Kreditvergabe und Zahlungsmoral Kroatien
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- Samuel Klein
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1 Kreditvergabe und Zahlungsmoral Kroatien
2 Kroatien (Juli 2012) Zahlungsabsicherung und Bonitätsprüfung sehr wichtig Zagreb (gtai) - Kroatiens Wirtschaft ist seit 2009 nicht wieder in die Wachstumszone gekommen. Viele Haushalte und Unternehmen belasten hohe, an Fremdwährungen gekoppelte Schulden. Bei den Banken steigen die Kreditausfälle, die aber 2012 ihren Höchststand erreichen sollen. Die Regierung setzt zur Normalisierung des Zahlungsverkehrs auf strikte Regulierung der Zahlungsfristen. Zudem sollen bald außergerichtliche Ausgleichsverfahren an die Stelle gerichtlicher Insolvenzverfahren treten. Kreditvergabe Für viele kroatische Unternehmen sind Kreditfinanzierungen außer Reichweite geraten. Die langanhaltende Rezession, Wettbewerbsprobleme sowie Überschuldung und der Abbau von Altschulden fordern ihren Tribut und lasten auf der Liquidität in der Wirtschaft und ihrer Zahlungsfähigkeit. Die Banken meldeten für Ende 2011, dass rund 20% ihrer an Unternehmen vergebenen Kredite notleidend sind. Analysten erwarten, dass damit die Talsohle erreicht ist. Mit einem Anteil von 31% ist die Bauindustrie an den Kreditausfällen am stärksten beteiligt, gefolgt von Handelsfirmen (24%) und dem verarbeitenden Gewerbe (16%). Angesichts dieser Risiken ist das Zinsniveau für Bankkredite hoch und die Konditionen restriktiv. Die Kreditvergabe an Unternehmen wächst nur noch schwach. International tätige und solide Unternehmen können sich im Ausland zu deutlich günstigeren Konditionen Geld besorgen. Durchweg alle Banken haben inzwischen ein System des Kunden-Monitoring eingeführt. Für kurzfristige Kredite in der Landeswährung Kuna (K) mussten Unternehmen im März 2012 im Durchschnitt 7,8%, für längerfristige Kredite rund 7,0% Zinsen bezahlen. Selbst für Kredite, die auf Euro lauten oder an die Entwicklung anderer Fremdwährungen - vor allem an den Schweizer Franken - gebunden und mit Währungsrisiko behaftet sind, lagen die Zinsen im Schnitt bei rund 6%. Im Inland erhalten KMU und bestimmte Branchen im Rahmen der Wirtschaftsförderung Zugang zu zinsvergünstigten Krediten und Kreditgarantien der Kroatischen Entwicklungsbank (HBOR) beziehungsweise der Agentur für kleine und mittelständische Unternehmen und Investitionen (HAMAG Invest). Das Einlagen- und Kreditgeschäft der Banken in Kroatien, die sich zu rund 90% in ausländischen Händen befinden, ist zu einem sehr hohen Anteil euroisiert. Die Zentralbank hat deshalb traditionell eine Politik fester Wechselkurs geführt, unter dem die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft leidet. Der Wert der Landeswährung Kuna hatte zuletzt auf Jahresbasis nur um rund 2% gegenüber dem Euro nachgegeben (Durchschnittskurs im April 2012: 1 Euro = 7,54 Kuna, K). Von dem Wechsel an der Spitze der Zentralbank Mitte 2012 wird von den Analysten keine veränderte Wechselkurspolitik erwartet. Allerdings stufen die Ratingagenturen das Wechselkursrisiko als hoch ein. Eine Besonderheit ist in Kroatien, dass für Lieferantenkredite im Inland keine Kreditversicherungen angeboten werden, zumindest solange wie das Land der EU noch nicht beigetreten ist (Termin: Mitte 2013). Am Markt tätige ausländische Unternehmen können das leicht umgehen, indem sie über ihre Muttergesellschaft eine solche Versicherung im Ausland für Forderungen in Kroatien abschließen lassen. Germany Trade & Invest 1
3 Kroatien (Juli 2012) Kreditversicherungen sind bei Lieferungen nach Kroatien sehr verbreitet. In den nicht seltenen Fällen, in denen eine Kreditversicherung nicht abgeschlossen werden kann und auch andere Sicherungsinstrumente wie Bankgarantie oder Akkreditiv nicht zur Verfügung stehen, raten führende Inkassobüros am Markt nachdrücklich dazu, zumindest bei unbekannten Geschäftspartnern Vorkasse zu vereinbaren. Die Realität sieht nach ihrer Erfahrung wegen der ausgeprägten Illiquidität am Markt jedoch anders aus und das Bestehen auf Vorauszahlung kommt nicht selten dem Verzicht auf ein Geschäft gleich. Wird im Voraus bezahlt, sind zum Teil großzügige Skonti und Rabatte üblich. Abschläge gibt es auch dann, wenn es darum geht, bereits überfällige Forderungen durchzusetzen. Durch Skonti honoriert werden gewöhnlich auch Zahlungen vor der vereinbarten Fälligkeit. Über 10-prozentige Abschläge bei Zahlung innerhalb von 5 statt von 30 Tagen sind durchaus üblich oder von 4%, wenn die Zahlung innerhalb von zehn Tagen beim Lieferanten eingeht. In den Kinderschuhen steckt in Kroatien noch das Factoring, steigt aber angesichts der zugespitzten Liquiditätsfalle zweistellig. Im Jahr 2011 sind insgesamt rund 16,5 Mrd. K (rund 2,2 Mrd. Euro) durch Abkauf von Forderungen gesichert worden. Dabei behält der Factoring-Geber gewöhnlich einen Abschlag von 5 bis 20% auf den Rechnungsbetrag ein. Kann er diesen voll einlösen, werden unter dem Strich nur Zinsen sowie eine Gebühr von 0,2 bis 2% erhoben. Die führenden Banken vor Ort haben inzwischen entweder eigene Factoring-Töchter gegründet oder Factoring-Abteilungen eingerichtet. Zahlungsmoral Zwischen Unternehmen werden in Kroatien Zahlungsfristen von 30 bis 200 Tage vereinbart. Besonders lang sind sie bei Geschäften mit dem öffentlichen Sektor und Unternehmen mit starker Marktstellung (zum Beispiel Handelsketten). Nach Berechnungen für das Jahr 2011 von EOS Matrix, dem führenden Anbieter von Inkasso-Dienstleistungen am Markt, haben etwa 23 bis 24% der Unternehmen Probleme mit der Bezahlung von Rechnungen. In Griechenland sind es demnach 37%, in Rumänien 29% sowie in Spanien und Bulgarien 16%. Ende April 2012 summierten sich gemäß Fina- Angaben (Financial Agency) alle Außenstände von Unternehmen auf 43,47 Mrd. K und lagen damit geringfügig höher als im März. Die Konten von Firmen waren gesperrt, in 75% der Fälle bereits länger als ein Jahr. Die aktuellen Kontensperrungen (bis zu 60 Tagen) entwickelten sich allerdings rückläufig, um 21% gegenüber April Seit Anfang 2012 ist das neue Gesetz über Zahlungsfristen in Kraft, das entsprechende EU-Vorgaben umsetzt und zusätzlich Sanktionen beinhaltet. Es begrenzt die Zahlungsfristen grundsätzlich auf 30 bis maximal 60 Tage. Noch bis Oktober 2012 will die Regierung ein Gesetz über geschäftlichen Zahlungsverkehr und vorgerichtliche Ausgleichsverfahren ( Zakon o financijskom poslovanju i predstecajnoj nagodbi ) durch das Parlament bringen, das - vorliegenden Informationen zufolge - diese Zahlungsfristen festschreibt und für darüber hinausgehende Fristen (bis maximal 360 Tage) eine Kreditvereinbarung voraussetzt. Es bringt zudem die Verpflichtung zum vorgerichtlichen Ausgleich im Falle von Insolvenz. Die Leitung dieser Verfahren wird gemäß Gesetzentwurf Sache der Finanzagentur Fina sein. Dabei werden Lösungen, Umstrukturierung bei Beteiligung von Gläubigern und Banken oder Insolvenz und Geschäftsauflösung - innerhalb von 120 Tagen zu finden sein. 2 Kreditvergabe und Zahlungsmoral
4 Bonitätsprüfung von Geschäftspartnern Die aktuelle Liquiditätslage in der kroatischen Wirtschaft macht eine sorgfältige Prüfung zumal von neuen Geschäftspartnern unerlässlich. Dafür steht am Markt zwar keine der deutschen Schufa vergleichbare Institution zur Verfügung. Mit Fina gibt es als Nachfolgeinstitution der SDK (Behörde für gesellschaftliche Buchführung) aus der sozialistischen Ära jedoch eine staatliche Stelle, bei der Unternehmensinformationen (unter anderem Handelsregisterinformationen, Unternehmenskonten, Geschäftsergebnisse, Pfandrechte) zentral geführt werden. Sie können in Form von Bonitäts- oder Solvenzberichten für Unternehmen elektronisch gegen Gebühr abgerufen werden. Durchweg alle in Kroatien tätigen Banken beobachten inzwischen systematisch die Bewegungen auf den Konten ihrer Kunden und haben Warnsysteme eingerichtet. Diese Daten werden bei der von ihnen gegründeten HROK (Hrvatski registar obveza po kreditima - Kroatisches Register für Kreditschulden) zusammengeführt und stehen diesen für die Beurteilung der Kreditwürdigkeit eines Kunden zur Verfügung. Bonitätsauskünfte und Hilfe bei Zahlungsverzug bietet die Deutsch-Kroatische Industrie- und Handelskammer ( als Service an. Die Kontaktaufnahme mit dem Schuldner und vermittelnde Dienste für eine gütliche Regelung stehen dabei im Mittelpunkt und führen in vielen Fällen schon zum Erfolg. Von den großen internationalen Anbietern von Bonitätsauskünften und Inkassodienstleistungen sind am Markt EOS Matrix, Coface, Creditreform, Bonline/Dun & Bradstreet aktiv. Beim Beschreiten des Rechtswegs und bei Insolvenzverfahren ist zu bedenken, dass diese in Kroatien sehr langwierig (im Schnitt 3,3 Jahre) und kostspielig sind und am Ende im Schnitt nur rund 30% der Forderungen befriedigt werden können. Vor allem bei Verfahren gegenüber säumigen Einzelunternehmern gehen die Gläubiger mangels Masse oft leer aus. Mehr Transparenz in die Vermögensverhältnisse von Schuldnern hat aber die Einführung einer persönlichen Identifikationsnummer (O.I.B.) gebracht. Vermögenswerte können nun auch in den Fällen einer Person eindeutig zugeordnet werden, in denen diese eine Vielzahl von Firmen besitzt, was relativ häufig vorkommt. Die O.I.B.-Nummer ermöglicht so die Vollstreckung in Geldmittel auf allen Konten und bei allen Banken eines Schuldners. Dazu ist Fina seit Anfang 2011 berechtigt. Grundlage dafür können neben notariellen und gerichtlichen vollstreckbaren Urkunden auch Schuldscheine sein, über die eine juristische Person verfügt. Darüber berichtet der Newsletter Recht&Steuern der Deutsch- Kroatischen Industrie- und Handelskammer vom Januar 2011: ( ahk_kroatien/dokumente/newsletter/newsletter_recht Steuern/Newsletter_Recht_und_ Steuern_2011_01_DE.pdf). Über die Bedeutung des Schuldscheins (zaduznica) als wirksame und verbreitete Form der Forderungsabsicherung im täglichen Geschäft informiert der AHK-Rechtnewsletter vom Dezember 2011: ( Newsletter/Newsletter_Recht Steuern/Newsletter_Recht_und_Steuern_2011_12_DE.pdf). Germany Trade & Invest 3
5 Kroatien (Juli 2012) Exportfinanzierung Geschäftsbanken und spezielle Finanzierungsinstitute bieten verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten für Auslandsgeschäfte an. Die wichtigsten deutschen Kreditgeber im Exportgeschäft sind die Ausfuhrkredit-Gesellschaft (AKA) und die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Kontaktanschriften: Anschriften deutscher und anderer Banken vor Ort Name, Sitz (Mutterbank) Zagrebacka banka, Zagreb (UniCredit) Privredna banka Zagreb-PBZ, Zagreb (Intesa Sanpaolo) Erste&Steiermärkische Bank, Rijeka (ErsteBank) Hypo-Alpe-Adria-Bank, Zagreb (Hypo Group) Raiffeisenbank Austria, Zagreb (RBI) Societe Generale-Splitska banka, Split (Societe Generale) Volksbank Zagreb (Sberbank) Commerzbank AG (Repräsentanz Zagreb) Deutsche Bank AG (Repräsentanz Zagreb) Internetadresse Quelle: Zusammenstellung von Germany Trade & Invest Anschriften internationaler und großer einheimischer Auskunfteien Name, Sitz Internetadresse Coface, Zagreb Creditreform, Zagreb Bonline, Zagreb (vertritt Dun&Bradstreet) EOS Matrix, Zagreb Quelle: Zusammenstellung von Germany Trade & Invest AKA Ausfuhrkredit-Gesellschaft mbh: KfW-IPEX-Bank: Exportkreditgarantien des Bundes: Euler Hermes Kreditversicherungs-AG/Bereich Exportkreditgarantien Internet: Kleine und mittelständische Unternehmen können sich speziell unter folgender Telefonnummer beraten lassen: 040/ Weitere Anschriften in Ihrer Nähe finden Sie unter 4 Kreditvergabe und Zahlungsmoral
6 PriceWaterhouseCoopers AG: Private Exportkreditversicherer: (Sie bieten - anders als die staatlichen Programme - nur Schutz vor wirtschaftlichen Risiken) Allgemeine Kreditversicherung Coface Aktiengesellschaft (Zentrale): Atradius Kreditversicherung (Zentrale): Euler Hermes Kreditversicherungs-AG: PriceWaterhouseCoopers AG: Germany Trade & Invest 5
7 Kontakt Impressum Herausgeber: Germany Trade and Invest Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbh Villemombler Straße Bonn Tel.: +49 (0)228/ Fax: +49 (0)228/ Internet: Autorin: Erika Anders-Clever, Zagreb Redaktion/Ansprechpartner: Roland Lorenz, Tel.: +49 (0)228/ , Redaktionsschluss: Juli 2012 Bestell-Nr.: Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck - auch teilweise - nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt. Hauptsitz der Gesellschaft: Friedrichstraße 60, Berlin Geschäftsführer: Dr. Jürgen Friedrich, Michael Pfeiffer Layout: Germany Trade & Invest Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und vom Beauftragten der Bundesregierung für die Neuen Bundesländer aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.
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