Tagesmütter. auf dem Prüfstand der Forschung. Prof. DDr. Lieselotte Ahnert. Veranstaltung des Hilfswerk Steiermark Enquete am
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- Magdalena Buchholz
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1 Veranstaltung des Hilfswerk Steiermark Enquete am in Graz Tagesmütter auf dem Prüfstand der Forschung Prof. DDr. Lieselotte Ahnert Arbeitsbereich Entwicklung Fakultät für Psychologie der Universität Wien Institut für Angewandte Psychologie: Gesundheit-Entwicklung-Förderung
2 Evaluationsverfahren zur Qualität von Kleinkindbetreuungen: ECERS für Kindergärten (Early Childhood Environment Rating Scales: Harms & Clifford, 1998) ITERS für Krippen (Infant/Toddler Environment Rating Scales: Harms, Cryer & Clifford, 1990) FDCRS für die Kindertagespflege (Family Daycare Rating Scale: Harms & Clifford, 1989) Empfehlungen von Gesellschaften und Verbänden Säuglingen und Kleinkinder sind aktiv Lernende. Sie brauchen eine Umwelt, in der sie sich durch soziale Interaktionen mit Erwachsenen sowie aktiv selbst handelnd zu einer selbstbestimmten Individualität entwickeln können. Eine Kleinkindbetreuung muss von daher I. anregende Interaktionen ermöglichen. = an natürliche Kompetenzen + Lernfähigkeiten anknüpfen II. emotional verkraftbar sein. III. überschaubar und zugänglich sein. Anregung Geborgenheit = eine stabile Gefühlswelt ermöglichen Strukturiertheit = vorhersagbaretagesabläufe gestalten
3 I. Vom Kind aus? Kann die Qualität einer Kleinkindbetreuung vom Kind aus bestimmt werden? II. Umsetzung? Wie kann Betreuungsqualität in der Kindertagespflege umgesetzt werden? III. Potenziale? Wo liegen die besonderen Potenziale der Kindertagespflege? IV. Entwicklungskonsequenzen? Welche Konsequenzen ergeben sich für die Entwicklung des Kindes?
4 I. Vom Kind aus? Kann die Qualität einer Frühbetreuung vom Kind her bestimmt werden? Anregung Geborgenheit Strukturiertheit 4
5 von ANBEGINN seines Daseins versteht der Säugling Anregung dass er wie ein anderer Mensch ist undandere Menschen sind wie er selbst = was es heißt, ein Mensch zu sein = an natürliche Kompetenzen + Lernfähigkeiten anknüpfen von ANBEGINN versteht der Säugling dass andere Menschen mit ihrem Tun etwas beabsichtigen: 5
6 Anregung Joint Attention+Handlungsverständnis Meltzoff, A. N. (1995). Developmental Psychology, 31,
7 Gelingende Interaktionen Anregung I. Joint Attention II. Verstehen kommunikativer Absichten III. Imitation durch Rollentausch 7
8 Anregung Interaktionen sind notwendig, die dem Säugling seine Selbstwirksamkeit erkennen lassen: Beachtung von Kontingenzen UNTERBROCHENE DIALOGE und mangelhafte Kontingenzen: ausgeprägte kindliche Emotionsschwankungen, Quengeln und Schreien Säuglinge vermeiden in der sozialen Interaktion zunehmend Blickkontakte und verlieren generell das Interesse an Personen. kindliche < 1 sec mütterliche Reaktion Zeit 8
9 Anregung Kooperationsfähigkeit Mundy, P., & Gomes, A. (1998). Infant Behavior and Development, 21, Empathie-Fähigkeit Zahn-Waxler, C. et al. (1992). Developmental Psychology, 28,
10 Anregung Mindmindedness Will man jedoch derartige Bildungsprozesse über soziale Beziehungen auch in außerfamiliärer Betreuung entwickeln, müssen Bedingungen geschaffen werden, die genügend Zeit bieten: für gemeinsame Aufmerksamkeit, für das gegenseitiges Verstehen der Absichten des anderen, und für ausführliche Dialoge und Rollentausch.
11 Anregung Pädagogische Effizienz oder Selbstwirksamkeit 11
12 Geborgenheit = eine stabile Gefühlswelt entwickeln Bindungen sind besondere Formen der Sozialbeziehungen, die sich durch emotionale Sicherheit und Vertrautheit auszeichnen + mit nur wenigen Personen entstehen. Der Mutter-Kind-Bindung wird eine besondere Bedeutung beigemessen, weil sie durch biolog. Mechanismen unterstützt wird (primäre Bindung). Die Bindung macht sich angeborene Verhaltenssysteme zunutze, die Nähe zu einer Bezugsperson garantieren. Von daher kann ein Kind auch mit nicht-mütterlichen Bezugspersonen Bindungsbeziehungen aufbauen (sekundäre Bindung). über Interaktionserfahrungen werden Bindungsbeziehungen aufgebaut
13 John Bowlby Mary Ainsworth Geborgenheit Interaktionen im Zirkel der emotionalen Sicherheit 6. Übereinstimmung im Handeln Handlungen sind selbst bestimmt + zielführend eingesetzt; sie können auf Anforderungen hin ausgerichtet werden. 1. Bedarf nach Sicherheit Stabilität der Gefühlswelt des Kindes wird aus der emotionale Sicherheit der Beziehung gewonnen. 2. Bedarf nach Explorationsunterstützung Erkundungstätigkeit wird an die Beziehung zurückgebunden. 8. Bedarf nach Aufmerksamkeit ist vor allem situationsangemessen erforderlich. 4. Interesse an Fremdkontakten vertraute Beziehungen machen neugierig auf neue Kontakte. 3. Freude am Körperkontakt Körperliche Nähe + Körperkontakte untermauern die Beziehung. 5. Freude an Kommunikation Die Kommunikation ist nicht nur offen + herzlich, sondern hochgradig individuell ausgebildet. 7. Bedarf nach Emotions- regulation Emotionen können gezielt angezeigt, unterdrückt oder angepasst werden. 13
14 Wie sich Bindung letztlich bei jedem einzelnen heranwachsenden Menschen zeigt, hängt von den Erfahrungen mit der jeweiligen Bindungsperson ab. INTERAKTIONSERFAHRUNGEN 1.Bedarf nach Sicherheit 2. nach Explorationsunterstützung 3.Freude am Körperkontakt 4.Interesse an Fremdkontakten 5.Freude an Kommunikation 6.Übereinstimmung im Handeln 7.Bedarf nach Emotionsregulation 8. nach Aufmerksamkeit Sensitive Betreuung Zuwendung über proximale Interaktionsformen (viel KK) Externe Emotionsregulation Entwicklungsförderung durch gemeinsames Handeln Insensitive Betreuung Zuwendung über distale Interaktionsformen (wenig KK) Emotionsregulation unwichtig Entwicklungsförderung über Instruktionen Sichere Bindungsbeziehung.an den Entwicklungsbedürfnissen orientiert; Entwicklung eines stabilen Selbstwertgefühls ermöglicht. IWM Unsichere Bindungsbeziehung.voreilig in die Selbständigkeit gedrängt; in kritischen Situationen auf sich allein gestellt.
15 Strukturiertheit = vorhersagbare Tagesabläufe gestalten Geteiltes Betreuungsfeld: Abstimmungsprozesse notwendig? 15
16 Informationen aus aktueller eigener Forschung II. Umsetzung? Wie kann Betreuungsqualität in der Kindertagespflege umgesetzt werden?
17 Parenting & Co-Parenting Informationen aus aktueller eigener Forschung Projektleitung: Univ.-Prof. DDr. Lieselotte Ahnert AB Entwicklungspsychologie Projektmanagement: Mag. Barbara Supper AB Entwicklungspsychologie WIEN Projektarbeit: Ein Untersuchungsradius von 200 km um Wien wurde befahren. Dabei wurden bereits km mit privaten Autos zurückgelegt. Außerdem waren unzählige Stadtfahrten in Wien nötig [mit öffentlichen Verkehrsmitteln]. Stichprobe: Praxisfeld: Niederösterreichisches Hilfswerk Eltern für Kinder Österreich [EFKÖ] Kinderdrehscheibe Wiener Hilfswerk Volkshilfe Wien CoP P Kinder im Alter von Monaten N=300 n= 200 mit Tagespflege n= 100 ausschl. familienbetreut
18 Informationen aus aktueller eigener Forschung Bindungsqualität zur Tagesmutter [+ Mutter] Wien Parenting& Co-Parenting Bindungsqualität zur Erzieherin [+ Mutter] Stendaler Tagesbetreuung WiKi Wiener Krippenstudie: Die Eingewöhnung in Krippen
19 Interaktionsanalysen [2h Video-Aufnahmen]
20 Bindungsqualität [Beobachtung mit Attachment Q-Sort] SICHER UNSICHER 1. Bedarf nach Sicherheit 2. Bedarf nach Explor.unterstützung 3. Freuede am Körperkontakt 4. Interesse an Fremdkontakten 5. Freude an Kommunikation 6. Übereinstimmung im Handeln 7. Bedarf nach Emotionsregulation 8. Bedarf nach Aufmerksamkeit Bindungs-Explorations-Balance Teilnehmende Beobachtung Beispiel Item: Das Kind benutzt den Gesichtsausdruck der Erzieherin als eine Informationsquelle, wenn etwas gefährlich aussieht
21 Entwicklungskonsequenzen [Tests und Fragebögen] Test-Aufgaben: Begriffsbildung Instrumenten-Kenntnisse Teil-Ganzes-Beziehung Problemlösen Fragebögen: Sprachverstehen Soziale Kommunikation Verhaltensanpassung Autonomie Handlungen verstehen Meltzoff, A. N. (1995). Developmental Psychology, 31, Kooperationsfähigkeit Mundy, P., & Gomes, A. (1998). Infant Behavior and Development, 21, Empathie-Fähigkeit Zahn-Waxler et al. (1992). Dev.Ps., 28,
22 III. Potenziale? Wo liegen die besonderen Potenziale der Kindertagespflege?
23 Tagesmütter Explorations Bindungs Balance Bedarf nach Sicherheit Bedarf nach Explorationsunterstützung Freude am Körperkontakt Interesse an Kommunikation Übereinstimmung im Handeln Bedarf an Emotionsregulation Bedarf nach Aufmerksamkeit Nutzung von Fremdkontakt * r=.36 r=.32 * * r=.11 * Erzieherinnen r=.13 * Informationen aus aktueller eigener Forschung
24 Informationen aus aktueller eigener Forschung Qualitätsunterschiede in der Bindung Mutter-Kind-Bindung Explorations-Bindungs- Balance Übereinstimmung im Handeln Bedarf nach Emotionsregulation Bedarf nach Aufmerksamkeit Tagesmutter-Kind-Bindung Erzieherin-Kind-Bindung
25 Jurczyk, K., Rauschenbach, T. & Tietze, W. (2004). Von der Tagespflege zur Familientagesbetreuung. Weinheim & Basel: Beltz. Informationen aus aktueller eigener Forschung AQS: Allgemeiner Wert der Bindungsqualität Traditionell Pragmatisch Berufsorientiert Perspektivlos ** ** Eins-zu-eins Situationen Dyadische Spielsituationen Tagesmutter Erzieherin Tagesmutter Erzieherin 25
26 IV. Entwicklungskonsequenzen? Welche Konsequenzen ergeben sich für die Entwicklung des Kindes? 26
27 Informationen aus aktueller eigener Forschung Test-Aufgaben: Begriffsbildung Instrumenten-Kenntnisse Teil-Ganzes-Beziehung Problemlösen Fragebögen: Sprachverstehen Soziale Kommunikation Verhaltensanpassung Autonomie Bayley Score ** ** Tagesmütter Erzieherin Tagesmütter Erzieherin 27
28 Intentionen verstehen Meltzoff, A. N. (1995). Developmental Psychology, 31, Informationen aus aktueller eigener Forschung Kooperationsfähigkeit Kommunikation Mundy, P., & Gomes, A. (1998). Infant Behavior and Development, 21, Empathie-Fähigkeit Zahn-Waxler et al. (1992). Dev.Ps., 28, insecure insecure insecure secure secure insecure secure secure mother childminder
29 Informationen aus aktueller eigener Forschung Das geteilte Betreuungsfeld Mutter-Kind-Bindung Tagesmutter-Kind-Bindung Je größer der Kontrast in den Beziehungserfahrungen des Kindes, desto geringer.. desto ausgeprägter. Anpassungsfähigkeit Ablenkbarkeit Ausgeglichenheit Austausch Ungezwungenheit Kommunikation -0,6-0,4-0,2 Korrelation: -1E-15 0,2 0,4 0,6 Beziehungskontrast X..
30 Informationen aus aktueller eigener Forschung Abstimmungsbemühungen: Mutter-Tagesmutter bzw. Erzieherin Bsp. Frage Wenden Sie sich mit Problemen Ihres Kindes auch an Ihre Tagesmutter/Erzieherin? Wenden sich die Mütter mit Problemen Ihrer Kinder an Sie? Regelmäßig Parenting & Co-Parenting Stendaler Tagesbetreuung p<.001 Ganz selten 30
31 1. Eine entwicklungsangemessene Kleinkindbetreuung zeichnet sich durch Anregung, Geborgenheit und Strukturiertheit aus. 5. Emotionale Sicherheit, Explorationsunterstützung, individualisierte Kommunikationsabläufe und Körpernähe erfahren Kleinkinder ausgeprägter in der Tagespflege als in Krippen. Jungen sind danach in Krippen besonders benachteiligt. FAZIT: 2. Die Umsetzung dieser Forderungen erfordert von einer professionellen Betreuungsperson, dass sie an den natürlichen Kompetenzen und Lernfähigkeiten anknüpft, mit dem Kind eine stabile Gefühlswelt entwickelt und vorhersagbare Tagesabläufe gestaltet. 3. Damit kommt einer kindorientierten Interaktion eine zentrale Bedeutung zu, die zu einer Beziehungsgestaltung führt, die sichere Bindungsbeziehungen entstehen lässt. 4. Zu Tagesmüttern entwickeln Kleinkinder häufiger sichere Beziehungen als zu Erzieherinnen in Krippen. 6. Kleinkinder entwickeln ihre Kompetenzen zügiger in Tagespflege als in Krippen. 7. Bessere Absprachen sind mit besserer Verhaltensanpassung verbunden.
32 Bücherempfehlungen: The scientist in the crib. Minds, brains, and how children learn (1999) The cultural origins of human cognition (1999) 32
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