Aktives Handeln ist gefragt, wenn es um den Erhalt unserer bäuerlichen Kulturlandschaft geht. Dieses Projekt ist aber auch ein wichtiger Beitrag zur Werterhaltung unserer Jagden und damit unseres Eigentums. Kontaktadressen: örtlich zuständige Ämter für Landwirtschaft und Forsten 15

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