Knoten lösen Netze knüpfen
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- Catharina Sauer
- vor 8 Jahren
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1 Am waren alle Interessierten in der IGS Kronsberg zu einer Informationsveranstaltung zum Bildungsnetzwerk BINE in Hannover Süd-Ost eingeladen. Anlässlich dieser Veranstaltung sind hier einige Gedanken aufgeschrieben. Knoten lösen Netze knüpfen 1867 fing die Geschichte über dat Wettloopen twischen den Swinegel un den Haasen up de lütje Haide bi Buxtehude so an Disse Geschichte is lögenhaft to vertellen, ower wahr is se doch. Denn mien Groosvader, van den ich se hew, pleggte jümmer, wenn he se mi vertelde, dabi to seggen: Wahr mutt se doch sein, mien Söhn, anners kann man se nich vertellen! De Geschicht hett sick so todragen gibt es eine ähnliche Geschichte - das Wettlaufen zwischen dem dreigleidrigen Schulsystem und der Gesamtschule. Der Wettlauf hat schon begonnen. Klar ist nur noch nicht, wer der Hase und wer der Igel ist. Aber warum muss es überhaupt einen Gewinner oder Verlierer geben? Verbirgt sich in dieser Situation nicht auch die Chance zurück zu gehen, in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts. Alle Kinder länger gemeinsam zu unterrichten, war schon damals und ist noch immer das wesentliche Ziel der Gesamtschulen. Wie kann das gelingen, wenn das neue Schulgesetz in Niedersachsen das dreigliedrige Schulsystem stärkt? Hier sind dazu einige Gedanken aufgeschrieben, am Beispiel der IGS Hannover-Kronsberg. Die IGS Kronsberg ist im Sommer 2001 mit vier fünften Klassen und neun Lehrer/innen gegründet worden. Sie wird jedes Jahr um vier weitere Klassen bis zum 10. Jahrgang aufgebaut. Die pädagogischen Leitideen lassen sich in drei Gedanken zusammenfassen: - Menschen stärken - Schule öffnen - Kulturelle Begegnungen gestalten. Neben der Unterrichtfächern sollen diese Orientierungspunkte besonders in den folgenden Profilschwerpunkten sichtbar werden: - Neue Medien - Ökologie - Musik-Kunst-Kultur. In der Qualitätsentwicklung orientieren wir uns u.a. an folgenden fünf Qualitätsbereichen 2 1. Lehren und Lernen 2. Lebensraum Klasse und Schule 3. Schulpartnerschaft und Außenbeziehungen 4. Schulmanagement 5. Professionalität und Personalentwicklung 1 W. Schröder, Dat Wettloopen twischen den Swinegel un den Haasen up de lütje Haide bi Buxtehude, Hannover Vgl. G. Haider BMUK, Wien 99
2 In diesem Beitrag sind einige Gedanken zu dem Qualitätsbereich Schulpartnerschaft und Außenbeziehungen aufgeschrieben. Schon in der einjährigen Planungsphase tauchte der Anspruch auf, die oben genannten Leitideen nicht nur im Schulalltag anzustreben, sondern auch darüber hinaus, also in den Stadtteil hinein. Dieser Anspruch entsprach (unserer Meinung nach) dem oben genannte Ziel der Gesamtschulen länger gemeinsam zu lernen. Um dieses Ziel zu erreichen war es förderlich, folgendes Planungsraster anzulegen. 1. Ziel des Vorhabens - beschreibt den gewünschten Endzustand (positiv formulieren, keine Negation), - ist klar, verständlich und eindeutig, - ist herausfordernd und auch erreichbar, - ist messbar (woran ist zu erkennen, dass das Ziel erreicht ist?), - findet bei allen Beteiligten Zustimmung (Benutzer, Ausführende, Planer, Auftraggeber). Merke: Ohne Ziel ist jeder Weg richtig! 2. Wem nützt die Erreichung des Ziels? - Was und Wie nützt es den verschiedenen Beteiligten (Benutzer, Ausführende, Planer, Auftraggeber)? Merke: Ohne Erfüllung der Nutzenerwartungen gibt es keinen Erfolg! 3. Ressourcen - Welches Kapital an Geld, Zeit, know-how, Beziehungen ist (nicht) vorhanden? - Welche Ressourcen werden benötigt, um das Ziel zu erreichen (MitarbeiterInnen, Zeit, Material, Anlagen, Unterstützung, Wissen...)? - Geld: Welche finanziellen Möglichkeiten haben wir (nicht)? - Zeit: Wer hat wie viel Zeit für das gemeinsame Vorhaben? - Kompetenzen: Wer kann was? - Beziehungen: Wer kennt wen, der/die hilfreich wäre? - Was ist noch nötig, um das Ziel zu erreichen? Merke: Oft werden Ideen nicht realisiert, weil die Ressourcen in der relevanten Umwelt unzureichend bekannt sind! Schriftliche Übersicht anlegen! 4. Meilensteine - Bis wann soll was von wem wie erledigt sein? Wer hakt nach? - Wer koordiniert die Erledigung der einzelnen Aufgaben? - Wie und was ist die Reihenfolge der Schritte? Merke: Eine schriftliche und für alle Beteiligten zugängliche Übersicht mit klaren Zuständigkeiten (Was soll von wem umgesetzt werden), ersetzt manche konfliktreiche Konferenz! 5. Kick off Robuste erste Schritte - Die ersten Schritte bündeln die gemeinsamen Kräfte und können viel Energie auch bei Noch-Nicht-Beteiligten frei setzen. - Die ersten Schritte dienen allen Beteiligten als Vergewisserung, ob sie das Ziel erreichen wollen oder lieber doch nicht. - Die ersten Schritte sollten robust geplant und umgesetzt werden. - Die ersten Schritte können in der Öffentlichkeit Irritationen hervorrufen. Merke: Auch ein Weg von 1000 Schritten beginnt mit dem ersten Schritt.
3 6. Mitsteiter/innen - Wer macht mit? - Wer macht (noch) nicht mit? - Wen brauchen wir noch? Merke: Der Umfang des Vorhabens sollte adäquat zur Anzahl der MitstreiterInnen sein! Achten Sie auf Ihre eigenen Möglichkeiten. Überfordern Sie sich nicht auf Dauer! Alle, von denen wir es uns wünschen würden, machen sowieso nie mit! 7. Auswertung - Raster zum Vorgehen, Leitfragen, Arbeitsschritte: - Was ist abgelaufen? Welche Handlungen und Ergebnisse haben im Laufe des Vorhabens stattgefunden? - Was hätte nach den Absichten der Beteiligten passieren müssen? - Hat es ähnliche Vorgänge (z.b. ein Ziel wurde nicht erreicht, sondern alles ist irgendwie anders gelaufen) schon öfter gegeben? Welche Muster gibt es? - Wie haben wir dazu (nicht) beigetragen, dass eine Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit aufgetreten ist? Welche Annahmen, Gewohnheiten, Bestrebungen haben gewirkt? Welche Fähigkeiten konnten aktiviert werden? - An welchen Stellen wäre ein anderes Vorgehen möglich gewesen? Welche Kriterien wären dann zu berücksichtigen gewesen? - Was macht es leicht oder schwierig, einen solchen anderen Weg zu gehen? - Was sind die fördernden und hemmenden Kräften gewesen, die zum Gelingen oder zum Misslingen des Vorhabens beigetragen haben? Merke: Fehler bietet eine gute Möglichkeit zu lernen! 8. Feier - Genießen Sie Ihren Erfolg und teilen Sie Ihre Wertschätzung auch den anderen mit. - Es gibt die Zeit zum Arbeiten und zum Feiern und Genießen und Ausruhen Merke: Wer arbeiten kann, sollte auch feiern! An einigen Beispielen möchte ich hier aufzeigen wie sich die IGS Hannover-Kronsberg und die umgebende Schullandschaft im Süd-Osten von Hannover innerlich und äußerlich langsam weiter entwickelt, immer mit dem Ziel, länger gemeinsam zu lernen. Arbeitskreise Noch bevor die Schule gegründet wurde, haben wir den Arbeitskreis IGS Kronsberg & Co gegründet. In diesem Arbeitskreis waren alle relevanten Initiativen und Organisationen zur Mitarbeit eingeladen. Das Ziel dieses Arbeitskreises ist es, die pädagogischen Belange der Kinder und Jugendlichen im Stadtteil miteinander zu gestalten. In jedem Jahr legten wir einen Arbeitsschwerpunkt fest: Partizipation von Kindern und Erwachsenen am Schulneubau (2001/02), Förderung des sozialen Lernens (2002/03), Kooperation mit den benachbarten Schulen (2003/04). Durch die ersten Kontakte mit den benachbarten Schulen bildeten sich erste gemeinsame Arbeitsschwerpunkte heraus. Das führte 2001 zur Gründung des Arbeitskreises Keimzelle, in dem die IGS Kronsberg mit den drei benachbarten Grundschulen und zwei außerschulischen Partnern kooperiert. Ziel dieses Arbeitskreises ist es, in der Umweltbildung möglichst nachhaltig zusammen zu arbeiten. Seit 2002 arbeiten die Schulen als Verbund in dem Projekt Umweltschulen in Europa. Kurz danach wurde der Arbeitskreis Soziales Lernen fördern gegründet. Ziel dieses Arbeitskreises ist es, die Sozialkompetenzen der Kinder und Jugendlichen gemeinsam zu fördern. Dazu war der Austausch der Lehrer/innen über Schulordnung und soziale Projekte in den Schulen hilfreich. Mittlerweile arbeiten in diesem Arbeitskreis acht Schulen zusammen. Seit Schuljahr 2003/04 wird gemeinsam mit Kindern, Jugendlichen, Eltern und Lehrer/innen dieser Schulen das Projekt Konflikte bewältigen umgesetzt. Fortbildungen Im Schuljahr 2001/02 hat der Fachbereich Neue Medien eine Fortbildung durchgeführt, zu der die benachbarten Schulen eingeladen waren.
4 Durch die Aufnahme von neuen Schüler/innen für den fünften Jahrgang entstand im zweiten Schuljahr verstärkt die Diskussion über die Lernausgangslage und Förderdiagnostik besonders im Bereich Deutsch. Gemeinsam mit der Universität Hannover, Fachbereich Erziehungswissenschaften, wurde eine mehrtägige Fortbildung durchgeführt. Zu dieser Fortbildung wurden nur die Schulen eingeladen, deren Kinder zur IGS Kronsberg kommen. Für das Schuljahr 2003/04 sind weitere Fortbildungen geplant. Bildungsnetzwerk (BINE) Hannover Süd-Ost Durch diese Reihe von gelungenen Kooperationen hat sich eine stärkere regelmäßige Zusammenarbeit ergeben. Es ist angedacht, ein Bildungsnetzwerk zu gründen. An diesem Netzwerk sind im ersten Schritt die Schulen beteiligt, die sehr eng mit der IGS zusammenarbeiten. In einem weiteren Schritt ist dieses Netzwerk auch offen für weitere Schulen. Den Nutzen der Kooperation sehen wir im professionellen Austausch mit verwandten Organisationen, mit der stärkeren Sichtbarwerdung in der relevanten Öffentlichkeit, mit der besseren Erschließung finanzieller Ressourcen und mit der leichteren Erreichung der ursprünglichen Ziele. Die IGS Kronsberg ist für die Schuljahrgänge 5-10 gegründet. Diesen Auftrag, mit all seinen Erlassen und Verfügungen, nehmen wir ernst. Uns ist klar, das bei diesem Dienst nach Vorschrift die Lösung nicht administrativ bereitet wird. Wir sehen die Möglichkeiten mehr im persönlichen, im unterrichtlichen und im schulorganisatorischen Bereich: Durch das gemeinsame und persönlich bedeutsame Lernen, durch die ständige Weiterentwicklung der Unterrichtsqualität und durch die Entwicklung zur lernenden Schule wollen wir auf den drei verschiedenen Ebenen das Ziel erreichen, länger gemeinsam zu lernen. Für uns bedeutet das, vom Kinde aus zu denken und deshalb Lernpfade von der 1. Klasse bis zum Ende der Schulzeit zu gestalten. An ausgewählten Kernideen z.b. Umweltbildung, soziales Lernen, Lese-Rechtschreib-Leistungen versuchen wir erste Schritte zu gehen. Wir haben den Anspruch an uns selbst gestellt, dass die Kinder und Jugendlichen länger gemeinsam lernen. Diesen Anspruch versuchen wir durch unsere persönlichen Annahmen, Einsichten und Erkenntnisse umzusetzen und durch theoretische Erkenntnisse zu vertiefen. Wir wollen uns dabei von der (durch das Schulgesetz) geschützten Einheit der Integrierten Gesamtschule zur lebendigen Vielfalt des Bildungsnetzwerkes weiter entwickeln, ohne die geschützte Einheit aufzugeben. Die Entwicklung von der Einzelschule zur Schullandschaft lässt sich die vier Stufen darstellen. Nach meiner Einschätzung bewegen wir uns zur Zeit zwischen Stufe 2 und 3. Stufe 1 Grenzen ziehen Kontakt aufbauen emotionale Sicherheit herstellen
5 Stufe 2 Grenzen sichern anfangen, sich zu öffnen Stufe 3 Unvollständigkeit und Interesse entdecken Allianzen eingehen Ergänzungen suchen Ganzheitliches finden Stufe 4 zeitweise Auflösung der ursprünglichen Einheit neue Qualität ermöglichen vielfältige Lebendigkeit entdecken Aus der Geschichte vom Wettlaufen aus dem Jahre 1867 konnten wir bereits von den Gewinnern lernen (auf neudeutsch benchmarking ) wie hilfreich Ähnlichkeiten und die eigene Familie sind. Nutzen wir also die Ähnlichkeiten und die eigene Familie aus. Gehen wir auf andere Schulen zu und nutzen wir dabei besonders unsere nahen Verwandten, die kleinen Integrierten Gesamtschulen der Schuljahrgänge 1-4, besser bekannt unter dem Namen Grundschulen. Zum Schluss die aufgeschriebene Lehre aus der Geschichte von 1867: Rudolf Kleine-Huster
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