Markus Güntner und Swisscanto Zwei Kompetenzführer und Pioniere im Bereich der nachhaltigen Geldanlage
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- Gitta Krause
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1 Markus Güntner und Swisscanto Zwei Kompetenzführer und Pioniere im Bereich der nachhaltigen Geldanlage Name: Markus Güntner Funktion/Bereich: Mitglied des Kaders Organisation: Swisscanto Asset Management AG Liebe Leserinnen und liebe Leser, das Thema Nachhaltigkeit gewinnt im Bereich der Geldanlage zunehmend an Bedeutung. Anfangs noch belächelt, entwickelt sich die nachhaltige Geldanlage vom Nischendasein in Richtung Mainstream, zumindest, was das Marketing der Produktanbieter betrifft. Gerade in den letzten beiden Jahren konnte der Markt sein Volumen auch tatsächlich mehr als verdoppeln und steht damit prinzipiell für beeindruckendes Wachstum, allerdings auf noch bescheidener Basis. Trotz Fukushima und Co. ist der Anteil am Gesamtmarkt immer noch (zu) gering, d.h. bis zum Mainstream unter dem Aspekt der Relevanz bei den Anlegern liegt noch ein Weg vor der Branche. Um das Thema zu fördern, organisieren wir mit den wichtigsten Leuchttürmen im Markt die Initiative Nachhaltige Geldanlagen Im ersten Schritt lassen wir die führenden Akteure der Branche die Chancen und Herausforderungen und den Status-Quo reflektieren. Es freut uns sehr, dass wir diese Serie mit Markus Güntner, einem ausgewiesenen Nachhaltigkeitsexperten und Mitinitiator unseres Competence Centers Nachhaltige Geldanlagen auf der Competence Site beginnen. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Ihr NetSkill-Team Seite 1
2 Sehr geehrter Herr Güntner, Frage 1: Swisscanto u. Markus Güntner als Pioniere Nachhaltiger Geldanlagen Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt im Bereich der Geldanlage zunehmend an Bedeutung. Anfangs noch belächelt, entwickelt sich nachhaltige Geldanlage dank Fukushima und Co. vom Nischendasein in Richtung Mainstream, zumindest betreffend des Marketings der Produktanbieter. Swisscanto hat sich schon sehr früh dem Thema verschrieben. Daher freut es uns, dass wir sie im Rahmen unserer Initiative Nachhaltige Geldanlagen 2020 als ersten Branchen-Akteur vorstellen zu dürfen. Wie hat Swisscanto als Tochter der Schweizer Kantonalbanken dieses Thema schon so früh für sich entdeckt? Was zeichnet Swisscanto nachhaltig in der Branche aus? Sind Sie persönlich (auch) Überzeugungstäter? Wie verlief Ihr Weg zu Swisscanto und wie haben Sie persönlich die Entwicklung der Branche miterlebt und begleitet? Swisscanto hat sich bereits Mitte der 1990er-Jahre dem Thema Nachhaltigkeit gewidmet und 1998 den ersten nachhaltigen Aktienfonds lanciert. Swisscanto kam damals dem Wunsch institutioneller Anleger nach - vor allem dem Anliegen der Pensionskassen. Denn die Berücksichtigung von ethischen, sozialen und ökologischen Kriterien sowie der Ausschluss von Branchen, denen man eher das Gegenteil zuspricht, wurden bei der Wahl des Investments immer wichtiger. Swisscanto selbst als Unternehmen stellt seine gesamten Tätigkeiten klimaneutral. Das bedeutet: durch den Kauf von CO2-Zertifikaten wird ein wichtiger Ausgleich zum Verbrauch der Resourcen und dem CO2-Ausstoß geschaffen. Ebenfalls wird Ökostrom verwendet und im Jahr 2010 verpflichtete sich Swisscanto mit der Unterzeichnung der "Grundsätze für verantwortungsvolles Investieren" der Vereinten Nationen ("UN Principles for Responsible Investment" oder kurz UN PRI) Umwelt-, Sozial- und Corporate-Governance-Aspekte generell in ihre Investmentanalysen und -entscheidungen einzubeziehen. Swisscanto erstellt jährlich einen Nachhaltigkeitsbericht, der sämtliche Aktivitäten transparent aufzeigt. Besonderes Merkmal der nachhaltigen Green Invest-Fonds sind die im Branchenvergleich strengen Ausschlusskriterien, die dem Anleger ein wirklich nachhaltiges Investment ermöglichen. Mein Weg zu Swisscanto führte über die Sparkassenorganisation in Seite 2
3 verschiedenen Positionen und die Deka als Abteilungsdirektor. Als im Jahr 2005 bei Swisscanto das deutsche Vertriebsteam mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit ins Leben gerufen wurde, trat ich der Fondsgesellschaft der Schweizer Kantonalbanken bei. Für mich persönlich ist Nachhaltigkeit ein wichtiger Aspekt und daher habe ich durch den Kauf von CO2-Zertifikaten meine privaten Aktivitäten klimaneutral gestellt. Frage 2: Nachhaltigkeit als Marketing-Maßnahme der Produktanbieter? Nach Fukushima und anderen Katastrophen könnte man meinen, dass sich die Finanzbranche im fundamentalen Wandel befände. Große Unternehmen schreiben sich Nachhaltigkeit in Großbuchstaben auf ihre Brust und Kombinationen mit Green und Co. schmücken die Produktpaletten vieler Anbieter. Befasst man sich jedoch näher mit einzelnen Unternehmen finden sich manchmal kaum mehr als ein paar Fonds oder andere Produkte, die das Label Nachhaltigkeit wirklich verdienen. Haben wir nichts dazugelernt? Ist Nachhaltigkeit am Ende vielfach doch noch aktuell vor allem eine Marketing-Maßnahme (Green Washing), zur Ansprache von Gutmenschen, ein Trend, auf den man als Finanzunternehmen aufspringen muss oder besteht doch die Hoffung, dass sich die Branche in der Breite nachhaltig(er) ausrichtet? Wie ideologisch muss man ihrer Meinung nach als Anbieter das Thema angehen? Der nachhaltige Gedanke und damit auch das Investieren aufgrund nachhaltiger Kriterien wird sich nach meiner Meinung mittelfristig durchsetzen. Dafür spricht auch der politische Wille, immer mehr das Thema Nachhaltigkeit in zahlreiche Ziele und Vorhaben zu integrieren. Die Energiewende ist sicher das prominenteste Beispiel. Gegen das Green-Washing gehen erfreulicherweise die NGO s vor, so dass es sich Unternehmen kaum noch leisten können, nicht den nachhaltigen Weg zu bestreiten. Speziell im Fall der Anbieter von nachhaltigen Fonds werden die Anleger dafür sorgen, dass sich die Spreu vom Weizen trennt beziehungsweise ihre Produktphilosophien so anpassen, dass tatsächlich "drin ist was drauf steht". Man muss das Thema Nachhaltigkeit einfach in seiner Notwendigkeit angehen. Seite 3
4 Verantwortungsbewusstsein für die Zukunft der eigenen Kinder ist doch eigentlich seit jeher dem Menschen in die Wiege gelegt. Dieser Gedanke muss gestärkt werden, um die leider auch seit jeher existierende Gier etwas einzudämmen. Frage 3: Nachhaltigkeit als Thema für Anleger? Laut einer Studie vom SD-M mit Unterstützung vom Bundesumweltministerium und Allianz Global Investor, spielen Nachhaltigkeitsaspekte auch im Rahmen von Bundespensionsfonds bisher keine Rolle. Der Staat als Vorbild wirkt unglaubwürdig. Auch Privatanleger setzen aktuell eher auf altbewährte Kapitalanlagen. Wie der aktuelle Marktbericht des Forum Nachhaltige Geldanlage (FNG) vom November 2011 zeigt, ist der Anteil nachhaltiger Investments am Gesamtmarkt im Bereich Publikumsfonds, Mandate und sonstige Finanzprodukte mit 0,9 Prozent noch immer gering. Wo bleiben Ihrer Meinung nach da die Relevanz und die Verantwortung der Anleger? Zählt bei aller Klage gegen die Gier am Schluss doch nur die Rendite? Wie kann man institutionelle und private Anleger für das Produkt Nachhaltige Geldanlage umfassender interessieren als dies heute der Fall ist? Anleger würden sicher noch viel mehr Verantwortung im Bereich der Geldanlage übernehmen, wenn die Ansprache ihres Beraters diesbezüglich stärker wäre. Denn Finanzberater sind ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg der nachhaltigen Geldanlagen. Deshalb bieten wir Banken und freien Beratern Schulungen an, um das Thema intensiv zu beleuchten und den Vertriebserfolg zu unterstützen. Wir merken bei unseren täglichen Gesprächen, dass in punkto Fachwissen noch Defizite in der Breite herrschen. Aber mit dem zunehmenden Anlegerinteresse wird sich das mittelfristig ändern. Ein Meilenstein wäre es, wenn in den Beratungsprotokollen generell die Frage nach dem Aspekt Nachhaltigkeit gestellt würde. In dieser "nachhaltigen" Kundenansprache steckt noch viel Potenzial und sie würde das Interesse der Investoren an nachhaltigen Produkten steigern. Seite 4
5 Frage 4: Rückblick 2011, Blick in die Zukunft Das Jahr 2011 geht zu Ende. Das ist ein idealer Zeitpunkt, um in einem sehr ereignisreichen Jahr zurück und nach vorne zu blicken. Wie bewerten Sie 2011 für die Branche und Swisscanto? Was erwarten Sie vom kommenden Jahr? Bis Juli waren die Finanzmärkte eigentlich auf Kurs und versprachen vernünftige Renditen auf Jahressicht. Doch dann kam das Gewitter der Euro- Schuldenkrise auf und das Jahr 2011 wird dadurch gekennzeichnet als unerfreuliches in die Finanzgeschichte eingehen. Anleger sind nun verunsicherter denn je, wie sie ihr Erspartes sinnvoll investieren können. Das ist sicher eine Situation, in der nachhaltige Geldanlagen an Bedeutung gewinnen können. Es gibt ja für verschiedene Risikoprofile der Anleger Fondslösungen, bei Swisscanto zum Beispiel steht vom reinen Rentenfonds über gemischte Fonds bis zu Aktienfonds mit diversen Anlagethemen (Global, Wasser, Emerging Markets und Klimaschutz) eine große Auswahl zur Verfügung. Daher sehe ich im Jahr 2012 eine große Chance, um Investoren noch weiter für das Thema Nachhaltigkeit zu sensibilisieren und diese Assetklasse in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Gesamtwirtschaftlich hoffe ich trotz der Schuldenproblematik in zahlreichen Staaten, es ist ja nicht nur in der Euro-Zone ein Problem, dass die Volkswirtschaften moderate Wachstumsraten aufweisen werden und dadurch eine Beruhigung der Finanzmärkte erfolgt. Vielen Dank für das Interview! Seite 5
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