Simulationspatienten in der medizinischen Lehre. Wissen im Kinderschutz vertiefen Eginhard Koch Universität Heidelberg.
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- Samuel Rothbauer
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1 Simulationspatienten in der medizinischen Lehre Wissen im Kinderschutz vertiefen Eginhard Koch Universität Heidelberg Ablauf Der medizinische Experte Die Lehre in der KJP Heidelberg Das Wahlfach Kinderschutz Kommunizieren, aber richtig Der Schauspielpatient in der Lehre Das psychiatrische Kommunikations- und Interaktionstraining (Psycho-KIT) Prüfen 1
2 Das CanMEDS physician competency framework 1996 / 2005 The framework is based on the seven roles that all physicians need to have, to be better doctors: Medical Expert, Communicator, Collaborator, Manager, Health Advocate, Scholar, and Professional. CanMEDS-Rollen als Lehr- und Prüfungsinhalt Beispiel Heidelberg Med. Exp. Comm. Collab. Scholar Profess. Health advoc. Manag. Repräsentationen der CanMEDS-Rollen in nichtschriftlichen Prüfungen der Universität Heidelberg 2
3 CanMEDS-Rollen und Kinderschutz Medical Expert: Hinweise auf Kindeswohlgefährdung besser erkennen und dokumentieren Communicator: Kindern, Jugendlichen, Eltern, Jugendhilfe Professional: Entscheidungskompetenz, der nächste Schritt Collaborator: Pädiatrie, Rechtsmedizin, Jugendhilfe, Polizei Health Advocate: Aufklärung, Öffentlichkeitsarbeit, Berufspolitik... Die Lehre in der KJP Heidelberg Moduldauer: 4 Wochen; 8 mal / Jahr, 40 Studierende, Modul (Allg.Psych., KJP, PSM) KJP-Anteil 30%, Organisation: ½ Stelle Lehrmethoden Interdisziplinäre Vorlesung (3 Kliniken) Problembasiertes Lernen (POL) Kommunikationstraining mit standardisierten Patienten (SP) Computerbasiertes Training (CBT) (Video)Seminare Für PJ-Studenten: Logbuch Wahlfach Kinderschutz 3
4 Wahlfach Kinderschutz Interdisziplinär: Pädiatrie, Gynäkologie, Rechtsmedizin, Allgemeinmedizin, Familientherapie, Polizei, Jugendhilfe, Kinderschutzzentrum (AWO), KJP Semestergebunden mit 2 SWS 18 Studierende Voraussetzungen: Medizin: 1. Staatsexamen; Psychologie: Bachelor Am Ende schriftliche Prüfung 4
5 Rationale Eine gelingende Kommunikation ist die entscheidende Voraussetzung für eine tragfähige Arbeitsbeziehung zwischen Arzt und Patient und schafft somit überhaupt erst die Grundlage, auf der sich diagnostische und therapeutische Maßnahmen entfalten können. Psycho-KIT Psychiatrisches Kommunikations- und Interaktionstraining Training der Studierenden mit standardisierten Patienten (SPs) in Kleingruppen Schauspieler (auch Jugendliche) Krankheitsbilder, besondere Situationen und Schwierigkeitsgrade Kommunikationsleitfaden Logbuch Psycho-Block Kommunikationstraining 1 mal pro Woche, 2 Stunden, 3 Dozenten, 3 SchauspielerInnen, 9 Studenten, und jeder Student führt ein Gespräch 5
6 Kommunikationstraining I Flexibilität und Souveränität in der eigenen Kommunikation Kommunikationsmodelle verschiedene Ansätze Sach- und Beziehungsebene Den eigenen Kommunikationsstil kennenlernen Selbst- und Fremdwahrnehmung Das Gesprächsziel: Was soll erreicht werden? Kommunikationstraining II Flexibilität und Souveränität in der eigenen Kommunikation Gute Rahmenbedingungen und eine gute Atmosphäre aufbauen Techniken und Strategien für erfolgreiche Gespräche Zuhören lernen: die Technik des aktiven Zuhörens Verbalisieren emotionaler Inhalte Positionen und Interessen des Gesprächspartners erkennen Besondere Gesprächssituationen meistern Umgang mit Missverständnissen, Widerständen und Konflikten 6
7 Unterrichtsform Psycho-KIT Studentengruppe Dozent Arzt-Patienten- Interaktion und Kommunikation Studentischer Arzt Simulationspatient Gesprächstypen Krankheitsbilder Spezifische Situationen Kernpunkte des Studentenunterrichtes Gesprächsführung Eigenreflexion Feedback Medizinische Inhalte 7
8 Besonderheiten dieser Unterrichtsform Unterricht von thematischen Schwerpunkten optimale Gestaltung für die Umsetzung von Lehrzielen Zeitmanagement Entlastung realer Patienten Schwierigkeit/Unmöglichkeit, an realer Situation zu lehren Vorbereitung auf und Annäherung an die Realität Vorteile des Einsatzes von Schauspielpatienten Reproduzierbarkeit Berechenbarkeit Planbarkeit Verfügbarkeit Feedback, auch des SPs Anpassungsfähig an die jeweils notwendige Situation 8
9 Vorteile für die Studierenden geschützter Rahmen zur Verbesserung von kommunikativen Fähigkeiten Erarbeitung und Ausprobieren von Verhaltensalternativen Erhöhung des Lerneffekts und der Eigenwahrnehmung durch Feedback Profitieren von der klinischen Erfahrung der Dozierenden Zwei Fallbeispiele Zu jedem Fall gibt es ein umfangreiches Drehbuch mit Lebensgeschichte Sozialer Situation aktueller Situation Was darf wann gesagt werden Aufgabenstellung Lern- und Kompetenzziele Checkliste für Prüfung 9
10 Frau Leitner, 26 J., Mutter von 4 Kindern bis zum Alter von 7 Jahren, Tochter Jaqueline 18 Monate alt Uhr in der allgemeinen notärztlichen Versorgung. Eine Mutter stellt ihre Tochter J. vor. Sie sei um ca Uhr vom Wickeltisch gefallen und habe vor einer Stunde einmal erbrochen. Der Kinderarzt sei nicht zu erreichen, daher kommt sie jetzt in die Ambulanz. Bei der Untersuchung zeigen sich mehrere Hämatome unterschiedlicher Färbung, z.t. frisch, z.t. auch etwas älter, die Lokalisation ist u.a. am Stamm und an der Beugeseite des Oberschenkels rechts. Ein Handabdruck ist fraglich erkennbar. Prellmarke seitlich rechts am Kopf des Kindes. Erheben Sie eine Anamnese mit der Kindesmutter. Überlegen Sie mit ihren Kommilitonen gemeinsame Ursachen und Strategien Besprechen Sie das weitere Procedere mit der Mutter des Kindes. Lernziele Interaktive Lernziele: Beziehung aufbauen und erhalten (auch zu wenig kooperativen Patienten und Patienten, die nur zögerlich Auskunft geben) z.b. gezielter Einsatz von Gesprächstechniken und Fragetypen; gestaltet Überleitungen; paraphrasiert, fasst Gesprächsinhalte zusammen. Motivieren des Patienten für die weitere Kooperation Inhaltliche Lernziele: Comotio Cerebri und Differentialdiagnosen Unfallanamnese Entwicklungsanamnese des Kindes Sozialanamnese, Entwicklungsrisiken (!) Procedere bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung 10
11 Frau Wojtek 33 Jahre, Herr Brenner 36 Jahre (Stiefvater von Denis 12 Jahre) Sie sind Stationsärztin/arzt in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Ihnen wurde vor einer Woche der 12-jährige Denis auf Drängen des Jugendamtes überwiesen. In diesem Elterngespräch wollen Sie das Ausmaß eines vorgeworfenen Kindesmissbrauchs noch einmal erfassen und gegebenenfalls mit den Eltern besprechen, dass Denis nicht mehr in der Familie bleiben kann. Folgender körperlicher Befund liegt vor: Denis ist ein leicht untergewichtiger 12 jähriger Junge (er wiegt 38,1 kg bei einer Größe von 148 cm, BMI 17,39). In der orientierenden internistischen Untersuchung zeigen sich alte Kratzspuren am Rumpf, eine Druckschmerzhaftigkeit am lateralen rechten Rippenbogen, sowie alte blaue Flecken am Rumpf und im Gesicht. Die neurologische Untersuchung bleibt unauffällig. Zum Zeitpunkt der Untersuchung können weder grob- noch feinmotorische Defizite festgestellt werden. Eine Zusammenfassung bisheriger Untersuchungsergebnisse liegt vor Strukturierte Anamneseerhebung (Was ist bekannt...) Abschätzung der Schwere der Grfährdung (Stellen wichtiger Leitfragen) Ausarbeiten und begründen eines Procederes Motivation der Eltern zur Kooperation Der standardisierte Patient und das Thema Kinderschutz in der Prüfung 11
12 Prüfen Prüfungen sind der Garant für die Qualität der medizinischen Versorgung Gute Prüfungen spiegeln in Inhalt und Form die Anforderungen an zukünftige Ärzte wider Prüfungen sind die letzte Chance, einem Studierenden etwas beizubringen Gute Prüfungen sind gerecht Assessment drives learning Geoff Norman 12
13 Wie können wir prüfen? Prüfungspyramide does Realer Kontext am Patienten: MiniCEX, Encounter Card, arbeitsplatzbasiertes Prüfen shows how knows how knows Fertigkeiten/Fähigkeiten: OSCE Entscheidungswissen: z. B. Key feature, mündlich Faktenwissen: MC-Fragen, mündlich (Miller, 1990) Wie funktioniert ein OSCE? Objective Structured Clininal Examination Standardisierter Patient 1 Depression Borderline Standardisierter Patient 3 Standardisierter Patient 2 Schizophrenie Standardisierter Patient 4 Verdacht auf Kindesmisshandlung 13
14 Checkliste (Auszug) Fall: Verdacht auf Kindesmisshandlung Schafft vertrauensvolle Atmosphäre Erfasst den Hergang des fraglichen Unfalls (Frau Leitner) Erhebt vollständige Sozialanamnese und aktuelle Situation der Familie Erfragt und erkennt Entwicklungsrisiken und mögliche Gefährdung Stellt Kontakt zum Kinderschutzteam her Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit 14
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