Psychologisches Gutachten
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- Lieselotte Baumgartner
- vor 8 Jahren
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1 Bernd Inkret Mat.Nr.: Naturwissenschaftliche Universität Salzburg Grundkurs Diagnostik B Leiter: Dr. Guilherme Wood & Mag. Julia Zuber Fakultät für Psychologie Paris-Lodron-Universität Salzburg Kapitelgasse 4-6 A-5020 Salzburg An Dr. Guilherme Wood Psychologisches Gutachten Betrifft: Psychologische Begutachtung von xx., geboren am xx Zur Frage: In welchem Bereich des Betriebes Inside-Outside GmbH sollte Frau xx. bevorzugt eingesetzt werden.
2 Inhaltsverzeichnis 1. Fragestellung Anforderungsprofile Exploration Operationalisierung Beschreibung der einzelnen Testverfahren FPI-R Freiburger Persönlichkeits Inventar (Fahrenberg, Hampel, Selg) SVF Stressverarbeitungsfragebogen (Wanke, Erdmann, Kallus, Boucsein) AIST-R Allgemeiner Interessen-Struktur-Test (Bergmann, Eder) Gründe für die Testauswahl Wichtige Dimensionen des FPI-R Stressverarbeitungsstrategien im SVF Interessensprofil des AIST-R Ergebnisse Ergebnisse des FPI-R Für die Fragestellung wesentliche Skalenwerte Weitere Skalenwerte Ergebnisse des SVF Ergebnisse des AIST-R Interpretation Interpretation FPI-R Interpretation SVF Interpretation AIST-R Gesamtinterpretation und Empfehlung
3 1. Fragestellung Im folgenden soll geklärt werden, ob Frau xx. im Betrieb der Inside-Ouside GmbH vorzugsweise im Innendienst oder im Außendienst eingesetzt werden sollte. Da die Ausbildungsvorraussetzungen und technischen Qualifikationen ebenso wie das Gehalt in beiden Bereichen nahezu identisch ist und Frau xx. keine persönlichen Wünsche in Bezug auf ihre neue Position im Unternehmen geäußert hat, soll ein Überblick über einige Persönlichkeitseigenschaften helfen, den am besten geeigneten Einsatzbereich festzustellen. 2. Anforderungsprofile Da sich die Anforderungsprofile der beiden Stellen im wesentlichen nicht voneinander unterscheiden, wird im folgenden speziell auf die besonderen Anforderungen für den Außendienst eingegangen. Natürlich sind die viele Eigenschaften sowohl im Innen- wie im Außendienst von Vorteil, doch im Umgang mit den Kunden sind einige Persönlichkeitsmerkmale essentiell für den Erfolg des Unternehmens. Die Person sollte natürlich eine gewisse Offenheit im Umgang mit Menschen, eine geringe Erregbarkeit und besondere Belastbarkeit mitbringen. Außerdem ist ein größeres Interesse für den Umgang mit Menschen für einen langfristigen Einsatz im Kundenbereich absolut von Vorteil. Eine genauere Beschreibung der gewünschten Dimensionen folgt im Abschnitt Gründe für die Testauswahl, nach einer kurzen Beschreibung der geplanten Testverfahren. 3
4 3. Exploration Frau xx. wurde bereits im Vorfeld mit diversen Leistungstests geprüft. Aufgrund dieser sowie der Qualifikationen durch ihre Ausbildung, steht einer Beschäftigung in beiden Bereichen des Betriebes nichts im Wege. Bei der Befragung zu der präferierten Beschäftigung im Betrieb, konnte Frau xx. keine klare Aussage machen. Laut eigener Aussage, wäre es für sie durchaus interessant im Kundenbereich zu arbeiten, jedoch halten sich ihre Erfahrungen in diesem Gebiet noch in Grenzen. Durch die Testungen sollte eine Einschätzung der Persönlichkeit und eine damit verbundene Eignungsfeststellung für die eine oder andere Richtung der Beschäftigung im Betrieb erfolgen. Die Probandin zeigt sich auch gegenüber der neuen Testungen aufgeschlossen und erklärte sich gerne bereit diese durchzuführen. 4. Operationalisierung Um ein umfassendes Persönlichkeitsprofil in Bezug auf die nötigen Anforderungen zu erhalten, wurden drei Persönlichkeitstests ausgewählt, die unterschiedliche Bereiche der Persönlichkeit abdecken. Es handelt sich dabei um drei Selbstbewertungs- Perönlichkeitstests. Diese wurden an drei unterschiedlichen Tagen in Büroräumen des Unternehmens durchgeführt. Um eine absichtliche Verfälschung der Testergebnisse seitens der Probandin zu minimieren, wird im Vorfeld die Freiwilligkeit der Teilnahme, sowie die vorgegebenen Fakten zu den Positionen erneut abgeklärt. Darunter fallen z.b. gleiches Gehalt, gleicher Urlaubsanspruch und sonstige Vergünstigungen, sowie die Tatsache, daß die Testergebnisse nicht dazu führen können, daß das Stellenangebot zurückgezogen wird. Die Probandin hat also keine persönlichen Vorteile, wenn sie das Testergebnis absichtlich verfälscht. Natürlich besteht auch weiterhin wie bei praktisch allen Selbstbewertungsverfahren die Gefahr der Tendenz besonders in Hinsicht der sozialen Erwünschtheit zu antworten, jedoch werden durch die Vorbedingungen externe Motivationen dazu minimiert. 4
5 4.1. Beschreibung der einzelnen Testverfahren FPI-R Freiburger Persönlichkeits Inventar (Fahrenberg, Hampel, Selg) Der FPI-R ist der älteste und beliebteste mehrdimensionale Persönlichkeitsfragebogen. Er wird als Instrument zur Selbst- und Fremdeinstufung in der Klinischen Psychologie, in der Gesundheitspsychologie sowie in der Persönlichkeitsforschung eingesetzt. Es werden folgende Skalen erfasst: Lebenszufriedenheit, Soziale Orientierung, Leistungsorientierung, Gehemmtheit, Erregbarkeit, Aggressivität, Beanspruchung, Körperliche Beschwerden, Gesundheitssorgen, Offenheit, Extraversion, Emotionalität SVF Stressverarbeitungsfragebogen (Wanke, Erdmann, Kallus, Boucsein) Der Stressverarbeitungsfragebogen (SVF 120) dient zur Erfassung der individuellen Tendenz, unter Belastung verschiedene Stressverarbeitungsweisen einzusetzen. Er ist ein Selbstbeurteilungsverfahren, der Stressverarbeitungsstrategien ohne spezifische Situationsangabe im Sinne eines traitbezogenenen Persönlichkeitsfragebogens erfasst. Erfasste Stressverarbeitungsstrategien sind: Bagatellisierung, Herunterspielen, Schuldabwehr, Ablenkung, Ersatzbefriedigung, Suche nach Selbstbestätigung, Entspannung, Situationskontrolle, Reaktionskontrolle, positive Selbstinstruktion, Bedürfnis nach sozialer Unterstützung, Vermeidung, Flucht, soziale Abkapselung, gedankliche Weiterbeschäftigung, Resignation, Selbstbemitleidung, Selbstbeschuldigung, Aggression, Pharmakaeinnahme. 5
6 AIST-R Allgemeiner Interessen-Struktur-Test (Bergmann, Eder) Der AIST-R ist ein Interessensinventar zur Erfassung schulisch-beruflicher Interessen. Er wird in den Bereichen der Berufswahlorientierung, Berufsberatung, Schul- und Studiumswahl eingesetzt und erfasst grundlegende Orientierungen des Interesses. Dimensionen des AIST-R sind: Realistic - Praktisch-technische Orientierung, Investigative - Intellektuell-forschende Orientierung, Artistic - Künstlerisch-sprachliche Orientierung, Social - Soziale Orientierung, Enterprising - Unternehmerische Orientierung und Conventional - Konventionelle Orientierung. 6
7 4.2. Gründe für die Testauswahl Durch die Auswahl der drei Tests sollte es möglich sein, ein ausreichendes Profil der zu testenden Person zu erstellen und damit den besten Einsatzbereich im Betrieb für sie zu finden. Während der FPI-R eher allgemeine Persönlichkeitsfaktoren erfasst, gibt der SVF Informationen über die Stressverarbeitungsstrategien der Person. Durch den AIST-R soll außerdem geprüft werden, ob nicht doch eine eventuelle Interessensverschiebung in Richtung Forschung und Entwicklung (Vorteil im Innendienst) oder den Umgang mit Menschen (von Vorteil im Außendienst) vorliegt Wichtige Dimensionen des FPI-R Jeweils in Bezug auf die Stelle im Außendienst: Gehemmtheit: Hier sollte eine niedrige bis mittlere Ausprägung vorliegen, um von einer gewissen Ungezwungenheit und Kontaktbereitschaft ausgehen zu können. Erregbarkeit, Aggressivität und Emotionalität: In allen drei Dimensionen ist ebenfalls eine niedrige Ausprägung vorzuziehen, um die Gefahr von unnötigen direkten Konflikten mit dem Kunden möglichst gering zu halten. Extraversion: Ein mittlerer bis hoher Skalenwert, ist hierbei von Vorteil, da er auch Auskunft über die Gesprächsfähigkeiten gibt. Die anderen Skalen des FPI-R sind für die aktuelle Fragestellung nicht direkt relevant. Dennoch wäre es empfehlenswert, eventuelle stark von der Norm abweichende Werte, nicht gänzlich unberücksichtigt zu lassen, sondern diese anzusprechen oder eventuell weiter zu untersuchen. 7
8 Stressverarbeitungsstrategien im SVF 120 Erwünschte Strategien der Stressverarbeitung in Bezug auf die Stelle im Aussendienst: Suche nach Selbstbestätigung: Wenn es Probleme mit einem der Kunden geben sollte, versucht die Person durch besondere Leistungen bei anderen Kunden den Stress zu vermindern Situationskontrolle: Die Faktoren die zu der Stresssituation geführt haben, werden analysiert und in Zukunft in besten Fall vermieden. Damit wird das Verhalten in der Art geändert, daß diese Probleme im Idealfall gar nicht mehr vorkommen. Reaktionskontrolle: Die Person verliert auch in extremen Stresssituationen nicht die Fassung, bleibt ruhig und gewährleistet somit weiterhin einen angemessenen Umgang mit den Kunden. Positive Selbstinstruktion: Die Probandin wird selbstständig mit Stresssituationen fertig, braucht nicht unbedingt Unterstützung von aussen, fügt sich nicht in ihr Schicksal und erhält Selbstbewusstsein aufrecht. Unerwünschte Strategien der Stressverarbeitung in Bezug auf die Stelle im Aussendienst: Vermeidung und Flucht: Komplizierten, Stressverursachenden Situationen kann man nur bedingt aus dem Weg gehen. Im unserem speziellen Fall würde das eventuell bedeuten, daß schwierige Kunden eher gemieden werden, es wird weniger Service geboten, was wiederum zu Unzufriedenheit auf Kundenseite führt. Aggression: Ist aus den gleichen Gründen, aus denen ein niedriger Wert in den Dimensionen Erregbarkeit, Aggressivität und Emotionalität im FPI-R angestrebt wird, eher zu vermeiden. Erwünschte Strategien der Stressverarbeitung in Bezug auf die Stelle im Innendienst Soziale Abkapselung: Für diese Skala sollte für einen Einsatz im Innendienst ein mittlerer bis niedriger Wert vorliegen, um auch in schwierigen Situationen die Zusammenarbeit und Kommunikation im Team zu gewährleisten. Alles in Allem sind natürlich positive Stressverarbeitungsstrategien zu bevorzugen, im Sinne der Fragestellung sind jedoch die oben genannten besonders zu berücksichtigen und zu bewerten. 8
9 Interessensprofil des AIST-R Dimensionen des AIST-R die für eine Orientierung in den Kundenbereich sprechen sind: SOCIAL - Soziale Orientierung: Spricht für spezielle Fertigkeiten und Fähigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen und besondere soziale Kompetenzen. ENTERPRISING Unternehmerische Orientierung: Zeigen Vorliebe für Situationen, in denen sie andere mittels sprachlicher Mittel von etwas überzeugen oder zu etwas bringen können. Dimensionen des AIST-R die für eine Orientierung in den Entwicklungsbereich sprechen: INVESTIGATIVE Intellektuell- forschende Orientierung: Beschäftigen sich lieber mit der Materie selbst, haben eher eine Abneigung gegenüber überredenden und sozialen Tätigkeiten Dieser Test sollte eine klarere Interessensrichtung der Probandin aufzeigen, da von ihrer Seite aus keine bevorzugte Richtung angegeben wurde. Anders als die beiden vorherigen Tests, sollte dieser eher eine Orientierungshilfe für die zu testete Person, als eine Hilfe für die Personalabteilung des Betriebes darstellen. 9
10 5. Ergebnisse 5.1. Ergebnisse des FPI-R Die Ergebnisse von Frau xx. in tabellarischer Form: Tabelle 1: Ergebnisse des FPI-R FPI-R Skala Rohwert Stanine-Wert %-Rang Lebenszufriedenheit Soziale Orientierung Leistungsorientierung Gehemmtheit Erregbarkeit Aggressivität Beanspruchung Körperliche Beschwerden Gesundheitssorgen Offenheit Extraversion Emotionalität Die Umrechnung der Rohwerte in die Standardwerte erfolgte mit Hilfe der Normentabelle für Frauen im Alter von Jahre. 10
11 Für die Fragestellung wesentliche Skalenwerte Gehemmtheit: Der hier erreichte Rohwert ist 6, was einem Stanine-Wert von 5 entspricht. Das Ergebnis liegt also direkt im Mittel. Erregbarkeit: Mit einem Rohwert von 1 ergibt sich hier ebenfalls ein Stanine Wert von 5 und damit ebenfalls ein Ergebnis, daß dem Durchschnitt entspricht. Aggressivität: Der Rohwert von 1 ergibt einen Stanine-Wert von 2, was einem Prozent- Rang von 11 entspricht. Die Probandin kann als wenig aggressiv, sehr kontrolliert und zurückhaltend bezeichnend werden. Extraversion: In dieser Skala ergab sich ein mit dem Rohwert von 5 ein Stanine-Wert 3. Dies entspricht einem Prozent Rang von 23. Dies lässt auf eine eher introvertierte, zurückhaltende und ernste Perönlichkeit schließen. Emotionalität: Hier ergibt der Rohwert von 2 ebenfalls einen Stanine-Wert von 3. Es zeigt sich eine emotional eher stabile Persönlichkeit, Selbstvertrauen und Lebenszufriedenheit Weitere Skalenwerte Abgesehen von den oben genannten wesentlichen Skalenwerten, zeigten sich noch eine leicht überdurchschnittliche Lebenszufriedenheit (Stanine-Wert 7), eine geringe Beanspruchung (Stanine-Wert 2) und äußerst geringe Gesundheitssorgen (Stanine-Wert 1). Die bisher nicht genannten Skalen der Leistungsorientierung, Körperliche Beschwerden und Offenheit bewegen sich alle im durchschnittlichen Rahmen. 11
12 5.2. Ergebnisse des SVF 120 Tabelle 2: Ergebnisse des SVF 120 Strategie Rohwert T-Wert MW (RW) SD (RW) Bagatellisierung ,27 4,22 Herunterspielen ,50 3,24 Schuldabwehr ,63 3,05 Ablenken v. Situationen ,29 4,22 Ersatzbefriedigung ,19 4,89 Selbstbestätigung ,85 4,10 Entspannung ,04 4,22 Situationskontrolle ,02 2,88 Reaktionskontrolle ,43 3,75 Pos. Selbstinstruktion ,58 3,15 Soz. Unterstützungsbed ,25 4,01 Vermeidung ,94 4,84 Flucht ,77 4,61 Soziale Abkapselung ,98 5,03 Gedankl. Weiterbesch ,17 4,18 Resignation ,52 4,02 Selbstbemitleidung ,81 4,22 Selbstbeschuldigung ,83 4,34 Aggression ,08 4,87 Positiv-Strategien Negativ Strategien Umrechnung der Rohwerte in T-Werte mit der Normtabelle für jährige Frauen (N = 144) Zusammengefasst zeigt sich, daß die Probandin eher zu positiven Stressverarbeitungsstrategien (T-Wert von 58) greift, als zu negativen (T-Wert 49). Beide Werte bewegen sich im Durchschnittlichen Rahmen. Keine der Negativstrategien bewegt sich auf einem überdurchschnittlichen Level. 12
13 5.3. Ergebnisse des AIST-R Tabelle 3: Ergebnisse des AIST-R Skala Rohwert Standardwert %-Rang Realistic Investigative Artistic Social Enterprising Conventional Es ergibt sich ein Person-Typ RIA. Für das Maß der Differenziertheit ergab sich ein Rohwert von 11 (Diff = Xmax Xmin), was laut Normtabelle einem Standardwert von 91 entspricht. Dieser eher niedrige Wert zeigt die geringe Differenzierung zwischen den einzelnen Interessensgebieten, die auch in der flachen Kurve im Interessensprofil sichtbar wird. 13
14 6. Interpretation 6.1. Interpretation FPI-R Frau xx. erreichten Werte sprechen dafür, daß sie durchschnittlich gehemmt und erregbar, wenig aggressiv, sehr kontrolliert, zurückhaltend, emotional stabil, sowie eher introvertiert und ernst ist. Während die durchschnittlichen Werte der Gehemmtheit und Erregbarkeit, sowie die niedrige Aggressivität und Emotionalität mit dem Anforderungsprofil für die Stelle im Kundenbereich konform gehen, spricht die geringe Extraversion eher für einen Einsatz im Entwicklungsbereich. Allerdings muß beachtet werden, daß sich die Fragen des FPI-R eher auf private Bereiche beziehen. Es ist also nicht ausgeschlossen, daß der niedrige Wert im Bereich der fachlichen Beratung keine Hürde darstellen würde Interpretation SVF 120 Bei den laut Anforderungsprofil erwünschten Strategien der Stressverarbeitung in Bezug auf die Stelle im Aussendienst ergaben sich folgenden Ergebnisse: Suche nach Selbstbestätigung: Es ergab mit einem T-Wert von 59 ein Wert im oberen Durchschnittsbereich. Die Probandin reagiert auf Stresssituationen also auf durchschnittliche Art und Weise mit der Suche nach Selbstbestätigung, also dem positiven Erleben durch Erfolge in anderen Bereichen. Ein hoher Wert bei dieser Strategie ist laut Anforderungsprofil erwünscht. Situationskontrolle: Mit einem T-Wert von 55 wurde für diese Stressverarbeitungstrategie ein durchschnittlicher Wert ermittelt. Ziel dieser Strategie ist es, die Faktoren die zu der Stresssituation geführt haben, zu analysieren und in Zukunft bestmöglich zu vermeiden. Die getestete Person bedient sich durchschnittlich oft der Strategie, das Verhalten in der Art zu ändern, daß bestimmte Situationen nicht mehr auftreten. 14
15 Reaktionskontrolle: In dieser Skala erreichte Fr. xx. den höchsten Skalenwert. Der T- Wert von 68 weißt darauf hin, daß die Person auch in extremen Stresssituationen nicht die Fassung verliert, ruhig bleibt und somit auch in schwierigen Situationen ein angemessener Umgang mit den Kunden gewährleistet ist. Positive Selbstinstruktion: Für diese Stressverarbeitungstrategie wurde mit einem T- Wert von 65 der zweithöchste Skalenwert des Profils erreicht. Die Probandin wird selbstständig mit Stresssituationen fertig, erhält auch ohne Unterstützung von aussen ihr Selbstbewusstsein aufrecht. Ergebnisse bei den unerwünschten Strategien der Stressverarbeitung: Vermeidung und Flucht: Bei diesen Skalen wurden T-Werte von 59 (Vermeidung) und 51 (Flucht) ermittelt. Beide Werte liegen damit noch im Durchschnittsbereich, die Strategie der Vermeidung allerdings bereits im oberen Bereich. Es kann also davon ausgegangen werden, daß die Probandin nicht übermässig dazu neigt, Stresssituationen aus dem Weg zu gehen, sie bewusst zu vermeiden oder sich gar von ihnen zurückzuziehen. Man könnte der Probandin also auch den Umgang mit schwierigen Kunden zumuten, ohne daß eine überdurchschnittlich hohe Gefahr der Vermeidung des Kontakts und der Beratung dieser Kunden besteht. Aggression: Hier wurde ein T-Wert von 50 erreicht, das entspricht genau dem Mittelwert. Die Probandin neigt also nicht zu besonderen aggressiven Handlungen in Stresssituationen Andere aus dem Normbereich abweichende Werte: Soziale Abkapselung: Mit einem T-Wert von 38 liegt diese Skala leicht unterm dem Normbereich. Die Person sondert sich in Streßsituationen demnach nicht von der Umgebung ab, bleibt also auch weiterhin teamfähig und ansprechbar. 15
16 6.3. Interpretation AIST-R Durch die relativ geringe Differenziertheit von 91 (min. 70; max. 130), ist von einer klaren Interpretation des AIST-R eher abzusehen. Allerdings muß erwähnt werden, daß das Interessensprofil von Frau xx. konträr zum Anforderungsprofil läuft. Die für einen Einsatz im Kundenbereich empfehlenswerten Interessensskalen SOCIAL und ENTERPRISING erreichten mit Prozenträngen von 33 und 19 die drittniedrigste und niedrigste Ausprägung., während die für eher für einen Einsatz im Entwicklngsbereich sprechende Dimension REALISTIC mit einem Standardwert von 100 die höchste (wenn auch mit einem Prozentrang von 50 immer noch durchschnittliche) Ausprägung. Das Ergebnis könnte für die Probandin also als Entscheidungshilfe in Richtung Innendienst und Entwicklung angesehen werden Gesamtinterpretation und Empfehlung Das Persönlichkeitsprofil von Fr. xx. das sich durch den FPI-R ergibt, lässt einen Einsatz in beiden Bereichen zu. Für einen Einsatz im Kundenbereich sprechen besonders die niedrigen Werte der Skalen Aggressivität und Emotionalität. Was eher gegen einen Einsatz in diesem Bereich spricht, ist der eher geringe Skalenwert der Extraversion. Dabei muß allerdings beachtet werden, daß es sich bei der Tätigkeit um eine fachlich beratende Stellung handelt, während sich die Fragen aus dem FPI-R eher auf gesellschaftliche, private Fragen beziehen. Bei den Fragen der Stressverarbeitung ergaben sich durchgehend mit dem Anforderungsprofil konform gehende Werte. In allen erwünschten wesentlichen Bereichen wurden durchschnittliche bis überdurchschnittliche Werte erreicht, während die unerwünschten Strategien sich alle im mittleren Bereich befanden. Natürlich sind positive Stressverarbeitungsstrategien in beiden Beschäftigungsbereichen erwünscht, einige davon sind jedoch absolut nötig für einen erfolgreichen Umgang mit Kunden. Die Ergebnisse des AIST-R sprechen eher für ein höheres Interesse für die Arbeitsanforderungen im Innendienst. Es ergab sich ein zwar wenig ausgeprägtes, dennoch direkt dem Anforderungsprofil entgegengesetztes Interessensprofil. 16
17 Aufgrund der alles in allem durchschnittlichen Ergebnisse in den wesentlichen Bereichen und dem Interessensprofil des AIST-R sollte Frau xx. zunächst im Entwicklungsbereich eingesetzt werden. Bei einer dringend nötigen Neubesetzung der Kundenberatungsstelle steht jedoch einem Einsatz von Frau xx. auch in diesem Bereich, aus persönlichkeitsdiagnostischer Sicht, nichts im Wege. 17
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