Ein Ja im richtigen Moment. kann alles verändern

Transkript

1 -.-., Ein Ja im richtigen Moment kann alles verändern i Alle Formen des Unglücklichseins beruhen auf einem einzigen Wort: Nein! Der Schlüssel besteht darin, den inneren Schalter auf"ja" umzulegen - das ist die Botschaft von Ruediger Schache in seinem neu erschienenen Buch "Ja! und der innere Schalter zum höchsten Glück". NATUR & HEILE N sprach mit dem Autor. 32 NATUR & HEILEN 1/2013

2 Ruediger Schache -- 0 ein Mensch in einem Strudel unglücklich machender Gedanken und Gefühle zum Leben wieder, ohne dass er genau weiß, woher das alles kam. "Nein, ich will das nicht! Nein, das ist nicht gut! Nein, ich selbst bin fehlerhaft!" Dieses Nein drückt aus, dass die Gegenwart, wie sie gerade ist, nicht gut gefunden wird. Wenn wir aber die Gegenwart ablehnen, lehnen wir das Leben ab. Und jede Ablehnung des eigenen Lebens erzeugt inneres Unglücklichsein. Das geschieht wie bei einem Schalter, der automatisch auf Nein springt, sobald etwas Bestimmtes im Wahrnehmungshorizont auftaucht. Oft geschieht das unbemerkt und sogar ungewollt. Im Unterbewusstsein laufen dann alte Prägungen und Erinnerungen ab. VON NEIN AUF JA UMSCHALTEN, NATUR & HEILEN: Herr Sc/lUche, Sie habeli Ihrem Buch den prägnanten Titel gegeben II ja! und der innere Schalter zum höchsten Gliick", Was hat ein einfaches Ja mit Glück zu tw}? Ruediger Schache: Glück ist der Zustand, der übrig bleibt, wenn das Unglück verschwindet. Also sehen wir uns als Erstes an, wie das U 0 - glücklichsein entsteht. Inneres, also gefühltes Unglück entsteht immer dann, wenn wir etwas nicht wollen oder anders haben wollen, als es gerade ist. Wenn wir etwas an einem anderen Menschen ablehnen oder an unserem Leben, an einer Situation oder an uns selbst. Eine innere Ablehnung und Glück können sich nicht zur selben Zeit denselben Ort teilen. Während Sie etwas verurteilen oder als negativ bewerten, können Sie nicht gleichzeitig glücklich sein. Und je mehr Sie innerlich ablehnen, umso mehr Raum wird damit gefüllt werden. Die Lebenszeit füllt sich sozusagen mit Ablehnungen auf. Und plötzlich findet sich Wie ein Programm! Richtig. Wie ein Programm, das unbewusst abläuft. Vielleicht redet jemand in Tonfall und Formulierungen wie damals der eigene Vater. Und der Verstand ruft: "Nein, das kenne ich, das mag ich nicht!" Der andere hat keine Ahnung, warum er gerade abgelehnt wird. Die ga nze Beziehung wird sofort belastet. Oder jemand berichtet nur eine persönliche Erfahrung, und man denkt, er wollte einem Vorschriften machen so wie damals die Mutter. "Nein, das lasse ich mir nicht gefallen." Wie können diese automatischen Abwehrreaktionen verändert werden? Versteht man, warum die automatischen Abwehrreaktionen ablaufen, dann können sie nicht mehr unbemerkt sinnlose Neins zwischen Ihre Geda nken schießen. Sie können kein weiteres inneres Unglück erzeugen. Ganz konkret schalten Sie Ihr Licht der Bewusstheit folgendermaßen ein: Erstens: Immer wenn Sie sich im Kampf mit anderen oder in Selbstablehnung erkennen, oder auch nur, wenn Sie sich "einfach schlecht" gegenüber dem Leben fühlen, muss es einen inneren Ablehnungsprozess geben. Immer. Es ist unmöglich, dass Sie negative Gedanken NATUR & HEI LEN 1/

3 Ruediger Schache ist ein bekannter Autor, dessen Bücher mittlerweile in 26 Sprachen ersch ienen sind. Er betreibt - zusammen mit der Heilpraktikerin Nicole Diana Engelhardt - südlich von München ein Institut für Bewusstseinsforsch ung, wo er im Rahmen von Seminaren und Vorträgen eine Brücke zwischen aktuell erwissenschaft, sp iritueller Wah rheit und praktischem Leben schafft. Internet: und daraus resultierende Gefühle haben, ohne dass eine Ablehnung vorhanden ist. Zweitens: Jede Ablehnung benutzt immer einen ganz einfachen Mechanismus: Die Ablehnung sagt "Hier will ich nicht sein". Das ist die Ablehnung des Ortes. Oder sie sagt "Ich will nicht, dass dies gerade so geschieht. Da läuft etwas falsch." Das ist die Ablehnung der Situation. Oder die Ablehnung sagt "Etwas in mir oder an mir ist nicht richtig." Das ist das Nein zu sich selbst. Der Ort, die Situation oder das Selbst - es gibt nur diese drei Möglichkeiten. Nun sehen Sie ganz genau hin, was im Detail gerade innerlich abgelehnt wird. Oft ist es nur eine W inzigkeit an einem Menschen oder an einem Ort, die dazu führt, dass das ganze Geschehen als unglücklich empfunden wird. Sobald Sie diese gefundenen Mikroablehnungen im Licht Ihrer Bewusstheit anschauen, werden Sie merken, dass sie keinen Bestand mehr haben, und jetzt können Sie sich fragen, ob sich nicht einfach an derselben Stelle ein Ja finden läss t. "Finde die Ablehnung in dir, und alles wird sich verändern." Auch wen Tl man diese ZusammenhäTlge weiß, fällt es einem oft schwer, in Situationen, die einen Ilpacken", den Schalter umzulegen. Woran liegt das? Der Verstand hat einen kleinen Trick: Um das tägliche Leben so gut wie möglich im Griff zu haben, vereinfacht er die Dinge stark. Er arbeitet mit einem Pauschal-Schalter. Ein Mann zum Beispiel klopft an die Tür. Er sieht wie Ihr Vater aus, Sie wiederum hatten mit Ihrem Vater ein bestimmtes Problem. Aus dem ersten schnellen Eindruck, der aus dem Unterbewusstsein emporsteigt - "Dieser Mann hat einen Bart wie mein Vater" -, macht das Gehirn eine Gesamtablehnung. Das ist der Trick des Verstandes, um schnelle Entscheidungen zu treffen. Aber diese Einschätzung entspricht nicht der Wahrheit, es ist nur eine schnelle Entscheidung. Der Weg ist nun, sich anzuschauen, ob die pauschale Entscheidung, die so schnell stattgefunden hat, ob dieses "Nein" überhaupt stimmt. Das ist der Kern der Arbeit, die wir selbst tun können. Wir können uns ansehen: "Gegen was ganz genau bin ich denn gerade?" DIE KLEINEN UND GRO SS EN JAS ALS BAUSTEINE DES GLÜCKS Was passiert genau in uns, wenn wir innerlich Ja zu dem, was ist, sagen? Sie können es leicht selbst testen: In der Zeit, in der man in sich selbst das Wort "Ja" denkt oder fühlt, kann man nicht unglücklich sein. Wenn Sie einem andern oder sich selbst ein inneres Ja geben, können Sie sich nicht gleichzeitig schlecht fühlen. Das ist eine ganz zentrale Tatsache. Man kann nur unglücklich sein, wenn man dieses Ja wieder verlässt. Ein Weg, um in einen glücklicheren inneren Zustand zu kommen, ist, sein Leben danach zu untersuchen, wo man viele kleine Jas anstatt Ablehnungen finden kann. Das kann in der eigenen Wohnung beginnen, bei dem Wenigen, das man vielleicht besitzt. Wenn einer zum Beispiel nur ein Zimmer, ein Klappsofa, eine kleine Küche und eine Kaffeemaschine hat, 34 NATUR & HE ILEN 1/20 13

4 Ru ediger Scha che dann hat er ein Sofa und kann schlafen - viele haben das nicht. Er hat Wasser und eine Kaffeemaschine - viele haben das nicht. Jede Begrüßung von etwas, was man hat, ist ein Ja zur Gegenwart. ein Dank an das Leben. Immer, wenn ich diese Dankbarkeit über die Gegenwart verlasse, lande ich in einer Zukunft, die ich noch nicht habe. Dann fehlt mir wieder etwas, und ich bin erneut im Mangel. Dann gewinnen die Neins wieder. NICHT MEH R GEGEN, SONDERN FÜR ETWAS KÄMP FEN Auch gesunde Neins gibt es - wie unterscheidet man sie von den anderen? Das ist eine gute und wichtige Frage. Es geht darum zu erkennen, dass ein Nein n icht das Problem ist, sondern die automatische Reaktion. Denn wenn sie automatisch stattfindet, macht das Unterbewusstsein mit mir, was es will. Dann laufen die alten Verletzungen, die alten Prägungen, die unwillkürlichen Reaktionen auf andere Menschen ab. Das innere "Ja, so ist es" legt in dem Moment eine kleine Pause ein, und die Automatik-Refl exe laufen nicht mehr ab. In diesem Moment der kleinen Pause bin ich ganz bei mir selbst. Und dann kann ich mich entscheiden, nicht zu reagieren. oder ich entscheide: "Jetzt will ich kämpfen." Doch nun ist es kein u nbewusster Kampf mehr "gegen" etwas, sondern eine bewusste Entscheidung.,für u etwas. Nu n gehe ich mit einem Ja in die anstehende Aufgabe. Diese kleine Sekunde - der Situation ein Ja zu geben - schafft in mir den Raum für Bewusstheit. Man muss nicht immer schnell reagieren. Man kann einen Atemzug warten, die Situation kurz wahrnehmen, wie sie ist, und ihr ein Ja geben. Dann atmet man aus und sagt seine Meinung. Was unterscheidet das Annehmen dessen, was und wie es ist, vom positiven Denken? Die Annahme ist das Ansehen der Wahrheit. Es ist ein Ja zu dem, was ist, auch zu dem Negativen. Map verändert also nicht etwas Negatives in etwas Positives, sondern die Wahrheit ist: "Wenn ich gerade schlechte Laune habe, habe ich schlechte Laune." Ich beobachte es und bin nich t dagegen. Und plötzlich - und das ist das kleine Wunder - kann es sein, dass man innerlich lacht. Weil man etwas wahrnimmt und es zum ersten Mal nicht mehr ablehnt, sondern sagt: "Genauso ist es. u Dann stellen sich innere Glückzustände darüber ein, dass man es endlich in sich selbst nicht mehr ablehnen muss. Man kämpft nicht mehr gegen die Situation an, man hat keinen Widerstand mehr gegen das eigene Leben. Und alles entspannt sich innerlich. Deswegen heißt es auch "Der Schalter zum höchsten Glück". SEINE KIND HEITSPRÄGU NGEN ANN EH MEN Es ist in manche1l Situationen schwierig, ein einmal gefundenes Ja dann auch durchzuhalten. Wie schafft man es, in. den stressigsten Situationen bei einem Ja in sich zu bleiben? Das Gute ist: Man muss es gar nicht "schaffen". Es schaffen zu wollen, wäre der Versuch von Selbstkontrolle. Das kostet nur viel Kraft und funktioniert nicht. Bewusstwerdung ist keine Technik, ist nichts, das man irgendwann vergessen könnte. Ihr licht der Bewusstheit, Das Ja auf der spiritue llen Ebene ste llt den g rößten Schritt auf dem Weg zu einem neuen Bewusstsein dar. Denn es geht mit einer grundsätzlich neuen Art zu leben einher. also das Wissen und Verstehen, ist - nachdem es aktiviert ist - immer in Ihnen. Es ist ein fester Teil von Ihnen. Es wirkt von selbst. Natürlich wird die nächste Situation kommen, und der Nei n-refl ex möchte wieder automatisch ablaufen. Aber man erkennt immer sch neller: "Da ist es wieder. Das ist einfach nur der Re flex." Als Erstes ist es also wichtig zu bemerken, dass überhaupt ein Reflex abläuft. Ab jetzt fü hlt sich ei n Nei n beobachtet. Allei n das sorgt schon dafür, dass es Schritt für Schritt, NATUR & HEILEN 1/

5 Ruediger Schache wie ein Klang, der immer leiser wird, ausläuft. Das Wundervolle an dieser Arbeit ist: Ich muss keine Disziplin haben, weil Disziplin im eigenen Kopf auf Dauer nicht durchführbar ist. Man kann eine Kindheitsprägung nicht mit dem Verstand kontrollieren. Es ist ein Reflex, wie wenn man mir gegen das Knie haut. Es ist die Summe aller Kindheitsprägungen, die eine Persönlichkeit ausmacht. Warum sollte man sie beseitigen? Aber was diese Prägungen mit einem machen - das kann mit der Zeit transformiert werden, indem man beleuchtet, was abläuft, und die Identifikation damit aufgibt. EIN ER KRANKH EIT EIN INNERES JA GEBEN Manchmal befindet man sich in einer Situation, in der es schwierig ist, Ja zu sagen - zum Beispiel, wenn man schwer krank ist! Die Krankheit muss natürlich auf die richtige Weise medi zinisch behandelt werden. Bei dem inneren Ja geht es vor allem darum, dass man sich innerlich nicht selbst bekämpft, nur weil man krank ist. Der Körper braucht schon genug Kraft, um gesund zu werden. Wenn man sich selbst oder seinem Körper Vorwürfe macht, dann lehnt man den Körper und sich selbst ab. Ein unnötiger Kampf. Es geht also um Hingabe an den Heilungsprozess? Ja. Der Beginn ist ein Moment ohne Abwehr gegen das, was mir das Leben gerade vor die Füße legt - in diesem Fall die Krankheit. Das ist der Augenblick der Annahme. Man bekennt damit: Ich kämpfe nicht gegen mein eigenes Leben. Dann folgt die innere Entscheidung: "Ab jetzt tue ich alles, was in meiner Kraft steht, um eine Heilung zu unterstützen." Das ist der Augenblick der inneren Entscheidung für einen Weg, für ein Ja zum Leben mitsamt der Aufgabe, die es gerade bringt. Sich in Annahme üben bedeutet auch zu erkennen, dass eine Krankheit bis zur Genesung genau die Zeit braucht, die sie braucht, und nicht die Zeit, die man selbst gern hätte. 36 NATUR & HE ILEN 1/ 2013

6 Ruediger Schache Gerade das fällt vielen Menschen schwer, weil sie Angst haben. Angst ist immer dann vorhanden, wenn eine Ungewissheit für die Zukunft im Raum steht, also wenn man etwas nicht weiß oder nicht versteht. Bei einer Krankheit kann tatsächlich viel Angst entstehen, die Kraft kostet. Aber gerade diese Kraft braucht der Körper, um zu heilen. Also sieht man sich die Angst in ihren Details genau an. Da sind meistens schon wieder Neins zu etwas, was gar nicht real ist oder was sicher die Wahrheit ist. Vielleicht kann man an mancher Stelle stattdessen die Möglichkeit für ein Ja finden. Nochmals: Ein inneres Ja bedeutet nicht, eine Sache gutzuheißen oder ihr laut zuzustimmen. Ein inneres Ja ist nur ein "Ja, so ist es gerade." Es ist ein kurzer Moment von Frieden mit dem Leben, wo ein anderer Teil gerade am liebsten Unglück erzeugen würde. EINE NEUE ART ZU LEBEN Wenn man Ja zu seinem Leben sagt, verbindet man sein Leben dann mit einer höheren Kraft? So ist es. Zuerst einmal verbinde ich mich durch das Ja mit diesem Moment, mit meinem eigenen Leben, so wie es ist. Dabei entsteht ein Gefühl von Dankbarkeit. Selbst wenn ich wenig habe, zeigen mir die Jas, dass ich für das Wenige dankbar sein kann. Dann verschwindet die Unzufriedenheit. Die Dankbarkeit und die Annahme - diese beiden Zustände zusammen - erzeugen tiefes Glück, das heißt das tiefe innere Empfinden über die Richtigkeit des Lebens. Es liegt auch ein großes Glück darin zu wissen, dass ich mein Leid jetzt nicht "wegmachen" muss. Ich kann ihm zu seiner Anwesenheit in mir ein Ja geben. Es ist ja ohnehin bereits da. Für viele Menschen bedeutet das eine große Erleichterung! "Du bist gerade traurig, wo ist da der Fehler?" Es ist doch kein Fehler, traurig zu sein. Es ist kein Fehler, Einsamkeit zu spüren, denn Einsamkeit ist eine Facette des Menschseins. Jetzt ist gerade Einsamkeit dran, und morgen oder übermorgen wird es etwas anderes sein. Das Erstllunliche i s t~ (lass das innere Ja so einfach und gleichzeitig die Quelle des größten Glücks ist! "Die Nicht-Ablehnung ist einer der höchsten Bewusstseinszustände U Der Verstand könnte dazu anmerken: "So einfach kann es doch nicht funktionieren!". Und das wäre dann wieder ei nes seiner Neins. Doch wenn man das Licht der Bewusstheit einschaltet und bereit ist zu beobachten, was abläuft, setzt es eine grundlegende Transformation in Gang. Dann wird man auch die Früchte ernten. Betrachtet man das innere Ja auf der spirituellen Ebene, so stellt es den grö ßten Schritt auf dem Weg zu einem neuen Bewusstsein dar. Denn es geht mit einer grundsätzlich neuen Art zu leben einher: Die Gedanken sagen: Ja, die Gefühle sagen: Ja, das Handeln sagt: Ja, das Herz sagt: Ja! Am Ende ist da eine vollkommene Umarmung des Lebens und seines Selbst. Und was ist das? Es ist Liebeein Zustand ohne Ablehnung, in dem alles genauso anwesend sein und geschehen darf, wie es gerade ist. Am Ende, wenn aller innerer Widerstand verschw unden ist, wird der Tropfen im Fluss zu m Fluss selbst. Dann ist alle Trennung verschwunden. Ruediger Schache, wir bedanken uns sehr herzlich für dieses Gespräch!.. lite ratur: "Nein, so will ich es nicht. (( Das ist das Alte.,,/a! Nichts ist falsch an dieser Welt. Nichts ist falsch an meinem Leben. Nichts ist falsch an mir selbst. (( Das ist das Neue. Anne Devillard Ruediger Schache: Ja! Der innere Schalter zum höchsten Glück. Nymphenburger Verlag. München Bildquellen: Look Foro (5. J6) N ATUR & HEILEN