Erfahrungsbericht über ein Semester an der Universitat de Barcelona im WS 2006/2007 von Juliane Grzeja und Ines Riethmüller

Transkript

1 Erfahrungsbericht über ein Semester an der Universitat de Barcelona im WS 2006/2007 von Juliane Grzeja und Ines Riethmüller 1 Es geht los Nachdem wir unsere lang ersehnten Plätze an der UB erhalten haben, gab es eigentlich gar nicht so viel zu tun. Zunächst wartet man auf die erste E Mail vom Erasmus Büro der UB. Hier gibt es viele nützliche Hinweise, insbesondere auch den Link zu dem Bewerbungsformular auf der Seite Dies ist zunächst in 3 facher Ausführung auszufüllen. Hier kann man auch schon die Veranstaltungen eintragen, die aber noch mal extra im Learning Agreement eingetragen werden müssen. Die Kurswahl ist jedoch nicht verbindlich. Das Formular muss vom deutschen Erasmus Koordinator unterschrieben werden und anschließend mit einem Passbild an die UB geschickt werden, spätestens bis (für das WS). Normalerweise bekommt man nach einiger Zeit (das kann etwas dauern) eine Bestätigung aus BCN. Bekommt man diese Bestätigung nicht, ist das allerdings auch nicht weiter schlimm. Der Fahrplan vom Erasmus Büro ist eine gute Orientierungshilfe um Beantragung von Urlaubssemester, Bafög, etc. nicht zu vergessen. Der Bafög Antrag sollte frühzeitig gestellt werden, da sehr viele Formulare eingereicht bzw. nachgereicht werden müssen. Das kann mehrere Monate dauern und man ist auch während des Auslandsaufenthaltes damit beschäftigt ( heidelberg.de). Von der heimischen Krankenkasse muss man sich eine European Health Insurance Card ausstellen lassen (EHIC) und am ersten Tag im Erasmus Büro der UB vorlegen. Sonst bekommt man keine Immatrikulationsbescheinigung. Über eine Zusatzversicherung muss jeder selbst entscheiden, da die meisten gesetzlichen Krankenkassen beispielsweise keine Zahnarztbehandlungen oder Krankentransporte bezahlen. 1

2 Anfahrtskosten sind eigentlich recht günstig, da es genügend Billig Airlines (Ryanair, Air Berlin, Easy Jet, Clickair, Vueling, Iberia) gibt. Vom Flughafen BCN El Prat kommt man schnell und billig in die Stadt mittels der Bahn Ferrocarril oder dem Bus A1 für ca. 4, EUR. Ihr müsst allerdings darauf achten, dass im Bus keine Haltestellen angesagt werden, deshalb vielleicht dort aussteigen wo fast alle Fahrgäste aussteigen bzw. an einem großen Platz. Da kann man nicht viel falsch machen. 2 Wohnen Den Service der UB bezüglich der Wohnungssuche ( housing students.com) haben wir nicht genutzt, da uns das Angebot zu teuer erschien. Jedoch findet man über viele Inserate von WGs, die immer sehr aktuell sind. Die Kommunikation mit dem Vermieter ist allerdings wegen anfänglicher Sprachprobleme sehr schwierig und man sollte sich überlegen ob man bereits vor der Ankunft verbindlich ein Zimmer mietet. Denn die Beschreibungen im Internet können falsch interpretiert werden. Allgemein ist zu beachten, dass die WG Zimmer in BCN sehr klein, dunkel, alt, hellhörig, kühl im Winter (keine Heizung), und vor allem teuer sind. Wenn man Glück hat, kann man im Stadtzentrum ein 10m² Zimmer mit Fenster zur Strasse (habitación exterior) inkl. Internet für 350, EUR bekommen. Wenn man Pech hat, bekommt man für 300, ein 7 m² Zimmer mit Fenster zum Fahrstuhlschacht oder eine komplette Dunkelkammer (habitación interior). Bevorzugte Wohngegenden sind Gracia, Eixample, Nähe Sagrada Familia oder auch Poble Nou. In Raval zu wohnen ist relativ gefährlich. Wenn man vor der Anreise noch kein Zimmer gefunden hat, sollte man sich rechtzeitig für die ersten Nächte ein Zimmer in einem Hostel buchen und von dort aus die Wohnungssuche starten. Im August und September waren letztes Jahr fast alle Hostels ausgebucht. Die Mitarbeiter sind meist sehr jung, nett und hilfsbereit und man kann sich auch bei Ihnen Tipps zur Wohnungssuche holen, denn sie sind meistens Einheimische oder wohnen schon längere Zeit in BCN. Mietverträge sind nicht üblich und die Miete wird meist in Bar verlangt. 3 Studieren Ist man angekommen, sollte man erstmal das Erasmus Büro der Wirtschaftsfakultät aufsuchen. Die Fakultät befindet sich im Nordwesten der Stadt (grüne U Bahn Linie, Haltestelle: Palau Reial). Hier wird man mit einem umfangreichen Informationspaket 2

3 (Stadtführer, Uni Führer, Katalan Deutsch Wörterbuch, Ordner, Rucksack) begrüßt und trifft viele andere Erasmus Studenten. Eine von den 3 Koordinatoren konnte relativ gut Englisch sprechen. Diese ist jedoch meistens nicht anwesend. 2 Wochen vor Semesterbeginn hatte man die Möglichkeit einen 40 stündigen Spanischkurs (dafür erhält man 4 ECTS) zu besuchen. Dieser kostet 103, EUR. Dieser wird auch wöchentlich während des Semesters angeboten, kann jedoch nur einmal besucht werden, also entweder der Intensivkurs vor Semesterbeginn oder der reguläre Kurs während des Semesters. Kostenlose Katalan Kurse gibt es auch, würden wir jedoch nicht empfehlen, wenn man noch nicht über sehr gute Spanisch Kenntnisse verfügt. Der Einstufungstest für den Spanisch Kurs findet in der Regel 2 Tage vor Kursbeginn im UHG am Plaza Universitat statt. Hier zahlt man dann auch die Kursgebühr direkt bei der Bank ein. Das Angebot der Wiwi Fakultät ist sehr vielfältig. Die meisten Kurse werden in Katalan und in Spanisch angeboten. Die Vorlesungen werden meist 2fach angeboten, morgens und abends. Darüber kann man sich vorher im Internet informieren. Die spanische Wiwi Homepage ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, da sie nur in Katalan geschrieben ist ( Eine verbindliche Kurseinschreibung findet für das WS Mitte Oktober statt. Für viele Kurse werden 2 Klausurtermine angeboten, einer vor und einer nach Weihnachten. Generell geht die Vorlesungszeit bis Weihnachten. Wir haben folgende Kurse gewählt: Integració Europea (Anrechnung am Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik, Prof. Freytag), Administración de Recursos Humanos (Anrechung am Lehrstuhl für Personalwirtschaft und Organisation), Economia Internacional (Anrechnung für einen ABWL/IW Schein), Politica Economia I und Ingles Empresarial (Anerkannt von Frau Dr. Klug). Eine mögliche Anrechnung der Scheine sollte jedoch vorher mit der heimischen Universität abgesprochen werden. Viele Klausuren sind Multiple Choice Tests. Was uns gefehlt hat war eine Einführung in das Bibliothekssystem und in das elektronische Vorlesungsverzeichnis inkl. Vorlesungsunterlagen Dossiers electroniques. Für das 3

4 Verzeichnis kann man sich in der Bibliothek durch Vorlage des Studentenausweises und des Personalausweises freischalten lassen. Den Personalausweis braucht man allgemein sehr oft im täglichen Leben in Barcelona. Eine Kopier bzw. Druckerkarte erhält man über einen Automaten in der Bibliothek, an dem man die Karte auch aufladen kann, ähnlich wie an der FSU. Wenn man Probleme hat, sollte man nicht zögern, die einheimischen Studenten zu fragen. Diese sind sehr hilfsbereit und können viele Informationen und alte Unterlagen zu den Veranstaltungen geben. Die Cafeteria in der Wiwi Fakulät ist für das Angebot sehr teuer. Die Mensen in den umliegenden Fakultäten und Universitäten sind meist besser und preiswerter. Ein Geheimtipp ist die All You Can Eat Mensa gegenüber der Wiwi Fakulät (facultat de quimica). In der näheren Umgebung gibt es auch einige Tapas Bars mit Studentenpreisen. 4 Leben Verkehrsmittel: Wenn man in BCN ankommt, wird man feststellen, dass hier ganz schön starker Verkehr ist. Das U Bahn Netz ist recht gut ausgebaut. Auch mit Bussen kommt man überall hin, jedoch fahren die wann sie wollen. Außerdem gibt es noch Strassenbahnen und die sogenannte Ferrocarril, mit der man auch über die Stadtgrenze hinaus fahren kann. Es gibt verschiedene Tickets, z. B. eine 10er Karte für 6, EUR mit der man alle Transportmittel benutzen kann. Wenn man allerdings einschätzen kann, wie oft man die öffentlichen Verkehrsmittel in Anspruch nimmt, kann man sich beispielsweise auch ein 3 Monatsticket für ca. 110, EUR kaufen. Hierfür braucht man die Personalausweis Nummer. Für manche reicht auch ein 30/50 Ticket (50 Fahrten in 30 Tagen für knapp 30, EUR). Unter der Woche fahren die U Bahnen bis 00:00 Uhr, an Wochenenden bis 2:00 Uhr. Danach fahren jeweils Nachtbusse, die in alle Wohngegenden fahren. Auf jeden Fall braucht man einen großen Stadtplan. 4

5 Telefonieren Wir würden empfehlen eine Prepaid Karte von Vodafone, Movistar oder Orange zu kaufen, die es in vielen Geschäften gibt. Wer über DSL verfügt, telefoniert am besten über Skype. Ärzte Wenn man doch mal einen Arzt aufsuchen muss, braucht man dafür nur die EHI Karte sowie den Personalausweis. Man sollte auf den Zuständigkeitsbereich der Ärzte achten. Der Arzt muss im selben Stadtteil praktizieren in dem man auch wohnt. Medikamente sind sehr günstig. Vorsicht vor Dieben Täglich werden viele Touristen und auch Erasmus Studenten von Taschendieben bestohlen. Uns ist es auch passiert. Dies geschieht hauptsächlich in den Touristen Gebieten um die Rambla, am Hafen, im Altstadtviertel, am Flughafen, etc. Mit den unglaublichsten Tricks versuchen sie einen zu bestehlen. Lasst Euch ja nicht ansprechen! Auch die Polizei vor Ort ist keine große Hilfe. Sprache Amtssprache in BCN ist Katalan. Das heißt alle Hinweisschilder, U Bahn Durchsagen, Speisekarten, usw. sind auf Katalan. Es ist allerdings kein Problem Spanisch zu reden und trotzdem verstanden zu werden. Zudem leben in Barcelona so viele Zugezogene, vor allem Lateinamerikaner, die ohnehin Spanisch sprechen. Neben dem Sprachkurs an der Uni empfiehlt es sich private Sprachschulen aufzusuchen (z.b. Mediterraneo, Speak Easy, Metropolitan) oder Tandem Partner über zu suchen. Das allgemein bekannte Erasmus Problem, dass man untereinander nur Englisch spricht, haben auch wir nicht lösen können. Feste, Parties und Feiertage Neben der streng eingehaltenen täglichen Siesta, gibt es auch relativ viele Feiertage in Barcelona. So gibt es z. B. Anfang Dezember 5 Tage frei, an denen es sich lohnt Ausflüge in die nähere Umgebung zu machen oder auch Valencia, Madrid oder Andalusien zu besuchen. Wir waren selbst ein paar Tage in Andalusien und können dieses schöne Fleckchen Erde wärmstens empfehlen. Mietwagen und Sprit sind um 5

6 einiges billiger als in Deutschland. Man sollte sich rechtzeitig über Feiertage informieren. Das bekannteste Fest in Barcelona ist die Fiesta de la Merce, die jährlich Ende September stattfindet. Auf allen Plätzen in BCN treten Bands und Tänzer auf, es gibt Feuerwerke am Strand und die ganze Stadt ist mehrere Tage in Aufruhr. Erasmus Parties werden wöchentlich organisiert und Plakate hängen überall in der Uni aus. Hier ist der Eintritt immer kostenlos. Clubbing in BCN ist relativ teuer, nicht selten werden 10, EUR Eintritt (inkl. einem Freigetränk) verlangt, ein Bier kostet 5, EUR, ein Mixgetränk ca. 6 9, EUR. Es werden aber in der Stadt genügend Flyer verteilt mit denen man Rabatte bekommt. Clubs, die wir empfehlen würden: Danzatoria (schwierig zu erreichen, aber kein Eintritt und ziemlich schick), Shoko, Otto Zutz, Catwalk, etc. Die Türsteher sind meist nur zur Abschreckung da und fragen ob Du auf der Gästeliste stehst. Das ist aber nicht notwendig. Geld Für einen längeren Aufenthalt in BCN empfiehlt es sich ein Konto bei der Deutschen Bank in Deutschland zu eröffnen, da man hier kostenlos an mehreren DB EC Automaten in BCN Geld abheben kann. Andere deutsche Geldinstitute verlangen hierfür Gebühren bis zu (über) 4, EUR. Ein spanisches Konto haben wir nicht eröffnet, da Finanzielles meist Cash geregelt wird. Sogar die Miete wurde immer Bar an den Vermieter gezahlt. Einkaufen Lidl Filialen gibt es auch in Barcelona, die ihr auf der Lidl Homepage findet. Allgemein ist das alltägliche Leben im Vergleich zu Deutschland ein bisschen teurer. Vor allem Drogerieartikel. Schuhe und Klamotten allerdings gibt es genügend und auch günstiger als in Deutschland. 5 Die Stadt Das Zentrum der Stadt bildet als Verkehrsknotenpunkt der Plaça de Catalunya, von hier aus sind zu Fuß die römischen Ruinen, die mittelalterliche Stadt und die moderne Planstadt Eixample zu erreichen, die für ihre quadratischen Häuserblocks mit den abgeschrägten Ecken und den vielen Modernisme Bauten bekannt ist. Die ältere Stadt ist hauptsächlich flach. Die 6

7 neueren Viertel hingegen liegen am oberen Teil Barcelonas, zu den Hügeln hin, so dass einige Straßen dort an San Francisco erinnern. Im Barri Gòtic, dem gotischen Viertel und historischen Stadtkern, stehen heute noch zahlreiche schöne architektonische Bauten der mittelalterlichen Königs und Handelsstadt wie La Catedral, die Kathedrale der heiligen Eulàlia, der Königsplatz (Plaça del Rei) und das Rathaus (Ajuntament). Die wohl bekannteste Straße der Stadt ist La Rambla (oder span. Las Ramblas, kat. Les Rambles), eine breite Allee, die vom Zentrum bis zum Hafen führt. Sie ist voller Menschen bis spät in die Nacht, und es gibt dort zahlreiche Blumen und Vogelverkäufer, Zeitungskioske, Straßenmusikanten, Akrobaten, Cafes und Restaurants. Sehenswert an den Ramblas sind der bunte und lebhafte Markt Mercat de la Boqueria, der Platz Plaça Reial mit seinen Arkaden und Palmen sowie den typischen Lokalen, und das weltberühmte Opernhaus El Liceu. Am hafenabgewandten Ende der Ramblas befindet sich der Trinkbrunnen Font de Canaletes, dem nachgesagt wird, dass jeder, der einmal daraus getrunken hat, sein Herz an Barcelona verliert und sein Leben lang immer wiederkommt. Aber auch ohne daraus zu trinken, werden wir noch einmal wiederkommen. Am Ende der Promenade, am alten Hafen, steht die Statue von Christoph Kolumbus. Dort sind auch die mittelalterlichen Schiffswerften, die Drassanes, wo sich heute das Schifffahrtsmuseum Museu Marítim befindet. Hafen Columbus Statue Der Strand von Barceloneta. An der langen Strandpromenade kann man sehr gut Inline Skaten. Am Strand direkt gibt es einige Beach Volleyball und auch Basketball Plätze 7

8 Ende des 19. Jahrhunderts entstand in Barcelona eine eigene Form des Jugendstils, die Modernisme genannt wird. Ihr prominentester Vertreter ist Antoni Gaudí, der in Barcelona gelebt und gearbeitet hat. Von ihm sind etliche berühmte Gebäude zu besichtigen. Dazu zählen unter anderen die Casa Milà (La Pedrera), der Palau Güell, der Parc Güell, die Casa Batlló, die Casa Vicens, die Casa Calvet und die noch unvollendete Kirche Sagrada Família, an der seit 1882 gebaut wird. Der Eintritt von 5, EUR für die Sagrada Familia lohnt sich nicht, da innen nur Baugerüste stehen. La Pedrera Sagrada Familia Weitere Sehenswürdigkeiten sind vor allem der Font Màgica, ein beeindruckender Springbrunnen großen Ausmaßes mit Farb und Musikuntermalung am Placa Espana, das Museu Joan Miró, das Museu Picasso mit zahlreichen, weniger bekannten Werken von Pablo Picasso.Als eine besondere Sehenswürdigkeit gilt die Hafenseilbahn Barcelona, die bis zum Stadthügel Montjuic führt. Wir würden aber davon abraten mit dieser zu fahren. Denn für 9, Eur lohnt sich das wirklich nicht. Der Hügel Montjuic kann aber gut zu Fuß bzw. mit dem Bus erreicht werden. Vom Tibidabo Berg hat man einen schönen Blick über die Stadt. Der Weg auf den Berg ist ein wenig mühsam, lohnt sich aber. Auf dem Gipfel steht ein sehr schönes kleines Bergkloster. Auch einen Ausflug wert ist das ca. 1h mit dem Zug entfernte Bergkloster Montserrat oder auch das kleine Dorf Sitges. Falls Ihr dennoch Fragen haben solltet, zögert nicht uns eine E Mail zu schicken an julegrz@gmx.de oder an inesriethmueller@web.de. 8