Genossenschaftsbanken in Deutschland (und Österreich)
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- Imke Brauer
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1 Genossenschaftsbanken in Deutschland (und Österreich) U3L-Vorlesung Prof. Dr. Reinhard H. Schmidt Goethe-Universität, Frankfurt am Main House of Finance-Stiftungsprofessur für Finance und Accounting: U3L-Vorlesung: Sparkassen international 1
2 Struktur der Präsentation Einleitung und Problemstellung Was sind Genossenschaftsbanken? Definitionsfragen Die konstitutiven Merkmale von Geno-Banken Die Governance von Geno-Banken Geno-Banken in Deutschland Ursprünge der Geno-Banken Die Stellung der Geno-Banken im deutschen Bankensystem Zahlen aktuell Zahlen in der Vergangenheit Der genossenschaftliche Bankenverbund Die DZ-Bank (und WGZ-Bank) Geno-Banken in Österreich Raiffeisen und RI ÖVB und deren Entwicklung Ausblick
3 Die Eigenschaften und der Status von alternativen Banken Alternative Banken Definition und gewöhnliche Eigenschaften: Unterschied im Bezug auf was? Duale oder multiple bottom lines Ungewöhnliche / fehlende / schwache Eigentümerpositionen und ihre Auswirkungen In einigen Fällen dichtes Filialnetz und Regionalprinzip (Sparkassen ) Genossenschaftsbanken Mitglieder-basiert: Selbsthilfeorganisationen Privat und selbstverwaltet Demokratisch verfasst Teil eines Allfinanz-Verbundsystems Die politische Debatte über alternative Banken House of Finance-Stiftungsprofessur für Finance und Accounting: U3L-Vorlesung: Sparkassen international 3
4 Entwicklung und Stellung der STV-Banken 1: Ihre Entstehung und ihr ursprüngliches Mandat Im 18. und 19. Jahrhundert war das Bankwesen in Deutschland elitär /exklusiv: Privatbanken und später (ab 1870) Aktienbanken waren nur auf reiche Individuen, (wenige) große Unternehmen und staatliche Kunden ausgerichtet Die breite Masse der (erwerbstätigen) Bevölkerung hatte keinen Zugang zu Banken bzw. sie war von ausbeuterischen Geldverleihern abhängig Sparkassen entstanden ab 1800 teils als wohltätige private Organisationen und teils (und später vor allem) als Teil der kommunalen Verwaltungen Genossenschaftsbanken entstanden ab 1840 als Selbsthilfeorganisationen der Bauern (Raiffeisen) und der städtischen Handwerker (Schultze-Delitzsch) Ihre Ziele: social inclusion, Linderung von Notlagen und Abhängigkeiten, Förderung der lokalen Wirtschaftstätigkeit, auch politische Einbindung Ihre Gemeinsamkeiten: Die Mehrfach-Ziele und damit die bewusste Abwendung vom Primat der Gewinnerzielung, Dezentralität, Regionalprinzip und die Verbünde bestehend aus finanziellen Zentralinstituten und Verbänden Ihre Unterschiede: Rechtsform, Eigentümer- oder Trägerschaft und Corporate Governance, die aber jeweils so auf einander abgestimmt sind, dass sie der Ausbeutung entgegenwirken können (was einen weiteren Vortrag Wert wäre!) House of Finance-Stiftungsprofessur für Finance und Accounting: U3L-Vorlesung: Sparkassen international 4
5 Entwicklung und Stellung der STV-Banken 2: Die Entwicklung in den letzten 50/20 Jahren In der Zeit nach dem 2. Weltkrieg: Wegen ihrer demokratischen Strukturen politisch erst sehr erwünscht und gefördert Massiver Gewinn an Marktanteilen und öffentlichem Ansehen - Verbürgerlichung Sparkassen wurden zur größten Bankengruppe in Deutschland Genossenschaftsbanken wurden zur erfolgreichsten Bankengruppe In den letzten 20 Jahren: Die STV-Banken konnten ihre starke Marktstellung bewahren, obwohl Massive Konzentration erlaubten Professionalisierung und stärkten die lokalen Institute Ihre Zentralinstitute gewannen (relativ) stark an Bedeutung Ausbau der Verbünde von Sparkassen und Genossenschaftsbanken, und damit eine beträchtliche Effizienzsteigerung Aber es gab auch Gegenkräfte: Zunehmende politische Angriffe, v.a. gegen die öffentlich-rechtlichen Banken, insb. die Landesbanken, und schließlich Wegfall von Anstaltslast und Gewährträgerhaftung Gefahr der Machtkonzentration bei genossenschaftlichen Zentralinstituten und des Machtverlustes bei den lokalen Institutionen und der Desintegration House of Finance-Stiftungsprofessur für Finance und Accounting: U3L-Vorlesung: Sparkassen international 5
6 Das Corporate Governance (CG) Problem von alternativen Banken Als Europäer definieren wir CG als die Summe von institutionellen und organisatorischen Mechanismen, die festlegen, wie Entscheidungen in großen Organisationen getroffen werden. Das beinhaltet: organisatorische Ziele setzen und das Management überwachen Warum die Steuerung von Stakeholder Value-orientierten (STV) Banken ein Problem ist: Weil sie keine Eigentümer haben, die gleichzeitig stark und effizienzorientiert sind und die über die Mittel verfügen, dem Management Effizienz aufzuerlegen Der Fall der genossenschaftlichen Banken: Die Eigentümerstellung der Mitglieder ist (notorisch) schwach Kein Anreiz, das Management zu kontrollieren Kein Anreiz des Managements/der Einflussreichen, andere auszubeuten Gegengewicht: Haftungsverbund und Prüfungssystem House of Finance-Stiftungsprofessur für Finance und Accounting: U3L-Vorlesung: Sparkassen international 6
7 Der deutsche Bankensektor Banken sind das echte Zentrum des deutschen bankenbasierten Finanzsystems Das deutsche Bankensystem umfasst drei (+1) Säulen : Geschäftsbanken, darunter die Großbanken Sparkassengruppe mit 435 lokalen Sparkassen und 11/7 öffentlichen Regionalbanken Die genossenschaftliche Bankengruppe mit 830 lokalen Genossenschaftsbanken Eine vierte Gruppe von anderen Banken Geschäftsbanken S-Gruppe Genoss.- Gruppe Institute (Banken) Institute (%) Gesamtvermögen (TA) Gesamtvermögen (%) Alle Banken sind Universalbanken mit traditionell engen Bindungen zu ihren Geschäfts- und Konzernpartnern House of Finance-Stiftungsprofessur für Finance und Accounting: U3L-Vorlesung: Sparkassen international 7
8 Die Drei-Säulen-Struktur des deutschen Bankwesens Sparkassen und Genossenschaftsbanken sind kleinteilig, regional orientiert und nicht strikt gewinnorientiert oder Shareholder Value-orientiert (SHV), sondern am Stakeholder Value orientiert (deshalb im folgenden STV-Banken) STV-Banken unterscheiden sich von SHV-Banken durch ihre Rechtsform, ihre Zielsetzung und vor allem durch ihre Verbundsysteme und das Regionalprinzip Anzahl Kreditinstitute (2010) Anzahl Zweigstellen (2010) Genossenschaftsbanken 55% Sonstige 10% Großbanken 0% Regional- und sonstige Kreditbanken 9% Zweigstellen ausländischer Banken 5% Landesbanken & Sparkassen 21% Genossenschaftsbanken 33% Sonstige 5% Landesbanken & Sparkassen 35% Großbanken 20% Regional- und sonstige Kreditbanken 7% Zweigstellen ausländischer Banken 0% House of Finance-Stiftungsprofessur für Finance und Accounting: U3L-Vorlesung: Sparkassen international 8
9 Entwicklung und Stellung der STV-Banken 3: Indikatoren der Performance im Vergleich Großbanken Sparkassen Kreditgenossenschaften 120% 3,5% 120% 3,5% 120% 3,5% 100% 80% 60% 40% 20% 0% -20% 3,0% 2,5% 2,0% 1,5% 1,0% 0,5% 100% 80% 60% 40% 20% 0% -20% 3,0% 100% 2,5% 80% 60% 2,0% 40% 1,5% 20% 1,0% 0% 0,5% -20% 3,0% 2,5% 2,0% 1,5% 1,0% 0,5% -40% ,0% -40% ,0% -40% ,0% Aufwand/Ertrag-Relation Aufwand/Ertrag-Relation Aufwand/Ertrag-Relation EK-Rentabilität vor Steuern EK-Rentabilität vor Steuern EK-Rentabilität vor Steuern Provisions-/Zinsüberschuss Provisions-/Zinsüberschuss Provisions-/Zinsüberschuss Zinsspanne (rechte Achse) Zinsspanne (rechte Achse) Zinsspanne (rechte Achse) House of Finance-Stiftungsprofessur für Finance und Accounting: U3L-Vorlesung: Sparkassen international 9
10 Prozente Entwicklung und Stellung der STV-Banken 4: Kredite an / Einlagen von Nichtbanken Kredite an Nichtbanken (Bilanzsummen) Einlagen von Nichtbanken (Bilanzsummen) Großbanken Sparkassen Quelle: Deutsche Bundesbank (2010) Kreditgenossenschaften Großbanken Sparkassen Quelle: Deutsche Bundesbank (2010) Kreditgenossenschaften House of Finance-Stiftungsprofessur für Finance und Accounting: U3L-Vorlesung: Sparkassen international 10
11 Ein erster Blick auf die deutschen Geno-Banken: Starke Parallelen zu den Sparkassen Allg. Kennzeichnung Grundprinzipien: Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung Gewinne werden teilweise an Mitglieder ausgeschüttet Seit 1974 können auch Nicht-Mitglieder Kredite bekommen Viele Vorteile sind verbunden mit Nachteilen Pros: Kleinteiligkeit erlaubt Kundennähe und Flexibilität Cons: Gesetzliche Beschränkung auf Kunden und einbehaltenen Gewinnenn als Quellen von Eigenkapital; schwacher Anreiz zu value creation ; ineffiziente Unternehmensverfassung; suboptimale Betriebsgrößen BVR: Deutscher Verband der Volks- und Raiffeisenbanken Funktion 1): Administative und politische Unterstützung der Mitglieder (d.h. Der einzelnen VR-Banken) Funktion 2): Koordination der Verknüpfung zwischen DZ-Bank, WGZ- Bank, anderen Verbundunternehmen und lokalen Geno-Banken 11
12 Aktuelle Zahlen zu deutschen Geno-Banken Es gibt derzeit Genossenschaftsbanken Die zusammen Bankstellen haben Mit zusammen Mitarbeitern Und einer Bilanzsumme von Mrd. Euro Ratings: A+ (Fitch) bzw. AA- (S&P) 30 Mio. Kunden Davon 17 Mio. Mitgliedern House of Finance-Stiftungsprofessur für Finance und Accounting: U3L-Vorlesung: Sparkassen international 12
13 Historische Zahlen zu deutschen Geno-Banken House of Finance-Stiftungsprofessur für Finance und Accounting: U3L-Vorlesung: Sparkassen international 13
14 Entwicklung der deutschen Geno-Banken
15 Die Marktstellung der Genossenschaftsbanken
16 Bilanzstrukturen und Geschäftsfelder der Geno-Banken
17 Die EK-Ausstattung der Geno-Banken
18 Die DZ Bank das Zentralinstitut der genossenschaftlichen Finanzgruppe Die Tradition genossenschaftlicher Zentralinstitute - Von der Preußenkasse über die DG-Bank zur DZ-Bank (Gruppe) -Früher drei-stufig aber das ist inzwischen Vergangenheit -Neben der (großen) DZ-Bank gibt es noch die (kleine) WGZ-Bank und alle bisherigen Versuche, sie zu verschmelzen, sind gescheitert -Die DZ-Bank ist die viertgrößte Bank in Deutschland - Eigenkapital: 65 Mrd - Bilanzsumme 400 Mrd. - Jahresüberschuss/Gewinn 2011: 5,7 Mrd - Zinsüberschuss: 1,9% der Bilanzsumme - Aufwands-Ertrags-Verhältnis : 71% (2010)
19 Es folgen vier Folien, die von der DZ-Bank stammen
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23 Zusammenfassung 1: Die Struktur der deutschen genossenschaftlichen Banken-Gruppe EIN (integriertes) Verbundsystem Der dritte Pfeiler des (traditionellen und stabilen) Drei-Säulen-Systems der deutschen Banken Früher mit einer drei-stufigen Struktur, heute nur noch zwei Die Zentralinstitution DZ-Bank ist trotzdem eher bescheiden Die Zahl der G-Banken ist dramatisch geschrumpft, Konzentration nur innerhalb der Gruppe Trotzdem sind die lokalen G-Banken noch sehr klein Kunden =?= Eigentümer - ein Governance-Problem! Gestaltet als in Verbundsystem und als solches sehr erfolgreich und stabil, siehe Ausland
24 Zusammenfassung 2: Die wirtschaftliche/finanzielle Lage der deutschen genoss. Banken-Gruppe Insgesamt und v.a. auf lokalem Niveau eine sehr solide Performance seit Jahrzehnten RoA/RoE and CIR gut im Vergleich zu privaten Geschäftsbanken, ähnlich wie Sparkassen Auf dem Zentralniveau im zeitablauf wechselvoll Mitgliederorientierung als Konzept vielleicht noch sinnvoll, aber auch ein Problem Performance in der Finanzkrise Fast überhaupt keine Probleme auf der Primärebene Leichte Probleme auf der Sekundärebene aber (hopefully) lessons learned Das Garantiesystem hat sich seit Jahren bewährt
25 Zusammenfassung 3: Gesamtwirtschaftliche Beurteilung Ist es gut, dass es in Deutschland (traditionelle) Genossenschaftsbanken gibt? Ja, sie sind wertvoll für die Kunden wie auch für Wirtschaft und Gesellschaft Früher einfach weil sie breiten Bevölkerungskreisen den Zugang zu Finanzsystem eröffneten Traditionell wegen ihrer wichtigen Rolle für bestimmte Kundengruppen, v.a. den so genannten (kleinen) Mittelstand Wesentlicher Beitrag zur Stabilität des Finanzsystems Und ein witerer indirekter Vorteil: Diversität Geschäftliicher/finanzieller Erfolg Beträchtlich und erstaunlich angesichts der eigenartigen Governance Erfolgreich wohl v.a. wegen dees ausgewogenen Verbundsystems Und und der eingebauten Langweiligkeit (=Risikoarmut) des Geschäftsmodells
26 Alternative Banken, die dominierende Kraft im österreichischen Bankensystem In Österreich sind die alternativen Banken sogar noch wichtiger als in Deutschland Es gibt ein System von (großen und kleinen) Sparkassen, das von der Ersten Bank- Gruppe (>50% des Gesamtvermögens) dominiert wird Und zwei verschiedene genossenschaftliche Bankengruppen: Die kleine Gruppe von (relativ großen) Volksbanken um die ÖVAG herum Die viel größere Gruppe von (kleineren) Raiffeisenbanken um die RZB herum Alle drei zentralen Institute sind viel dominanter gegenüber den lokalen Banken als ihre deutschen Pendants was Probleme zu verursachen scheint, falls etwas schief geht Und alle drei zentralen Institute spielen eine sehr starke Rolle in Ost- und Zentraleuropa wo etwas schief ging House of Finance-Stiftungsprofessur für Finance und Accounting: U3L-Vorlesung: Sparkassen international 26
27 Deposits from non-banks
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29 Loans to non-banks
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31 Return on equity
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33 Pre-tax RoE
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35 Cost-income-ratio
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37 Non-interest income over interest income
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39 Net-interest margin
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41 Entwicklung Raiffeisen International & Erste Group
42 Austrian Cooperative Banks Assessment Benefits for society: Supply of financial services and financial access Contributing to stability of the fin. system Indirect benefit once more: Diversity Business success surprising given the lack of genuine ownership due to federated system (Verbundsystem) and built-in dull business model on the local level Challenges Balance between local/central or members/managers Dual cooperative banking structure
43 The Perspectives of Cooperative Banking in Germany and Austria Germany: Institutional stability at both levels (now) sufficient for economic survival German coop banks fared relatively well in the crisis, and even gained in political terms Conservative business/organisational model still OK? Austria More affected by the crisis, due to CEE activity Inefficient dual structure inevitable? Possibly too much weight on cental institutions
44 Bewertung und Schlussfolgerungen: Brauchen wir alternative Banken und weshalb? Brauchen wir alternative Banken: In entwickelten bzw. Industrieländern? In Entwicklungs-, Schwellen- und Transformationsländern? Ja, weil der Zugang zu Bankdienstleistungen für einen Teil der Bevölkerung und insbesondere der Zugang zu Krediten für sehr kleine, kleine und mittelständische Unternehmen nach wie vor ein Problem darstellt: Aber beachten Sie die Gefahr der exzessiven Verbraucherkreditvergabe Ja, weil die Banken nicht börsennotiert sind und daher nicht erwartet wird, dass sie den Shareholder Value maximieren, weshalb sie weniger riskant sind: Weil sie ein grundlegenderes Geschäftsmodell haben Und sie - und nur sie - in der Lage sind, intertemporales Risiko zu reduzieren Aber: Das dürften nicht die einzigen Argumente sein! House of Finance-Stiftungsprofessur für Finance und Accounting: 44 U3L-Vorlesung: Sparkassen international
45 Warum wir alternative Banken brauchen Ja, weil die Rechtsform, die Eigentumsverhältnisse und die Steuerung das Verhalten der Bank formen: Vom Management einer Bank, das nicht nur den Interessen der Aktionäre verpflichtet ist, kann erwartet werden, dass es vorsichtiger und im Interesse der verschiedenen Stakeholder-Gruppen (und in seinem eigenen Interesse) handelt Sparkassen und Genossenschaftsbanken sind nicht börsennotiert und daher unter geringerem Druck, ihre Kunden auszunutzen und hohe Risiken einzugehen In der letzten (?) Krise gingen die deutschen STV Banken in der Tat viel geringere Risiken ein als alle großen Banken und waren daher viel weniger betroffen Das legt nahe, dass: Zumindest in Deutschland ein kausaler Zusammenhang zwischen der höheren Stabilität von STV Banken und der Stabilität der Bankenstruktur und sogar des gesamten Finanzsystems besteht Alternative oder STV Banken mit ihrem scheinbar altmodischen Geschäftsmodell sind vielleicht einfach besser als Shareholder Value-orientierte Banken -??? Es ist zwingend erforderlich, die politische Diskriminierung von STV Banken und der Merkmale, die sie stark und stabil machen, zu beenden Aber nochmal: Das dürften nicht die einzigen Argumente sein! House of Finance-Stiftungsprofessur für Finance und Accounting: U3L-Vorlesung: Sparkassen international 45
46 Bankenstruktur und Risiko 1: Die Bedeutung von Artenvielfalt Die Finanzkrise hat uns viel gelehrt: Es kann ein Zuviel an Gewinnorientierung und Kapitalmarktdruck geben Möglicherweise sind die STV-Banken mit ihren biederen Geschäftsmodellen ohnehin gesamtwirtschaftlich besser als die konventionellen Aktienbanken Wenn man das glaubt (was ich nicht tue), wäre das natürlich ein Grund, warum auch die Politik die fast in Verruf geratenen unkonventionellen Banktypen - einschließlich der für ihren Erfolg konstitutiven Merkmale - erhalten muss und sie jedenfalls nicht diskriminieren sollte Aber es gibt noch einen anderen und wichtigeren Grund: Das Diversitätsargument In den letzten Jahren hat man in den Life Sciences den Wert von Artenvielfalt oder Biodiversität zu erkennen gelernt. Er ergibt sich daraus, dass wir vieles nicht wissen (können) und die Herausforderungen der Zukunft nicht überschauen (können) Angesichts unseres Unwissens lohnt es sich, Artenvielfalt gezielt zu erhalten, denn Arten, die sonst verschwinden würden, können später für die Heilung von (heute noch unbekannten) Krankheiten eine (heute noch unbekannte) Bedeutung haben Diese Überlegung lässt sich direkt auf die Frage nach der optimalen Struktur des Bank- und Finanzsystems übertragen House of Finance-Stiftungsprofessur für Finance und Accounting: U3L-Vorlesung: Sparkassen international 46
47 Fazit Weil wir nicht wissen, welche wirklich die beste Struktur des Finanzsystems ist, und um das Risiko zu begrenzen, auf die falsche Organisationsform zu setzen, brauchen wir Diversität im deutschen und im europäischen Finanzsystem! Mehr dazu finden Sie in den beiden CEPS Studien von Rym Ayadi et al über Diversity in the Banking Sector in Europe zu Sparkassen (2009) und Genossenschaftsbanken (2010) (kostenlos vom Netz bei CEPS.org herunterladbar) House of Finance-Stiftungsprofessur für Finance und Accounting: U3L-Vorlesung: Sparkassen international 47
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