Auszügen aus der Laudatio von Frau Bolling - Flade IHK Frankfurt - zur Verleihung des Innovationspreises an Frau Professor Straumann 2004
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- Fritzi Kopp
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1 Auszügen aus der Laudatio von Frau Bolling - Flade IHK Frankfurt - zur Verleihung des Innovationspreises an Frau Professor Straumann 2004 Wir alle wissen, denke ich, um die herausragende Bedeutung der berufsbegleitenden Weiterbildung für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aber und das sage ich als Geschäftsführerin eines mittelständischen Betriebs auch für Unternehmerinnen und Unternehmer. Stichworte hierfür sind die rasanten Innovationen in Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft, die kürzer werdenden Produktlebenszyklen, der immer härter werdende Wettbewerb aber auch die Globalisierung, die uns mit neuen Herausforderungen konfrontiert. In den letzten fünf Jahren wurden weltweit mehr Erfindungen gemacht als in den 500 Jahren davor. Auf die an Auszubildende häufig gestellte Frage, ob einer ausgelernt habe, kann es nur eine Antwort geben: Ausgelernt hat Niemand niemals. Damit ist nichts Anderes gemeint als der Zwang oder besser: die Aufforderung zum lebenslangen Lernen. Wie wichtig Weiterbildung mittlerweile geworden ist, zeigen einige Zahlen. Man schätzt den Umsatz im deutschen Weiterbildungsmarkt auf 20 bis 30 Milliarden Euro pro Jahr. Rund 20 Mio. Menschen besuchen jedes Jahr eine Weiterbildungsmaßnahme; 12 Mio. Menschen also 60 Prozent nehmen ein berufliches Weiterbildungsangebot wahr. Wahrhaft gigantische Zahlen. Weshalb nun hat die Jury einstimmig den Innovationspreis für herausragende Leistungen in der Weiterbildung Frau Professor Straumann zuerkannt? Sie ist eine wenn nicht d i e - Pionierin der beruflichen Weiterbildung an der Fachhochschule. Sie hat bereits sehr früh - im Herbst das weiterbildende Studium Personzentrierte Beratung und Krisenintervention an der Fachhochschule Frankfurt am Main eingeführt. Es war das erste weiterbildende Studium an der FH FFM und hatte damit eine prägende Pilot- und Innovationsfunktion. Denn der Impuls, den sie damit auslöste, hat zu weiteren weiterbildenden Studiengängen von anderen Professorinnen und Professoren in anderen Fachgebieten und anderen Fachhochschulen geführt. Anlass und Ausgangspunkt dieses fünfsemestrigen Weiterbildungsangebots, das bisher neun Mal durchgeführt wurde, waren die sich rapide verändernden gesellschaftlichen und ökonomischen Bedingungen, technologische Neuerungen, 1
2 individuelle und soziale Überforderungen und zunehmend unüberschaubar gewordene Kommunikations- und Handlungszusammenhänge, die es notwendig machten und machen, Fach- und Führungskräfte in beratenden Funktionen vor Allem in der Sozialen Arbeit berufsbegleitend zu unterstützen. Damit wurde und wird ein wachsender Bedarf an hoch qualifizierten Kommunikations-, Konflikt- und Krisenberatern und -beraterinnen nicht nur in allen Bereichen der Gesundheitsförderung, Prävention und Rehabilitation, der psychosozialen und medizinischen Versorgung, der Pädagogik und Seelsorge gedeckt, sondern auch in allen modernen dienstleistungsorientierten Verwaltungen, kirchlichen Einrichtungen, Verbänden, Behörden und Unternehmen. Das gerade erwähnte Konzept hat dann zahlreiche Variationen und Innovationen erfahren, die als weitere, eigenständige Weiterbildungsangebote - etwa mit der Stadt Frankfurt oder dem Deutschen Paritätischen Wohlsfahrtsverband (DPWV) - realisiert wurden. Mit jeweils spezifischen Zielsetzungen, stets aber dem humanistischen Ansatz der klientenzentrierten Beratung verpflichtet, wurden ein-, zwei- und viersemestrige Maßnahmen wie Grundlagen der Gesprächsführung Besser kommunizieren Personzentrierte Gesprächsführung intensiv angeboten, bei der Frau Straumann die fachliche Leitung inne hatte. Über fünfhundert Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben im Rahmen von Weiterbildungsmaßnahmen den klientenorientierten Ansatz kennen und für ihre eigene berufliche Praxis anwenden gelernt. Seit 2001 hat Frau Straumann maßgeblich die Entwicklung und Einführung des weiterbildenden Studiums Supervision und Coaching betrieben, das im Frühjahr 2006 zum vierten Mal beginnen wird. Wie der Titel schon zeigt ist es Ziel dieser Maßnahmen, sozialarbeiterische und sozialpädagogische Supervisionserfahrung mit moderner Unternehmens- und Organsiationsanalytik zu verknüpfen und eine Integration ehedem und fälschlicherweise getrennter Kulturen zu leisten. Die große Nachfrage nach diesem Studium bestätigt den Ansatz. Wie sehr sich die von Frau Straumann vertretene - an der humanistischen Psychologie orientierten Beratungswissenschaft- und Beratungspraxis - Anerkennung verschafft hat, zeigt auch die Tatsache, dass das weiterbildende Studium Personzentrierte Beratung und Krisenintervention 2002 in den Masterstudiengang 2
3 Beratung und Sozialrecht - Counsellor umgeformt wurde und aufgrund der langjährigen bereits vorhandenen Weiterbildungserfahrung ohne Schwierigkeiten die Akkreditierungskriterien erfüllt. Auch hier eine Pioniertat von Ihnen, Frau Straumann, und Ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern, denn es war einer ersten Masterstudiengänge überhaupt an der Fachhochschule Frankfurt, der und das darf man ruhig sagen nicht ohne Kontroversen eingeführt wurde. Die Attraktivität und der Praxisbezug Ihrer Arbeit, liebe Frau Straumann, wird auch dadurch deutlich, dass Ihre Weiterbildungsangebote allein seit 1997 von rund 300 Teilnehmern besucht wurden und dass Sie damit rund eine halbe Million Euro an Teilnahmeentgelten ein geworben haben. Rechnet man die Zeit vor 1997 mit ein, dann dürften die gerade genannten Zahlen doppelt so hoch sein. Eine wahrhaft beeindruckende Bilanz. Frau Straumann hat in außerordentlich engagierter Weise eine wissenschaftlich begründete und ethisch fundierte Beratungsqualifikation erarbeitet und weiterentwickelt, die auf dem so genannten Personzentrierten Ansatz beruhen, der auf den Psychologen Carl Rogers zurückgeht. Hierbei hat sie nicht zuletzt auch über Forschungsarbeiten neue Qualitätsstandards entwickelt. Frau Straumann genießt bundesweit hohe fachliche Reputation. Andere Hochschulen haben ihren Rat gesucht und gefunden, um ebenfalls weiterbildende Maßnahmen in den Bereichen Gesprächsführung und Beratung einzuführen. Teile der von ihr erarbeiteten Lehr- und Lernmaterialien etwa zum Thema Kommunikation, Beratung, Moderation wurden beispielsweise von der Fernuniversität Hagen oder von der Hochschule für Bankwirtschaft in Frankfurt übernommen. Auch hier wie bei den anderen Weiterbildungsmaßnahmen war es stets ein Ziel von Frau Straumann, mit den großen Berufs- und Fachverbänden Kontakt und Konsens herzustellen, um einerseits die Anerkennung der Fachhochschul-Zertifikate in der Fachwelt zu sichern, andererseits aber auch die Fachdebatte voranzutreiben - geleitet von wissenschaftlichen und ethischen Standards. Wie sehr Frau Straumann in der Praxis und in der Hochschullandschaft verankert ist, zeigen die Grußworte der Gesellschaft für wissenschaftliche Gesprächspsychotherapie GwG, der HfB Business School of Finance & Management Frankfurt und der Hochschule Mittweida, die wir in den blauen Mappen ausgelegt haben. 3
4 An der jüngst erfolgten Gründung der Deutschen Gesellschaft für Beratung haben Sie, liebe Frau Straumann, maßgeblich mitgewirkt. Die Arbeit von Frau Straumann hat in der Öffentlichkeit ein großes Echo gefunden und damit das Profil der Fachhochschule Frankfurt als einer Hochschule geschärft, in der berufsbegleitende Weiterbildung einen sehr hohen Stellenwert hat. Neben dieser beachtlichen Breitenwirkung hat Frau Straumann auch stets publizistisch und über Tagungen und Kongresse in der Fachöffentlichkeit für Bestimmung, Entwicklung und Einhaltung von Qualitätsstandards der Beratungspraxis gewirkt. Im Leitbild der Fachhochschule heißt es: Ein breites Angebot an Weiterbildung ist für die Fachhochschule Frankfurt am Main unverzichtbar. Die Hochschule nutzt die wechselseitigen Impulse zwischen Weiterbildung und Studium, Wissenschaft und Praxis, um innovative Angebote für Lehrende und Lernende zu entwickeln.. Frau Straumann hat in mehr als 20-jähriger Arbeit maßgeblich zur Realisierung dieses Leitziels beigetragen und die Entwicklung der Fachhochschule in diesem wichtigen Segment nachhaltig geprägt. Sie hat mit ihren Aktivitäten eine Vorbildfunktion übernommen und damit andere Professorinnen und Professoren ermutigt, Ähnliches zu tun. Derartige Anerkennungen fallen nicht vom Himmel, sondern gelingen nur durch hartnäckige und überzeugende Argumentation. Somit hat die Weiterbildungsaktivität von Frau Straumann nicht nur das Studienangebot der Fachhochschule Frankfurt am Main um eine wichtige Dimension erweitert, sondern darüber hinaus maßgeblich das Profil im Sozialwesenbereich geschärft. Lassen Sie mich aus dem für Frau Straumann bestimmten Grußwort der Gesellschaft für wissenschaftliche Gesprächspsychotherapie GwG zitieren, in der Sie seit langen Jahren aktiv mitwirken: Liebe Frau Straumann, wir wissen, dass Sie es nicht immer leicht hatten, Ihre Ideen und Initiativen zu verwirklichen. Die Widerstände hätten Sie wohl nicht so erfolgreich überwinden können, wenn Ihre fachliche Überzeugungsarbeit nicht gepaart wäre mit Ihrer sehr persönlichen Hinwendung an ihre Aufgabe. Ihr Naturell, ihre lebendigspontane Weise, auf andere zuzugehen und zu überzeugen, hat Ihnen dabei geholfen. Verharren im Elfenbeinturm war nie Ihre Sache: Es passt zu Ihnen als unruhiger 4
5 Geist mit Blick für das Ganze, sich über Ihre ausfüllende Aufgabe an der Fachhochschule hinaus auch gesellschaftspolitisch zu engagieren und zu der notwendigen Verzahnung von Lehre und Anwendung, von Schule und Gesellschaft beizutragen. Alles Gute für Sie, Frau Straumann. 5
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