Visionen der künftigen Bio-Wirtschaft. Pflanzen der Zukunft? Technikfolgen-Abschätzung zu den transgenen Pflanzen der 2. und 3.
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- Eike Engel
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1 Visionen der künftigen Bio-Wirtschaft. Pflanzen der Zukunft? Technikfolgen-Abschätzung zu den transgenen Pflanzen der 2. und 3. Generation Vortrag im Rahmen der Umweltringvorlesung der TU Dresden am 12. Juni 2006 Dr. Arnold Sauter
2 Worum geht es? Gentechnisch veränderte Pflanzen (GVP) > der 2. Generation : bis kurz vor der Zulassung ( Pipeline ) > sowie der 3. Generation : in früh(er)en FuE-Stadien Eingrenzung: auf nutzungsveränderte Pflanzen > für Funktionelle Lebensmittel ( FF : Functional Food) > für Pharmazeutika ( PMP : Plant Made Pharmaceuticals) > für die industrielle Stoffproduktion ( PMI : Plant Made Industrials)
3 Was sollen die neuen Pflanzen können? Modifikationen der Inhaltsstoffzusammensetzungen sollen > die Kohlenhydrat- und Fettsäurezusammensetzung gesundheitlich oder für die Nutzung in der chemischen Industrie optimieren, > das Allergiepotenzial verringern, > die Verdaubarkeit von Futtermitteln verbessern, > deren Gehalt an essentiellen Aminosäuren erhöhen oder > z.b. die Holzstruktur für die Papierproduktion anpassen Gänzlich neue Inhaltsstoffe sollen > als Biokunststoffe, > als industrielle Enzyme oder > als Medikamente (Antikörper, Impfstoffe) in der Human- und Tiermedizin verwendet werden
4 Fragen des TA-Projektes > Wie werden die angestrebten Zusatznutzen dieser GVP definiert? > Wie sollen die Zusatznutzen realisiert werden? > Welche ökonomischen Potenziale können dahinter vermutet werden? > Welche neu(artig)en Risiken müssen angenommen werden? > Welche neuen Fragen der Sicherheitsbewertung resultieren? > Erscheinen die bisherigen Sicherheitsmaßnahmen angemessen und ausreichend? Oder müssten sie abgewandelt, erweitert, ergänzt werden? > Welche regulatorischen Herausforderungen entstehen daraus? > Welche Einflüsse auf die Verbraucherakzeptanz sind zu erwarten?
5 Vom TAB vergebene Gutachten > Dr. André de Kathen, Dr. Thomas Pickardt: Überblick zu Output-Traits & Vertiefung zu Plant made Pharmaceuticals und Konkurrenz-Plattformen > Dr. Bärbel Hüsing: Stand von FuE bei PMP-GVP & von GVP zur Herstellung funktioneller Inhaltstoffe für Functional Food > Dr. Helga Klein: Vertiefung zu Plant made Industrials (PMI-GVP) > Katja Moch, Dr. Jennifer Teufel: Produktion von oralen Vakzinen mit GVP > Dr. Matthias Pohl, Dr. Nicola Arndt: Containment, Confinement und Koexistenz beim Molecular Farming > Dr. Armin Spök, Sandra Karner, Manfred Hall: Stand der Risikodiskussion und Verfahren der Sicherheitsprüfung und bewertung; & Dr. Armin Spök, Dr. Manfred Klade: Vertiefung zu Regulierung und Risikomanagement beim Molecular Farming
6 Welche GVP werden erwartet? Gesamteinschätzung > Die 2. Generation (= die Pipeline) ist sehr schnell zu überschauen, die 3. Generation definitionsgemäß sehr schwer zu erhellen Zugelassen > Laurical-Raps, Hoch-Ölsäure-Soja, zuletzt Lysin-Mais > 5 länger haltbare Tomaten u. 1 Nelke, 2 blau blühende Nelken (EU), nikotin-reduzierter Tabak (USA, Kanada) Zulassungsverfahren > EU: Amylose-freie Kartoffel (positive Bewertung EFSA 12/05) und Lysin-Mais > USA: Alpha-Amylase-Mais
7 Freisetzungsaktivitäten in USA und EU > Output-Traits repräsentieren in USA ca. 20 %, in EU ca. 15 % der Freisetzungsanträge von > USA: Futtermittel steigen, Functional-Food- und PMP-GVP sinken wieder > USA: bei PMI(= Plant made Industrials)-GVP Anstieg z.b. bei Fasereigenschaften von Baumwolle, bei Lignin-Reduktion in Gehölzen sowie bei der Enzymproduktion > EU: Rückgang der Freisetzungsanträge seit 1996/1997, entsprechend GVP insgesamt > EU: Futtermittel sehr unbedeutend > EU: 40 Projekte in RP3-5, davon 20 zu PMIs
8 Anwendungsfeld: Functional Food Gesamteinschätzung > Gentechnische Ansätze erscheinen derzeit von sehr begrenzter potenzieller Bedeutung im Gesamtfeld Funktionelle Lebensmittel Begründung > Markt ist attraktiv und dynamisch, aber begrenzt > gentechnische Ansätze sind aufwändig; bislang vorrangig Produktion von Einzelstoffen (langkettige Fettsäuren, Fructane, Carotinoide, Vitamin E) > konkurrieren mit etablierten Verfahren (chemisch, mikrobiell) bzw. Quellen > Akzeptanz zweifelhaft > konventionelle lebensmitteltechnologische Optionen sind auf absehbare Zeit vielseitiger, schneller, billiger
9 Anwendungsfeld: PMP Gesamteinschätzung > Die mögliche Nutzung von GVP zur Produktion von PMP erscheint zwar nicht so vorteilhaft, wie häufig postuliert, aber recht konkret und zeitlich näher als bei vielen anderen GVP Entwicklungsstand > Proteine bzw. Peptide, keine Sekundärmetaboliten > Kein PMP zugelassen, nur als Forschungs- bzw. Diagnostikreagenzien > 2 x Orphan-Drug-Status: gastrische Lipase (EU: Meristem), eine Galactosidase (Large Scale Biology; USA) > 15 PMPs in klinischen Prüfungen, davon 3 in Phase II (Stand: Mai 2005) > einige veterinärmedizinische Entwicklungen > Dutzende PMP in vorklinischer FuE, darunter viele Antikörper
10 zur Vorteilhaftigkeit von PMP-GVP > Freiheit von humanpathogenen Agenzien: nur in bestimmter Hinsicht > Korrekte(re) Glykosylierung: Einzelfall-abhängig > niedrige Investitions- und Produktionskosten, Skalierbarkeit: unrealistische Annahmen > orale Impfstoffe: Anwendungsperspektiven begrenzt, Impfbanane etc. wird wohl nicht kommen (höchstens für Tiermedizin) > dennoch: PMP-GVP als Option bei steigendem Bedarf an Biopharmazeutika, v.a. für besonders kleine (transiente Expression) oder besonders große Mengen (z.b. mak in der Krebstherapie?!) > Bedingung: sichere Produktionssysteme und Risikoregulierung, d.h. geschlossene Systeme oder hochspezifisches Anbaurisikomanagement
11 Unsystematische Anmerkungen zu PMI >»Öl-Design«: konventionelle Konkurrenz dominiert; Entwicklung schwieriger als erwartet >»Stärke-Design«: einige konkrete Entwicklungen, viele Ansätze, wenig Information zugänglich > Enzyme: relativ einfacher Ansatz nur Proteinproduktion; Konkurrenz durch zelluläre Verfahren; Vorteile analog PMPs (bes. kleine/bes. große Mengen), teils Vornutzung als Forschungs/Diagnostikreagens >»Biokunststoff«: Ertragsdepression bei Inhaltsstoffmaximierung, große artspezifische Expressionsvarianz; Energieeffizienz fraglich; Restpflanze als Futtermittel?; frühes FuE-Stadium > Veränderung der Holz- und Fasereigenschaften von Bäumen: recht frühes FuE- Stadium; intensive (industrielle) FuE-Aktivitäten, kaum in EU; Zulassung von gv Bäumen in EU prinzipiell schwer vorstellbar > Spezielle Inhalts-/Speicherstoffe: bei Spinnenseidenprotein z.b. konkurrieren transgene Tiere und Bakterien; allgemein wenig Konkretes bekannt
12 zur Vorteilhaftigkeit von PMI-GVP Gesamteinschätzung > PMI erscheinen überraschend wenig entwickelt, Perspektiven sind undeutlich - Bio-based economy : vorerst mit konventionellen Pflanzen Begründung > Übergang von Modellpflanzen auf konkreter nutzbare misslingt häufig > im Zuge der Inhaltsstoffmaximierung: oft unerwünschte Nebeneffekte, die zu einer Ertragsdepression führen > (meist) Konkurrenz mit anderen Produkten und Verfahren > Einflüsse: z.b. Ölpreis, technologische Fortschritte der Alternativen, politische Rahmenbedingungen > Option Doppelnutzung (z.b. Biokunststoff und Futtermittel)? Zulassung als Lebens- bzw. Futtermittel nötig > Einzelnutzung : Inhaltsstoff muss höherpreisig sein (analog PMP) > Kostenfaktor: Sicherheitsmaßnahmen!
13 Sicherheitsfragen Gesamteinschätzung > Die nächsten Generationen transgener Pflanzen verändern die bisherige Situation der Risikoregulierung (Risikoabschätzung, Risikobewertung und Risikomanagement) grundsätzlich Begründung > Bei PMP, manchen PMI (und teils Functional-Food-GVP): Inhaltsstoff soll physiologische/medizinische Wirkung haben = neuartiges Risiko > Risikobehaftetheit als eine Art Gruppeneigenschaft sagt nichts über den Einzelfall, dieser muss nach wie vor geprüft werden; aber: > Ergänzung durch klassen spezifische Risikoabschätzung und -managementmaßnahmen, v.a. biologische und physikalische Begrenzungsmaßnahmen (Confinement und Containment) > Auch ein Novum: Nutzenbetrachtung erhält neuen Stellenwert
14 Handlungsfelder Forschungspolitik > ressortübergreifende Fördermaßnahmen zur Erforschung der Potenziale nutzungsveränderter GVP > Vorschlag: Fortschrittsbericht der Bundesregierung zum Stand öffentlich finanzierter Aktivitäten im Zusammenhang von Erforschung, Zulassung, Anbau und Vermarktung von GVP EU-Ebene (RP7/ bio-based economy / Plants for the Future ) > Entwicklung von Anbau- und Koexistenzszenarien > Anbindung an inhaltlich verwandte Politikfelder und Strategien Regulierung > erscheint für den Anbau, das Inverkehrbringen nicht hinreichend differenziert und wird wohl angepasst werden müssen (eher mittelfristig, erst auf EU-Ebene)
15 Fragen zur Forschungspolitik > Welche Forschungsziele soll die öffentliche Hand unterstützen oder sogar gezielt definieren und entwickeln? > Welche Ziele legitimieren eine öffentliche Unterstützung angewandter Forschung und Entwicklung, und wer soll diese durchführen? > In welchem Umfang und von wem soll biologische Sicherheitsforschung gefördert und durchgeführt werden? > Wer entwirft entsprechende Forschungsprogramme und wer entscheidet über die Vergabe der Mittel? > Welche möglichen Folgen müssen in welchem Umfang vor dem Inverkehrbringen von GVP erforscht werden, und welche können im Rahmen des Anbaumonitorings beobachtet werden? Welche Schutzgüter werden dabei betrachtet? > Welcher Grad an wissenschaftlicher Unsicherheit wird mit Blick auf eine Zulassung und den Anbau transgener Pflanzen akzeptiert, und wie steht dieser im Verhältnis zum Nichtwissen bei nicht transgenen Neuzüchtungen? > Wer bewertet und beantwortet in den verschiedenen Kontexten, Stufen und Situationen diese Fragen bei der Formulierung von Forschungsprogrammen und -ausschreibungen, im Rahmen von Zulassungsverfahren und während des Anbaumonitorings?
16 Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Der TAB-Arbeitsbericht Nr. 104 Transgene Pflanzen der 2. und 3. Generation ist verfügbar unter
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