Elterngespräche in Konfliktsituationen
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- Gerhard Dresdner
- vor 8 Jahren
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1 Elterngespräche in Konfliktsituationen Julia Schellong, Dresden 2. November 2012 Netzwerktagung Landeshauptstadt Dresden
2 Elterngespräch in Konfliktsituationen Einführung Gesprächsführung Reaktion in Konfliktsituationen Anforderungen an die Gesprächsführung Anforderungen bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung Schlussbemerkungen
3 Kommunikationsquadrat Ich rede zu Dir über etwas wir reden miteinander F. Schulz von Thun 2005 Das Thema Sachinhalt: Worüber ich informiere Sender Selbstoffenbarung: Was ich von mir selbst kundgebe Informationen über die Person des Senders (Ich-Botschaften) Apell wozu ich dich veranlassen möchte Empfänger Beziehungsaspekte: Was ich von Dir halte (Du-Botschaften) Das Miteinander wie wir zueinander stehen (Wir-Botschaften) Eine Nachricht enthält stets viele Botschaften gleichzeitig.
4 Kommunikation - Der Eisberg Sachebene Beziehungsebene
5 Der Kommunikationstrichter was zählt? Die Beziehungsseite bestimmt das Gelingen des Miteinanderredens. ABER: ein falsches Wort kann Kopf und Kragen kosten. ( Peanuts )
6 KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK Dimensionen von Kommunikation (Samy Molcho, Watzlawick, 2005) Kongruente vs. inkongruente Botschaft Explizite vs. implizite Botschaft Verbale vs. nonverbale Botschaft % des Eindrucks sind Körpersprache und Stimme
7 Grundhaltungen hilfreicher Kommunikation nach nach Rogers (2005) Alle Ebenen wahrnehmen Gedanken Einfühlung in die Gefühle des anderen Affekt Eigene Beobachtungen spiegeln Wahrnehmung Als individuelle Person achten Angemessen informieren Verhalten Motorik
8 Elterngespräch in Konfliktsituationen Einführung Gesprächsführung Reaktion in Konfliktsituationen Anforderungen an die Gesprächsführung Anforderungen bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung Schlussbemerkungen
9 Drei Beispiele aus der klinischen Realität Frau R. 3-jähriges Kind hat große Probleme in der Versorgung des Kindes. Missbrauch durch Vater. In Behandlung wegen Enuresis seit Kindheit und Unausgeglichenheit. Kind jetzt bei Ziehmutter. Familiengespräch über Zukunftsperspektiven
10 Grundlagen KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK " S T R E S S " Aktivierung festgelegter hormoneller, neuronaler, Verhaltensprogramme ("Stress-System") Ziel: Wiederherstellung des bedrohten Gleichgewichtes Gefahr (Stress) Fight Von Wut überschwemmt, erregt Flight Nichts wie weg, Bindungsverhalten Freeze Rückzug in eine innere Welt
11 Wenn Stress überwältigt Wahrnehmung und Bewertung Ich verliere die Kontrolle! Ich sterbe! / Ich bin in Gefahr! Kein soziales Unterstützungssystem Ich bin ganz allein! Keine ausreichenden individuellen Bewältigungsstrategien Ich schaffe es nicht! Ich kann nichts tun! Seite 11
12 Drei Beispiele aus der klinischen Realität Frau R. 3-jähriges Kind hat große Probleme in der Versorgung des Kindes. Missbrauch durch Vater. In Behandlung wegen Enuresis seit Kindheit und Unausgeglichenheit. Kind jetzt bei Ziehmutter. Familiengespräch über Zukunftsperspektiven - hochgradige Emotionalität Frau H. Gespräch mit dem Jugendamt ob die Kinder wieder zu ihr sollen. Sie erfahren von der Gewalt in der Familie, allerdings würden sie sich jetzt wieder vertragen
13 Gewaltdynamik Warum bleiben Opfer in einer Gewaltbeziehung? Spannungsaufbau Kleinere Übergriffe, Opfer kann Täter noch besänftigen Gewaltausbruch als Eskalation der gewachsenen Spannung Gefährdung der Sicherheit in Trennungsphasen am größten! Entschuldigung Täter bemüht sich um Opfer, verspricht nie wieder gewalttätig zu werden
14 Vorliegen eines Anzahl - Wirkungs -Zusammenhanges Ausmaß an Partnerschaftsgewalt durch den Vater Nie ein Vorfall zwei Vorfälle > zwei Vorfälle Störung Sozialverhalten 3,7% 3,5% 11,1% 17,0% Angststörung 13,3% 19,4% 22,2% 43,4% Depression 17,9% 21,8% 31,8% 60,4% Alkoholabhängigkeit 14,7% 23,9% 34,9% 32,1% mehrere Gewaltstraftaten 8,2% 7,4% 19,1% 24,5% Fergusson & Horwood, 1998, Dunedin Längsschnittstudie, NZL, Fergusson et al 2012
15 Drei Beispiele aus der klinischen Realität Frau R. 3-jähriges Kind hat große Probleme in der Versorgung des Kindes. Missbrauch durch Vater. In Behandlung wegen Enuresis seit Kindheit und Unausgeglichenheit. Kind jetzt bei Ziehmutter. Familiengespräch über Zukunftsperspektiven - hochgradige Emotionalität Frau H. Gespräch mit dem Jugendamt ob die Kinder wieder zu ihr sollen. Sie erfahren von der Gewalt in der Familie, allerdings würden sie sich jetzt wieder vertragen - Bindungsverhalten Frau K. kommt von selbst, da ihr immer wieder die Nerven durchgehen und die Kinder darunter leiden. Sehr strenges Elternhaus mit sadistischer Gewalt. Aussetzer, die unkontrollierbar sind
16 Dissozia've Störungen Sehnsucht nach der heilen Welt
17 Definition der Dissoziation ICD 10: teilweise oder völliger Verlust der normalen Integra9on von Erinnerungen in die Vergangenheit, des Iden9tätsbewusstseins; der unmi?elbaren Empfindungen sowie der Kontrolle von Körperbewegungen
18 Elterngespräch in Konfliktsituationen Einführung Gesprächsführung Reaktion in Konfliktsituationen Anforderungen an die Gesprächsführung Anforderungen bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung Schlussbemerkungen
19 KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK Körperliche und emotionale Anästhesie Porges (2001, 2003): Existenz von drei Reaktionssystemen des autonomen Nervensystems; hierarchische Reaktionsstrategie Seite 19 nach phylogenetischer Entstehung (zuerst Aktivierung des zuletzt entstandenen Systems)
20 sensible Vorgehensweise in Konfliktsituationen Transparente Erklärung aller Schritte Geschützte, störungsfreie Gesprächssituation Psychische Zustände beachten und Anpassen der Kommunikation o sachlich, aber einfühlsam o Bestätigung der Wahrnehmung der Betroffenen und Ernst-Nehmen von Gefühlen o Informationen einstreuen o Ängste der Gesprächspartner bedenken (Scham- und Schuldgefühle) o Dissoziation - Schriftliches Mitgeben z.b. Broschüren o Keine Zusagen, die nicht haltbar sind (nur Dinge versprechen, über die man selbst Kontrolle hat) Nicht vergessen, auch ressourcenorientiert zu fragen (z.b. wie haben Sie das schon einmal gelöst?)
21 Elterngespräch in Konfliktsituationen Einführung Gesprächsführung Reaktion in Konfliktsituationen Anforderungen an die Gesprächsführung Anforderungen bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung Schlussbemerkungen
22 Eltern haben Pflichten und Rechte - Balance zwischen Empathie und Distanz (verstehen aber nicht einverstanden sein) - Wertfreies Herangehen, d.h. klare aber sachliche Beschreibung der Beobachtungen (keine Anschuldigungen, keine Vorwürfe) - Vertrauensvoller Ansatz (Betroffene haben prinzipiell die nötigen Fähigkeiten für den Umgang mit ihrem inneren Erleben) - Offenheit für Perspektivwechsel (Not wahrnehmen und anerkennen) - Transparenz (Informationen, eigene Handlungsschritte nachvollziehbar darstellen, Grenzen aufzeigen) Dresdner Kinderschutz-Ordner Kinderschutz im Gesundheitswesen Seite 22 Handlungsempfehlung bei Kindeswohlgefährdung für die ärztliche Praxis. 2. Auflage 2011 (*.pdf, KB)
23 Balance Wertfrei Vertrauen Offenheit Transparenz
24 Vorgehen bei Verdacht auf eine KWG in der Medizin Zeit und Ruhe schaffen aggressive Konfrontation vermeiden Medizinischen Grund der Aufnahme mitteilen Gespräche mit dem Ziel der Verantwortungsübernahme gemeinsame Orientierung an Schutz und Sicherheit stationäre Aufnahme anstreben: sicherer und schneller Schutz für das Kind das Gesicht der Familie wird in jedem Fall gewahrt Diagnostik braucht Zeit Erkunden der Gesamtsituation braucht Zeit Ein Gesamtkonzept für das Kind braucht Zeit.
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28 Verdacht auf Kindeswohlgefährdung im Team, Mehr-Augen-Prinzip frühzeitige Festlegung eines Casemanagers klare Festlegung von Verantwortlichkeiten in enger Zusammenarbeit mit dem Jugendamt Ziel eines jeden nachgewiesenen Falles für eine KWG ist die Durchführung einer Helferkonferenz mit dem zuständigen Jugendamtsmitarbeiter z.b. im Krankenhaus, bevor das Kind entlassen wird.
29 KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK Und die Helfer? Auf die eigenen Grenzen achten Sich Entlastung suchen (Gespräche mit Kollegen, Beratung, Supervision) Sich mit der Begrenztheit der eigenen Einflussnahme auseinandersetzen Ressourcen pflegen, sich etwas gutes tun Vertrauen in die Überlebensstrategien der Kinder entwickeln Nicht überstürzt handeln, eher langsam und strategisch Unterstützung anbieten Sich selbst, eigenes Handeln, eigene Motivation reflektieren Wahrnehmung für kleine Erfolge schärfen
30 Bei Gewalt gibt es in der Regel keine gute Lösung, sondern nur die Wahl zwischen mehreren Übeln Welches ist die am wenigsten schädliche Alternative? Ziel aller Maßnahmen in Bezug auf ein Kind ist die Entwicklung zur selbstbestimmungsfähigen, selbstverantwortlichen, gemeinschaftsfähigen Person
31 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK Behandlung von Traumafolgestörungen und Forschung Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik Modellprojekt Hinsehen-Erkennen-Handeln Schulung von medizinischen Fachkräften zum Thema häusliche Gewalt Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz Traumanetz Seelische Gesundheit Sachsenweite Informations- und Vernetzungsplattform für traumatherapeutische Angebote
32 Konkrete Gesprächsbausteine bei V.a. auf KWG: die Gründe für das Gespräch klar benennen und Sorge formulieren Ich bin in Sorge um Ihr Kind, weil ich beobachtet habe, dass... Verdacht klar benennen Ich vermute, dass. Haltung der Eltern dazu erfragen Wie erklären Sie sich das? Herausarbeitung des Unterschiedes in der Wahrnehmung des Arztes und der Eltern Ich verstehe, was Sie meinen, ich sehe das aber etwas anders...ich vermute eher, dass Gemeinsames Ziel annehmen: Schutz und gute Entwicklungsmöglichkeiten des Kindes Sie wollen, dass es Ihrem Kind gut geht, dies ist auch mein Anliegen. Entpathologisieren: Kinder fordern uns heraus Es gibt viele Eltern, die hin und wieder an ihre Grenzen stoßen. Verantwortung klar vermitteln Es ist trotzdem wichtig, dass Sie in solchen Momenten die Bedürfnisse des Kindes wahrne hmen. Aufklärung über die Aufgaben von Sorgeberechtigten Es ist Ihre Aufgabe als Mutter, für das körperliche und seelische Wohl des Kindes zu sorge n.
33 Konkrete Gesprächsbausteine bei V.a. auf KWG: Ressourcen abfragen und gemeinsam Ideen für Verbesserung der Situation entwickeln Wie sahen schöne gemeinsame Zeiten aus? Steht Ihnen jemand zur Seite? Hilfsmöglichkeiten (Beratung, Jugendamt ) aufzeigen und Kontaktdaten mitgeben bzw. Kont akt telefonisch vermitteln, bereits in der Praxis einen Termin vereinbaren In Ihrem Fall kann ich mir gut vorstellen, dass Ihnen hilft. Psychisches Befinden des Kindes gemeinsam reflektieren (mögliche Traumatisierung) und Elt ern in den Aufbau einer optimalen Erholungsumgebung des Kindes einbeziehen Können Sie sich vorstellen, was ihr Kind jetzt brauchen könnte? Klare Vereinbarung über das weitere Vorgehen: zeitliche Festlegung Ich erwarte, dass Sie das nächste Mal am zu mir kommen. Bis dahin machen Sie bitte. Aufzeigen von Konsequenzen, z.b. Jugendamt informieren Ich bin verpflichtet zu handeln, so dass ich mir keine Sorgen um das Kind mehr machen muss...
34 Unterstützung bei der Suche nach Hilfe bei Traumafolgestörungen: KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK Traumanetz Seelische Gesundheit Aktuelles Bild wird noch eingefügt Hilfsangebote
35 Anforderungen an das Gespräch mit belasteten Eltern Misshandelnde Elternteile höhere Anteile an negativen, kritischen und kontrollierenden Verhaltensweisen. Positive Haltung, Achtung, autonomieerhaltend Vernachlässigende Eltern eher distanziertes, wenig engagiertes und wenig responsives Verhalten In Anleitungssituationen auch bei vernachlässigenden Eltern ein gereiztes und ärgerliches Verhaltensmuster. Im Mittel erkennbare Beeinträchtigungen in der Qualität eines emotional unterstützenden, feinfühligen und positiv fördernden elterlichen Verhaltens. Responsiv, interessiert, engagiert Geduldig, verständnisvoll Emotional, unterstützend, transparent, feinfühlig, positiv fördernd Kindler et al Seite 35
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