Einführung in RehaCom. Entwicklung: HASOMED GmbH, Magedburg
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- Paul Kohl
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1 Einführung in RehaCom Entwicklung: HASOMED GmbH, Magedburg 1. Was ist RehaCom? Ein modular aufgebautes, computergestütztes Trainingsverfahren zur individualisierten Förderung und Verbesserung der psychischen Leistungsfähigkeit kognitivleistungsbehinderter (hirngeschädigter) Patienten, das v.a. im Bereich der neuropsychologischen Rehabilitation Einsatz findet. Kennzeichen: modular: 18 Trainingsprogramme zum Training von psychischen Basisfunktionen (Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Informationsverarbeitung und Wahrnehmung, motorische Reaktionsfähigkeit und Problemlösen) Dreierinteraktion von Therapeut-Patient-Computer : (1) durch den Computer kann der Patient über längere Zeit allein trainieren, (2) der Therapeut wird durch den Einsatz des Computers entlastet, (3) der Patient erlebt durch den Computer, dass auf seine spezifischen Bedürfnisse eingegangen wird zu Beginn und Ende jeder Trainingskonsultation steht die Therapeut-Patient Beziehung im Vordergrund Interaktion Patient-RehaCom-System: über Aktions- (visuelle und akustische Elemente des Computers) und Reaktionsteile (spezielles RehaCom-Patientenpult, Maus, Tastatur oder Touch-Screen) des Computers RehaCom-Patientenpult: einfache und auf das Notwendigste reduzierte Bedienungsmöglichkeit (5 Reaktionstasten, Zifferntastatur, proportionaler Steuerknüppel) Schwierigkeitsadaptation: das RehaCom-System ermöglicht einen an die individuellen(!) Leistungsmöglichkeiten des Patienten angepassten Einsatz der verschiedenen Trainingsmodule und arbeitet selbst auch adaptiv Verlaufsmessung und Leistungsfeedback: Messung des Leistungsverlaufs ist die Basis für den Wechsel des Schwierigkeitsgrades und die Leistungsrückmeldung (Aufzeichnung im Sinne einer trainingsbegleitenden Verlaufsdiagnostik) 2. RehaCom-Trainingsmodule Aufmerksamkeit & Konzentration Das Training stellt eine mittlere Ebene zwischen einem einfachen Üben der Konzentrationsfähigkeit und dem Aufmerksamkeitstraining im Rahmen eines komplexen Problemlöseverhaltens dar. Ziel ist die Erhöhung der Aufmerksamkeit durch eine Verbesserung der Teilleistungen (z.b. Dauer der Zuwendung, etc.) Trainingsaufgabe Auf dem Bildschirm erscheint eine Matrix von mehreren Bildern, die einander ähneln, sich aber in Teilen voneinander unterscheiden. Auf der rechten Seite des Bildschirms erscheint ein Target, das mit einem Bild in der Matrix identisch ist. Dieses Bild in der Matrix muss nun gefunden und selektiert werden. Die Schwierigkeit der Aufgabe wird durch die Anzahl der Bilder (3, 6, 9) und die Ähnlichkeit der Bilder zueinander, festgelegt. 1
2 Geteilte Das Ziel des Trainings ist es, eine Verbesserung der Fähigkeit des Aufmerksamkeit Patienten, sich auf mehrere Sachverhalte gleichzeitig zu konzentrieren, zu erreichen. Trainingsaufgabe Patient arbeitet als Lokführer einer Eisenbahn. Dort muss er die Geschwindigkeit des Zuges regulieren und mit steigendem Schwierigkeitsgrad noch andere zusätzliche Aufgaben erledigen. Der Patient sieht auf dem Bildschirm einen Blick durch das Frontfenster des Zuges. Vigilanz / Dauerkonzentration Das Trainingsziel ist eine Stabilisierung der Vigilanz- bzw. Daueraufmerksamkeit. Trainingsaufgabe Der Patient arbeitet als Qualitätskontrolleur am Ende eines Fertigungsbandes. Er hat die Aufgabe, Gegenstände, die auf einem Fließband an ihm vorbei fahren, mit einem ständig eingeblendeten Qualitätsstandard zu vergleichen, um solche die es nicht tun, herauszusortieren. In der Vorbereitungsphase werden dem Patienten die Qualitätsstandards gezeigt, in der Arbeitsphase soll er nach den Standards vergleichen. Ist ein Objekt auszusortieren (z.b. Flasche ohne Etikett), muss er dies erkennen und dann im richtigen Moment eine Taste drücken um das Objekt zu selektieren. Topologisches Gedächtnis Trainingsziel ist die Verbesserung des Kurzzeitgedächtnisses und des mittelfristigen Gedächtnisses für figurales Material, allerdings unter der Bedingung der räumlichen Reizdiskrimination. Zudem werden Anforderungen an das räumliche Vorstellungsvermögen gestellt. Trainingsaufgabe Akquisitionsphase: Der Patient sieht auf dem Monitor Bilder, deren Inhalt und Ort er sich merken soll. Ist dies geschehen, beendet der Patient selbst diese Phase durch Druck der OK -Taste. Figurales Gedächtnis Reproduktionsphase: Die Bilder sind nun verdeckt. Links auf dem Bildschirm erscheint ein Bild und der Patient soll das identische Bild unter den Verdeckten finden. Trainingsziel ist die Verbesserung des mittelfristigen Gedächtnisses für figurales Material unter der Bedingung des Wiedererkennens. Zudem werden Daueraufmerksamkeit und eine inhaltliche Verbindung von Bild und Wort gefordert. Trainingsaufgabe Akquisitionsphase: Der Patient soll sich eine Anzahl von Bildern mit konkreten Objekten (z.b. ein Pferd) einprägen. Auch hier wird die Phase vom Patienten selbst durch einen Tastendruck beendet. Verbales Gedächtnis (Story) Reproduktionsphase: Es werden Worte in einer Laufschrift gezeigt, die sich kontinuierlich von rechts nach links über den Monitor bewegt. Durch Tastenddruck soll der Patient die Wörter selektieren, zu denen er zuvor die Bilder gesehen hat (z.b. das Wort Pferd ). Dies muss er in dem Moment tun, indem das Wort an einer bestimmten Stelle (unter 3 roten Pfeilen) angekommen ist. Ziel ist eine Verbesserung des Kurzzeit- und mittelfristigen Gedächtnisses für anschauliches und nichtanschauliches Material unter der Bedingung des Wiedererkennens der Inhalte. Zudem werden Anforderungen an die Lesefähigkeit und Aufmerksamkeit gestellt. Trainingsaufgabe Akquisitionsphase: Der Patient soll Zeitung lesen und sich die Geschichte auf dem Bildschirm einprägen Reproduktionsphase: Es werden multiple choice Fragen zu der Geschichte gezeigt, die der Patient beantworten soll. 2
3 Wortgedächtnis Ziel ist eine Verbesserung des mittelfristigen Gedächtnisses für verbales Material unter der Bedingung des Wiedererkennens. Weiterhin wird die Daueraufmerksamkeit gefordert. Trainingsaufgabe Akquisitionsphase: Der Patient sieht eine Liste von Substantiven, die er sich einprägen soll. Wieder kann er selbst entscheiden, wann diese Phase endet. Reproduktionsphase: Substantive werden als Laufschrift (s.o.) gezeigt. Auch hier sollen die zuvor gezeigten Substantive durch Tastenddruck selektiert werden. Die Selektion ist wieder an einen bestimmten Ort gebunden, unter dem das Substantiv stehen muss, um selektiert zu werden. Gesichtsgedächtnis Trainingsziel ist eine Verbesserung der Fähigkeit, sich Gesichter und Namen (und deren Verbindung) einprägen und wieder abrufen zu können. Hierzu werden Strategien trainiert. Trainingsaufgabe Es gibt 3 Schwierigkeitsebenen: Logisches Denken A) Wiedererkennen von Gesichtern B) verbunden mit einem Namen C) verbunden mit einem Namen und einem Beruf Akquisitionsphase: Der Patient sieht auf dem Monitor ein Gesicht (mit Namen/mit Namen und Berufsbezeichnung) und soll sich dies einprägen. Reproduktionsphase: A) Aus einer größeren Menge von Gesichtern (in anderer Orientierung als auf dem gelernten Foto!) sollen die gelernten selektiert werden. B) und C) Entweder wird eine Frage gestellt (z.b. Wer ist/was macht Frau Schulze? ) und das passende Gesicht muss gesucht werden oder es werden multiple choice Fragen gestellt, bei denen der Patient z.b. ein Gesicht sieht und es verschiedenen Namen/Berufen zuordnen kann. Trainingsziel ist eine Verbesserung kognitiver Fähigkeiten, die sich auf die Fähigkeit des logischen Schlussfolgerns auswirken können. Es werden komplex verschiedene kognitive Funktionen trainiert. Trainingsaufgabe Es werden Aufgaben verwendet, die dem Typ Regelerkennen zugeordnet werden können. Der Patient soll die Bildungsregel einer Bilderreihe erkennen, die ihm auf dem Monitor dargeboten wird. Das letzte Bild in dieser Reihe fehlt und der Patient muss aus einer Auswahl von möglichen Bildern das passende heraussuchen. Sakkadentraining Das Training zielt auf die Erweiterung des eingeschränkten Gesichtsfeldes bei Patienten mit Störungen der visuellen Exploration infolge von Gesichtsfeldausfällen (verschiedene Formen der Hemianopsie) oder visuellem Neglect. Trainingsaufgabe Realitätsnahe Aufgabe, bei der ein Punkt (Sonne, Mond) auf dem Bildschirm fixiert werden muss. Gleichzeitig erscheinen an anderen Stellen des Bildschirms (Horizont, Sternenhimmel) Objekte (Autos, Flugkörper), die zu erkennen und durch Tastendruck zu bestätigen sind. 3
4 Flächenoperationen Das Training zielt auf eine Verbesserung der Fähigkeit des Umgangs mit räumlichem Material, insbesondere des mentalen Rotierens zweidimensionaler Objekte bei Patienten mit Defiziten in der Raumwahrnehmung (konstruktive Apraxie, visueller Neglect, Hemianopsien, Aufmerksamkeitsstörungen). Trainingsaufgabe Auf dem Bildschirm erscheint eine Matrix mit Objekten (3,6,9) und ein separates Vergleichsobjekt. Aus der Matrix soll der (gedrehte) Zwilling des Einzelobjektes herausgesucht werden. Dabei werden je nach Schwierigkeitsstufe Fähigkeiten zum Vergleich von Positionen, Längen, Größen, Winkeln, Abständen, Mengen und Mustern unter der Bedingung mentaler Rotation gefordert. Raumoperationen Das Training zielt auf eine Verbesserung der visuellen Raumwahrnehmung im zweidimensionalen Bereich bei Patienten mit Defiziten in der visuell-räumlichen Wahrnehmung (bei diffusen Hirnschädigungen, visuellem Neglect, Hemianopsien, Aufmerksamkeitsstörungen). Trainiert werden Fähigkeiten wie Positions- und Winkelschätzung sowie Relations- und Größenschätzung. Trainingsaufgabe Die Aufgaben zu den verschiedenen Basisfunktionen sind ähnlich aufgebaut: auf beiden Bildschirmhälften erscheint dasselbe Objekt in verschiedener Position, Winkel oder Größe. Die Aufgabe besteht darin, die Position, den Winkel oder die Größe anzupassen. Visuomotorische Koordination Das Training zielt auf die Verbesserung der Auge-Hand-Koordination bzw. der Bewegungssicherheit des Finger-Hand-Systems bei Patienten mit zerebral bedingten visuomotorischen Störungen und peripher bedingten Störungen der Feinmotorik. Es werden auch Anforderungen an Aufmerksamkeit und Reaktionsvermögen gestellt. Trainingsaufgabe Die Aufgabe besteht darin, einen Kursor (in Form eines Kreises) mit dem Steuerknüppel innerhalb einer zweiten Kreisfläche (Rotor) zu halten, die sich unterschiedlich kompliziert über den Bildschirm bewegt. Visuomotorik (Helikopter) Siehe Visuomotorische Koordination Trainingsaufgabe Realitätsnahe Aufgabe, bei der ein Patient als Pilot eines Polizeihubschraubers (dargestellt durch eine Kreisfläche auf dem Bildschirm) fungiert, der ein Auto verfolgen muss, dass sich unterschiedlich kompliziert auf dem Bildschirm bewegt. Reaktionsfähigkeit Da kognitive Verlangsamung ein typisches Symptom nach Hirnschädigung darstellt, zielt dieses Training auf die Verbesserung der Reaktionsfähigkeit (Geschwindigkeit und Genauigkeit) mit Einfach- und Mehrfachwahlreaktionen auf optische Reize. Das Training stellt weitere Anforderungen an Aufmerksamkeit, Flexibilität und motorische Handlungssicherheit. Trainingsaufgabe Die Trainingsaufgabe beginnt mit der Zuordnung von Reizen zu Pulttasten (z.b. Pfeil nach rechts und Kreis), die einzuprägen ist. Danach werden eine Reihe visueller Reize dargeboten, auf die mit dem entsprechenden Tastendruck reagiert werden muss. 4
5 Reaktionsverhalten Siehe Reaktionsfähigkeit Trainingsaufgabe Die Trainingsaufgabe besteht ebenfalls aus der Vorbereitungsphase (in der sich der Patient Zuordnungen einprägt) gefolgt vom Reaktionstraining (bei dem entsprechend der Zuordnung so schnell wie möglich auf die Reize reagiert werden soll). Durch Verwendung von Verkehrszeichen als Reize (z.b. vorgeschrieben Fahrtrichtung) ist die Aufgabe realitätsnah gestaltet. Visuokonstruktive Fähigkeiten Eine Störung der visuokonstruktiven Fähigkeiten (z.b. konstruktive Apraxie) äußert sich in der Unfähigkeit Konstruktionen unter visueller Kontrolle zu erstellen. Das Training zielt darauf ab, diese komplexe kognitive Funktion zu verbessern. Trainingsaufgabe Die Aufgabe besteht in der Zusammensetzung einzelner Puzzleteile zu einem Gesamtbild, das in einer Akquisitionsphase eingeprägt wurde. Die Anforderungen an das visuelle Gedächtnis können dabei gegebenenfalls reduziert werden, indem der Patient kontinuierlich ein Graubild des Originals sieht. Einkauf Dieses Training zielt auf verschiedene kognitive Ressourcen: Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Planung. Durch die Umsetzung einer realistischen Situation soll eine Verbesserung des planenden Vorgehens und einfacher Formen der Konzeptbildung erzielt werden. Außerdem werden Anforderungen an das Gedächtnis (insbesondere Arbeitsgedächtnis) und die selektive Aufmerksamkeit gestellt. Trainingsaufgabe Die Aufgabe besteht darin, die auf einem Einkaufszettel notierten Waren in den Regalen eines sortierten Kaufhauses zu finden, in den Warenkorb zu legen und dabei ggf. die Ist-Kosten mit einem begrenzten Budget abzugleichen. 5
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