Netzanbindung Offshore-Windparks in Schleswig-Holstein

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1 Netzanbindung Offshore-Windparks in Schleswig-Holstein Informationen im Überblick Jens Agena Offshore Trassenplanungs-GmbH Heinz Carstensen Multikabel Gmbh

2 Die Planung der Netzanbindung in Kooperation Die Nutzung der Windenergie als regenerative Energiequelle ist in Deutschland bereits langjährige Praxis. Mit der Nutzung der Windenergie auf dem offenem Meer also Offshore ist ein deutlicher technologischer Fortschritt verbunden. Hieran forschen und arbeiten Stahl- und Betonbaufirmen, der Schiffbau, Naturschützer und Ökologen, Elektrotechniker, Meteorologen, Nautiker und andere. Im Unterschied beispielsweise zu den dänischen Offshore-Windparks werden deutsche Windparks in deutlich größerem Abstand von der Küstenlinie und damit in höheren Wassertiefen geplant. Der Offshore erzeugte Strom eines Windparks muss von den Standorten im Meer in das Stromnetz des Festland transportiert werden. Für diese Netzanbindung steht die Stromübertragung mittels Kabeltechnologie zur Verfügung. Die Planung der Netzanbindung von vier Offshore-Windparks (OWP) mit Anlandung in Schleswig-Holstein stellen wir Ihnen hier vor: Die vier Offshore Windparks Nördlicher Grund Uthland Amrumbank West Nordsee Ost Für die Netzanbindung und Trassenplanung der OWP s Nördlicher Grund und Uthland ist die Multikabel GmbH, für die OWP s Amrumbank West und Nordsee Ost die Offshore Trassenplanungs-GmbH gegründet worden. Auf Initiative von Staatssekretär Wilfried Voigt, Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr des Landes Schleswig-Holstein, haben sich seit Ende 2003 die Unternehmen der Netzplanungen und Offshore-Windparkplanungen gemeinsam mit dem schleswigholsteinischen Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Landwirtschaft in fünf Round Table Gesprächen verständigt. Die Ministerien setzten klare politische Rahmenbedingungen: Eine kooperative Planung und die Bündelung auf einer gemeinsamen Trasse, die naturschutzverträglich ist, sollte die Umgehung des Nationalparks unvermeidlich sein. Auf der Basis der genannten Rahmenbedingungen wurde zwischen Multikabel GmbH und OTP eine vertragliche Vereinbarung getroffen. Ziel der Kooperation ist die weitere gemeinsame Planung der Netzanbindungen auf einer Trasse zur Minimierung des Eingriffs in sensiblen Bereichen und zur Nutzung von Synergien. 2

3 Die schematische Übersicht stellt die in der Nordsee projektierten sieben Offshore-Windparks im Überblick dar, die ihre Netzanbindung in Schleswig-Holstein beabsichtigen. Abbildung 1: Lage der Offshore-Windparks 3

4 Die Netzeinspeisung Aufgrund der Struktur des Hochspannungsnetzes in Deutschland, die in Schleswig-Holstein nur wenige Netzknoten für die Einspeisung aufweist, können die Kabelsysteme der Offshore-Windparks nur an wenigen Stellen angeschlossen werden. Die Leistungen der geplanten Offshore-Windparks erfordern ein Einspeisen in das 380 kv-hochspannungsnetz. Es existieren auf der 380 kv-ebene im Westen Schleswig-Holsteins die Einspeisepunkte Brunsbüttel/Wilster und Jardelund/Böxlund. Hinzu kommt, dass grundsätzlich im europäischen Verbundnetz jeder Netzknoten für maximal MW ausgelegt ist, da die Versorgungssicherheit bei Ausfall von einzelnen Netzknoten sonst nicht gewährleistet werden kann. Zwischen zwei Netzknoten gilt ein Mindestabstand von 50 km. Aufgrund bereits bestehender Ausnutzung verfügt der Netzknoten Jardelund/Böxlund lediglich über geringe freie Kapazitäten, die nach gegenwärtigen Planungen für die Anbindung der Windparks DanTysk und Butendiek vorgesehen sind. Die Anbindung der weiteren Pilotprojekte ist an den Netzknotenpunkten Brunsbüttel/Wilster geplant. Abbildung 2: Netzknoten Die Prüfung der Trassenvarianten Eine umfassende Variantenprüfung hat eine vergleichende Bewertung von insgesamt 14 Seevarianten für die Netzanbindung in Schleswig-Holstein dargestellt. In der Rangfolge mit dem geringsten Konfliktpotenzial für die Schutzziele des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer sind zwei Varianten zu sehen, die den Nationalpark südlich umgehen, sogenannte Nullvarianten. Eine Prüfung von Experten und Gutachtern zur Verlegung von Seekabeln durch die Elbe mit einer Verknüpfung am Einspeisepunkt Brunsbüttel hat jedoch ergeben, dass aus mehreren Gründen diese Nullvarianten nicht genehmigungsfähig und aus wirtschaftlichen Erwägungen nicht zumutbar sind. 4

5 OTP Offshore Trassenplanungs-GmbH Dabei handelt es sich um folgende Gründe: laut Stellungnahme der Wasser- und Schifffahrtdirektion (WSD) ist eine Verlegung im Elbmündungsbereich aus schifffahrtspolizeilicher Sicht und Sicherheitsaspekten nicht genehmigungsfähig sehr starke Morphodynamik im Elbmündungsbereich laut Ausführungen der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) aufgrund von möglichen Beschädigungen der Kabel, Freispülen der Kabel infolge sehr hoher Dynamik oder erforderlichen Umverlegungen der Kabel bei Strombaumaßnahmen zur Stabilisierung der Dynamik wären die Projekte nicht mehr finanzierbar. Abbildung 3: Varianten der Seetrassen Die skizzierten Gründe schließen eine Umgehung des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer aus. 5

6 Für die Trassen innerhalb des Nationalparks erfolgte der Variantenvergleich nach folgenden Kriterien und Anforderungen: Ökologische Ausstattung (Mausergebiete, Seehundliegeplätze, Salzwiesen etc.) Länge der Trasse in Schutzzone 1 des Nationalparks Konkurrierende Nutzungen (Schifffahrt, Fischerei, Wehrtechnischer Dienst 71, Tourismus etc.) Ein wichtiger Aspekt des Variantenvergleichs ist die Länge der Trasse im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und insbesondere in der Schutzzone 1 des Nationalparks. In der folgenden Tabelle sind die Trassenlängen der Varianten dargestellt: Tabelle 1: Darstellung der Trassenlängen innerhalb des Nationalparks (ohne Elbevarianten) Die Tabelle verdeutlicht, dass die Seevarianten mit Anlandepunkten im südlichen Dithmarschen insgesamt längere Trassen im Nationalpark und lange Trassenabschnitte innerhalb der Schutzzone 1 aufweisen. Die Seevarianten VI und VIII im nördlichen Dithmarschen hingegen sind die kürzesten innerhalb des Nationalparks und weisen nur geringe oder keine Abschnittsanteile in der Schutzzone 1 auf. Als Vorzugstrasse hat sich aufgrund des Variantenvergleichs die Seevariante VIII mit einem Anlandepunkt im Neuenkoog nordwestlich von Büsum herausgestellt. Für die Variantenprüfung zur Auswahl der Vorzugstrasse wurden in Gesprächen die Belange der Wasser- und Schifffahrtsverwaltungen und des Nationalparkamts ermittelt. 6

7 Abbildung 4: Verlauf der Vorzugsvariante VIII innerhalb des Nationalparks Die Kabeltypen Für die Offshore-Windparks Amrumbank West und Nordsee-Ost sollen Drehstromkabel (Kapazität jeweils 2 x 200 MW) angeschlossen werden, da diese Kabel nach eingehender Prüfung bei Distanzen je nach Kabeltyp bis zu 100 km oder 120 km die effizienteste Variante und bewährte Technik darstellen. Nördlicher Grund und Uthland können diese Technik wegen der großen Transportdistanz nicht nutzen. Die Verluste des Kabels wären bei Distanzen über 120 km zu hoch. Für diese Standorte soll demzufolge die Gleichstromübertragung HGÜ-light eingesetzt werden, die pro Kabelsystem 250 MW bis 350 MW aufnehmen kann. Beide Kabeltypen enthalten kein Öl. Bei Beschädigungen werden grundsätzlich keine Schadstoffe emittiert. Dass in der Pilotphase unterschiedliche Kabelsysteme eingesetzt werden, ist als vorteilhaft anzusehen. So können für mehrere Systeme wichtige Betriebserkenntnisse für nachfolgende Projekte gesammelt werden. HGÜ-Standard Kabel sind für die Netzanbindung von Offshore Windparks nicht geeignet, da diese Kabel nur zwischen zwei regelbaren Netzen funktionieren. Das sogenannte Flat-Type Kabel, bei dem die Hin- und Rückleiter mittels Ummantelung miteinander verbunden sind und der sich bildende Zwickel mit Öl gefüllt ist, stellt ein HGÜ-Standard Kabel dar und ist folglich nicht für die Anbindung von Offshore Windparks einsetzbar. Das sogenannte GIL-System ist aus Sicht von OTP und Multikabel nicht realisierbar. 7

8 Elektrische Felder und Magnetfelder Elektrische Felder spielen bei der Stromübertragung keine Rolle. Die magnetischen Felder von Drehstromkabeln heben sich gegenseitig nahezu auf. HGÜlight-Kabelsysteme werden so ausgelegt und verlegt, dass nur minimale magnetische Felder auftreten. Dieses wird dadurch erreicht, dass die Kabel für die erforderliche Hin- und Rückleitung in einem Kabelsystem zusammengefasst verlegt werden ( touch-laying bei HGÜ-light). Die von diesen Kabeln ausgehenden Magnetfelder wurden in einer Studie von Gutachtern berechnet. Maximal treten im Bereich von fünf Metern oberhalb der HGÜ-light-Kabel Magnetfelder in der Stärke von weniger als einem Mikrotesla auf. Das natürliche Magnetfeld der Erde beträgt im Bereich der Kabeltrassen ca. 45 Mikrotesla. Die Anzahl der Kabel und Abfolge der Verlegung Die Anzahl der Kabelstränge hängt sowohl vom gewählten Übertragungssystem (Drehstrom/HGÜ-light) als auch von der erwarteten maximalen Leistung der Windparks ab. Bei Drehstromsystemen werden die Kabel einzeln verlegt, bei HGÜ-light-Systemen können Hinund Rückleiter gemeinsam verlegt werden( touch-laying ). Die Windparks Amrumbank West und Nordsee-Ost werden in der Pilotphase mit insgesamt vier Drehstromkabeln à 200 MW angeschlossen. Nach Einschätzung von OTP ist es möglich, die vier Kabel in einer Verlegeperiode (Frühling bis Herbst) zu installieren. Dies bedeutet jedoch keinen ununterbrochenen Baubetrieb. Berücksichtigt sind vielmehr baufreie Schlechtwetterperioden, mögliche technische und logistische Probleme und nicht zuletzt auch die Belange des Naturschutzes. Die Windparks Nördlicher Grund und Uthland sollen jeweils mit einem HGÜ-light-Kabelsystem bestehend aus Hin- und Rückleitern angebunden werden. Für den Einbau dieser Systeme gelten die gleichen Rahmenbedingungen wie für die beiden von OTP anzuschließenden Windparks. Insgesamt sind für den Anschluss der vier Offshore-Windpark-Pilotprojekte demnach sechs Kabelstränge notwendig. Die Planungsgesellschaften wollen die Verlegearbeiten der einzelnen Kabelsysteme so weit wie möglich koordinieren, um die Beeinträchtigungen für Natur und Landschaft gering zu halten und die Kosten zu minimieren. Die Einbautechnik, Sicherheitsabstände und für etwaige Reparaturen benötigter Raum machen im tiefen Wasser Abstände von rund 20 m zwischen zwei Kabelsystemen erforderlich (Faustformel: mindestens 20 m, weiterhin mindestens 1 x Wassertiefe bei Verlegung mittels Verlegeschiff). Es ist auch bei koordiniertester Planung nicht gänzlich auszuschließen, dass der Ausbau der Kabeltrasse mehrere Verlegeperioden in Anspruch nehmen wird, da der Aufbau und der Anschluss der geplanten Offshore-Windparks enorme logistische Anforderungen stellt. 8

9 Die Verlegetiefe der Kabel und Temperatureinflüsse In Nordsee und Wattenmeer werden die Kabel unterhalb des Meeresgrundes und der Wattoberfläche verlegt. Die Tiefe, in der Kabel verlegt werden, ist eine Abwägung zwischen technischen, für den Naturschutz relevanten und Sicherheitsaspekten. Eine zu große Verlegetiefe kann zu Schwierigkeiten bei der Abführung der Wärme der Kabel führen. Dies senkt den Wirkungsgrad der Übertragung. Auch der Umfang der Baumaßnahmen und der damit verbundene Eingriff in die Natur nehmen bei zunehmender Verlegetiefe beispielsweise durch den sehr viel breiteren Kabelgraben deutlich zu. Ein für die Kabeltrasse angefertigtes Gutachten berechnet eine Verlegetiefe von mindestens einem Meter, die sicherstellt, dass die Erwärmung des Bodens30 cm unterhalb der Bodenoberfläche unterhalb von zwei Grad Kelvin bleibt. Bei dieser geringen Erwärmung wird allgemein ausgeschlossen, dass negative Auswirkungen auf die Lebensgemeinschaften im Meeresboden oder der Wassersäule auftreten. Der Ausblick Nach der Erteilung der behördlichen Genehmigungen erfolgt das detaillierte Engineering zur Errichtung der Windparks und deren Netzanbindung. Kontakte Jens Agena Heinz Carstensen Offshore Trassenplanungs-GmbH Multikabel GmbH

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